Adventskalender 21: Wendekreise
Er war ein Mann, der astrologisch dicht unterm Wendekreis des Steinbocks lebte und über den Tropic Of Capricorn sogar ein Buch schrieb: Kurz nach der Wintersonnenwende geboren (Henry Miller würde in ein paar Tagen 122 Jahre alt), stand er stark unter dem Einfluß von Saturn, hatte aber mit dem AC darunter ein viel schubhafteres Widder-Wesen.
Der Skorpion mit Mond-Mars-Konjunktion und Uranus in 7 war beileibe auch nicht zu überlesen. Bei dem Jungen aus Yorkville, Manhattan, dessen Vater Schneider war, drehte sich vieles besessen um Liebe und Sex. Und: Miller sah und nahm alles persönlich - unter anderem ein Effekt des vom AC-Herrscher Mars aufgeheizten Mondes.
Immer wieder meldete sich jedoch genauso die 9. Haus-Sonne mit ihrem weiten Blick kaum überhörbar. An ihr klebte - trotz aller Nexus-Plexus-Crazy-Cock-Sperenzchen - eindeutig dieser saturnische Zug zur Konvention, ausgerechnet bei ihm, dem Schocker unter den Schriftstellern. Miller gab zwar wilde, bunte Dekrete des Lebens heraus, verkündete aber dabei immer sehr spezielle, eigene Position - wie alles ist, nämlich bittersüß, und wie es richtiger wäre. Unter der Leidenschaft versteckte sich ein Statement nach dem anderen. Steinbock eben.
Vor allem, was Millers Visionen anging. Sie drehten sich oft unter- oder oberschwellig um Humanismus und eine gerechtere Welt, statt nur um platten Lust-Gewinn. Mond-Mars-Skorpion ist eben auch schwerst dogmatisch - Uranus hin oder her - wenn er auf dem Boden der Kardinal-Wendekreise operiert. Der heftige-hektische, zentral-nervöse Anteil dieser Konstellation zeigte sich bereits in der Jugend des späteren Schriftstellers. Er war einfach nicht fähig, es bei irgendeinem seiner vielen Arbeits-Versuche, geschweige denn an der Uni, auszuhalten.
Menschen mit 6. Haus-Saturn bestimmen eben selbst über Anpassung oder nicht oder sie erleben den Brotjob als Blockade. Deshalb eignen sie sich auch am besten als Selbstständige. Henry Miller ging es da nicht anders. Wer - wie er - einen Riecher für Richtig und Falsch hat und sich als Mann leicht von Ohnmacht bedroht fühlt (Skorpion-Mars), spielt dann letztlich auch jedes noch so kleine Macht-Gefüge intensiv und leuchtend lebendig aus. Das tat er, während er in seinen Werken sein Lebens-Setting neu kreierte.
Adventskalender 20: Die Astro-WG
Fische (ziellos umherlaufend, flüsternd):
"Hey Stier, kommst du mal?"
Löwe zu Wassermann:
"Guck mal, Fische hat wieder Orientierungs-Probleme." Stier holt Fische ein Glas Dill-Senf-Dip aus einem Schrank am entgegengesetzten Ende.
Krebs (zu Widder): "Wieso in aller Welt wurdest du Soldat?"
Widder: "Aus dem gleichen Grund, warum du Kinderkrankenschwester geworden bist."
Waage: "Na, das ist ja wohl ein kleiner Unterschied, ob jemand Leben rettet oder piff-paff..."
Wassermann: "Ich habe neulich einen Beitrag gesehen. Da wurde ein kleines, schwerverletztes Mädchen in Afghanistan von Soldaten gerettet und hierher in ein Kinderkrankenhaus geschickt."
Widder: "Darüber möchte ich nicht reden:"
Krebs (mit einer Träne in den Augen): "Ich auch nicht"
Auf dem blauen Bildschirm in der Mitte des Raumes flackert es und ein Text baut sich auf - in bislang unbekannter Aufmachung. Zwillinge (andächtig, als wäre die Welt gerade neu erschaffen worden):
"Willkommen im Paralleluniversum. Macht euch keine Sorgen. Nachdem wir heute zum ersten Mal mehr als 25 Zuschauer zählen konnten, werdet ihr auch weiterhin auf Sendung bleiben. Wir hoffen, dass das keiner laut vorliest. Arbeitsvertrag Seite 2, Abschnitt Besondere Bestimmungen..."
