Loop!

Astro-Labor

You Can't Always Get What You Want...

Balance unterm Blutmond:

„Beschränke alles auf das Wesentliche, aber entferne nicht die Poesie. Halte die Dinge sauber und unbelastet, aber lasse sie nicht steril werden.“ (Richard R. Powell, WABI-SABI)

Wenn heute am frühen Morgen mit dem letzten der Blutmonde der ungewöhnlichen 'Tetrade' (Loop! Artikel) eine erlebbare Mondfinsternis die Achse Widder/Waage aktiviert, dreht diese plötzliche, sehr dunkle, tiefe Stille am Himmel astrologisch den bisherigen Themen-Zyklus eine Runde weiter. Auch wenn das fehlende Licht spooky wirkt, mit bösen Omen, die solchen besonderen Vollmonden gern zugeschrieben werden (dieser ist sehr nah und rötlich), hat das Ereignis nichts zu tun. Nur mit buchstäblich seelisch aktiver Neu-Einstellung zum erdigen "Greifen", Festhalten und zur Frage:

Wie gehe ich buchstäblich mit Fehlern um? Mit im Boot ist auch das Gespenst des Loslassens, jenes eiserne Gesetz des New Age, das sich so gut konterkariert. Lass doch los. Du musst loslassen. Ich will loslassen und kann einfach nicht. Wie wahr. Aber wie geht das, wenn es nichts mit dem Ignorieren von Problemen zu tun hat? Astrologisch gibt es zwei Phasen im Radix, die für solche Erkenntnisse am besten geeignet sind. In ihrer Stärke oder Schwäche zeigen sie, ob, wo, was und wie wir persönlich loslassen können oder nicht: Das 11. Zeichen und Feld mit Uranus, der durchschneidet, was uns hält und was wir halten (Wassermanns Quadrat zu Skorpion und Stier) und das 12. oder Neptun, der jenseits der weltlichen Zuschreibung der Dinge die Wirklichkeit des Un-Sinns (Quadrat nach Schütze und in die Zwillinge) mehr schätzt als viele andere. 

Wo beide stehen, vor allem in welchen Feldern, da müssen wir früh ganz natürlich loslassen und lernen nun unter Umständen bei den Konstellationen der Mondfinsternis noch einmal bewusster, die Übung auf andere Bereiche zu übertragen. Dieser Vollmond "lebt" stark auf unsichtbaren Ebenen, in der Spannung zwischen Verstand und Verwirrung. Weshalb wir bei der Betonung des Übergangs von Jungfrau nach Waage (und von den Fischen in den ziehenden Widder-Mond) noch mehr Trost suchen und in einer fast schon chronischen Anfälligkeit für Schmerz durch Unerfülltsein kreisen können.

Aber dahinter steckt eine große Kostbarkeit. In dieser Finsternis werden auch die Gefühle = Mond regelrecht vom Licht der Sonne durch-leuchtet, auf ihre Substanz abgeklopft. Das Leid, das dahinter fast immer sichtbar bleibt, stellt sich dann leicht als Ergebnis von Widerstand durch das Denken und seine Konstrukte heraus:

"Geburt ist dukkha, Altern ist dukkha, Krankheit ist dukkha, Tod ist dukkha; Sorgen, Trauer, Schmerz, Unwohlsein sind dukkha. Mit jemandem zusammen zu sein, den man nicht liebt, ist dukkha. Getrennt zu sein von dem, das man liebt, ist dukkha. Nicht zu bekommen, was man sich wünscht, ist dukkha." (Palikanon via Wiki

Dukkha ist der Stress oder das übliche Leiden am Dasein, das feststellt: Immer ist etwas falsch. Der Buddhismus weiß, das Ritual des gefundenen Mangels durchzieht das Leben, sobald wir darauf bestehen zu "greifen", unseren Kopf mit seinen Vorstellungen den natürlichen Verläufen überzuheben. Dann knallt alles, was an isoliertem, von Logik erschaffenem "Verständnis" des Verstandes das Dasein kontrolliert, immer wieder vor die Mauern der wahren Welt. Seinen Verstand zu hüten, ist sicher klug. Sich vom Unverstand, alles lösen zu wollen zu lösen, noch viel klüger. Denn alles, was wurde, ist mehr als wir denken und wird sowieso wieder vergehen, ob man es nun krampfhaft geistig festhält (dann tut es nur doppelt weh) oder nicht. Daran erinnert die andere bleibende Dominanz dieses aktiv kämpfenden Widder-Waage-Vollmondes - der zulaufende Mars-Jupiter in Jungfrau mit dem hochauflösenden Neptun gegenüber. Knapp hinter der Achse der kosmischen Spalte stehen nun, nach dem Äquinoktium, eine Weile wieder metaphorisch die Tore zur anderen Welt einen Spalt offen. Der "mittlere Weg" kann helfen, anders die Vollkommenheit des Nicht-Perfekten zu sehen und eine "Duldung der Fehlerhaftigkeit" zu üben. Gerade, wenn in der Welt drumherum die Extreme tanzen. Wie es in der Zeit dieser Tetrade (vier totale, aufeinander folgende Mond-Finsternisse seit Mitte April 2014) so auffällig oft vorkam.

Die Gegenwart ist in letzter Zeit, seit Pluto-Uranus, nun so voller resultierendem Schmerz und Konflikten, dass die einfacheren Gemüter sie und sich zu schrubben und zu säubern beginnen, an allen Enden - "bis man sich drin spiegeln kann". Wenn das keine Metapher für die etwas sprödere Seite von Jungfrau-Fische ist, die damit Waage-Widder vorbereitet. Man möchte sich gereinigt begegnen oder wenigstens mit sauberer Trennung das Schlimme vom Wohlwollenden unterscheiden können. Grenzen werden konstruiert. Obwohl sie sich so beliebig darstellen, je nach Standpunkt. All das wird also nicht leicht. Diese letzte Finsternis der zweiten Jahrtausend-Tetrade ist heute erlebbar ab 4 Uhr, steht in allernächster Erdnähe und führt über Licht-Brechungen auch zum Eindruck des Blut- oder Super-Mondes, wie die Mainstream-Medien gern titeln. Acht Tetraden gibt es insgesamt zwischen 2001 und 2100 - viel, denn einige Jahrhunderte haben gar keine. Die erste dieser aktuellen Sequenz lag letztes Jahr umgekehrt auf der Waage-Widder-Achse und brachte deshalb auch die Beziehung zur Außenwelt stark im allgemeinen Bewusstsein in Bewegung.

Nun kommt die marsische und jupiterhafte Feuer-Betonung, das Zündeln und Anstecken der Jungfrau, im Vollmond-Radix dazu, sensible Durchlässigkeit für alle Defizite der Gesellschaft und des Alltags. Der ewige Drang zu verbessern, zu polieren, glatt zu machen. Eine Sisyphos-Arbeit, die eigentlich das Unangenehme in sich selbst aus dem Leben haben will und als Gegenpol Akzeptieren braucht, Akzentuieren oder bewusstes Loslassen. Wie es sich in östlichen Philosophien wiederfindet, wo die kardinale Dysbalance durch Pluto-Uranus, die jetzt noch mehr Ausgewogenheit als Nachsorge benötigt, ungewöhnlichen Ausdruck auch in der Welt der Dinge findet. Wo beispielweise eine gesprungene Vase bewusst offensichtlich mit Gold geflickt wird, als Mahnung, dass Mensch nicht für die Vollkommenheit gemacht ist. Das nennt man auch KINTSUGI, die Goldverbindung, die den Fehler erst betont: 

"Dabei wird nicht versucht, das beschädigte Stück einfach in seinen Originalzustand zu versetzen. Im Gegenteil, die Reparatur darf sichtbare Spuren hinterlassen und wird dadurch selbst zu einer Kunst, die den Makel hervorhebt." (Die goldene Verbindung)

Hier geht es also auch um all die in diesen Zeiten so ungeliebten Mängel,die immer noch eher als Zeichen von Schwäche gesehen werden, bei sich und anderen, als von Sensibilität. Um das Negative, das viel zu oft unter den Teppich gekehrt wird, statt es als Hälfte der Welt zu würdigen. Wogegen man sich wehrt, das bleibt. Und was vermeintlich gar nicht da sein darf und dem großen, gründlichen, ökonomischen Jungfrau-Besen zum Opfer fällt und dazu gezwungen wird, in Fisches unbewussten Seen zu verkümmern, kann niemals überhaupt auch nur im Ansatz greifbar werden. Womit es wenigstens die Illusion der Lösbarkeit auf der Form-Ebene anböte. Stattdessen schafft es häufig nur neue Probleme.

