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Astro-Labor

Zukunft: Sind Prognosen astro-logisch?

Prognosenneu

Nur noch wenige Tage trennen uns vom Jahr 2023 und dem Anlass entsprechend lehnen sich jetzt wieder überall auf der Welt selbsternannte astrologische Wahrsager und Hellseher aus ihren himmlischen Fenstern, um ihren ganz speziellen Ausblick auf die kommenden Zeiten mit uns zu teilen. 

Erstaunlich bleibt dabei der Umstand, dass sich nur sehr wenige dieser Prophetinnen und Propheten in den vergangenen Jahren auf irgendwelche, nachweisbaren Erfolge im Bereich ihrer Prognosen berufen können, da sie entweder zu wichtigen Ereignissen keine konkreten Aussagen gemacht haben oder falls doch, damit meistens daneben lagen.

Wobei ja schon bei der Verwendung des Begriffs Prognose die ersten Fragen auftauchen:  Sind astrologische Vorhersagen überhaupt Prognosen? Oder fallen sie nicht eher in den Bereich der Wahrsagerei? 

Denn laut Wikipedia gibt es zwischen Wahrsagerei und Prognose erhebliche Unterschiede:

 

Die Prognose (griechisch πρóγνωσις prognosis ‚Vorwissen‘ oder ‚Voraus-Kenntnis‘), deutsch Vorhersage oder Voraussage, selten auch: Prädiktion (lat. praedicere ‚voraussagen‘) ist eine Aussage über Ereignisse, Umweltzustände oder Entwicklung in der Zukunft. Von anderen Aussagen über die Zukunft (z. B. Prophezeiungen) unterscheiden sich Prognosen durch ihre Wissenschaftsorientierung. Wissenschaft und Methodologie der Prognosen ist die Prognostik, in weiterem Sinne die Futurologie.

Im Unterschied zu Prognostikern, die sich auf normale, für jeden grundsätzlich einsichtige Kausalzusammenhänge berufen, beanspruchen Wahrsager, ein den Unkundigen verborgenes Wissen über okkulte Zusammenhänge zu besitzen, das ihnen den Blick in die Zukunft ermögliche. Manche Wahrsager behaupten, einen unmittelbaren intuitiven Zugang zu Wissen über die Zukunft zu haben, auch „Zweites Gesicht“ oder Präkognition genannt, andere interpretieren Zeichen, die sie als Symbole für Künftiges betrachten

aus Wikipedia Prognose und Wahrsagen

Prognose1Sanduhr

Nimmt man diese beiden Umschreibungen als Basis einer Analyse, dann zeigt sich schon jetzt, warum die Zuordnung auch innerhalb der astro-logischen Gemeinschaft umstritten ist. Denn theoretisch sind beide Herangehensweisen möglich:

Entweder beruft man sich ausschließlich auf den systemischen Hintergrund der Astrologie, auf dessen Dynamik und die Erfahrungen aus der Vergangenheit, die seit Generationen überliefert sind, und deutet dann konsequent nur auf dieser Grundlage. Dann hätte man die Kriterien einer Prognose zumindest was die Vorgehensweise anbelangt weitestgehend erfüllt, selbst wenn man die Wissenschaftlichkeit der Astrologie anzweifeln mag.

Oder man benutzt ein Horoskop bzw. den Stand der Planeten vor dem Sternenhintergrund einfach nur als symbolische Inspiration, um die eigene Intuition anzuregen und auf dieser Basis dank innerer Bilder, Vorahnungen und Assoziationen in die „Zukunft zu blicken“.

Am meisten verbreitet dürfte vermutlich der Mix aus beiden Möglichkeiten sein, eine Prosagung oder Wahrgnose also, die dann eben jeden Zuordnungsrahmen sprengt. Das wiederum macht es natürlich den Kritikern der Astrologie sehr leicht, sie müssen ja nur die entsprechenden Wahrgnosen oder Prosagungen derjenigen nehmen, die sich so gerne mit ihren Ungereimtheiten öffentlich machen, diese dann als falsch entlarven, und schon steht damit indirekt das gesamte astrologische System am Pranger.

Verständlicherweise  kritisieren deshalb wiederum viele andere Kollegen und Kolleginnen jede Form der astrologischen Prognose als Humbug und Rufschädigung und behaupten, dass so ein Blick in die Zukunft mithilfe astrologischer Methoden gar nicht möglich sei. Sie möchten die „Kirche lieber im Dorf lassen“ und sich hauptsächlich auf das Deuten von persönlichen Horoskopen beschränken.

Kurz und gut – obwohl der Blick in die Zukunft seit Jahrtausenden ein Markenzeichen der Astrologie ist, scheint es bis heute selbst unter Astrologen keine Einigung darüber zu geben, ob dies auf der Grundlage von Planetenstellungen vor dem Zeichenhintergrund überhaupt möglich ist, oder ob alles was diesbezüglich behauptet wird, nicht doch einfach nur eine spezifische Form der Wahrsagerei ist.

Prognose1Fraktal

Erstaunlicherweise findet sich aber in all diesen Auseinandersetzungen, auch seitens der astrologischen Kritiker, kaum etwas über das Objekt all dieser Untersuchungen bzw. Vorhersagen. Das Thema Zeit in seinen drei Ausprägungen – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – spielt dabei so gut wie nie irgendeine Rolle. Es scheint eine stillschweigende Übereinkunft zu geben, dass man die „schlafenden Hunde der Unwissenheit und des Zweifels“ besser gar nicht weckt. Sondern einfach so tut, als wüsste man genau, worüber man da schreibt und spricht, die Zukunft also. Und wer nicht als völliger Dummkopf da stehen möchte, der stellt am besten diesbezüglich keine Fragen, und schon gar nicht die entscheidende: Was bitte ist denn die Zukunft eigentlich? Was wissen wir über sie und gibt es überhaupt Ansätze, sich diesem Phänomen auf rationale Art und Weise zu nähern?

Denn nur dann könnte man zumindest theoretisch zu einem Schluss gelangen, ob es sich hier um die eine oder die andere Art der Zukunftsschau handelt.

Wir blicken so gern in die Zukunft, weil wir das Ungefähre, was sich in ihr hin und her bewegt, durch stille Wünsche so gern zu unseren Gunsten heranleiten möchten.

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

Folgt man den Gedanken des großen Dichters und Denkers, dann ist die Zukunft einfach betrachtet nur eine Leinwand, auf die wir all unsere Hoffnungen und Sehnsüchte (Jupiter-Prinzip), aber genauso unsere Befürchtungen und Ängste (Pluto-Saturn-Prinzip) projizieren können. Dies funktioniert aber nur dann perfekt, wenn wir die Zukunft als völlig offen und frei von Bestimmungen und Zwängen betrachten (kein Saturnprinzip weit und breit). Sobald wir aber beginnen uns mit dem was kommt auf der Grundlage unserer Erfahrungen und unseres Wissens zu beschäftigen, wird schnell deutlich, dass unsere Zukunft, wie auch die aller anderen Wesen, keineswegs völlig offen und unbestimmt ist.

Jedenfalls solange nicht, wie wir in einer Welt und in einem Kosmos leben (oder zu leben glauben), in dem bestimmte Gesetzmäßigkeiten gelten , sprich - in einer saturnal geprägten Wirklichkeit. Natürlich kann morgen früh die Sonne rein theoretisch auch im Westen aufgehen und vielleicht auch überhaupt nicht, aber auf der Basis unserer bisherigen Erfahrungen ist das reine Spekulation. Ebenso unwahrscheinlich ist es, dass uns über Nacht Flügel wachsen werden und wir ab morgen fliegen können, so wie uns das manchmal in unseren Träumen gelingt.