Adventskalender 19: Rudern zwei...
"Rudern zwei ein Boot, der eine kundig der Sterne,
der andre/
kundig der Stürme,
wird der eine/
führn durch die Sterne,
wird der andre/
führn durch die Stürme,
und am Ende, ganz am Ende/
wird das Meer in der Erinnerung/
blau sein."
(von Reiner Kunze, *16. August 1933)
Er ist ein feuriger Geist, Löwe, vermutlich mit Krebs-Mond (da muss man nur das obige Gedicht fühlen, statt es zu lesen).
Reiner Kunze, Schriftsteller, Dichter, Dissident mit Mars-Pluto-Quadrat und Opposition Uranus, verließ 1977 die DDR - sprich, stellte einen Ausbürgerungs-Antrag, weil ihm Jahre Haft angekündigt waren. Da stand gerade der Drachenkopf an seinem Waage-Mars, den er mit Marcel Reich-Ranicki gemeinsam hat. Und alles wurde anders.
Adventskalender 18: Die 12 Fragen
Alles hat mindestens zwei Seiten und dazwischen einen Kosmos unendlicher Möglichkeiten. Was willst du?
Widder (Mars oder 1. Haus): Willst du tun, entfachen, bewegen, Initiative, Neuanfang, körperliche Anstrengung, leidenschaftliche Flamme, Aktivität oder lieber zerstören, zielen, die Sau rauslassen, Wut, Ärger, Kampf befeuern?
Stier (Venus, 2. Haus): Willst du sammeln, sichern, aufbauen, einen Platz in deiner Herde finden, Grenzen wertschätzen, Stabilität schaffen oder greifen, haben, greifen, einzäunen, greifen, Geld unter der Matratze verstecken, greifen nach Prestige um jeden Preis?
Zwillinge (Merkur, 3. Haus): Willst du lernen, denken, geistige Spritztouren ohne Anspruch auf absolute Richtigkeit unternehmen, Ideen versprühen, dein Umfeld klug analysieren oder heute dies, morgen das als wirklich verkaufen und mit einer Realität beliebig dealen, deren Deal du bist?
Krebs (Mond, 4. Haus): Willst du empfinden, sorgen, bemuttern, satt werden am Selbst, kindlich neu erfahren - oder lieber an der „großen Mutter Dasein“ saugen, solange sie dir für deine wechselnden Stimmungen und bekannten Verletzungen dramatisch etwas schuldig bleibt?
Löwe (Sonne, 5. Haus): Willst du spielen, regieren, erschaffen, am Puls von Kunst, Kreativität und königlicher Wärme leben oder als ewiger Gamer Aufmerksamkeit aus dem Hofstaat ziehen, der deine Werke niemals genug würdigen wird?
Jungfrau (Merkur, 6. Haus): Willst du mit Notwendigkeiten tanzen, dem Nützlichen dienen, Anpassung üben, Kraft aussteuern oder lieber als ewige Magd auch noch das kleinste Loch im Eimer beschreien, während weiter und weiter Wasser herausläuft?
Adventskalender 17: Vollmond-Klima
Der Mond ist so rund, dass die Scheibe der Erde darunter in eine viel zu kleine, zerbrechliche Demut fallen müsste. Die Sterne so mutig, dass sie darum kreisen und doppelt glänzen. Aber Jupiter schläft nicht, wenn Sonne nachts im letzten vollen Schein von Frau Luna im Schützen steht und er von ihr beherrscht wird. Das ist die Zeit der Kinder, der Träume, des Wachsens und des Wünschens. "Mehr", schrie der kleine Häwelmann, "mehr, leuchte, alter Mond, leuchte!"
Theodor Storm, mit Jupiter, Uranus und Neptun im Schützen und Sonne im Mond-Haus und umgekehrt (RADIX), hatte vielleicht einen besonderen, gelebten Bezug zu den Mondphasen. Darum erfand er auch den kleinen Häwelmann, einen Jungen, der einfach nicht genug bekommen kann und nachts in seinem Bettchen über's Himmelszelt fährt und den Mond in seine Dienste stellt.
Der Dichter hatte Jupiter eben im eigenen Zeichen und wusste eine Menge über Hybris und die Zeiten, in denen einem so gar nicht nach Demut zumute ist.