Insofern steht diese Mondfinsternis auch in der Tradition der letzten Eklipse (Jupiter-Neptun: Riesen im Schattenland) und wärmt die Themen noch einmal von einer anderen Seite auf. Uranus Spitze 9 für Greenwich zeigt das "Durchschneiden" der Knoten in der Anschauung, was radikal erfolgen muss. Wassermann in 6 führt weg von Anpassung an Umweltbedingungen, aus dem Mainstreamigen heraus, hinein in völlig andere Perspektiven, die keinesfalls nur Fortsetzung der alten sein dürfen. Neptun im Du-Bereich spricht für das besagte, nötige Loslassen der öffentlichen Bilder (Herr 7 in 7 belegt in Fische, wie unfassbar trügerisch und als Herr 8, wie gefährlich dazu sie sind), das fällig wird. Wenn man sich nicht ständig in den illusionären Fallen der Wahrnehmung fangen will, die überall am Wegesrand lauern, ob nun privat oder in gesellschaftlichen Tendenzen, wie sie sich gegenseitig abhängig entwickeln. 

Es ist hilfreich, sich in dem Zusammenhang astrologisch die große Zeit-Linie hinterm momentanen Klima anzusehen:Die Entstehung des berüchtigten Anscheins des 6. Prinzips, der Beschönigungen des 7. vorbereitet, oder auch der Hygiene-Wahn, in den Jungfrau in Panik vor Fisches Chaos verfallen kann und auch jetzt noch verfällt. All das ist ja Legende. Man sieht dann Schmutz auf allen Ebenen - bis hin zum "Dreck" der negativen Gefühle wie Wut, Ärger, Ekel oder Trauer, die als Folge "logisch" unbedingt ausgemerzt werden sollen. Der Spiegel von Jungfrau-Waage oder von Merkur-Venus ist da besonders verführbar.

In solchen Zeiten verfällt man zur Abwehr tieferer Befürchtungen eben noch leichter und unbemerkter als sonst in die bekannten Rituale des Aussiebens, erst recht, wenn Merkur rückläufig ist: Das Gute ins Töpfchen, das Schlechte ins Kröpfchen. Auch eine Langzeit-Konsequenz von Uranus-Saturn, der allgemeinen Zerrissenheit 2008/2009, als das Geld plötzlich wegbrach und massive Existenzängste kompensativ an ganz anderen Ecken aufkamen. Verstärkt durch den schmerzhaften Neptun-Chiron. So unberechenbar war der im Wassermann, dass er Stier-Skorpion scheinbar noch schlimmer als sonst bedrohte. In den Jahren danach, vorm Wechsel in die Fische, gesellte sich Jupiter noch dazu und die Instabilität wurde traumatisch, bis sich 2010 dann privat und gesellschaftlich die Schmerzen die Klinke in die Hand gaben. Auf dem Spiel standen fixe Stabilitäten, die Sicherheit aller Konzepte.

Analog feilte man aber, bei Fische-Jupiter, der innen die Verwirrung explodieren ließ, außen umso mehr an den Oberflächen, die (bis hin zur reinen Optik) künstlich und ängstlich geglättet wurden. Schon da gab es eine Menge Verwechslungen (insbesondere in der Positivisten-Szene, die dann bei der Kardinalen Klimax heftig boomte) in Sachen Loslassen. Ist nun alles loszulassen schon Nihilismus (der ja ganz praktisch sein kann, weil niemand dann nichts mehr an sich heranlassen muss)? Wo wird Loslassen zur Manie? Wann ist es noch einigermaßen gesund? Und dann das Problem der Umsetzung: Während die aktive Variante ja das kräftezehrende uranische Zerschneiden ist, wird es beim neptunischen Zulassen dessen, dass die zum Greifen geöffnete Hand sich gar nicht erst schließt, fast noch schwieriger. Denn etwas zu unterlassen gestaltet sich oft problematischer als umzusetzen. Außer für Fische vielleicht. Die Power, die in die Aktion gehen sollte, bewegt sich ja dann innen und es entsteht unter Umständen der Geist von Knecht Ruprecht: die böse Aggression (die eigentlich von Mars mal ganz gut gemeint war, als Bewegung auf etwas zu - im Wortsinn!). Auch darüber erzählt die heutige Mondfinsternis.

Jupiter und der Schneide-Zwang

Jupiter im Widder mit dem erweiterten "Schnippel-Zwang" bei der Klimax seinerzeit war jedenfalls ein Vorbote und hatte bereits etwas Aggressives, schon bevor die ISIS richtig auftauchte. Das, was da modisch hier passierte, grenzte analog an Selbst-Verstümmelung (es kamen die Fleisch-Tunnel für breite Schichten auf, nicht nur im Ohr). Was insgesamt aber als Muster zur 7. Phase gehört. Wo man Oberflächen in einer Art Besonderheits-Neurose beliebig demokratisch wählbar macht und noch mehr windschnittige Larven erzeugt. In vielerlei Hinsicht. Solche bekannten Bilder aus dem Zeichen Waage wurden bei Saturn dort in Wahrheit einfach häßlicher. Was man aber schön fand - siehe Tattoo-isierung auch noch der letzten Körperzelle oder die neue Gewohnheit, tausende von gebotoxten Gesichtern "ganz normal" (Schlagwort) als hübsch zu erklären. Erlaubt ist, was im luftig Venusischen (wie bei den Geschwistern der Bilder, den existenzielleren Bedürfnis-Götzen im Stier) teilbar sein muss, um überleben zu "dürfen". Auch jetzt bringt der Vollmond diese Idee wieder auf:

Die Ecken sollen weg. Bei jedem Wir, zu dem Wir gerade gehören, um uns erkennbarer für die moderne Peer-Group (oder das Klischee des Guten) zu machen. Sonst, so die Milchmädchen-Rechnung des Positivismus, entstehen vielleicht noch mehr Konflikte. Aber die kommen leider gerade da doppelt auf, wo zu viel weg-beschönigt wird. Der Same der Waage, derentwegen die alles wegbügelt, was stören könnte, ist ja diese Angst aus dem Vorgänger-Zeichen Jungfrau. Das Risiko, immer gleich ins nächste Loch auf der Straße zu fallen, das sich dann natürlich umso leichter später mit der Anschauung des Schützen anlegt, der ja in allem viel weniger detailliert den Perfektionismus des Perfektionismus sucht und findet. Und das nur nie so akribisch ausdrücken könnte wie Merkur, aber dafür ausführlicher. Drum ist Jupiter im Erdzeichen, die Möglichkeits-Erweiterungs-Putzkolonne, nun auch so wichtig: Da nämlich, wo es in der 6. Phase nicht schon gelingt zu reparieren, was fehlbar ist, wird ein paar Stufen weiter Gott Jupiter ja trotzdem und multiplikativ das Optimum fordern und für etwas anderes gar nicht erst aufstehen (das wäre dann die bekannten Schütze-Faulheit). Ende der Entwicklung.

Bei jeder Mondfinsternis schreckt die Emotion, das lunar Fließende, vor dem Wesent-lichen des Weltlichen mit seinem Strahlen zurück. Das könnte ein generelles Problem in den nächsten Wochen werden, zumal die Nützlichkeit des Jungfrau-Themas, das Verwerten, weiter alle Situationen und Begegnungen in Müll oder Recyclebares einordnet. Wie kann man also mit dieser Tendenz umgehen? Ich bin ein Teil des Ganzen, das wäre thematisch nur einer der Schlüsselsätze der Zeichen-Achse Jungfrau-Fische, die zum Waage-Widder wird, umspannt vom Vollmond-Radix. Was eine unter Umständen noch stärkere Verführung durch die generelle Meinung anspricht als sonst. Wie auch die mögliche, starke Spiritualität der andere Seite, deren stillen Ruf wir nun so leicht überhören, wo der Mars mit und in der Nutzbarkeit tanzt.

