Fixsterne: So nah und doch so fern (1)
Von alters her kennt die Astrologie auch die Einbindung bestimmter Fixsterne in die Deutung. Sie boten Orientierung am Nachthimmel, bildeten durch ihre Sichtbarkeit ein Gerüst, vor dem sich die Bewegung der Wandelsterne leichter nachvollziehen ließ. Natürlicherweise spielten diejenigen dabei eine große Rolle, die hell und leuchtend am Himmel sichtbar waren. Denn bis zu einem gewissen Punkt war eben auch nur das relevant, konnte nur das eingebunden werden, was mit den Sinnen erfassbar war.
Seit der Entdeckung Uranus und aller folgenden Planeten, Kometen und anderer Himmelskörper hat sich das jedoch geändert. Heute benutzen wir NASA-Ephemeriden, abstrakte Informationen also, um in Geburtsbilder und Ereignishoroskope auch nichtsichtbare Faktoren einzutragen, deren Bedeutung wir für relevant halten. So gesehen haben wir die Jahrtausend alte Grundlage der reinen Beobachtung schon lange verlassen, ohne jedoch immer auch zwingend neue Regeln und Maßstäbe zu finden, wie wir mit der Fülle an neuen Informationen angemessen umgehen könnten. Das mag auch damit zu tun haben, dass sich Astronomen und Astrologen auch heute noch nicht ganz „grün“ sind (um es einmal vorsichtig zu formulieren), die Maßstäbe derer, die uns also diese neuen Erkenntnisse ermöglichen, keinen Eingang in die astrologischen Wertigkeiten gefunden haben.
Zum Teil auch deswegen, weil diese Kriterien oft sehr einfach und simpel sind, Masse statt Klasse, Differenzierungen im astrologischen Sinne gibt es nicht. Trotzdem, vielleicht ist es an der Zeit zumindest einige Basics zu überprüfen, denn wer weiß schon, ob sich dadurch nicht auch neue Perspektiven ergeben können.
Wer mehr über die klassischen Fixsterne wissen möchte, findet eine Auflistung mit kurzer Archetypen-Zuordnung im Astro-Wiki von Astrodienst (Hauptseite und Auflistung). Heute wissen wir jedoch, dass viele dieser Sonnen sehr weit weg von uns sind, während einige der nächsten Sterne in den klassischen Auflistungen gar nicht auftauchen. Warum also das Ganze nicht einfach umdrehen und diejenigen in den Vordergrund zukünftiger Beobachtungen stellen, die unsere unmittelbaren Nachbarn sind? Zumal sie sich bisweilen die Tierkreis-Positionen mit alten Bekannten teilen, die auch in der Klassik schon bekannt waren. In dieser kleinen und neuen Reihe sollen die wichtigsten zusammengefasst und kurz beschrieben werden, der Artikel wird nach und nach erweitert.
Platz 1 – Proxima Centauri
Ganz vorne in dieser Liste stehen drei Sterne, von denen zumindest zwei auch in der klassischen Zuordnung auftauchen. Allerdings kennt man die Nummer eins, PROXIMA CENTAURI erst seit 1915. Zum einen ist er mit bloßem Auge nicht sichtbar, zum anderen auch nur unterhalb des 27. nördlichen Breitengrads. Das ändert nichts daran, dass er mit einer Entfernung von 4,2 Lichtjahren unser nächster Nachbar ist. Wenngleich er, verglichen mit den beiden anderen „Centauri“ tatsächlich nur ein Zwerg ist. Ein roter nämlich, der nur 0,143 Sonnenmassen besitzt. Rote Zwerge stehen am unteren Ende der Sonnenskala, zwar findet auch bei ihnen noch eine Umwandlung von Wasserstoff in Helium statt, aber sehr viel langsamer, als wir das von unserer Sonne kennen.
Unklar ist heute auch noch, ob Proxima ein Teil des Alpha Centauri Systems ist, oder doch unabhängig davon. Vieles deutet jedoch daraufhin, dass es sich um einen Einzelgänger handelt, der heute auf ca. 27°26 im tropischen Zeichen Skorpion steht.
Platz zwei – Alpha Centauri A und B (Toliman)
Platz zwei in der Liste teilen sich Alpha Centauri B und A, auch bekannt unter den Namen Bungula, Rigelkent oder Toliman (Link zum Astro-Wiki). Der Größere von beiden ähnelt sehr unserer Sonne, gehört zur selben Spektralklasse (der vierthellste Stern am Nachthimmel) und in ca. 28 000 Jahren werden sich beide unserem System bis auf 3 Lichtjahre angenähert haben. Zudem wurde im Oktober 2012 dort auch ein erster Planet entdeckt, der Alpha Centauri B in 3,236 Tagen einmal umrundet.
Die Position der beiden Sonnen liegt im Moment bei ca. 29°54 Skorpion. Ein Zeichenwechsel steht also unmittelbar bevor, um das Jahr 2042 sollte der Wechsel in den Schützen stattfinden.
