Paul Potts: Nessun dorma - Keiner schlafe
Dilegua, o notte!
Tramontate, stelle! Tramontate, stelle!
All'alba vincerò! Vincerò! Vincerò!
aus Nessun Dorma – Giacomo Puccini
Als die Oper Turandot des damals bereits verstorbenen Komponisten Giacomo Puccini am 24. April 1928 in Mailand uraufgeführt wurde, gab es am Himmel große Ähnlichkeiten mit den schwierigen Planetenständen von 2015/2016. Jupiter und Neptun standen sich im Zodiak gegenüber (allerdings auf der Achse Löwe-Wassermann) und beide im Quadrat zu Saturn auf 24°08´ im Skorpion. Dies war gleichzeitig auch der Tag, an dem der Siegeszug von Nessun Dorma begann: „Verschwinde, oh Nacht! Geht unter, Sterne! Geht unter, Sterne! Zum Sonnenaufgang werde ich siegen! Vincero! Vincero!“.
Auf 24°10´ im Skorpion steht auch die Venus eines Mannes, der sein Leben lang immer nur singen wollte, obwohl alles in ihm und um ihn herum signalisierte, dass dies immer nur ein Traum bleiben würde. Bis zu jenem 17. März 2007, als sich Paul Potts trotz heftigster Rückschläge und Hindernisse dazu entschloss, bei der ersten Staffel von „Britain got Talent“ vorzusingen, mit seiner Version von „Nessun dorma“. Nun steht Potts Venus leider nicht ganz ohne Einschränkungen in seinem Geburtshoroskop, sondern als ein Ausdruck diverser Hindernisse in seiner künstlerischen Selbstverwirklichung steht Saturn in Opposition dazu. Aber an diesem Tag passiert etwas Außergewöhnliches – denn Neptun kommt und schwemmt alles hinweg, was bisher in Potts Leben zur Last wurde.
Und zeigt sich stattdessen als einer dieser großartigen Sehnsuchtsmomente, die man nur selten erlebt und noch seltener mit einem Millionenpublikum teilen kann. An diesem Tag steht sowohl „der Löwe-Neptun“ von Nessun Dorma im Quadrat zu Potts Saturn, wie auch der aktuelle Wasserman-Neptun seines Auftritts. Und es scheint dann so zu sein, wie in der Mathematik: Minus und Minus ergibt ein dickes Plus.
Kritiker mögen nach wie vor einwenden, dass die Stimme von Paul Potts nicht wirklich außergewöhnlich sei oder dass er auf den Opern-Bühnen dieser Welt niemals ein ganz Großer geworden wäre. Schließlich hatte ihm schon Meister Luciano Pavarotti Jahre zuvor bei einem Vorsingen erklärt, dass ihm zum Opernstar das entsprechende Selbstbewusstsein fehlen würde.
Selbstbewusstsein mit einem Pluto genau am Aszendent zu entwickeln, ist eine heikle Sache. Entweder beginnt man das eigene permanente Leiden zynisch zu verarbeiten und verdrängt die eigenen Empfindungen mehr und mehr, oder man entwickelt eher ein ausgeprägtes Schuld- statt eines Selbstbewusstseins. Es sei denn man findet ein Medium, einen Ausdruck, der mit all den Schwierigkeiten, die mit solch einer Verbindung meistens einher gehen, kompatibel ist. Und dann zu einer Art Therapie, zu einer Möglichkeit der Verarbeitung wird.
So wie das Singen für Paul Potts.
Denn einem wie ihm, der auch noch einen Fische-Mond in genauer Opposition zu diesem Pluto am Aszendenten hat, ist es meistens nicht vergönnt, Gefühle abzuwehren oder zu verdrängen. Er hat nur eine einzige Chance damit umzugehen – über die neptunische Transzendierung des eigenen Leidens und der damit verbundenen Schmerzen. Hier zeigt sich dann auch die wahre Größe Neptuns und des zwölften Zeichens, denn findet solch eine Transzendierung statt, dann zeigt sich immer auch etwas völlig Großartiges, dass niemals angemessen in nüchterne Begriffe zu fassen ist, egal wie sehr man sich auch darum bemüht.
Aber es ist eben nicht das Großartige eines Jupiter, keine absolute Erhöhung des Wahren, Guten und Erstrebenswerten, sondern die Fähigkeit das Göttlich-Letztendliche im Gewöhnlichen und sogar im Niederen und Hässlichen zu erfahren. So jedenfalls hat es einmal Stanislav Grof, ein Mitbegründer der transpersonalen Psychologie, erklärt und er meinte gleichzeitig:
"Die Schöpfung hinzunehmen, wie sie ist, samt ihrer Schattenseite und der eigenen Rolle darin, ist eine der schwierigsten Aufgaben, die sich uns auf einer tiefgehenden philosophischen und spirituellen Suche stellen können."
Aber nur wenn genau das geschieht können wir halbwegs sicher sein, dass wir tatsächlich gerade die 12. Stufe unserer spirituellen Entwicklung erfahren und nicht nur eine der elf vorhergehenden Varianten. Die Vorstufe dazu, zumindest auf einer inneren, empfundenen Ebene, findet sich in den plutonischen Erfahrungen wieder, die wir alle auf die eine oder andere Weise machen.
Müssen.
Denn ohne sie fehlt das Potential, um auch die nächsten Stufen in der eigenen Entwicklung nicht schon als Endstadion zu begreifen, sondern nur als Schritte hin zur absoluten Transzendierung von allem. Nur dann wird man die Ebenen und Erfahrungen des 12. Zeichens als wirkliche Befreiung und Erlösung im bestmöglichen Sinne erleben.
All das spiegelt sich im Gesicht von Paul Potts bei seinem legendären Auftritt am 17. März 2007. Als die Sonne exakt auf seinem Fische-Mond steht, Neptun im Trigon zu seiner Sonne und Sonne im Trigon zu seinem Neptun. An einem Tag, an dem das große Trigon zwischen Saturn und Jupiter exakt wurde und genau dazwischen, auf halbem Weg stand eben auch die Sonne von Paul Potts.
Die Geschichte von Paul Potts zeigt, wie es anders gehen kann. Wenn man nicht gegen das eigene Schicksal, das eigene Leben permanent aufbegehrt und Sicherheiten dort sucht, wo es keine gibt. Sondern die manifesten Herausforderungen und Schwierigkeiten annimmt und dabei nicht aufhört an das Gute in sich selbst und im Leben generell zu glauben. Und vor allem – nicht aufhört nach den damit verbundenen Prinzipien zu leben.
Dann plötzlich, von einem Augenblick zum nächsten, wird aus einem mißbrauchten Jungen, der sich nie zu wehren wusste gegen die Ungerechtigkeit der Welt, eine Manifestation Neptuns: eine wahrhafte Quelle der Inspiration, jenseits von Dogmen, Meinungen und theoretischen Überzeugungen. Und die auch heute noch, neun Jahre später, nichts von ihrer Faszination verloren hat, zumindest was den Moment angeht, der für Paul Potts alles verändert hat.
Titelbild: Paul Potts - By GabboT (Flickr: One Chance 05) [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons