Prinz Philip: Szenen einer royalen Ehe
Stets den Tick anders, als er soll und mit Jupiter-Uranus besonders gern gegen den Strom: "Werft ihr immer noch Speere aufeinander?"* Mit Fragen wie dieser in Australien machte sich HRH Prince Philip Mountbatten, Duke of Edinburgh, nicht nur bei Banketten, sondern auch im Schoße der Familie beliebt. Heute Teil II des royalen Portraits von EVA-CHRISTIANE WETTERER (Teil 1 hier):
Laut Verfassung gibt es ihn eigentlich gar nicht, und so oder so schert ihn das ganze Regelwerk des Königtums wenig. Der Prinzgemahl und Narr im Buckingham Palace hat die Sympathie vieler Briten gewonnen, indem er mit beißendem Humor und politisch unkorrekter Unverfrorenheit alles und jedes kommentiert.
Er nimmt (mit Sonne, Mars und Merkur/Pluto in 11, wie die Original-Urkunde nach dem Tod durch die offizielle Geburtszeit eröffnet) nirgendwo ein Blatt vor den Mund. In einem Leben, in dem alles und jedes durchs Protokoll geregelt ist, die eigene Frau von zig Beamten beraten wird, dient Zynismus vermutlich als Lebenselixier für einen Mann wie Philip, der aus der Bedeutungslosigkeit des verarmten Adels nicht aufgetaucht ist, um in seiner Ehe wieder sang und klanglos zu verschwinden.
"Ich will trotzdem ein Bier."
Philip auf einem Bankett in Berlin, bei dem es nur Wein gibt.
Löwe-AC und Mond im Löwen wollen (trotz der Stellung in 12) ja durchaus gesehen werden und das nicht nur flüchtig. Der Jungfrau Saturn im Quadrat zur Sonne regelt aber, was wann wie geht in Philips Tagwerk, der Pluto legt sich wie eine Tonne Knetmasse über sein Leben, doch seine Lebendigkeit zu ersticken, wird nie gelingen. Der Prinz hat gelernt, seine Gefühle ganz nach innen zu verbannen (12), er ist unerschrocken und klar in dem, was er will. Durch die Verbannung der Empfindungswelt kommt –paradox – unbeugsame Stärke auf, eine Wirkung die oberflächlich wünschenswert erscheint, doch in anderen Lebensfeldern brachiale Wirkung zeigen wird.
Als nach der Krönung von Elisabeth II. der Familienname des königlichen Ehepaares festgelegt wird, fühlt Prinz Philip sich ob der geballten Macht von Churchill, Kabinett, Königsfamilie und seiner eigenen Frau zutiefst gedemütigt: Die Wahl fällt auf "Windsor" und nicht auf seinen kurz vor der Hochzeit angenommen Familiennamen Mountbatten (englisch für Battenberg). Saturn hin oder her, Macho Philip beschwert sich deutlich: "Ich bin eine verdammte Amöbe, der einzige Mann im Land, der seinen Kindern nicht seinen Namen geben darf!"
Diese Entscheidung führt zu Spannungen in der Ehe, die Elisabeth – nunmehr ganz Regentin – zu mildern versucht, indem sie ihm die Erziehung von Prinz Charles, der einmal König werden wird, und das Management der Familienschlösser überträgt. Die prinzliche Amöbe bleibt missgestimmt. Elisabeth lenkt ein, und lässt später von der Regierung festlegen, dass alle nicht-regierenden Nachfahren den Nachnamen Windsor-Mountbatten tragen werden.
Für Charles mit seiner 4. Haus-Sonne ist die mütterliche Entscheidung brutal und fatal; denn sein Vater zwiebelt ihn durch ähnlich karge Kinder- und Jugendjahre, wie er sie selbst erfahren musste. Die königliche Mutter ist sowieso abwesend, sie regiert, was das Zeug hält. Ihr Saturn auf Charles Sonne, die wiederum im Quadrat zu Philips Mond steht, ist vielsagend und spricht von Pflichten, Regeln und Würden. Von Küssen und Gutenachtgeschichten eher nicht. Prinz Charles, Skorpion-Sonne mit Löwe-AC und Stier-Mond, ist auch heute, 65-jährig, noch in der Warteschleife zum Thron. Umgekehrt zu seinem Vater mit Zentralgestirn am MC, steht seine Venus am IC, bei Charles im Konjunktion mit Neptun.
Vater und Sohn haben eine Mars/Mars Opposition, Charles Sonne steht im 4. Haus von Philip und sein MC auf dem väterlichen Chiron. Der künftige König ist im Bezug zum väterlichen Prinzgemahl klar zu erkennen – allein die formal royale Thronfolge ist vermutlich nichts, was Philip souverän wegsteckt. Der einst verlassene kleine Junge, der nie auch nur eine Postkarte von seinen Eltern zum Geburtstag bekommt und alle Gefühle der Einsamkeit und Verlassenheit in sich vergraben hat, soll nun den Thronfolger für sein Leben fit machen. Und das, während er selbst sich als Amöbe karikiert. Charles ist der nächste König und sein Vater kühler Bestimmer eines Sohnes, den er als "Plumpudding" bezeichnet, als dieser auf die Welt kommt. Krasse Abwertung von Anfang an.
