Michelle, I've never loved you more!
Er ist ein bisschen grau geworden in den letzten vier Jahren. Pluto steht im Zeit-Combin mit seinem Radix exakt am Skorpion-Aszendenten, als die Nachricht einläuft: Er wird es wieder. Er behält die Macht. Sonne-Jupiter in Haus 5, kurz hinter dem Frühlingspunkt im Widder, beweist: Das könnte ein echter Neuanfang werden. Und dieser Obama hat das alles genau so auch wirklich mit jeder Faser gewollt.
Als er sich dann dem Volke endlich zeigt, in der Halle, in Chicago, macht dieser neue, alte Präsident am Anfang all der üblichen Dankes-Bezeugungen eine große Liebeserklärung. Erst an Michelle (mit Neptun über Fische-Venus), dann an die Kids, Malia und Sasha, an denen man sehen kann, wie die Zeit vergeht. Und natürlich richtet sich Barack Obama an seinen Vize-Präsidenten Joe Biden, der mit vollem Anhang auftritt. Alle küssen. Alle umarmen. Schütze-Merkurs Idealismus regiert das Achsenkreuz, auch wenn er rückläufig steht. Selbst Biden, der Vierfach-Skorpion (RADIX) mit dem Schütze-AC, auf den gerade eben dieser Merkur zurückläuft, strahlt. Bevor alles in einem Regen von Glitzer-Konfetti endet, folgt aber der Staats-Teil, für Amerika und die Amerikaner:
Natürlich bedankt sich Obama bei seinem Land. Mond und Aszendent berühren mundan sein Sonne-Lilith-Uranus-Stellium. Und da ist es plötzlich wieder: Das Charisma, die Magie, alles, was man ihm in den letzten Monaten immer wieder abgesprochen hatte. Zu der Zeit, als ein Fisch namens Mitt Romney auszog, um die alten, südlichen Sklaven-Staaten für sich einzunehmen. Das immerhin schaffte der Gegen-Kandidat am Wahltag auch. Vom Winde verweht, ein untergründiges, nie ausgesprochenes Thema. Im Neptunischen schwingt ja so vieles geheim. Vielleicht war es das, was stets schwelte und den müden Barack - zwischen den Fronten seines pragmatischen Jungfrau-Mars und dem ewigen Versuch, die Größe des Jupiter-Saturn aus dem 12. Haus herauszubringen - schließlich doch an sein Löwenherz erinnert hat. Die Rede zum Wahlgewinn klingt Minute um Minute mehr wie eine Naturgewalt. Voller Pathos, aber anders pathetisch als Romneys All-American-Saubermann-Versuch, in seiner Ansprache davor kein allzu deutliches Gedemütigt-Sein zu zeigen.
In dieser Wahlnacht, als Merkur rückläufig wird und die Wende im so diffusen US-Wahl-Hin-und-Her einläutet (ARTIKEL gestern: R-Merkur macht's brenzlig), geschieht genau das, was unter retrogradem Kommunikations-Planeten absehbar ist: Herausforderer Romney, bei Mundan-Merkur Quadrat Mars nur mühsam un-zornig, umschwimmt neptunisch das Eingeständnis des Verlierers und zögert seine Anerkennung der Wahl eines anderen schier endlos hinaus. Er will die genaue Abstimmung in Ohio, einem der Swing-States, abwarten, danach noch Florida. Als um 5.18 Uhr unserer Zeit längst vermeldet ist, dass Obama gewonnen hat, kommt mehr und mehr Unsicherheit auf. Romney sitzt immer noch mit seinen Beratern zusammen und versucht zu dealen: Machen nicht vielleicht doch die Ersatz-Stimmzettel einen Unterschied? Ist es nicht möglicherweise doch alles nur ein Irrtum? Müsste, könnte man juristisch..?
Zwillinge-AC unterm Quadrat des transitierenden Neptun kann es einfach nicht glauben. Er hatte sich so schön hineingeträumt. Aber, wie schon gestern beschrieben: Romneys Zeit-Combin mit der Merkur-Umkehr mitten in der Wahl zeigt Chiron aus 7 im Quadrat zum Löwe-MC. Verwundung durch das Volk. Das schmerzt diesen reichen Mann jetzt, dessen Mars dazu auch gerade unter Chiron-Konjunktion steht (rechts die Stände bei Bekanntgabe von Obamas Wahlgewinn durch CNN). So viel Verletzung für den Gegner steckt im Sonne-Mond-Quadrat fix, das sich auf seine Stände in Löwe, Skorpion und Wassermann atmosphärisch auswirkt. Präsident Löwenherz, der Neue dagegen twittert schon wieder. "Four more years". Sofort bricht der Tweet mit mehr als 200 000-facher Verbreitung alle Rekorde. Obama hat - wie ebenfalls gestern bereits notiert - in der Nacht, bei der Merkur-Wende, Jupiter exakt am Deszendenten des Zeit-Combins. Vom Leben, von der Öffentlichkeit geliebt und begünstigt. Auch wegen solchen Randbemerkungen:
Ein zweiter Hund muss aber nicht sein, sagt er, als er - mitten im Gewinnen - seine Mädchen hochleben lässt. Wenn ein Sonne-Neptun-Quadrat und eine Fische-Sonne, die beide Probleme mit Konkurrenzen haben, sich "duellieren", dann geht es eben auch immer um solche Nuancen. Menschlichkeit, unaufgesetzt, Verspieltheit, obsiegt. Etwas davon blitzt wieder hier - wie lange vorher nicht - durch: Barack Obamas Löwe-Sonne, die Emotionalität, gewinnt, wo der Fische-Gegner ihr den schwammigen Neptun abnimmt. Auch das ist ein vielfach gesehenes, astrologisches Muster.
Obamas und Bidens hören beim Triumph in Chicago Stevie Wonders "Signed, sealed, delivered, I'm yours". Amerika hat ihn - fast verbrieft und besiegelt - wieder. Mundan-Mars steht am GZ und unterstreicht, wieso die ganze Welt wieder über den großen Teich schaut. Immer schon hing vom Selbstverständnis dieser Nation das Weltverständnis von Krieg oder Friede ab. Gegenüber Romneys unscharfer Selbst-Erklärung im Wahlkampf blieb Barack Obama also doch der greifbarere, nachvollziehbare Kandidat. Mond am Aszendenten bei der Nachricht, dass er das Amt zurückgeholt hat (rechts oben) spiegelt den Mond in 4 und die Löwe-Sonne des Präsidenten. Venus-Jupiter-Trigon hier entspricht einer Venus-Jupiter-Konjunktion im Krebs, die in Obamas Combin mit Mitt Romney den Signifikator des alten Präsidenten ausmacht (Waage-DC). Möge Venus-Jupiter von beiden gewinnen, dachte man sich. Und das tat er dann ja auch.
Der Combin-Mars der beiden im Steinbock, Romneys Anzeiger, stand und steht weiter unter härtestem Pluto- und Uranus-Gegenwind. Den Republikanern war dieser Neptun-Rollenspieler in Romney-Gestalt wohl insgesamt nicht republikanisch genug. Man forderte Kontur von ihm, die nicht nur aus einer unübersichtlichen Zahl von Enkeln und Millionen bestand. Aber das Entgrenzte ist eben nicht so leicht ins wählbare Klischee zu pressen, selbst wenn man einen Mond-Jupiter im Skorpion mitbringt, mit allem Biß. Eben der stand bei Romney in den letzten Monaten allerdings auch unter dem Überlauf des Südknotens, bei dem oft alte Erfahrungen sich wiederholen, wenn man keinen neuen Ausdruck dazu gelernt hat. Bei Pluto auf der Mond-Jupiter-Konstellation seinerzeit verlor Romney damals, 1994, die Senatoren-Wahl gegen Ted Kennedy. Eine seiner wenigen Schlappen. Dieses Gefühl bringt der Drachenschwanz über denselben Faktoren ihm nun zurück. Aufgeben müssen. Auch wenn man weiter "WIR" sagt. Und Obama meint.
Selbst wenn bei diesem Löwen, Barack Obama, mit seinen uranischen Umschwüngen, Ambivalenzen und den nicht unsouveränen Präsentationen eigener Brüche (Wassermann-AC) beileibe nicht alles Gold sein mag, was anfangs so glänzte. Er ist unter Transiten von Uranus-Pluto-Saturn über Venus und Saturn auf Mars seit 2008 hinter den Erwartungen klar zurückgeblieben. Auch ein Yes we can hebelt die Sachzwänge und Balanceakte zwischen Polit-Ritual und Anspruch der nationalen Vormacht-Stellung nicht einfach so aus. Slogans, Optimismus und der Wunsch nach Toleranz machen die Realität einer verdrehten Wirtschaft im zu Regierenden manchmal nur noch brüchiger. Als Obamas Gegner noch nicht feststand, war schon klar, dass ein Risiko bestand zu unterliegen, falls er nicht seine visionären Qualitäten wieder auf- und ausbaut (Loop! Artikel: Qualen mit den Wahlen vom letzten Dezember). Einen stärker schütze-betonten Gegenkandidaten als Romney (der damals noch nicht feststand), hätte der alte Präsident kaum aushebeln können. Aber er hat es nach einem sehr lauen Anlauf dieses Jahres doch noch einmal geschafft, vor allem wieder jüngere Wähler zu aktivieren.