Obwohl er als Jungfrau-Sonne für poetischen Realismus bekannt wurde.
Heute ist so ein Mond - der letzte Vollmond, bevor das Jahr abnimmt und geht, mit allem, was es uns geschenkt und genommen hat. Es ist gut, nach dem Neumond, der den Abschied in seinem Wachsen ankündigte, jetzt auch wirklich bewusst Adieu sagen zu können. Damit der neue Anfang pur, klar, direkt und fraglos wird - wie die Phase danach, die Kraft aus der Form, im Steinbock.
Manchmal muss es erst wehtun, damit es dann hilfreich werden kann. All das steckt schon in der Achse und ihrem Schatten.
Adventskalender 16: Der 90. Grad
"Die Angelegenheit scheint sehr vielen unbekannt und nur von wenigen leicht verständlich beschrieben worden zu sein. Aber es scheint mir, dass Petosiris auch diese Angelegenheit eifersüchtig verheimlichen wollte." (Firmicus Maternus - Matheseos Libri VIII, Chiron Verlag, Links siehe Artikel-Ende).
Die Rede ist vom ominösen "90. Grad", einem Punkt im Radix, den der astrologische Schriftsteller und Senator Julius Firmicus Maternus in seinen "Acht Büchern des Wissens" als einen der bedeutungsvollsten im ganzen Horoskop bezeichnete.
"In allen Genituren ist es aber notwendig, den 90. Grad sorgfältig zu untersuchen, da man aus diesen Graden das Lebensende, den Tod, Unglück, Gefahren, Glück und das ganze Wesen der Genitur feststellen kann." (siehe ebenda).
Obwohl Maternus mit seiner Sammlung antiken astrologischen Wissens einen Meilenstein der Überlieferung von alter Weisheit in die Moderne lieferte, sind diese 90. Grade der Astrologie irgendwo unterwegs verloren gegangen. Kaum jemand nutzt den 90. Grad nämlich noch für die Auslegung. Auch wenn der Autor nachdrücklich auf seinen Wert hinweist.
Im Grunde gibt es sogar zwei 90. Grade, die Maternus für unermesslich wichtig hält: Sie beschreiben zum einen den genauen Quadrat-Punkt zum Aszendenten (laut Anmerkung im Buch in den Aufgang - = Aufgangsmaß - also Richtung MC angetragen) und zum anderen den 90. Grad des Mondes (genauso). "So wirst du den Ausgang des Todes, so die Ordnung des Lebens und so das Wesen der ganzen Genitur finden."
Adventskalender 15: Die Astro-WG
Krebs (im Gehen): "Bin ich hier die Einzige, die das Gefühl hat, von allen guten Geistern verlassen zu sein?"
Skorpion: "Wenn du damit das Produktions-Team meinst..." (piekst sich mit einer Plastikgabel tief in den Unterarm)"
Zwillinge: "Hör auf, ich kann das nicht sehen!"
Steinbock: "Keine Angst, seine Epidermis ist so vernarbt wie ein Schildkrötenpanzer!"
Schütze: "Aber Krebs hat recht. Ich stelle mir auch die Frage nach dem Sinn von allem hier." Stier und Widder (in einem Shirt mit der Zahl 42 darauf) kommen zurück.
Wassermann (zu Widder): "Und nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest, haha!"
Stier: "Warum lachst du?"
Wassermann: "Ich hab mit 14 den "Anhalter" gelesen und später gegoogelt und da kommt echt als erstes irgendein Quatsch im Wiki - mit irrwitzigen Rechenoperationen..."
Jungfrau: "Und die ergeben genau 42!"
Steinbock: "Aber was Douglas Adams dazu gesagt hat..."
Fische: "Du meinst, dass er in den Garten hinausgeschaut hat? 42 - warum nicht? Und das glaubst du?!"
Jungfrau (zu Wassermann): "Du hast mit 14 den "Anhalter" gelesen, so so! Wieviel mal 3 sind denn 42, hm?"
Stier: "Stop! Hier sind wir unter uns. Also, das hat was mit Kabbalah zu tun, Tarot und so weiter."
Widder fühlt sich schon wieder unwohl. Schütze: "Aha?! Und du verstehst was davon?!"