In den Fischen dagegen lösen sich ja zuallererst die Grenzen zu den und dem Anderen auf. Manchmal sogar so sehr, dass wir jetzt doch wieder bloß mentale Über-Steuerung suchen, die Umsetzung verspricht, und dann zurück zum Merkur als Neptuns Alternative überlaufen. Dabei will Sonne in Waage doch den Ausgleich, den der impulsive, zornige Mond, der zündeln möchte, aber noch gar nicht erträgt. Er braucht ein Ventil für die immer stärkere emotionale Anspannung und Gegner, die ihn stoppen. Insofern trifft er sich mit Waage im Feindbild - nicht umsonst ist dieser Mond rot. Und am selben Tag gibt die NASA eine Mars-Pressekonferenz, für die sie kryptisch Rätsels Lösungen und aufsehenerregende Entdeckungen verspricht (FOCUS). Leben auf dem Wut-Planeten oder Wasser? Jungfrau oder Fische?

Wir werden es erleben. Unter all dem, einem ganzen Wolkenmeer von Variationen der vier Themen zweier Achsen, liegen noch mehr Blasen. Denn die Wahrheit ist sowieso: Ich habe gelebt, ich habe geliebt und geweint. Mein Gesicht, meine Geschichte zeigt den Menschen, der ich wurde. Meine Narben, meine Erlebnisse, meine Falten, meine vielen, vielen unterschiedlichen Geschichten, wie sie sich mit den Erzählungen der anderen verbinden, die nur Standpunkte, Positionen sind. Diese Spuren der echten Welt voller Fehler und Halbheiten, in der ich lebe. Leben ist und bleibt lebensgefährlich und nicht reparierbar. Auch wenn ich mich nicht damit abfinden will. Be-Schädigung, die so erst Vervollkommnung wird, weil sie meine Ganzheit ausmacht, kann ein Schlüssel in ein anderes Leben sein. Vollständigkeit statt der abgespaltenen Vollkommenheit, die der Jungfrau-Jupiter da einklagt. Auch wenn dieser Tetraden-Mond die Bedeutsamkeit der Ausgewogenheit anspricht, die wir momentan so selten spontan entdecken. Das Halbe ist manchmal das bessere Ganze. Dieser Vollmond kardinal ist aber auch ein Verwunder.

Denn er bescheint nun, gerade, weil er so viel Impulsivität, Initiative und Aufbruch im Widder anschiebt, eben auch doppelt und dreifach den Mangel, der überall auftaucht, wo Jungfrau-Fische betont wird. Selbst der notwendige Weg der Akzeptanz des Fehlens von allem und jedem, was wir wollen, wird hier noch einmal leuchtend in der Schwärze der Finsternis aufgebaut. Das Gleichgewicht der Waage und der Fluss des Neptunischen als Gegenmittel zur Ausmerzung all dessen, was uns im Kleinen und Großen nicht passt und was wir darum so schnell mit Härte und Kampf (des impulsiven Mondes der Phase) beantworten. Alles Unfertige, das Nicht-Mehr in den Sachen um uns herum, das Noch-Nicht in den Vorgängen, auf das sich Wünsche stets beziehen (Dinge und Menschen sollen "heil" sein), erinnert uns daran, dass wir leben und alles in Entwicklung ist. Pluto will all das aus Panik des Jungfrau-Merkur (als Herr der nächsten befreundeten Phase) meist in die Fertigung zwingen, die immer seinen Konzepten unterliegt. Aber das macht die Welt nur noch polarer: gut-böse, gesund-krank, richtig-falsch, funktional-kaputt. Zum Futter für noch mehr Emotionen, die von Gedanken verursacht werden (Krebs folgt Zwillinge, nicht umgekehrt). Was kann man also ausprobieren?

Das Geheimnis des Wabi-Sabi

„Wenn ein Objekt oder ein Ausdruck in uns ein Gefühl der tiefen Melancholie und eines spirituellen Sehnens hervorruft, dann kann man sagen, dieses Objekt sei Wabi-Sabi.“ (Andrew Juniper). 