Deutungsmöglichkeiten und Forschung
Generell glaube ich nicht, dass es viel Sinn macht, die eventuelle Bedeutung dieses Clusters anhand von persönlichen Eigenheiten zu erforschen. Denn, sollte meine Sonne zB dort stehen, bieten sich keine Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Menschen, diese fremden Sonnen wandern einfach zu langsam durch den Zodiak, um innerhalb eines Lebens festzustellen, wo denn der Unterschied liegt. Zwischen Sonnen, die in Konjunktion mit den Centauriis stehen, und Sonnen, die dieselbe Gradstellung haben, aber eben keine enge Konjunktion mehr aufweisen (in 150 Jahren beträgt die Differenz knapp 2°). Sinnvoller wäre vermutlich, mundane Überläufe von Uranus, Neptun und Pluto über den Cluster zu analysieren, später dann, falls man Auffälligkeiten fest gestellt hat, auch dasselbe mit Saturn und Jupiter auszuprobieren. Zur Orientierung – Neptun-Überlauf um 1969, Uranus um 1980-81, Pluto in den Jahren 1994-1995 (alles pi*mal Daumen). Und eine Warnung vorneweg – viele der gängigen Astrologie-Programme berechnen auch die bekannten Fixstern-Stellungen oft sehr ungenau. Besser also die Ephemeriden bzw. Listen von Astrodienst benutzen, oder andere Quellen heranziehen.
Platz Drei – Barnards Pfeilstern
Der Pfeilstern ist auch einer der unbekannten Klassiker, denn bei ihm handelt es sich um eine rote Zwergsonne, die mit bloßem Auge nicht sichtbar ist. Barnards Stern ist ca. 6 Lichtjahre von uns entfernt und liegt im Sternbild Schlangenträger. Er gehört nicht nur zur astronomischen Kategorie der Schnellläufer, sondern ist auch da ein Spitzenreiter. Mit einer Eigenbewegung von ca. 10,3 Bogensekunden pro Jahr, rast er, verglichen mit anderen Fixsternen, quasi durchs Universum. Lange Zeit vermutete man auch Planeten in seinem System, weshalb die „British Interplanetary Society“ ihn zum Zielobjekt einer Planungsstudie für interstellare Reisen machte. Und er gehört zu den Sternen, die sich uns immer mehr annähern werden. Im Jahr 11 800 wird er vom Sonnensystem nur noch 3,8 Lichtjahre entfernt sein.
Barnards Pfeilstern liegt bei ca. 29°27´im Schützen, durch seine schnelle Eigengeschwindigkeit scheint er aber rückwärts durch den Tierkreis zu laufen, ist also vor nicht allzu langer Zeit vom Steinbock in den Schützen gewechselt.
Platz Vier – Wolf 359
Auch Wolf 359 ist ein roter Zwerg und befindet sich im Sternbild Löwen, ca. 7,8 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt. Entdeckt wurde er 1918 von dem deutschen Astronomen Max Wolf (Krebs-Sonne mit Waage-Mond). Über ihn gibt es relativ wenige Informationen, umso erstaunlicher, dass er in zahlreichen Science-Fiction Werken erwähnt wurde.
Der berühmte Angriff der Borg aus der Serie „Star Trek – The Next Generation“ fand bei Wolf 359 statt, und wurde auch in anderen Episoden immer wieder erwähnt.
Die rote Zwergsonne steht in unserm Tierkreis auf ca. 14°07 Jungfrau, Neptun steht gerade in ziemlich genauer Opposition dazu.
Platz Fünf – Lalande 21185
Auch der sechstnächste Stern ist wieder ein roter Zwerg, nur schwach leuchtend und deswegen für einen Beobachter ohne Hilfsmittel am Nachthimmel nicht sichtbar. Er befindet sich im Sternbild des Großen Bären und ist ca. 8,5 Lichtjahre von uns entfernt.
Seit 1996 werden in Lalande´s System mindestens zwei Planeten vermutet, der eine soll ca. 0,9 Jupitermassen besitzen und die Sonne in knapp 5,8 Jahren umkreisen, der andere benötigt dazu ungefähr 30 Jahre und ist 1,5 mal grösser als Jupiter.
Lalande´s Position im Tierkreis liegt bei 15°50 in der Jungfrau, ist also nur schwer von Wolf 359 zu unterscheiden.
Wolf 359 und Lalande 21185 könnten den klassischen Fixsternen Alkor und Mizar entsprechen, mit denen sie sich die Tierkreis-Position teilen.
Platz Sechs – Sirius
Auf Platz sechs endlich ein alter Bekannter – Sirius, der Hundestern. Er ist uns mit 8,6 Lichtjahren nicht nur sehr nahe, sondern auch der hellste Stern am Nachthimmel. Genau genommen sind es aber zwei Sonnen, Sirius A und B. Der kleinere Begleiter ist ein Weißer Zwerg, befindet sich also schon am Ende seines Sonnenlebens.
Sowohl bei den Ägyptern, wie bei den Griechen und auch den Römern galt Sirius (manchmal auch Syrius) als herausragender Himmelskörper. Ptolemäus schrieb ihm Mars-Jupiter Qualitäten zu, in Verbindung mit den entsprechenden Planeten soll er Erfolg, Reichtum und einflussreiche Freunde bringen.
Gleichzeitig galt sein Auftauchen am Nachthimmel (damals Ende Juli) bei den Römern als Beginn der „Hundstage“, die mit Fieber, Hitze und Feuersbrünsten in Verbindung gebracht wurden. Eine ausführliche Beschreibung findet sich auf constellationsofwords, leider nur auf Englisch, trotzdem sehr empfehlenswert, was auch alle anderen Fixsterne und ihre klassische Bedeutung angeht.
Der Wechsel Sirius von Zwillinge nach Krebs erfolgte im November 975.
Titelbild: NASA Goddard Space Flight Center from Greenbelt, MD, USA (Hubble Watches Star Clusters on a Collision Course) CC-BY-2.0 via Wikimedia Commons
Hier gehts zum zweiten Teil der Reihe: Fixsterne: So nah und doch so fern (2)