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Die Post ist da: Lieber Rolf Hochhuth!

Ein paar offene Briefe zum Zeitgeschehen: Über Albernheit, Scham + Druck der Transite

Leider, leider lieber Rolf Hochhuth, sind Sie kein Astrologe. Sonst wäre das nicht passiert. Oder auch: Was für ein Glück. Wären Sie nämlich einer, dann hätte Loop! sich nicht aufregen können. Und Sie wüßten selbst, dass Ihre schlechte Laune zur Zeit keineswegs direkt auf Ihren alten Moralisten-Konkurrenten Günter Grass und seine "Albernheit" (Ihr Zitat) zurückzuführen ist. Sondern auf äußersten Druck folgender Transite: Pluto Quadrat Sonne, Mars auf Neptun und Saturn exakt in Opposition zu Ihrem wilden, wilden Widder-Merkur. Der - falls erst mal angestochen - lieber einmal weniger nachdenkt, obwohl er in der Anlage doch sein etwas starrsinniges Saturn-Quadrat mitbringt.

Trotzdem verdanken Sie dieser zornigen Ratio Ihren Hang zum offenen Kettenbrief-Schreiben. Heute war es also wieder mal so weit. Merkur ließ sich durch Saturn und seinen Wunsch, bestimmend zu werden, nicht etwa drosseln, sondern war nicht mehr zu stoppen. Diesmal haben Sie als Adressat ausgerechnet jenen trotzigen Nobelpreisträger auserwählt, der Ihnen 1999 den Pokal quasi vor der Nase weggeschnappt hat. Übrigens, als Saturn genau auf Ihrem Chiron stand. Was übersetzt auch heisst: Untröstlichkeit. Jetzt wird wenigstens klar: Der Mann und die Jury damals haben sich verhoben.

1. indem er ein Gedicht verfasste, das gar keins ist. Und 2. indem er - frech wie Nachbars Lumpi - einfach alle zivilisierten Angewohnheiten normaler Schriftsteller aushebelt. Israel hat er diskriminiert, sich wieder mal in die Nesseln gesetzt, Deutschland den Deutschen erklärt. Was eigentlich doch Ihre Aufgabe ist. Wofür ist man denn mit soviel Widder in Spannung zum Jupiter am deutschen Krebs-Aszendenten, zum Dramatiker mutiert? Denn diese dreiste Person da (Schriftsteller möchte man gar nicht mehr sagen) kassiert nun für Dumm- und Albernheit (wie gesagt, Ihr Zitat) auch noch fassweise Aufmerksamkeit.

Also haben Sie einfach mal forsch losgeschrieben. Agitiert von jenem unglücklicherweise etwas fanatischen Mundan-Pluto auf dem Wellenkamm der Super-Rechtlichkeit im Steinbock, der Ihre Sonne-Uranus-Konjunktion im Quadrat zu Jupiter seit einer Weile schon richtig durchnudelt. Es genügt eben nicht, wenn in Göttingen jetzt das erste Grass-Denkmal mit SS-Parolen beschmiert wird. Nein, besser ist es, man tritt da noch mal richtig nach. Damit es auch alle verstehen. Offener Kampf ist nun mal Widder-Domäne. Was wäre die Welt, sagte man ihr nicht, was wirklich los ist. Recht typisch für plötzliche, plutonische Tönungen der Sonne.

Nun wird das Zitat, für das Sie am bekanntesten sind ("Ich bin stolz darauf, ein Pinscher zu sein!") durch ein anderes in der Hitliste ersetzt werden. An den Nobelpreisträger: "Auch ich, nur vier Jahre jünger als Du, doch auch bis zu meinem 14. Geburtstag Hitler-Pimpf gewesen [...ah was? Wirklich? Ui, ui, ui! Wieso wußte ich das gar nicht? Anmerkung der Lektorin] – zwei Tage später wurde Hessen von den Amerikanern befreit –, schäme mich als Deutscher Deiner anmaßenden Albernheit, den Israelis verbieten zu wollen, ein U-Boot deutscher Produktion zu kaufen..."

Ja, genau. So ist es doch. Oder auch das: "Du bist geblieben, was Du freiwillig geworden bist: Der SS-Mann, der das 60 Jahre verschwiegen hat...". Immer schön vorwärts mit den jungen Pferden (81 Jahre). Hossa! ruft der Radix-Sonne-Jupiter! Auf dass der fehlgeleitete Kollege endlich begreift, dass mit Leuten unter einer klarsichtigen Neptun-Konjunktion mit Venus gar nicht gut Kirschen essen ist. Unter dem großen Vernebler lassen Autoren wie Sie sich offenbar kein X für ein U vormachen. Wie wär's also, lieber Rolf Hochhuth, Sie schrieben dem alten "Tartuffe" (Ihr Zitat. Für unsere Leser, die des Französischen oder Literarischen nicht mächtig sind, das bedeutet: Betrüger!) morgen doch noch schnell einen Zweit-Brief, in dem Sie fordern, dass er den Nobelpreis postwendend nach Stockholm zurückschickt? Unter Kniefällen und Entschuldigungen?

Die Ehrung hat dieser Blender ja nun ausgerechnet u.a. für sein politisches Engagement bekommen. Das gibt's doch gar nicht! Da hätten die doch nun wirklich bessere Kandidaten gehabt! Egal, der einzig wahre Nazi der Republik ist nun endlich dingfest gemacht. Die Zeit hat ihn geoutet. Nein, leider er selbst. Ja, so zeigt sich anständiges Denken in Zeiten von Steinbock-Pluto und Fische-Neptun (Pest und Cholera):

Saturn und wie er die Welt sah.   


Nun mal ernsthaft, lieber Rolf Hochhuth: Es ist ja nicht so, dass Sie Ihr momentan angeregtes großes Quadrat von Jupiter-Pluto, Saturn und Uranus, in das Merkur eingebunden ist, besser verkraften würden, als Grass den Saturn auf seinem Aszendenten und Uranus Quadrat Mond (siehe Artikel gestern: Mit letzter Tinte). Aber da Sie eben kein Astrologe sind (und Astrologie vermutlich brieflich auch eher als Schlangenbrut und Teufelsgezücht verbraten würden), bleibt Ihnen nicht viel, als sich auch mal was sagen zu lassen. Zum Beispiel, dass diese Anfälle von Agitiertheit (Was ich noch unbedingt loswerden wollte...) nach einem Vollmond, der den Transit scharf macht, ziemlich schnell vorbei sind. Dann tut einem das, was man da ins Leben hinausgepustet hat, manchmal doch wieder leid. Weil es oft schlicht übertrieben ist.

Und der Druck dann merklich nachlässt. So sind sie, die Transite. Ziehen etwas hoch, damit alte Sollbruchstellen akutisiert werden und ein Ventil finden, um danach (aus der Chronifizierung gerissen) abheilen zu können. Aus neuer, anderer Sicht. Bei Ihnen wäre da zum Beispiel das Stigma der Langweiligkeit zu nennen, unter dem Menschen mit Merkur-Saturn zuweilen leiden. Zumal, wenn sie noch einen sehr dienstbaren Jungfrau-Mond haben und ansonsten echte Feuervögel sind. Immer bereit, ein Kämpfchen vom Zaun zu brechen.

Insofern ist es auch wirklich unfair, falls man Ihnen - wenn man so will - "Autoren" wie Grass öfter mal vorgezogen hat. Geehrt, weltweit. Gehört. Gebauchpinselt. Während Sie zwar auch gewürdigt wurden, aber eben nicht wie jemand, der mit Waage-Sonne-Mars-Konjunktion (Grass) doch etwas mehr Aufmerksamkeit der tumben Öffentlichkeit genießt. Ja, das ist ungerecht. Ja, das ist für ein Leben eine Bürde (ein Stier-Chiron wie Ihrer leidet wirklich tief unter ausbleibender Annehmlichkeit!). Aber zu ändern ist es nicht. 

Muss man deshalb gleich böse Briefe schreiben? In denen eigentlich sonst eher weniger steht als in Grass' Gedicht? Hätte es ein bisschen Kaffeekannen-Werfen zuhause nicht auch getan? Für eine solche Widder-Betonung wie Ihre ist es sehr heilsam, sich physisch wirklich auszupowern. Das "Hab-ich-dich-endlich-du-Schweinehund!"-Spiel spontan mitzuspielen, das zur Zeit gerade landesweit so sehr in Mode kommt, bringt auch nicht wirklich Erleichterung. Glauben Sie der Astrologie! Auch wenn die nichts zu sagen hat, im Gegensatz zu Ihnen. Denn solche Briefe prägen Wirklichkeit nicht anders, als Grass' "Gedichte". Und sorgen - mindestens im gleichen Maße - für eine andere Art von Krieg.

So könnte einer wie Sie, lieber Rolf Hochhuth, seine energetisch hoch aktive Gemengelage nämlich auch anders einsetzen. Indem er auch in solchen Verwicklungen kritisch bleibt. Damit intellektuelle Gefechte letztlich konstruktiver werden - durch Erdung und Verwurzelung in Wirklichkeit. Ihr Jungfrau-Mond hätte da ein wirklich dickes Pfund zu bieten. Mehr gibt's auch eigentlich gar nicht zu sagen. Außer: Sie waren immer ein aufrechter Kämpfer für die Verbindung von Literatur, Dramatik und Politik. Drum hat der dicke Ludwig Erhard Ihnen ja damals auch gesagt: „Die sprechen von Dingen, von denen sie von Tuten und Blasen keine Ahnung haben. […] Nein, so haben wir nicht gewettet. Da hört der Dichter auf, da fängt der ganz kleine Pinscher an.“ Worauf Sie konterten, dass Sie stolz wären, so ein kleiner Wadenbeißer (freie Interpretation der Redaktion über das Wesen von Pinschern. Wir haben selbst einen!) zu sein...

Das war böse von Erhard. Das war frech. Das war falsch. Die Art von Undifferenziertheit nun aber heute, im Alter, an das nächste, sich bietende Omega-Huhn der Öffentlichkeit weiterzugeben, heisst: Den eigenen Intellekt beleidigen. Und sich selbst zum Titel Ihres zu Recht bekanntesten, mutigsten Werks zu machen, als der "Stellvertreter" für einen Mob aus Chaos, Missverstehen und irrationaler Angriffslust. Verirrte Zielgeschosse, die während Widder-Uranus-Pluto Figuren suchen, um das eigene Unbehagen in intellektuellen Formeln und neuen, vermeintlich gesellschaftlich gerechten Konflikten explodieren zu lassen.

Oder, wie Sie selbst mal so brilliant sagten: "Da wir Deutschen die einzige Nation sind, für die 'von gestern' ein Schimpfwort ist, sind wir auch die undankbarste gegenüber Menschen, die Verdienste haben." Wie wär's, sich das jetzt mal hinter die sonst so hellhörigen, für falsche Zwischentöne sensiblen und zweifellos als Korrektiv sämtlicher Fehltrends im Lande so empfänglichen Ohren zu schreiben? Denn so ein Mensch mit einigen "Verdiensten" ist - egal, was er jetzt so gedichtet hat und vor allem, wie man es ihm auslegt - eben auch der, den Sie neuerdings mit dem Holzhammer als SS-Mann bezeichnen. Günter Grass. Tja. Böse Falle.

Vielleicht ist es ja von Ihrer marsischen Grundanlage ein bisschen viel verlangt, zu begreifen, dass Provokation, wenn sie denn so beantwortet wird, immer zu Domino-Effekten führt, die solche außer Rand und Band geratenen Geschichten wie die Causa Grass, Israel und Konsorten nur noch höher ziehen. Und dabei vergessen lassen, dass der wirkliche "Feind" (den Widder überall sucht und findet) eigentlich woanders sitzt. Zum Beispiel in den müden, öden, verarmten Städten, wo wieder Kids wie Beate Zschäpe und ihre Zwickauer Terrorzelle groß werden. Kleiner Vorschlag: Vielleicht schreiben Sie denen mal den nächsten offenen Brief. Auf dass die formelhafte Geburt der steinernen öffentlichen Bilder durch Saturn in Waage aufgebrochen werde.

PS: Lieber Marcel Reich-Ranicki! Noch kurz zu Ihnen. Sie haben heute gesagt, Grass' Gedicht sei "ekelhaft". Und: "Das ist eine Gemeinheit, so etwas zu publizieren." Das finden nun wir wiederum richtig gemein und fies. Bei allem gebotenen Respekt: Wenn inzwischen im Land der Dichter und Denker "Gemeinheit" ein Argument ist, dann strandet Deutschland endlich auf dem Niveau, das man in anderen Ländern immer hinter den vielen, deutschen, schlauen Worten vermutete. Auch eine Frucht von Neptun in den Fischen. Outing des bislang Überhöhten als Illusion oder Selbstbetrug. Nun denn, Sie haben auch gerade Uranus-Pluto. Mensch! Obwohl Sie sonst so ein prima Kerl sind (siehe Artikel: Der alte Mann, die Rede und die Scham), heisst es jetzt Achtung: Sonst könnten Sie ungewollt noch zum langen Arm einer Zeitqualität werden, die ausgerechnet das hervorbringt, was Sie lebenslang bekämpft haben. Jeder Krieg fängt in den Köpfen an.

PPS: Liebes Deutschland! Du hast jetzt Pluto auf Aszendent. Gute Besserung! Und schönen Gruß.

(Foto: Lienhard Schulz via Wikimedia Commons - bearbeitet)

Donnerstag, 21. November 2024

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