Das Konzept des Wabi-Sabi aus der Nähe zum Zen-Buddhismus erinnert an Neptun. Eine ganz andere Art der Lösung, die sich herausbewegt aus der aktuell so scharf gezeichneten Welt der Details und Gegensätze oder den beiden Enden einer astrologischen Achse. Ein Mittel, Schönheit zu erkennen, ist ja gerade der Verfall Neptuns, der die Reinheit der Jungfrau sowieso immer einholt. Selbst im perfektesten Aussehen, der ordentlichsten Wohnung, dem best funktionierenden, teuren Wagen, dem wunderbarst gestalteten Garten. Alles wird irgendwann überwuchert und kippt in sein Gegenteil. Auch organisch, denn Wasser-Erde betrifft ja stark das körperliche "In den Boden Zurückwachsen". Mars und Jupiter, für Greenwich nah dem 0° Jungfrau- AC, das ist nun mal der Kern dessen, was in die Welt will gerade. Und besteht daher auch aus der aggressiven Suche nach und Bestehen auf Perfektion. Die klassischen "Reinlichkeitsfragen" (bis hin zu fanatischen Säuberungen), die seit Jupiters Wanderung ins Zeichen nun eben auch zu Projekten werden (Jupiter). Was auch die gesellschaftliche Problematik (zum Beispiel der Integration der Flüchtlinge), die wir hinlänglich beschrieben haben, beinhaltet.

Diese Brennpunkte werden sich - wie vorher schon angedeutet - nicht lösen lassen, und sie bleiben weiter betont. Zumal der Mond jetzt bei der Finsternis auf einem Mars-Neptun-Grad steht und zusätzlich Mars in die Opposition zu Neptun hineinläuft. Das nennt Wolfgang Döbereiner auch "Handlungslähme", die mit der in der Konstellation enthaltenen Revier-Unsicherheit (Neptun setzt das Tabu auf die Durchsetzung) ein saugendes Klima schafft, wo viele Ansätze versanden. Wabi-Sabi ist eine Möglichkeit, sich zumindest mental der Verwundung durch kochende, bislang unlösbare Probleme anzunähern. Was du nicht ändern kannst, kannst du in seinem Wesen erkennen, wie es ist, in der Schönheit, die es auch defizitär in sich trägt. Das fängt den meditativen Charakter der Fische ebenfalls anders ab und schafft Raum, in dem man wieder atmen kann, wo man sonst aufgefressen von der Notwendigkeit war, sofort "endgültige" Lösungen zu finden. 

"Sabi-Dinge tragen die Last ihrer Jahre mit Würde und Anmut: die kühle fleckige Oberfläche einer oxidierten Silberschale, das blätternde Grau von verwittertem Holz, das elegante Welken eines kahlen Herbst-Astes. Ein altes Auto, das - in einem Feld zurückgelassen wurde und rostet, wie es sich nun von einem Schandfleck in einen Teil der Landschaft verwandelt. Es gibt eine schmerzende Poesie in diesen Dingen," (NOBLE HABOR). 

Dasein ist voller Defekte. Aber das bedeutet nicht, dass es minderwertig wäre. 'Sabi' heißt im Wissen um die Zyklen auch "Blüte der Zeit" und meint damit Saturns Eingriffe. Im Ergebnis durchaus auch etwas wie das, was Menschen heute als 'Vintage Style' konstruiert haben, ausgerechnet, in der Gesellschaft, die das Altern am liebsten aus dem Kosmos streichen würde. Vielleicht sind solche Moden ein natürlicher Ausgleich, weil ja nichts einfach so aus dem Leben geht, sondern dann eben anders wieder hinein kommt.