Prognose1Marionette

Aber es bleibt eine minimale Restwahrscheinlichkeit, dass dies trotz aller gegenteiligen Erfahrungen und Gesetzmäßigkeiten einmal in 1000 Millionen Jahren eben doch passieren könnte. Jedenfalls schließt selbst die moderne Wissenschaft solche Möglichkeiten nicht mehr komplett aus.  Deswegen bleibt eine gewisse Unsicherheit bestehen, wir können nicht zu 100% davon ausgehen, dass sich bestimmte Abläufe wiederholen werden, je nach Thema, Objekt und Inhalt. Genau das schafft dann Raum für eine offene und nichtfestgelegte Zukunft, in der sich alles bewahrheiten kann, im Guten wie im Schlechten.

Zu 99,9% ist aber genau diese, unsere Zukunft trotzdem nur die Folge unserer momentanen Gegenwart, vor allem wenn wir nur den nächsten Augenblick betrachten. In diesem werde ich aller Voraussicht nach immer noch auf diesem Stuhl vor diesem Computer sitzen und diesen Artikel schreiben. Das Problem der Unschärfe entsteht eigentlich erst dann, wenn der  Blick in die Zukunft größere Zeitspannen umfasst bzw. überspringt. Und trotzdem wird es auch dann bestimmte Dinge geben, die sich nicht einfach auflösen, es sei denn unsere gesamte Wirklichkeitserfahrung löst sich ebenfalls auf oder verändert sich grundlegend.

Wenn wir also von Schicksal oder Bestimmung sprechen, dann sollten wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass dies rein esoterische Begriffe sind oder sie irgendeiner Weise aus astro-logischem Denken entstanden sind. Astrologie benutzt lediglich dieses Wissen um Gesetzmäßigkeiten, die mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch „in der Zukunft“ noch Gültigkeit besitzen und zieht daraus die entsprechenden Schlüsse. Genauso wie die äußere Sonne morgen früh wieder im Osten aufgehen wird, wird auch unsere „innere Sonne“ (der Stand der Sonne zum Zeitpunkt unserer Geburt im Zodiak) irgendwann in den nächsten 24 Stunden symbolisch im Osten wieder aufgehen.

Das astrologische Modell liefert schlicht und ergreifend die besten und nachhaltigsten Argumente für eine absehbare Zukunft, denn nichts und niemand ist in der Lage, die Bewegungen unserer Sonne, unseres Mondes und unserer Planeten auch nur ansatzweise zu verändern oder zu manipulieren. Wenn aber die größten und für unser Leben bedeutendsten Objekte in unserer unmittelbaren kosmischen Umgebung in ihren Bewegungen vorhersagbar sind (und zwar über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg mit großer Genauigkeit), warum sollten alle anderen Bewegungen sprich Entwicklungen nicht genauso absehbar sein?Die Gesetzmäßigkeiten des Himmels werden also nur übertragen, nicht erfunden oder im Sinne einer Wahrsagung ausschließlich aus eigenen Vorstellungen oder Eingebungen abgeleitet. Übrigens , meine Prognose im oberen Abschnitt war richtig – ich sitze immer noch auf dem selben Stuhl vor dem selben Computer und schreibe diesen Artikel…

Oder um es einmal mit den Worten eines der größten Genies unserer Zeit, Albert Einstein, auszudrücken:

Gott würfelt nicht…

Prognose1Moench

Allerdings hat diese Vorhersehbarkeit dann eben nur bedingt mit astrologischen Einsichten zu tun, sie hängt vielmehr von diesem universellen Ursache-Wirkungs-Prinzip ab, das wir tagtäglich erleben und erfahren. In unserem Zeiterleben gibt es nun mal zwangsläufige Entwicklungen, auf jeden Fall aber eine bestimmte Reihenfolge innerhalb derselben. Das Wachstum von Pflanzen folgt bestimmten Mustern, es gibt einen Samen als Ursprung, bestimmte Umstände lassen daraus eine Pflanze entstehen, die wiederum Früchte und Samen trägt und so den Kreislauf schließt. Hier kommt dann auch noch ein weiteres Prinzip zum Tragen, das im asiatischen Raum „das Prinzip des abhängigen Entstehens“ und bei uns „Schmetterlingseffekt“ genannt wird.

Es gibt eben nicht nur das Ursache-Wirkungs-Prinzip, bezogen auf ein Ding, eine Sache, ein Wesen, sondern die Gestaltung dieses Prinzips hängt wiederum auch von anderen Dingen, Sachen und Wesen ab, die zum Teil in keinem ersichtlichen Zusammenhang damit stehen. Alles ist bei genauerer Betrachtung tatsächlich auch mit allem anderen verbunden und wird somit manchmal selbst zur Ursache, während es sich in anderen Zeiten als Wirkung zeigt.

Genau aus diesem Zusammenspiel entsteht dann diese ungeheure Komplexität des Lebens so wie es ist, kaum zu verstehen und noch weniger zu erfassen durch simple eindimensionale Betrachtungen und Weltbilder. Deshalb sind alle Prognosen, die lediglich das Verhalten eines Menschen in seiner Vergangenheit als Grundlage für eine Vorhersage nehmen, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Und Systeme, die eindimensional und formelhaft versuchen, diese Komplexität zu ignorieren, taugen ebenfalls nicht für einen Blick in die Zukunft.

Wie gut, dass es da immer noch das hochkomplexe System der Astrologie gibt, dass, wenn es richtig verstanden und angewandt wird, zumindest in Teilen dieser Komplexität von Zeit und Raum entspricht. Schlicht und ergreifend deshalb, weil es ja nichts anderes beinhaltet, als diese Komplexität anhand der Planetenbewegungen zu beobachten und auf unser Leben zu übertragen. Allerdings mit der Einschränkung, dass diese Übertragung eben auch ein Höchstmaß an Flexibilität erfordert, wenn man dem Prinzip des Abhängigen Entstehens gerecht werden will. Denn wenn alles mit allem zusammenhängt, dann bedeutet die Stellung von Venus im Steinbock nicht zwangsweise immer das Gleiche. Je nachdem, wo sich die anderen Planeten zum selben Zeitpunkt befinden, werden sich gravierende Unterschiede zu bekannten Stellungen in den selben Abschnitten ergeben. Zwar können wir über das astrologische Modell bestimmte Rhythmen und Zyklen erkennen, die tatsächlich auch mit Zyklen in unserem Leben übereinstimmen, trotzdem gleicht eben kein Venus-Durchlauf durch die zehnte Evolutionsphase des Zodiaks einem anderen in jedem Detail. Und somit lässt sich auch astrologisch aus der Vergangenheit nur bedingt eine eindeutige Zukunft ableiten, die man in all ihren Ausdrucksformen ebenso eindeutig beschreiben kann.

Aber verglichen mit allen anderen Möglichkeiten der modernen  „Zukunftsschau“, die selbst heute im Zeitalter von Internet und Medienvielfalt nur sehr begrenzt sind, bietet das astrologische Modell sehr viel mehr, als nur ungefähre Annäherungen (als Beispiel sei hier noch mal eine Aufstellung aller Tore bei der letzten Fußball-Europameisterschaft genannt - EM 2016: Das Ende des Zufalls)

Prognose1Titel

Was aber fürs Erste als Eindruck bleibt – Astrologie eignet sich sehr wohl als Prognoseinstrument und ist keineswegs nur ein Medium für Wahrsager und selbsternannte Hellseher. Im Gegenteil, prinzipiell ist der astrologische Blick in die Zukunft genauso erlernbar wie Kenntnisse im Bereich der Medizin oder der Psychologie. Es werden dabei keine willkürlichen Methoden angewandt, sondern nachvollziehbar systemische Inhalte verknüpft, die in ihrer Gesamtheit sehr wohl bestimmte Tendenzen in der Zukunft sichtbar machen können.

Aber eben nur dort, wo bestimmte Entwicklungen im Sinne eines Ursache-Wirkungs-Prinzips auch in ihrer Ausdrucksform festgelegt sind. Überall dort wo wir dank unseres freien Willens auch in der Lage sind Veränderungen herbei zu führen, ist die Zukunft eben auch nicht eindeutig vorhersehbar, es sei denn, man hätte genaueste Kenntnis über die Absichten, Talente und Fähigkeiten derjenigen, die diese Veränderungen bewirken können. Was das ohnehin komplexe Modell der Vorhersage noch komplexer macht, trotzdem wird man auch dann mit Hilfe des astrologischen der zukünftigen Wirklichkeit immer noch näher kommen, als mit irgendeinem anderen bekannten Prognose-System.

Was aber bleibt ist die Frage nach dem „Wie“?

Wie kommt man mit Hilfe dieses Models zu Einsichten, Erkenntnissen und dementsprechenden Aussagen über die Zukunft?

Auch hier hängt vieles davon ab, wie man das Phänomen der Zeit generell betrachtet. Ist das was uns die Zukunft bringt in allen Teilen festgelegt, ist unser Leben also vollkommen determiniert? Oder sind wir die absoluten Herrscher über unser Schicksal, hängt alles einzig und alleine davon ab, was wir tun? Das wären die beiden einfachen Ansätze, ersteres taugt wunderbar für alle Esologen und Astroshow-Entertainer, letzteres für alle Skeptiker und Rationalisten. Aber ist die Zeit wirklich nur eine zweidimensionale Linie im Raum, auf der sich alle Koordinaten deutlich abgebildet finden? Oder ist das Ganze womöglich wesentlich komplexer, hat „die Zeit“ weitaus mehr Dimensionen (siehe auch ASTRO-LOGICS V: WOHER KOMMT DIE ZEIT )?

In der Mathematik wird mit der Dimension ein Konzept bezeichnet, das im Wesentlichen die Anzahl der Freiheitsgrade einer Bewegung/Position in einem bestimmten Raum bezeichnet. Der Begriff der Dimension tritt in einer Vielzahl von Zusammenhängen auf. Kein einzelnes mathematisches Konzept vermag es, die Dimension für alle Situationen zufriedenstellend zu definieren, darum existieren für verschiedene Räume auch unterschiedliche Dimensionsbegriffe.

Aus Wikipedia (DIMENSION)

In jedem Fall aber erleben wir immer nur das „Jetzt“, diesen Augenblick, den wir als Gegenwart bezeichnen. Insofern könnte man also durchaus behaupten, dass alle Zeit „gleichzeitig“ existiert, selbst wenn wir dies anders wahrnehmen. Denn egal ob wir über die Vergangenheit, die Zukunft oder die Gegenwart sprechen, all das hat sich, wird sich oder spielt sich immer nur in diesem Jetzt ab, nur hier ist es für uns erleb- und wahrnehmbar. Egal ob wir wachen oder träumen, uns in Erinnerungen verlieren oder über die Zukunft spekulieren, all das wird immer nur jetzt stattfinden.  Wenn wir über die Zukunft sprechen, dann sprechen wir also nicht über etwas komplett Neues und Fremdes, sondern im Prinzip nur über eine Art „zeitlicher“ Verlagerung dieses Jetzt.Ich möchte mir hier nicht anmaßen, in einem kleinen Artikel umfassende Antworten auf Fragen zu geben, die die Menschheit seit Urzeiten beschäftigen. Vielleicht ist die Zeit ja wirklich nur eine Art physikalische Größe, die relativ unabhängig vom Beobachter innerhalb bestimmter Gesetzmäßigkeiten „funktioniert“, vielleicht ist sie aber auch nur eine Illusion, die wir ausschließlich selbst erschaffen.

Zukunft2Titel

In diesem Augenblick jetzt gibt es immer auch verschiedene Optionen und Wahlmöglichkeiten, auf die wir unmittelbaren Zugriff haben. Aber genauso gibt es viele Bedingungen, die wir nicht unmittelbar beeinflussen oder ändern können. Wenn also die Zukunft nur eine andere Form des „Jetzt“ ist, dann kann man davon ausgehen, dass sich dieses Prinzip auch „dort“ wieder finden wird. Wie diese zukünftigen Augenblicke dann gestaltet sein werden, hängt in großen Teilen von unseren Entscheidungen und unserem Verhalten ab, andere Bereiche können wir nur nehmen wie sie sind und sie in unsere Entscheidungen mit einbeziehen.

Ein Beispiel.