Wissen Sie, daß es jetzt Hunde gibt, die für Magersüchtige das Essen übernehmen?"
(Philip zu einer Blinden mit Blindenhund während der Feiern zum 50. Kronjubiläum)
Charles wird im Internat Gordonstoun mit viel kaltem Wasser und Abhärtung auf allen Ebenen erzogen, genau wie sein Vater in Salem, dessen Gründer nun die Buben in England spartanisch erzieht. Charles Kameraden mobben ihn, der Junge ist kreuzunglücklich dort. Doch im Gegensatz zum Vater wird er sich nicht dauerhaft seinen Gefühlen verschließen. Er leidet und rechnet 1994 mit der lieblosen Erziehung durch den Vater und seine abwesende Mutter ab. Philip ist empört, für ihn ist sein Sohn ein Weichling und er fühlt sich bemüßigt, seinen Erstgeborenen öffentlich ein "bore.12 asshole", ein großkalibriges Arschloch, zu nennen. Eine reizende Familie, die Amöbe mit Plumpudding und Sausage und drei weiteren Kindern, die es allesamt leichter haben, weil sie keine direkten Thronfolger und damit keine Fragezeichen an Philips Größe sind.
Die Philippinen müssen halbleer sein – ihr seid alle hier in unseren Krankenhäusern." (Philip beim Besuch eines Londoner Krankenhauses zu einer philippinischen Schwester)
Philip arbeitet hart an der Verwaltung der Schlösser, denn er hasst das Nichtstun als Anhängsel. Sein Quadrat vom Mond/Neptun zum MC zeugt von emotionalen Verwirrungen, die letztlich nicht wirklich tragend sind für das Land. Mars regiert über das 9. Haus, er will etwas bewegen, auch in die "Fremde", in die Philosophien, doch Chiron erzählt von der ewigen Wunde, die seine Visionen und die ewige Suche nach Erfüllung des Jupiter-Prinzips mit sich bringen.
Philip geht neben den Verpflichtungen seiner Wege, trifft sich wöchentlich in seinem "Thursday Club" in Wheeler's Restaurant in der Old Compton Street, parliert mit Schauspielern, Autoren, Jazz Musikern und Fotografen, wie seinem ältesten Freund dem Society Fotograf Henry Nahum Baron. Seine Zwillinge-Sonne bekommt Luft, liebt den Austausch und die Anregungen. Auch Löwe-Mond und Stier-Venus brauchen Geltung und Amüsement. So werden ihm anfangs immer wieder Seitensprünge mit Hollywood-Schönheiten nachgesagt. "Wie soll das gehen? Seit 1947 läuft mir ständig ein Sicherheitsbeamter hinterher", sagt Philip dazu lapidar.
Die Queen vertraut ihrem Mann, sie setzt auf ihn und steht ebenso hinter ihm, wie er hinter ihr. Beide finden sich immer wieder und schätzten sich offenbar all die Jahre. Sein Mars steht im Trigon zu ihrem, sie sind ein gutes Team, können sich aufeinander verlassen. Sie bleibt nicht so scheu wie anfangs, fordert ihn durchaus hin und wieder auf, den Mund zu halten und dürfte mit ihrem Pluto auf seinem Merkur schlußendlich signalisieren, wer die Krone aufhat. Da ihre Venus trigonal mitwirkt, klappt das ohne Gesichtsverlust.
Polospielen, Segeln, Vierspännerfahren… Sport hat dem Prinzen Freude und Entlastung gebracht. Philip ist 1955 Mitgründer und Präsident des Guards Polo Club. Auch Prinz Charles spielt über 40 Jahre lang in High-Goal-Turnieren und erreicht als Amateur ein Handicap von vier, seine beiden Söhne spielen ebenso begeistert. Die Queen züchtet Polo-Ponys, und so ist die "Firma" mal wieder beisammen.
In den 66 Jahren als Gemahl der Königin ist Prinz Philip er selbst geblieben, zumindest das Selbst, das seine Kindheit überlebt hat und das Raum bekam in der royalen Enge. An seinem 90. Geburtstag bedauert er in einer Rede zutiefst, dass ihm ein erfüllender und ihn fordernder Beruf versagt geblieben ist. Nicht auszudenken, was dieser Mann der Welt hätte geben können, wenn die große umwälzende Kraft von Uranus Trigon Pluto mit einem doppelten Sextil der beiden zum MC frei gewesen wäre. Doch aus hätte und wenn wird kein Leben, nicht mal ein royales.
*Der angesprochene Aborigine in Australien, ein angesehener Unternehmer, kommentiert höflich: "Nein, das machen wir nicht mehr."
Bilder: Carfax2 (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], + Library and Archives Canada, e010949328 / Bibliothèque et Archives Canada, e010949328 (http://www.flickr.com/photos/lac-bac/7195940876/) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons
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