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Das verwirrte Gesicht des Uranus
Die losgelösten Parallel-Welten des Anders Breivik
Wenn etwas sich plötzlich verwirrt, ist meist Uranus im Spiel. Ob es sich nun um durcheinander geratende Gedanken, Zimmer oder Situationen handelt. Konfusion wird Chaos, wenn Neptun dazu stößt. In Norwegen hat diese Doppelkomponente ein Gesicht: Anders Behring Breivik, der Attentäter von Utoya. Drei Planeten im Wassermann, ausgerechnet Uranus im Quadrat dazu. Und zu allem Überfluß im Sonnenaufgangs-Horoskop den Neptun direkt am MC.
Der Mann, der letzten Sommer mehr als 75 Menschen tötete, zeigt bis heute keine Einsicht, kein Bereuen und auch kein Mit-Empfinden für seine Opfer. Stattdessen beharrt er darauf, geistig völlig klar zu sein.Kämpft sogar dafür, lieber verurteilt (oder sogar "getötet") zu werden, als in die Psychiatrie zu kommen. Überhöht seine Taten durch eine politische "Idee". Er wollte Norwegen vor dem Islam retten.
Alles in allem ein Sammelsurium bis ins Groteske verzerrter Uranus-Eigenschaften, die ursprünglich gesellschaftlich konstruktiv sind. Wo Wassermann steht, müssen Dualitäten aufgehoben werden. Zugunsten von Kollektiven, für, nicht gegen das Miteinander. Dem Individuum (Löwe gegenüber) und seiner Subjektivität lassen Zeichen und Herrscher aber oft wenig Chancen. Vor allem, wenn ein Chart isolierte Stellungen aufweist. Ist Uranus immer so? Nein. Er überdreht nur, falls er ungepuffert oder eben angegriffen ist. Breiviks Skorpion-Uranus steht im Quadrat zum massiven Sonne-Mond-Merkur-Stellium im Wassermann. Als einziger Faktor im Element Wasser. Eine solche Eindeutigkeit sieht man selten. Zumal Sonne-Mars und Skorpion ihm als Kampf-Basis dienen.
Wie es sich für die uranische Komponente gehört, kam nun mit einer Überraschung das zweite Gutachten zu Breiviks Geistes-Zustand heraus. Nachdem das erste paranoide Schizophrenie diagnostizierte, vertreten die neuen Gutachter nach über 37 Stunden Gesprächen die Auffassung: Nein, dieser Mann ist nicht "krank". Oder war nicht bewusstseins-gestört. Er hat Überzeugungen (Sonne-Mars-Pluto-Trigon). Er hat eine Mission. Und er wußte, was er tat. Weder hat das beschauliche Norwegen ein solches Zweit-Gutachten, noch einen solchen Prozeß, wie er in einer Woche beginnt, je erlebt. Nun wird absurderweise auch eine "politisch motivierte" Tat diskutiert werden müssen. Statt lediglich des Strafmaßes, bei "gesicherter" Unzurechnungsfähigkeit.
Norwegen steht momentan unter T-Uranus im Quadrat zu Neptun (schon im Radix in Opposition). Plus Neptun auf dem Saturn in 6 auf Konkurs-Grad 2,5 Fische. Eine Art innerer Bankrott des Rechtssystems, der sich am Super-Wassermann Anders Breivik festmacht. Außerdem ein "Zirkus" der besonderen Art. Nichts stützt, wenn die Narren erst mal tanzen.
Mit der Verhandlung gegen Breivik steht das größte Verfahren in Norwegens Rechtsgeschichte an. Viele fürchten schon jetzt eine Groteske. Der Täter ist begeistert vom noch druckfrischen Gutachten und sieht damit indirekt seine spröde, hoch potenzierte Wassermann-Attitüde des Gerechten bestätigt. Die anders, viel cleaner, lösgelöster, als der klebrige Gerechtigkeits-Fanatismus eines Pluto daherkommen kann. Glatt wie eine ins Leere der Wirklichkeit abgefeuerte Pistolenkugel. Weil die Ideologie im Denken stärker wird, als die Anbindung an Wirklichkeiten. Das kann unter Uranus passieren, aber nur, wenn er derart scharf angelegt ist. Durch Skorpions Unterstützung, beispielsweise. Die fixe Idee.
Gerade die Tatsache, dass Breivik bei den Attentaten nur undeutliche große Transite hatte, belegt die Wichtigkeit seiner Anlage. Hier hat jemand präzise und abgehoben von der Realität und den Rechten Einzelner (die unerlöste Seite Wassermanns) eine Idee dem Erspüren der gegenseitigen Bedingtheit von Leben vorgezogen. Als er die Bombe zündete, steht der laufende AC genau auf Norwegens Skorpion-Mars. DC und IC lösen ebenso exakt mundan Jupiter und Neptun (Norwegens Herr 8) aus. Kurz zuvor war das IC über Breiviks Wassermann-Stellium und damit auch in Spannung zum Radix-Uranus gewandert. Gleichzeitig wurde Norwegens MC-IC-Achse samt dem sachlichen Merkur an der Himmelsmitte durch dieselbe Konstellation mundan berührt. Eine solche Verquickung von Triggern sieht man häufig. Aber Faszination für die Genauigkeit astrologischer Uhrzeiger vermindert nicht den Schock angesichts des Wissens, dass ein Drama in solchen Augenblicken wohl kaum mehr aufzuhalten ist. Und erst Recht nicht angesichts der Folgen.
Anders Breivik hat seinen Entschluß, trotz endloser, akribischer Vorbereitungen (Jungfrau-Mond-Saturn), vermutlich erst in dem Moment verbindlich gefasst, als die Achsen aktuelle Planetenstände agitierten, die in direkter Verbindung mit ihm und Norwegen standen. Wie eine Zündschnur, die nur an diesem Ort, zu dieser Zeit angesteckt werden kann. Seine Geistesverfassung wird dabei vorwiegend seelisch unberührt gewesen sein. Oder anders: Überlagert von dem Zustand, in den Uranus Menschen bringen kann, wenn er im Zeichen der Besessenheit von Konzepten steht. Und in Spannung zum Wassermann. Zerrissenheit des Zeichen-Prinzips in sich selbst.
Skorpion-Uranus als Herr der ausübenden persönlichen Planeten bringt aber das Absolute, Versessene in die Idee. Wo bei anderen (School-Shootern oder anderen Amokläufern) häufig Jupiter und Pluto oder die dazugehörigen Zeichen deutliche Anlage-Ambivalenzen bedingen, dominiert bei Breivik auch astrologisch zunächst die dünne Luft seines völlig separierten Wassermann-Denkens. Das nur noch in der schieren Theorie Reste des sonst dort so stark angelegten Altruismus, der faktisch Gutes für alle will, zeigt.
Er denkt, er rettet. Ist das völlige Verrücktheit? Oder "nur" das unrelativierte sich Verselbständigen einer Idee, die andere Schritt um Schritt mit Möglichkeit und Nutzen abgleichen würden? Im Reich von Neptun und Uranus, die hier bei Land und Täter so maßgeblich werden, ist das schwer zu greifen. Absolut abgefahren nennt die Generation von Kids, die Neptun und Uranus in Konjunktion hat, solche Selbstläufer. Manchmal macht sich einfach etwas los. Breivik ist anders, auch ein Kennzeichen des verlorenen Uranus. Er schaut auf die Vielen, allein. Immer auch aus dem Versteck einer Fassade. Niemand sieht, wo und wer er ist. Was sich in ihm bildet. Weil er kühl wirkt, lässt man ihn. Er hat den Raum dafür. Innen und außen. In den Tagen davor ist Mars in Opposition zu Breiviks Neptun gelaufen. Und Merkur zu den Druckpunkten im Wassermann. Nicht neu für Breivik, diese Spannung. Wassermann lebt in Erwartungs-Drohungen. Deshalb benötigt er Ventile.
Er bewegt sich - vermutlich seit seiner Kindheit - in den Höhen einer komplett abgetrennten eigenen Welt. Zunehmend der Idee, der Ideologie, verfallen. Im Vogelflug über dem Leben. Selten so klar wie in diesem Chart. Als Hintergrund wäre astrologisch anzumerken, dass der detailfreudige, ängstliche Jungfrau-Mond des Anders Breivik stark von Saturn belastet ist. Seine Mutter, die durch die Brille dieser begrenzenden Konstellation erlebt wird, mag seiner Unerreichbarkeit in Gedankenwelten wenig entgegenzusetzen gehabt haben. Überforderung ist angezeigt. Außer dem Versuch, sich zu kümmern, wie es richtig ist, zu ordnen und zu regeln. Menschen mit solchen prominenten Wassermann-Stellungen haben außerdem häufig stark unter einem sich entziehenden oder abwesenden Vater gelitten. Den sie dann lebenslang zu überwinden oder zu erreichen versuchen.
Anders Breiviks Vater, der 1935 geboren ist, setzt ihm Jupiter auf Uranus: Die Lektion von der überhöhten Wichtigkeit von Trennung, Befreiung war vermutlich eine der wenigen Lehren, die er seinem Jungen nach einer sehr frühen Scheidung im ersten Lebensjahr des Babys mitgab. Außer einem Neptun auf Saturn. Der Auflösung des Sicheren. Ausgerechnet jener Konstellation, bei der auch Norwegen unheimlicher-weise das nationale Trauma dieser Attentate erlebt. Dinge wiederholen sich. Breiviks Vater hat seinen Sohn zu dem Zeitpunkt jahrelang nicht mehr gesehen. Um nach den Taten anzumerken, dass er ihn auch nicht mehr zu sehen gedenke. Die systemische Tragödie, die dahinter steckt, ist angesichts der ermordeten Kinder klein. Aber sie ist dennoch eine.
Vor seinem bewussten, fast technischen "Eingreifen" ins norwegische Schicksal hat dieser unterkühlte, zu paranoiden Parallelwelten neigende, von seiner Sicht der Wirklichkeit besessene Erwachsene einen zehrenden Neptun-Transit über sämtliche Wassermann-Faktoren, samt anhängendem Herrscher, durchgemacht. Wahrscheinlich wurden hier alle bis dahin noch lose an der Realität befestigten Maßstäbe endgültig entkoppelt. Breivik steht unter Sonne im engen Anlauf auf Jupiter, als er das Leben zahlloser Menschen auslöscht. Er ist nicht fähig, die Leere zu empfinden, die folgt, wenn Kinder ihren Eltern genommen werden. Er hat es nur umgekehrt erlebt. Vermutlich sieht er in dieser Variante von Wirklichkeit keine Verletzung. Das sagt viel über das gar nicht so seltene Empfinden mancher Wassermann-Geborener (oder Menschen mit starker, ungepufferter Uranus-Komponente). Darüber, was sie glauben, ihren Vätern zu bedeuten. Nichts. Manchmal stimmt das auch. Nur durch solche Mechanismen können für sie später Kinder zu Faktoren werden. Die im Schach des fanatisierten Uranus pure Verschiebemasse sind.
Aber all das sind Mutmaßungen. Sicher ist, dass im bald eröffneten Verfahren eine weitere Überdrehung des Uranischen viel Raum erhalten wird. In Wassermanns Kosmos geht es nun mal auch um die Verdrängung des Individuellen durch die Weite der "objektiven" Ideen. Auch im Prozeß gegen den losgelösten Uranus des Anders Breivik wird das eine Rolle spielen. Die Verteidigung setzt - unglaublich, aber wahr - nun darauf, Zeugen die Wahrheit der wirren Ideen belegen zu lassen. Es wird also allen Ernstes über die Übernahme Norwegens durch den Islam (geschürt von rechter Parteipolitik) geredet werden. Darüber, dass solche Fantasien weder verrückt, noch übertrieben, noch undenkbar waren. Damals, als Anders Breivik deswegen schoß und schoß.
Nach dem Willen des Täters wird damit das Konzept der Befreiung oder die Befreiung vom Konzept (Uranus Skorpion) ein unendliches Publikum erhalten. Wieder wird es um Ideologien gehen. Mehr als um das Leben der Kinder, die schon dessentwegen sterben mussten. Aber eben auch nicht um das Kind Anders Breivik, das irgendwann, Jahrzehnte vor dieser Infiltrierung durch Abstraktion, still und leise in gewisser Weise auch gestorben ist. Unerreichbar von Mitgefühl, Beteiligung oder Hilfe des Subjektiven. Bevor es selbst, so mutiert, zum Zünglein an der Waage gesellschaftlicher Abstrahierung wurde.
Nach dem Zweit-Gutachten, das diesem Mann den Status des Polit-Attentäters indirekt zubilligt, schraubt Uranus sich in neue Höhen. Irre? Oder nicht? Unter Breiviks Konstellationen, die keiner auffing oder auch nur bemerkte, geht es möglicherweise auch darum: Wieso kann so etwas gesellschaftlich passieren? Wer oder was im Privaten und Öffentlichen hat diesen Ereignissen Boden bereitet? Nur wenn es möglich ist, auf die großen, radikalen sozialen Fragen zu schauen, kann Uranus, in all seinen Talenten und Gaben, revolutionär sein.
Statt einen Wahnsinn auszuleben, der überall Methode hat.