Frankreich: wenn zwei sich streiten...
Die Merkur-Starre war gerade mal seit ein paar Stunden vorbei (siehe dazu Merkur-Gleichung: 3 Tage sind 2 Jahre), da zofften sich die beiden verbliebenen Präsidentschafts-Kandidaten, Löwin Marine Le Pen und fast-Steinbock-aber-doch-noch-Schütze Emmanuel Macron, vor den Augen von Millionen Zuschauern live in einer Fernsehdebatte. Und nachdem ich mir das tapfer 3 Stunden lang angesehen hatte (obwohl ich kein Wort französisch verstehe und die Übersetzungen ähnlich chaotisch waren wie die Diskussion zwischen den beiden), verstand ich zumindest all diejenigen unserer Nachbarn, die sich entschieden haben am Sonntag nicht zu wählen.
Denn das was als politische Debatte mit wichtigen, inhaltlichen Schwerpunkten angekündigt war erinnerte stark an die Live-Diskussionen im US-Wahlkampf zwischen Donald „The Unbelievable Greatest President ever“ Trump und Hillary Clinton. Nur dass diesmal auch die Moderatoren völlig den Überblick verloren haben, anscheinend wirkt so ein stationärer Merkur besonders stark auf alle Berufsgruppen, die unter seiner Herrschaft stehen.
So konnten also Le Pen und Macron mehr oder weniger machen was sie wollten und das war bestenfalls albern. Und erinnerte ein bisschen an einen Beziehungsstreit zwischen zwei Partnern, die sich zwar intellektuell nicht sonderlich mögen, aber trotzdem fasziniert sind von einer ungreifbaren Anziehungskraft zwischen ihnen, die sich dann eben gerne mal über eine bestimmte Form der Auseinandersetzung zeigt. Kennzeichen im Gegensatz zu dem üblichen Streit: beide haben scheinbar größten Spaß an dieser Form der Begegnung.
Aber kein Wunder, denn da trafen sich ja auch Sonne (Macron) und Mond (Le Pen), im Umfeld eines Venus-Venus-Trigons, aber auch einer Konjunktion von Mars (Macron) und Sonne-Merkur (Le Pen).
Nur dass die beiden eben keine wirkliche Beziehung hier auf Erden miteinander haben, sondern eher nur eine konzeptionelle, mental vorgestellte oder auch eingebildete. Im ersteren Fall (Real-Life-Beziehungen) zeigt dann auch fast immer das Combin (die Begegnung zweier Menschen innerhalb der Zeit mit allen tatsächlichen Konstellationen) wohin die Reise geht und welche Transportmittel man am besten nutzt, im zweiten Fall ist es dann eher das Composit, das ja auch nur eine gedachtes Begegnungschart ist, wo man sich symbolisch in einer abstrakten Mitte jenseits aller Wirklichkeiten trifft.
Und dieses Composit der beiden „Gegner“ erklärt dann auch, warum diese ganze Debatte zu einer Beziehungsschlacht wurde, die bei allen Beobachtern nur den Eindruck von Chaos hinterlassen hat: da gibt es eine Sonne-Merkur-Venus-Uranus Konjunktion in der Waage, eine Mars-Jupiter Konjunktion im Löwen, dazu noch einen Fische-Mond und Neptun steht am Composit-AC.
Natürlich auch in dieser Debatte zeigte sich wieder einmal, dass Marine Le Pen, wie alle Populisten, überhaupt keinen Plan hat, wie sie denn aus der scheinbar am Abgrund stehenden Republik ein blühendes Land machen will. Die einzige Strategie aller Populisten besteht darin, gegen das zu sein, was bereits existiert. Kommen sie dann an die Macht wie „TugPe“ (The greatest unbelieveable usw.), dann zeigt sich schnell, dass es eben immer nur genau darum geht – an die Macht zu kommen um sich persönliche Vorteile zu verschaffen oder das eigene Ego zu glorifizieren. Kann sein, dass man dann vielleicht doch noch zur Besinnung kommt und versteht, wie groß die eigene Verantwortung durch solche Posten wird, kann aber auch sein, dass man zum Spielball der eigenen Emotionen und Irritationen wird und die Welt dann richtig in Krisen und Katastrophen führt.
Fast immer, wenn man sich die entsprechenden Radix-Konstellationen anschaut, findet man ganz persönliche Signaturen, die erklären, warum zum Beispiel jemand Angst vor allem Fremden schürt. Weil man, wie Frau Le Pen, diese Angst in sich trägt, ausgedrückt durch Saturn in Haus sieben im Quincunx zu Uranus in zwölf und Neptun in zwei. Man sieht „die Anderen“ dann oft (also alles womit man sich selbst nicht identifizieren kann oder will) als Hindernis für die eigene, ungehinderte Selbstverwirklichung, erlebt die Abweichungen von der eigenen Norm als permanente Bedrohung die plötzlich und unerwartet „zuschlagen“ kann und dabei die eigenen Werte bzw. Besitztümer bzw. das engste Umfeld schwächen wird.
Da kommen einem dann Flüchtlinge etc. im eigenen Land natürlich sehr gelegen und man wirkt in seinem Kampf gegen alles Fremde auch äußerst authentisch. Denn man ist es ja auch, allerdings nur und ausschließlich um die eigenen Ängste einzudämmen bzw. inneren Konzepte zu bestätigen.
Emmanuel Macron hat ja nun auch Saturn in Haus sieben, allerdings ist der Hauptaspekt ein Trigon zur eigenen Sonne im Schützen, zudem steht Saturn rückläufig auf 0° Jungfrau, was dem Ganzen eine generell andere atmosphärische Note gibt. Hier zeigt sich das Fremde dann meist weniger im persönlich-individuellen Bereich (wie bei Saturn im Widder), als in Bezug auf Systeme und Wertmaßstäbe. Die Kontrolle wird also einfach anders ausgeübt, dementsprechend hat Macron ja früh erkannt, was die Welt wirklich regiert und seine berufliche Laufbahn entsprechend ausgerichtet. Insofern darf man voraussetzen, dass er tatsächlich vorhat, die Wirtschaft zu sanieren und viele Neuerungen einzuführen, die aus seiner Sicht die Welt überschaubarer und kontrollierbarer machen. Dass sein aktuelles Buch „Revolution“ heißt, entspricht dann wiederum in bester Manier seiner Mond-Uranus Opposition, dass er für viele Franzosen ein Buch mit sieben Siegeln bleibt, ist wohl auch seinem Sonnenstand auf 29° Schütze geschuldet.
Aber all das sind nur kleine Ausschnitte aus einem Gesamtbild, das weitaus komplexer und tiefgehender ist, als man es in einem kleinen Artikel darstellen kann. Die Frage bleibt, wer am Sonntag die Wahl gewinnt. Schlimmste Befürchtungen dazu haben wir ja schon vor knapp 2 Wochen geäußert (siehe Frankreich am Scheideweg – stoppt Marine), bleibt also nur zu hoffen, dass sich auch die unentschlossen Wähler in Frankreich einen Ruck geben und zumindest das kleinere Übel wählen werden. Noch sieht es 3 Tage vor der Wahl laut allen Umfragen sehr gut für Macron aus, aber ähnliches dachte man auch vor gar nicht allzu langer Zeit in den USA.
Titelbild: Macron - Gouvernement français [CC BY-SA 3.0 fr (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/fr/deed.en)], via Wikimedia Commons; Le Pen - Foto-AG Gymnasium Melle [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons