Ugly Uli und Fabulous Fab - ein Fazit
Wieder eine ganz normale Woche auf unserem kleinen Planeten – nicht nur der Kampf Pluto gegen Uranus, sondern auch der von Gut gegen Böse tobt - und bisweilen wird dann auch Recht gesprochen. Bei uns muss jetzt einer der "Bösen" ins Gefängnis, in Amerika dagegen wird ein anderer Böser mit dem bezeichnenden Namen „Fabulous Fab“ mit relativer Milde behandelt. Was Fragen nach dem Ursprung von Recht und Unrecht aufwirft. Aber der biblische Schöpfer des Ganzen hat sich nun auch schon seit endlosen Zeiten nicht mehr selbst zu Wort gemeldet und seine Zehn Gebote bilden heute allenfalls einen historischen Hintergrund, vor dem man sich die Welt so schön oder so schlecht redet, wie man es gerade braucht.
Beispiele dafür gibt es viele, aber greifen wir der Einfachheit halber mal nur zwei der alten Vorgaben auf: Du sollst nicht lügen und Du sollst nicht stehlen. Klingt auf den ersten Blick ganz einfach, allerdings sollte man bedenken, dass es zum Zeitpunkt dieser Verlautbarungen weder öffentliche Berichterstattung noch eine Kommentar-Funktion gab. Und so kann man darüber, was nun genau stehlen und lügen bedeutet, auch heute noch geteilter Meinung sein.
Beispiel Nummer 1 - "Ugly Uli"
Der heisst mit bürgerlichem Namen Uli Hoeness, hat eine aktuell belastete Steinbock-Sonne, und wurde gerade zu 3 Jahren und 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Zu Recht, wie viele meinen, denn der Mann hat erstens gelogen und zweitens gestohlen. Das muss man auch nicht weiter erläutern, er selbst zeigt sich ja reumütig, hat sich vor Gott und der Welt geoutet und bekommt jetzt eine gerechte Strafe. Version altes Testament – Auge um Auge, Zahn um Zahn und dann noch eine Extra-Portion auf den Hinterkopf. Denn egal, welche der altgedienten Religionen man nimmt, Reue ist zwar erwünscht, verhindert aber Strafe nicht.
Dass ein Teil dieser Strafe heutzutage darin besteht, schon vor der Urteils-Verkündung „böse Menschen“ mit Hilfe modernster Techniken zu diffamieren, zu beleidigen, herabzusetzen und auf dem globalen, medialen Pranger solange zur Schau zu stellen, bis das „öffentliche Interesse“ ein anderes Opfer gefunden hat, konnte Gott ja damals nicht wissen. Sonst hätte er womöglich noch ein elftes Gebot angehängt. Sein Sohn hat dies einige Zeit später etwas blumig versucht nachzuholen (Stichwort: Der Splitter im Auge des anderen…), aber da das nicht im Imperativ abgefasst war, wird es auch bis heute nur als freundlicher Vorschlag verstanden.
Damit könnte man noch irgendwie leben, wenn es zumindest für alle gelten würde. Unabhängig vom eigenen Status, vom Rang und befreundeten bzw. gleichgesinnten Unterstützern. Dummerweise ging bei uns im Trubel um den öffentlichen Schauprozess eine andere Meldung unter. Soll heissen – wurde zwar gedruckt, aber nicht wirklich wahrgenommen. Jedenfalls nicht mit einem Aufschrei der Empörung oder der Forderung nach Sanktionen gegen ein Land, dessen Gerichtsbarkeit so seltsame Urteile fällt.
Beispiel Nummer 2 - The Fabulous Fab
„The Fabulous Fab”, manchmal auch der „Frankenstein of Finance“ genannt, im bürgerlichen Leben Fabrice Tourre. Er hat - wie Uli Hoeness - ebenfalls eine Steinbock-Sonne und eine Mars-Neptun Konjunktion. Ist allerdings um einige Jahre jünger und bietet sich im Moment auch nicht zwangsläufig als öffentliches Symbol an. Es fehlen die üblich-verdächtigen Auslösungen der astrologischen Groß-Kreuzler (sieht man mal von seiner Venus ab). Zudem hat er einen Waage-AC, ist also ein smarter Typ, auch wenn Pluto in der Nähe ein Hinweis darauf sein mag, dass der Mann durchaus über diverse Talente verfügt, die man nicht dem lichten Teil des Himmels zuordnen würde.
Und auch Fab hat gerade einen Prozess hinter sich und wurde genauso schuldig gesprochen. Er muss jetzt 825 000 Dollar Strafe zahlen. Viel Geld auf den ersten Blick, was also hat der Mann Böses getan, dass er so abgestraft wird (LINK)?
Nun, Fab war ein gut bezahlter Trader bei einer Firma namens Goldman-Sachs, und soll im Jahre 2007, den Börsen-Crash zumindest in Teilen mit verursacht haben. Nicht etwa, weil er aus Versehen und Dummheit auf die falschen Pferde gesetzt hätte, also mit seinen Spekulationen badengegangen wäre. Nein, Fab hat ganz bewusst auf die falschen Pferde gesetzt, die er und seine Firma vorher ins Rennen geschickt hatten. Obwohl sie wussten, dass alle fuß-lahme Klepper waren. Anders ausgedrückt – man hat treuen Kunden (dazu gehörten auch deutsche Banken) sogenannte CDOs verkauft, die übernatürliche Verzinsung bringen sollten. Gleichzeitig „wetteten“ aber enge Geschäftspartner von Fab und Goldmann-Sachs an der Börse gegen diese Papiere, also auf deren sinkenden Wert.
Ergebnis: Milliarden-Verluste weltweit bei den einen, Milliarden-Gewinne bei anderen. Heute geht man davon aus, dass das mit zu den crashenden Börsen beigetragen hat. Goldman-Sachs akzeptierte entsprechend eine Strafe in Höhe von 550 Millionen US Dollar. Klingt auch nach viel Geld, es sei denn man weiß, dass die Firma allein 2012 einen offiziellen Gewinn von 7,5 Milliarden Dollar machte (nach Steuern).
Aber die entscheidene Frage ist ja: Musste sich jemand persönlich aus der Chefetage verantworten? Oder einer wie John Paulson, ein Hedge-Fonds-Manager, der auch als maßgeblich an dem Untergang des ganzen Konstrukts beteiligt gehandelt wird und geschätzte 15 Milliarden am Börsencrash verdiente? Antwort: Nein, niemand außer Fab. Auch nicht Lloyd Blankfein, seit 2006 bis heute Chef von Goldman-Sachs - ein angesehener Mann, der gern im US-Fernsehen auftritt, um seine fachkundige Meinung zu wichtigen Finanzfragen abzugeben. Und der Freunde bzw. ehemalige Mitarbeiter auf der ganzen Welt hat.
Mario Draghi, der Chef der Europäischen Notenbank, soll einer davon sein. Als ehemaliger Vize-Präsident bei Goldman-Sachs International ist er jetzt unter anderem Herr über den europäischen Zinssatz. Wenn Sie auf ihrem Sparkonto heute also nach langem Suchen feststellen, dass Ihr Guthaben gerade mal mit 0,001% verzinst wurde (und damit auch beständig an Wert verliert), dann haben Sie das unter anderem Herrn Draghi zu verdanken bzw. seiner fundierten Ausbildung bei Goldman-Sachs. Denn eines muss man den Herren lassen, sie wissen, wie das Spiel richtig gespielt wird. Ganz anders als ein Uli Hoeness, der zwar in diesen spielfreudigen Zeiten auch kräftig mitgezockt hat, aber unterm Strich nur Miese machte und heute hier zum neuen „Gesicht der Gier“ wird. Während Goldman-Sachs immer noch als eine (wenn nicht vielleicht sogar als die eine einflussreichste) „Bank“ der Welt dasteht, und kein Verantwortlicher für den Börsen-Crash oder etwaige Schund-Papiere vor Gericht stand. Außer eben Fab.
Die zuständige Richterin bescheinigte Fab noch vor der Urteilsverkündung: „Er hat weder Reue noch ein schlechtes Gewissen gezeigt.“ Strafe dafür: 825 000 Dollar. In diesem Zusammenhang sollte man vielleicht noch erwähnen, dass er nach eigenen Angaben im Jahr 2007 (als er also die berüchtigten Abacus-Papiere an den Mann brachte) ca. 1,7 Millionen Dollar verdiente. Und noch eine andere Information: Die Düsseldorfer IKB Bank war eines der Opfer von Abacus. Der deutsche Staat musste über die KfW Milliarden Beträge allein in diesem Fall an Bürgschaften und Sicherheiten übernehmen, um die deutsche Bankenlandschaft vor dem Schlimmsten zu bewahren. Christoph Kaserer, Professor für Finanzen aus München, schätzt die Kosten für die sogenannte Bankenrettung, die am Ende der deutsche Steuerzahler tragen muss, auf 30 bis 50 Milliarden Euro.
Alles verstanden? Vermutlich nicht, denn zu verstehen, im Sinne von Logik, gibt es da nicht all zu viel. Fab, der also angeblich alleinverantwortlich für diese Entwicklung bei Goldman-Sachs war, was wiederum zu einem erheblichen Teil zur globalen Bankenkrise führte, ist jetzt bestraft worden. Und überlegt in Berufung zu gehen, da er das Urteil unangemessen hart findet.
Hoeness hat uns, verglichen mit den 50 Milliarden, die wir als Steuerzahler zur Bankenrettung beitragen werden, ein paar Jahre um satte 27 Millionen Euro betrogen (das sind wenn ich das richtig gerechnet habe ca. 0,054 % von 50 Milliarden). Die muss er aber in voller Höhe nachzahlen und geht trotzdem 3,5 Jahre hinter Gitter, falls nicht ein Schlupfloch gefunden wird. Überall ist jetzt zu lesen, dass dieses Urteil nur gerecht sei. Endlich wird nicht mehr mit zweierlei Maß gemessen, sondern der Gerechtigkeit Genüge getan. Vielleicht habe ich in meiner Jugend zu viel billigen Rotwein getrunken oder bin einfach nur unbelehrbar. Aber wenn Hoeness eine gerechte Strafe bekommen hat, müsste Mr. Fabulous Fab für mindestens 350 Jahre in den Knast wandern - setzt man die Schadens-Summen mal ins entsprechende Verhältnis. Wenn er denn, wie immer behauptet wird, der „Mastermind“ hinter den „schmutzigen“ Geschäften von Go-Sa war.
Da wären wir also wieder am Anfang – Du sollst nicht lügen und Du sollst nicht stehlen in Zeiten von Neptun in den Fischen. Ich vermute mittlerweile, dass Gott damals Moses noch einen Packen Kleingedrucktes mit auf den Weg gegeben hat. Das dann genau erklärte, welche Strafe wofür unter welchen Umständen bei wem ausgesprochen werden soll, muss oder darf. Ich nehme weiterhin an, dass das deutsche Steuerrecht auf diesem Kleingedruckten fusst und dass auch Goldman-Sachs Chef Lloyd Blankfein darin besonders erwähnt wurde. Der hat nämlich im November 2009 (kurz nach der Krise) laut verkündet, dass „er Gottes Arbeit verrichte“.
Folgerichtig darf man daraus schließen, dass auch Fabrice Tourre im Sinne des Herrn gehandelt hat. Und so lässt sich abschließend erahnen, warum der eine (Fab) eigentlich ein „Guter“ ist und dementsprechende Milde erwarten darf. Und der andere, der sich lediglich als Sünder selbst geoutet hat und keinerlei missionarische Vision geltend machen kann, von der vollen Härte irdischer Gerichtsbarkeit getroffen wird. Leider scheint die ethische Instanz da oben, in deren Auftrag Goldman-Sachs und Lloyd Blankfein handeln, seit längerer Zeit unbekannt verzogen zu sein. Ob nun, weil der Schöpfer hier unten, bei uns, ja würdig vertreten wird, oder weil der er das Treiben seiner Schöpfungen nicht mehr erträgt, bleibt bis zu seinem Wieder-Erscheinen offen.
Währenddessen bleibt unsereinem nur der gesunde Menschenverstand, um zu beurteilen, was nun wirklich rechtens oder gerecht ist. Oder völlig absurd.
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