Das Sabi-Prinzip sagt aber nicht nur, dass Schönheit eben vergeht, sondern auch, dass man im Vergehen erst Schönheit finden kann. Die Zerbrechlichkeit der Zerstörung. Die Art von 'schmerzender Poesie', wie sie eben als unendliche Bitterkeit neben dem Süßen des Sehnens auch in der Ödnis der Fische steckt, dieser immensen, der leersten aller Leeren, die in uns allen Versuchen der Jungfrau widersteht, die Welt von Gefahren zu bereinigen. Da, wo wir wissen, dass in unseren Abgründen der Verlassenheit die eigentliche Gefahr und auch die Chance steckt, uns mit Größerem, Reineren als dem oberflächlich Sauberen zu verbinden. Wissen, das letztlich anders umwandelt, weil sein fruchtbarer Schlamm der traurigsten aller traurigen Gefühle, die Einsamkeit, der Boden für den vollkommenen Lotus ist. Im Dreck wächst manchmal die Schönheit. Das gilt auch für banale Alltags-Situationen. Und so bebildert der Neptun gegenüber von Merkur diese Zen-Gedanken wunderbar. Manchmal ist im Mangel mehr als in der Fülle. Das, was wir ersehnen, beweist auch die Liebe zum Leben. 

"Well, no, you can't always get what you want, but if you try sometimes you just might find you get what you need..." (Rolling Stones, herausgekommen bei Pluto-Uranus-Jupiter Stellium in Jungfrau-Waage)

'Wabi' kommt vom japanischen Wort "Wa" für Frieden und Harmonie, nicht nur für Traurigkeit oder Isolation oder Ausgestoßensein, das es einst beinhaltete. 'Wabi' ist, wer zu sich selbst steht und absolut in Einklang mit seinen Umständen bleibt, im Fluss, der Emotion, im Wasser, würde man astrologisch sagen, ohne Widerstand. Es wird auch von der "Freude des kleinen Mönchs in seinem vom Wind zerrissenen Gewand" gesprochen oder: dem Gefühl, das man hat, wenn man auf einen "Liebhaber wartet" (alles aus: NOBLE HABOR). Auch 'Wabibito', die Wabi-Person, sieht mit neptunischen Augen. Im Entzücken über die Dinge am Wegesrand, in welchem Zustand sie auch sein mögen. Eine Sicht auf die Welt, die ganzheitlich annimmt, statt merkurisch zu zerpflücken. Ohne notwendigen Wandel zu vermeiden. Aber es geht um den umarmenden Blick, die Haltung zum Leben, die sagt: Hier, wo du bist, bist du, wie du bist, richtig. Und täte es auch weh. Es gehört dazu. Blätter fallen. 

Wie leicht andere, gezwungene Bereinigungen, die Dinge komplett ausblenden und damit Stufenwege verhindern, hohl laufen, zeigt auch die unmittelbare Vergangenheit. Bereits 2012 stand Mars lange in Jungfrau, wo er Prozess um Prozess nach dem Zwiebelschalen-Prinzip durchnudelte und das Pluto-Uranus-Quadrat mit seinen Kollisionen als vermeintliche Lösung anschob. Dessen Ergebnisse stellten das System einer unerreichbaren, aber psychisch immer noch sehr haltbaren, porentiefen Sauberkeit (auf der oberflächlichsten Ebene) und der relativen Verstehbarkeit des Absoluten (auf der tiefsten Ebene) aber erst recht ganz grundsätzlich in Frage. Über den Ver-Fall lernen wir überhaupt viel, seit Neptun im Domizil auf und ab wandert. Alles vergeht: Essen verrottet, Wohnungen, die nicht betreten werden, modern, feuchte Wände schimmeln, Farbe blättert, Bremsen versagen.

Schönheit vergeht, Beziehungen bleiben nicht süß wie beim Verlieben. Welt wird, Welt verliert. Alles, was daran erinnert, ist Weh, Schmerz, Leid, Schönheit. Wabi-Sabi. Etwas anderes, das aus dem Einen wird, als das wir es definiert haben. Fehlbar und zart und zerbrechlich und neu. Wenn wir genau hinsehen - wie nur Jungfrau es kann - und dabei die Muster des Bekannten bewusst aus dem Spiel schieben, lässt sich sogar das Fehlbare mit all den Fehlern feiern, die wir Tag für Tag machen. Wir müssen sie begehen, denn nur so können wir lernen, anders zu handeln. Das Wort Fehler hat nun mal eine Verwandtschaft zum Lateinischen 'fallere' und damit auch zum Fall und Fallen, was vielleicht die Scheußlichkeit erklärt, die es für viele bedeutet, etwas falsch zu machen. Fallere ist nun ein Verb, was übersetzt heißt: 'ausrutschen lassen, täuschen, sich irren, nicht leisten' (Kreuzdenker). Womit die Brücke zu Jungfrau-Fische perfekt, wie es sich gehört, geschlagen ist. Fall-Angst gehört zum Leben. Aber der Fall ins Chaos bringt uns nur ganz selten um. Mit diesem gar nicht unheimlichen Blutmond, der wie ein Komma (kein Punkt) in einer Zeit voller Fragen steht, die sich noch nicht geordnet hat, ist es leicht zu lernen.