Sollte mir heute jemand begegnen, mit dem ich in eine Konfliktsituation gerate, dann wird sich das oben genannte genau dort wieder spiegeln. Völlig unabhängig vom Verhalten meines Gegenübers werde ich die Möglichkeit haben, mein eigenes Verhalten entsprechend meiner Überzeugungen zu steuern. Jedenfalls dann, wenn ich gelernt habe, auch in Konfliktsituationen mit aufkommendem Ärger etc. umzugehen. Solange ich also „bei mir“ bleibe und mich auf meine Gestaltungsmöglichkeiten der Situation konzentriere, habe ich eine gewisse Handlungsfreiheit. Grundsätzlich kann ich aber das Verhalten meines Gegenübers nur bedingt beeinflussen, solange ich ihm dieselben Freiheiten zugestehe. Diese kann mein Gegenüber natürlich auch „nutzen“, um den Streit eskalieren zu lassen, weil er es vielleicht richtig findet, seinem Ärger freien Lauf zu lassen oder er davon überzeigt ist, dass ich für diesen Ärger verantwortlich bin. Was dann wiederum meine konkreten Handlungsspielräume zumindest verändern wird, in manchen Fällen aber auch einschränken kann. Umgekehrt gilt aber genau dasselbe, auch mein Verhalten wird den „Spielraum“ des anderen mitbestimmen und mitgestalten.

Mehr noch – natürlich wird alles was innerhalb dieser Phase geschehen oder nicht geschehen ist, auch die kommenden Augenblicke, die Zukunft, beeinflussen. Mittelbar und unmittelbar werden alle „Entscheidungen“, die mein „Kontrahent“ und ich getroffen und umgesetzt haben, wieder Ursache für ähnliche Hintergründe und atmosphärische Verdichtungen sein. Sollten wir also im Streit auseinander gegangen sein, werden wir spätestens bei unserem nächsten Treffen eine Zukunft vorfinden, die wir gemeinsam in weiten Teilen so gestaltet haben, wie sie uns dann erscheinen wird.

Das alles könnte man nun mit zwei Prinzipien erklären. Zum einen wird alles was ich tue zu einer Ursache, die sich dann auch für mich wieder als Wirkung zeigt, zum anderen bedingen sich in unserem Kosmos alle Ursachen und Wirkungen in einem äußerst komplexen Zusammenspiel gegenseitig, was man auch als das Prinzip des abhängigen Entstehens bezeichnet. Betrachtet man „die Zeit“ jetzt nicht mehr nur als eine lineare Abfolge, die sich lediglich als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zeigt, sondern mehr als eine Potentialität dieser Augenblicke, die aufgrund der genannten Komplexität ganz bestimmte, unterschiedliche Färbungen haben und somit auch spezifische Ausdrucks-Möglichkeiten, dann bekommt das Modell der Astrologie eine völlig andere Bedeutung in Bezug auf Prognosen, als dies üblicherweise wahrgenommen wird.

Denn genauso wie das astro-logische Geburtsbild die Potentialität eines Augenblicks beschreibt, der diejenigen, die in diesem Moment zum ersten Mal einatmen, besonders prägt, beschreibt sie auch die zukünftigen Augenblicke als nichts anders. Als eine Potentialität, innerhalb derer weiterhin die Gesetzmäßigkeiten des Jetzt gelten, die aber bestimmte Erscheinungsformen und Erlebensweisen begünstigt, während andere im Ausdruck eher benachteiligt sind.

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Diese Potentialität hat aber wiederum mindestens zwei grundlegende Eigenschaften. Zum einen gibt es das, was wir generell „Zeitgeist“ nennen und was alle wahrnehmungs- und empfindungsfähige Wesen gleichzeitig beeinflusst und prägt. Und zum anderen wird genau daraus auch etwas hochindividuelles und spezifisches, weil das Zusammenspiel der eigenen Anlagen mit diesem Zeitgeist uns entweder in einer gewissen harmonischen Resonanz „mitschwingen“ lässt, oder aber bisweilen auch Frequenzen erzeugt, die wir als äußerst dissonant erleben und die wir unter allen Umständen ändern wollen.