Saturn im zulaufenden Quadrat zu Merkur in den letzten Wochen hat seinen Ausdruck wieder schärfer, klarer gemacht. Es muss entsetzlich anstrengend gewesen sein, was man dem Präsidenten auch ansieht. Grau wirkte er manchmal nicht nur in Sachen Haupthaar. Dass Obamas Strategie für die kommenden Jahre eine stärkere Auflösung der Anpassung bei gleichzeitiger Betonung wirklicher gesellschaftlicher Nutzbarkeit braucht, zeigt das Horoskop seiner Rede in der Wahlnacht schon (rechts).
Jungfrau-AC, der Praktikabilität und Dienst betont, bei den Anforderungen des überarbeitungs-willigen, aber hoch idealistischen Merkur im Privaten. Und einem Neptun in 6. Das Quadrat, das sich so, durch Achsen und Aszendenten-Herrn Merkur plus Deszendent-Herrscher Neptun über das gesamte Chart zieht, belegt, dass all das erneut nicht einfach werden wird. Zwar sichert diese Konstellation die im Wahl-Vorfeld vermutete Wichtigkeit des rückläufig werdenden Merkur für das Wahlergebnis und die anschließende Aussage, er biete Obama Unterstützung. Das ist für Astrologen schön und wichtig, da es die bereits prognostizierte, sprichwörtliche Rückkehr zum Erprobten bestätigt, das sich gern über retrograde Faktoren an dominanten Punkten einstellt. Aber mühsam wird es für Obama doch, den darin auch gezeichneten Visions-Bezug, den er hatte und nun wiederfinden soll und muss, auch zu halten und vor allem umzusetzen. Mond in 12 deutet bereits an, dass Spaß und Wohlfühl-Faktoren deshalb nicht eben zu den Kennzeichen seiner neuen Amtszeit (bzw. seinem Selbstverständnis) gehören werden. Chiron am Fische-Deszendenten zeigt allerdings auch Romney, den gescheiterten Gegner.
Während seiner unerwartet fairen, bemühten Verlierer-Rede sah der unkonturiert, verloren und fast narkotisiert aus - auch ein bekanntes Phänomen bei Neptun-Frustrationen. Seine Frau Ann, die nun nicht mehr zukünftige First Lady, wartete in einem feuerroten Kleid (Sonne-Venus-Mars-Konjunktion im Widder) erstarrend auf den zu tröstenden Gatten, zusammen mit einigen der fünf Söhne und der 18 Enkelkinder. Gegen ihre Verunsicherung wirkte Obamas Familie wie eine fröhliche, bunte Gauklertruppe. Auch wenn Michelle Obama (Radix links, Geburtszeit nicht bekannt) mutmaßlich noch eine Weile unter schwierigen Transiten von Neptun über Venus, Saturn Quadrat Mars und Uranus-Pluto über Jupiter steht. Da darf man, beim Gedanken daran, dass all der Trubel noch vier Jahre weitergehen soll, auch schon mal ganz leicht weniger entzückt aussehen als beim letzten Election Day.
Auch für Mr. President wird mit der erhöhten Verantwortung, die Saturn-Transite über Löwe-Planeten mitbringen, die nächste Zeit keinesfalls ein Zuckerschlecken. Er durchläuft momentan den Chiron-Return, der sich - auch nun, an der Wiederwahl sichtbar - häufig als seelische Neugeburt darstellt. Immer ist dieser Zyklus auch mit starken, emotionalen Geburtswehen und inneren Schmerzen verbunden. Eine Wiederkehr, die häufiger eine Art zweites Lebensthema markiert, das die innere "Verletzungs-Uhr" auf Null zurückstellen und ganz neue Kraft liefern kann. Allerdings nur, wenn man die Lektionen aus dem ersten Durchgang auch begriffen hat und nun durchsetzt. Es ist Barack Obama zu wünschen, dass er einen Weg für sich findet, inmitten der Welt bei sich zu bleiben. Einen Fürsprecher hat er schon: Fische-Sonne Mitt Romney, der nun zwar nicht für Obama regiert, aber immerhin öffentlich versprochen hat, für ihn und seine große Verantwortung zu beten.
Bilder: (bearbeitet) Pete Souza und Wikimedia Commons