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Kuhtopia: Die Nacht der langen Messer...

Stell dir vor, jemand hätte den aktuellen Pluto genau im Quincunx zu seinem Geburts-Jupiter stehen. Genau jetzt, wo dieser zu allem Überfluss auch noch stationär und dann rückläufig geworden ist. Mit anderen Worten – was schon unter normalen Umständen (wenn die Phase der Zeit, die über Plutos Bewegung ausgedrückt wird, relativ fließend ist) große Herausforderungen mit sich bringen kann (weil Pluto-Transite immer schwierig sind und ein Quincunx zumindest anfänglich diese Tendenz noch verstärkt), wird in solchen Augenblicken fast zwanghaft zu einer Lebenssituation führen, die einschneidende Veränderungen fordert.

So zumindest würde man das gemeinhin astrologisch auf einen einfachen Punkt bringen.

Als ich vor einigen Wochen hier das neue Big-Brother Format namens Newtopia als astrologische Goldgrube für Forschungen und Beobachtungen angepriesen habe, hätte ich selbst nicht erwartet, wie deutlich sich in und an dieser Sendung solche Auslösungen zeigen würden, obwohl die Grundanlagen wie zB eine Sonne-Neptun Konjunktion im Quadrat zu Saturn sehr deutlich in bestimmte Richtungen wiesen. Aber selbst nach 40 Jahren Auseinandersetzung und Beschäftigung mit dem Thema, bleiben ja doch immer auch gewisse Zweifel, ob die gängigen Vorstellungen und Überlieferungen so ohne weiteres zu übertragen sind. Zum Beispiel auf das Ereignis-Horoskop einer Fernsehsendung und ihrer Erstausstrahlung. Nun gibt es ja da schon kritische Stimmen, die meinen, dass man eigentlich den Beginn einer solchen Produktion als Referenz nehmen sollte, und bezogen auf die eigentliche „Substanz“ einer solchen Sendung ist das sicher nicht verkehrt.

Aber hier geht es ja auch um die Resonanz beim Publikum, um Interaktion und Reaktion, gerade heutzutage im Zeitalter von Twitter und Facebook. Denn während früher die Zuschauer bei Nichtgefallen oder Kritik gerade mal einen „Leserbrief“ schreiben konnten, den alle anderen nie zu Gesicht bekamen, dauert es heute ca. 1-2 Minuten und schon tobt der schönste „Shitstorm“ durch die virtuellen Welten.

Und genau das passierte gestern den Machern von Newtopia, unter dem astrologischen „Gesichtspunkt“, den ich eingangs erwähnt habe. Denn just als Pluto anfing seine Rückwärts-Schleife durch den Zodiak einzuläuten, kamen die sogenannten Pioniere der Sendung vor einigen Tagen zum ersten Mal auf die Idee, gegen gängige Strukturen zu rebellieren. Die monatliche Nominierung eines Kandidaten stand an, der, wenn alles schlecht läuft für ihn, nach einem relativ komplizierten Prozedere das Camp verlassen muss. So ein Rauswurf ist quasi das „Salz in der Suppe“ dieses Sendeformats. Hier wird dann zusätzlich Mißgunst, Neid und Aggression unter den Teilnehmern erzeugt, alles Zutaten, die es aber schon reichlich vorher bei Newtopia gab. Trotzdem oder gerade deswegen, wollte man diesmal niemand „rauswählen“, auch wenn das bedeutet hätte, dass man mindestens vier weitere Wochen mit all denen zusammen leben musste, die man absolut nicht ausstehen konnte.

Zum ersten Mal also versuchten die Newtopianer tatsächlich etwas Neues einzubringen, dem Motto „hier gibt es keine Regeln“ gerecht zu werden und einen neuen Weg zu finden. Und zum ersten Mal entstand für kurze Momente so etwas wie ein Gemeinschaftsgeist, selbst Candy, der Inbegriff aller „Anti-Haltungen“ knickte plötzlich ein und empfand so etwas wie Zuneigung für die Gruppe.

Nur leider hatten die Pioniere die Rechnung ohne den Wirt bzw. die Mehrheit der Zuschauer gemacht. Denn die durften bisher als quasi 16. Pionier ebenfalls einen ungeliebten Teilnehmer für den Rauswurf nominieren, einen kostenpflichtigen Anruf vorausgesetzt. Durch die Weigerung der Gruppe sahen sich viele um ihre 50 Cent betrogen und SAT1 bzw TALPA, die Produktionsfirma, wollte ebenfalls nicht auf diese Zusatzeinnahmen verzichten.

Deshalb bekamen die Pioniere am Montag Abend einen „blauen Brief“, in dem sie ultimativ aufgefordert wurden, sich an die Vertragsbedingungen zu halten, also trotz ihrer Vorbehalte auch Kandidaten für den Rauswurf zu nominieren.

Natürlich kann man das verstehen, wenn plutonische Veränderungen anstehen wird in der Regel jeder Betroffene erst einmal versuchen, den einsetzenden Kontrollverlust auszugleichen. Meistens durch hartes Eingreifen und dem Versuch, mehr Kontrolle zu bekommen. Aber Pluto ist eben Pluto und so kam es wie es kommen musste: zwar knickten die Pioniere zähneknirschend ein und unterwarfen sich dem üblichen Prozedere, aber kaum war scheinbar das Gröbste überstanden, ging es plötzlich richtig ab.