Adventskalender 14: Bullerbü backt
Alles wie in Bullerbü: Schwedens kleiner Mondfisch, Prinzessin Estelle, wird vermutlich mal eine ziemlich gute Kickboxerin abgeben. Schon bei den Advents-Festivitäten zuhause setzt sie sich mit dem Aszendenten am Galaktischen Zentrum ordentlich durch. Da wundert es keinen, dass sie zufällig frappant ähnliche Radix-Stellungen mit der gerade erst wieder ganz neuen Kick-Weltmeisterin Dr. Christine Theiss teilt. Aber noch hat Thronfolgerin Victorias Tochter, die im Februar zwei Jahre alt wird, Besseres zu tun, als in den Ring zu steigen: Im Schloss Haga wird gerade gebacken, was das Zeug hält (Klick auf's Bild links führt zum Video des Hofes). Zwischen Christ-Sternen, Nikoläusen und Tannen-Zweigen entfaltet sich das spezielle Charisma des jüngsten Hof-Mitglieds, das bei Neumond in den Fischen (und mit drei weiteren Faktoren dort) geboren ist.
Den Stolz auf die normalste und netteste royale Familie Europas sieht man auch der Webseite des Kungahuset, also Königshauses, an.
Da sitzen sie und walken Teig für Zimtsterne oder Spekulatius: Mama Victoria, Krebs mit Krebs-Mond und roter Schürze, als zukünftige Königin, Papa Daniel, Jungfrau-Sonne mit Merkur-Pluto-Konjunktion, der alles ganz genau macht, und das Kind im blauen Wasch-Kleidchen und mit Erkennungs-Schleifchen im Haar (Stier-Jupiter in 3 liebt häufiger mal hübsche Kopf-Bedeckungen). Und alles ist so, wie wir es uns immer schon in Lönneberga, Himmelpfort oder sonstwo vorstellten, bevor Ikea über die Welt kam und wir lernten, Schweden wegen seiner Billys, Elchwurst und Mandeltorten zu lieben. Was schon bei Estelles Geburt nach dem ersten Blick ins Horoskop zu vermuten war: Nicht nur die sonst stets gefasste, richtige Oma Silvia wird trotz Steinbock-Betonung ganz gerührt beim Anblick ihrer Enkelin, sondern der kleine Stern mit Ticket zur Mythen-Bildung versetzt das ganze Land in Entzücken.
Adventskalender 13: Sams' Papa
"Will man was, ganz stark und fest, geht's auch ohne Wunschmaschine. Selbst das Schwein lernt Violine, wenn es nur nicht lockerlässt!" So sprach das Sams, ein Wesen, das die Wunschpunkte (vormals Sommersprossen) wieder gesellschaftsfähig gemacht hat. Und sein Papa, der Autor, freut sich. Schütze-Sonne Paul Maar, Kinderbuch-Erfinder, genialer Kopf und Multi-Talent, hat einen immer jungen Widder-Mond. Vermutlich mit Quadrat zum Jupiter. Eine Verbindung, die in der einen oder anderen Form (auch über lunare Bezüge zu 9) bei Schriftstellern häufig ist.
Das Sams, Maars vielleicht bekannteste Figur, ist Deutschlands Antwort auf Pippi Langstrumpf. Und das muss man erst mal hinbekommen. Der Autor, als Kind schon hungrig nach guten Büchern, hat heute Geburtstag und wird 76 Jahre alt. Geboren wurde Maar, der jetzt in Bamberg wohnt und arbeitet, im Winter 1937 in Schweinfurt. Harte Zeiten für jemanden, der auch Venus im weite-gewohnten und literatur-liebenden Schütze-Zeichen hat.
Mit Sonne nah dem Galaktischen Zentrum im Quadrat zu Neptun war aber klar, dass der kleine Paul eher zu den Zeitgenossen gehörte, die immer etwas querer leben als die anderen. Ein Träumer, dessen Mama früh starb, der Vater geriet in Kriegs-Gefangenschaft und bei seinem Stief-Opa, einem Gastwirt, der für unendliche Geschichten bekannt war, die er seinen Gästen erzählte, lernte Paul wahrscheinlich, Worte zu lieben. Dafür waren Bücher dann später, wieder beim Vater, verpönt. Der Junge mit dem ganz eigenen Kopf (Schütze-Widder) ging heimlich zu einem Freund - lesen.