Generell hängt dieses Erleben aber in den allermeisten Fällen davon ab, was wir selbst in dieses Jetzt, dass gestern noch die Zukunft war, eingebracht haben. Denn fast immer hat der aktuelle Zeitgeist zwei Gesichter, egal ob sich das über sogenannte harmonische Aspekte und Verbindungen zeigt, oder scheinbar disharmonische. Auch unter einer Ansammlung von Trigonen und Sextilen wird man in aller Regel nichts wirklich Freudvolles und nachhaltig Positives erleben, wenn man in den  Lebensphasen zuvor nur den eigenen, negativen Anlagen Ausdruck verliehen hat. Dann wird eben genau das genährt und trigonal vermehrt werden, und vermutlich zu noch mehr negativen Erfahrungen führen.

Alleine aus diesen Überlegungen ergibt sich schon ein klarer Schluss – unsere Zukunft kann niemals nur anhand einer globalen bzw. mundanen Atmosphäre beschrieben werden, denn diese universelle Potentialität des Augenblicks wird immer auch gleichzeitig unsere individuellen Möglichkeiten unterschiedlich begünstigen bzw. einschränken.

Mehr noch – es sind diese individuellen Erfahrungen jedes einzelnen Lebewesens und der Umgang damit, die in ihrer Gesamtheit bestimmen, wie unsere gemeinsame Zukunft bzw. das kommende Jetzt, gestaltet sein wird. Ob wir dabei die Zeit als etwas Reales betrachten, dass tatsächlich eigenständig existiert, oder ob wir Zeit nur als Ausdruck der Veränderungen unseres Bewusstseins betrachten, die wir, wie fast alles andere auch, ins „Aussen“ projiziert haben, spielt dabei eigentlich keine Rolle.

FreistetterB2

Zumindest was den astrologischen Kontext angeht, wäre es aber sinnvoll, die Ursachen für eine wie auch immer gestaltete Zukunft nicht ursächlich in den Bewegungen der Planeten zu sehen. Zwar wird man vermutlich auch hier irgendwann eine Verbindung aufzeigen können (zwischen den Strukturen der Zeit und diesen Bewegungen) und daraus dann womöglich ursächliche Gesetzmäßigkeiten ableiten, aber dies bestätigt im Prinzip ja nur das Gesetz des abhängigen Entstehens oder des „Chaosprinzips“, wie wir es im Westen nennen. Alles bedingt sich gegenseitig auf äußerst subtile und meist kaum nachvollziehbare Art und Weise, und aus einer bestimmten Perspektive kann man daraus auch schließen, dass etwas die alleinige Ursache von etwas anderem wäre. Letztendlich bleibt das aber nur eine Schlussfolgerung, die zudem, bezogen auf das astro-logische Model, völlig überflüssig ist.

Denn auch ohne solch eine Herleitung lässt sich leicht beweisen, dass sich mittels Astro-Logie sehr wohl die Entwicklungen bzw. die sich verändernden Potentiale der fortlaufenden Gegenwärtigkeit darstellen lassen. Wer zum Beispiel in den hier bei uns gesammelten Artikeln zu aktuellen Ereignissen nachliest, wird schnell feststellen, dass die Übereinstimmungen zwischen exakten Auslösungen (in den meisten Fällen also Transite…) und signifikanten Stellungen in den betroffenen Geburtshoroskopen, jenseits jeder Zufälligkeit liegen. Dabei geht es einfach nur um die mathematisch-berechneten Zeitpunkte und die jeweiligen Stellungen von Planeten und anderen, wichtigen Faktoren. Diese Übereinstimmungen sind fast immer äußerst genau, selbst wenn nur in den wenigsten Fällen die entsprechenden Geburtszeiten der betroffenen Personen bekannt sind (man sich also nur auf die Faktoren beziehen kann, die trotzdem relevant bleiben).