Man kann versuchen, Neptun, das Noch-Nicht und das Nie-Mehr, zu lieben. Die Fehlbarkeit, Verrücktheit auch der anderen. Weil sein seelischer Hunger (der so sehr Venus' körperlichem Hunger ähnelt) mit all den Schwächen, Fehlern (dem, was uns fehlt) und all der Leere zu dem schmerzenden Wahnsinn der Sehnsucht, ins Schöpferische und zur Kunst des Lebens führt. Dahin, wo wir aus dem platten Re-Agieren heraustreten. Wo uns Göttliches körperlos berührt, dessen Name unaussprechbar, dessen Wert nicht messbar, dessen Gnade nicht zählbar ist. Gott, Buddha, Allah oder einfach das Große, das wir spüren, wie immer wir es verstehen, wo immer es uns bewegt. Wenn Merkur, der Finder der Wahrheiten aus der Jungfrau, zum Geburtshelfer der Fische wird, passiert auch im Kleinen, im Alltagsleben, Großes, was nicht zu unterschätzen ist: Wir lernen wieder, die Verläufe der Zeit zu ehren, das Alter zu lieben, die Vergänglichkeit als Spiegel dessen zu würdigen, was Zukunft heißt. Zeit verläuft nach zwei Seiten, wenn wir neptunisch werden. Vorwärts und zurück, indem wir das, was passiert ist, neu erfinden. Wir können lernen, wie viel besser es ist, uns (wie wir sind) zu lieben, als uns so nicht zu lieben - in einer Welt, wo nicht endlos Zeit geschenkt ist, endlich damit anzufangen.

"Sen no Rikyu wollte den Weg des Tees lernen und so suchte er den Tee Meister Takeno Joo auf. Joo befahl Rikyu, den Garten zu säubern und Rikyu machte sich sofort eifrig an die Arbeit. Er rechte den Garten, bis der Boden in perfekter Ordnung war. Als er fertig war, betrachtete er seine Arbeit. Dann schüttelte er den Kirschbaum, sodass ein paar Blüten wie zufällig zu Boden fielen. Der Tee Meister Joo nahm Rikyu in seine Schule auf." (SOIKA)

Zum Geheimnis der goldenen Verbindung zwischen Jungfrau und Fische, Waage und Widder, wie sie jetzt, in dieser Finsternis angesprochen sind, gehört, dass der Übergang von Ich zum Du und Werden zum  Vergehen in der Astrologie immer Bescheidenheit braucht. Wir dürfen, meint diese Zeit, uns ruhig überall den Webfehler im Alltag gönnen. So, wie ihn die persischen Teppichknüpfer gegen die Hybris in die schönsten Muster einbringen. Manchmal haben selbst die lustigen jungen Mainstream-Schilder eine sehr alte, sehr wahre Botschaft: If too perfect, lieber Gott böse. Drum wären nun eine Weile durchaus kleine Fehler willkommen. Zum Üben, Jupiter zurück auf die Erde zu holen. Ihm Wurzeln zu geben. Uns das Herz zurück in den Leib zu üben. Für mehr Bewusstsein, dass die Unvollkommenheit den Menschen gehört und Perfektion nur den Göttern.  

Bilder (bearbeitet): Pixabay + sri

Mehr über die Tetrade bei Loop!: Wieder leuchtet einer der vier "Blutmonde"

Zur Mondfinsternis gibt es Umfangreiches auch auf Mag. Stefan Hofbauers Seite HOFASTRO

Donnerstag, 28. März 2024

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