Wüste Beschimpfungen und heftigste Aggressionen brachen plötzlich aus den Teilnehmern heraus („Verpiss dich, du Kackvogel“), und man saß fassungslos vor dem Live-Stream angesichts dieser menschlichen Tragödien, die man nun aber auch nur all zu gut aus dem eigenen Leben kennt. Enttäuschung, Frustration, Schuldzuweisungen bis hin zu Beleidigungen und Diffamierungen, wenn die eigenen Empfindungen scheinbar nicht mehr auszuhalten sind, weil die Umstände oder die Anderen sich nicht den eigenen Erwartungen gemäß verhalten haben. Genau das also, was man sich von diesem Format mit der 24h Live-Übertragung erhoffen durfte: trotz aller Versuche der Produktionsleitung sich einzumischen, gab es immer noch genügend Freiräume für hochlebendige und ungekünstelte Ausdrucksformen des menschlichen Miteinanders, auch wenn vieles davon fragwürdig und gewöhnungsbedürftig war (bis hin zu einem gewissen Ekelfaktor…).

Aber dann versuchten die Macher ein zweites Mal, das plutonische Transformationspotential zu entschärfen. Gegen 21:30 Uhr, als gerade der Jungfrau-Mond in Newtopia am höchsten Punkt des Himmels stand und damit seine Opposition zu Neptun noch mehr Gewicht bekam, schaltete die Produktionsleitung die Live-Streams ab. Alle.

Zu sehen gab es ab da nur noch die Kühe im Stall, und in den folgenden 33(!) Stunden durften sich alle, die für diesen Livestream bezahlt hatten, fragen, was um Himmelswillen dort in Königs Wusterhausen gerade passiert. Einige besorgte Zuschauer, die schon einen Amoklauf bestimmter Kandidaten vermuteten, alarmierten sogar die Polizei. Denn außer dem netten Bild der Kühe auf vier Live-Kameras gab es auch keinerlei weitere Informationen vom Sender. Erst am nächsten Morgen gegen 8 Uhr stand plötzlich eine halbherzige Mitteilung auf der Newtopia-Webseite, nochmal 7 Stunden später gab es eine ebenso unklare Ergänzung dazu.

Wie sich später heraus stellte, entschied die Produktion kurzerhand die „Pioniere“ wieder einmal zu "beraten" und wollte natürlich keine Zeugen dabei haben. „Man wolle ihnen eine Entscheidungshilfe geben…“, hiess es anfangs noch. Das Ergebnis heute: statt 16 Pionieren gibt es nur noch 10, der Rest hat sich im wahrsten Sinne vom Acker gemacht.

Nun sind die Kameras wieder an – und was die Zuschauer da heute zu sehen bekamen, war der nächste Schock. Die Pioniere hatten plötzlich allesamt Blumenkränze im Haar, und jeder (naja zumindest fast jeder…) konnte stundenlang dabei gefilmt werden, wie er oder sie brav Erde umgrub, Mittagessen kochte oder anderen hochwertigen Tätigkeiten nachging. Aus der bisherigen Diskussions- und Intrigantentruppe wurde quasi über Nacht eine Bio-Land-WG, die nun wohl in den nächsten Wochen und Monaten eher eine Gesellschaft aufbauen wird, wie sie vor ein paar tausend Jahren revolutionär war. Als Jäger und Sammler sesshaft wurden…

Und natürlich weiß man schon heute, dass das nicht lange gut gehen wird. Der zur Schau getragene neue Positivismus wirkt so aufgesetzt wie Candys Biberhaarschwanz und als astrologischer Beobachter darf man schon mal eine Prognose wagen: dieser eingeschlagene Weg wird kein leichter sein. Denn wenn man die bisherige Linie weiterhin konsequent verfolgt, dann darf man in Zukunft nur noch Leisetreter und angepasste Langeweiler in die große Scheune schicken. Was die ohnehin verärgerten Zuschauer natürlich entsprechend quittieren werden und den Herausforderungen eines Pluto-Transits nicht gerecht werden kann. Dann ist die Sendung schon sehr bald Geschichte.

Oder aber man holt sich im Prinzip dieselben schwierigen Charaktere wie Hans und Co. zurück, nur eben mit anderem Namen und Hintergrund, die dann in kürzester Zeit aus der schönen neuen Welt wieder ein Bootcamp für beziehungsgestörte Selbstdarsteller machen werden. Und man hat den Mut tatsächlich das angekündigte Experiment zu wagen -  keine Regeln, alles muss neu vereinbart werden. Dann könnte das Format tatsächlich bis in den Januar 2016 hinein erhalten bleiben, denn erst dann wird Pluto zum letzten Mal ins Quincunx zum Jupiter der Erstsendung laufen und damit wäre dann die Aufgabe erledigt.

So oder so, dies hier ist der letzte eigenständige Artikel zum Thema Newtopia. Ich überlege noch, ob ich das Ganze weiter in einer Art Astro-Blog begleiten werde, aber ganz im Sinne des Charts der Erstsendung mit Sonne-Neptun in den Fischen kann ich im Moment nur sagen:

Sicher ist das alles nicht, zumindest solange weiterhin die Gefahr besteht, dass Newtopia von den Machern immer wieder mal willkürlich zu Kuhtopia gemacht wird.

Bilder: Titelbild - (C) SAT1/Andre Kowalksi, Abschied - (C) SAT1

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Samstag, 27. Juli 2024

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