Aus all dem lässt sich unschwer ableiten, dass das simple Bild einer entweder  vollkommen festgelegten Zukunft oder einem unbegrenzten, freien Willen falsch sein muss und „die Zeit“ und ihre Entwicklung weitaus mehr Dimensionen umfasst, als sich über eine einfache Verbindungslinie zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft darstellen lässt. Unser eigener Anteil an der Gestaltung unseres zukünftigen Jetzt ist weitaus höher als wir oftmals glauben mögen.

Wer also einfach nur hören will, dass die eigene Zukunft unabhängig vom eigenen Tun und Handeln großartig wird, der sollte besser zu selbsternannten Hellsehern und Wahrsagern gehen, die ja davon leben, ihren Kunden das zu erzählen, was diese gerne hören wollen.

Zukunft2komplex

Eine seriöse, astrologische „Zukunftsprognose“ wird sich immer an den Gestaltungsmöglichkeiten des Einzelnen orientieren und niemals die gesamte Verantwortung für dessen Leben den Sternen und Planeten übertragen. Genau dann kann sie auf der Grundlage eigener Erfahrungen und einer soliden Wissensbasis seitens der Berater wirklich hilfreich sein und konkrete, praktische Möglichkeiten aufzeigen, wie aus dem Jetzt eine erfüllende und freudvolle Zukunft entstehen kann.

So gesehen sind astrologische Prognosen keinesfalls magische Rituale, wenn sie sich denn in Übereinstimmung mit den alten Grundlagen der Beobachtung tatsächlicher Ereignisse befinden, um daraus Schlüsse auf die Zukunft ziehen. All das hat jedoch einen Haken: Diese Schlüsse können nur so genau sein, wie die tatsächlichen Basisfaktoren, auf die sich Voraussage bezieht. Zum Beispiel das exakte Geburtshoroskop, dessen Überläufe (Transite) untersucht werden. Oder, bei globalen  Analysen, bestimmte „Köpfe“, die stellvertretend für Länder und Ereignisse stehen, deren Entwicklung man untersuchen will. Obwohl es theoretisch möglich ist, bereits aus mundanen Aspekten grob abzulesen, wie die Zeitqualität sich 2023 generell gestaltet, ähnelt eine genauere Bestimmung von Entwicklungen ohne solche menschlichen Bezugssysteme oft schlichter Hellseherei. Dadurch gerät die Astrologie als eine der ältesten, wenn auch heute nicht mehr anerkannten Wissenschaften, immer wieder in Misskredit.

Fazit 

Je allgemeiner unser Blick auf das astrologische Modell ist, desto allgemeiner werden auch Prognosen sein. Was dann dem Wortsinne des altgriechischen Prognosis, des Voraus-Wissens, zuwiderläuft. Denn Wissen heißt eben nicht raten, vermuten oder spekulieren. Bis zu einem gewissen Grad scheint es durchaus möglich, den Blick in die Zukunft deutlicher zu machen. Die Grenzen und Hindernisse dabei sind jedoch vielfältig. Neben jahrelangem Studieren und Forschen muss ein guter astrologischer Prognostiker auch die Fähigkeit besitzen, seine eigenen Ängste und Hoffnungen ebenso gut wie die astrologischen Konstellationen zu kennen. Um nicht Gefahr zu laufen, einfach nur sein Innerstes nach außen zu projizieren. Er muss tief in das Wesen der Zeit eingetaucht sein, ihren Fluss und ihre tückischen, bifurkanten Bewegungen kennen, um sich nicht auf alten Erfahrungen auszuruhen und dadurch sich und andere in die Irre zu führen.

All das verlangt viel und in der heutigen Zeit scheint es nicht viele zu geben, die sich dieser Herausforderung angemessen gestellt haben. Ansonsten hätte man sicher von ihnen gehört.

Denn wer auch immer den Schleier der Zukunft lüften könnte, hätte ein großes Geschenk an die Menschheit zu vergeben - er könnte Wege in ein besseres Morgen für uns alle aufzeigen.

Bilder (bearbeitet): Pixabay

(Nachtrag: dieser Artikel erschien zum ersten Mal bereits 2019 und wurde nur in einigen wenigen Punkten überarbeitet.)

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Donnerstag, 21. November 2024

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