USA: Ko(s)mischer Tramödien-Stadel
Wenn es nicht so ernst wäre, wäre es brüllend komisch. Die Art und Weise wie Amerika gerade wieder eine Führungsrolle übernimmt, mehr oder weniger ungewollt, aber nichts desto trotz richtungsweisend. Uranus und Pluto, die Hauptdarsteller auf der kosmischen Bühne, haben ihre Protagonisten auf der Erde gefunden. Die eindrucksvoll aufzeigen, dass es Zeit wird für einen grundlegenden Wandel der politischen Systeme. Eine Erneuerung, die diesen Namen auch verdient. Die auf dem aufbaut, was sich als richtig und gut bewährt hat, aber gleichzeitig dieser neuen Zeit mit ihren vielfältigen Möglichkeiten gerecht wird.
Aber zuvor muss das Leben selbst die alten und überkommenen Systeme so ins Absurde verzerren, dass auch die ältesten Herdentriebe und Sicherheits-Instinkte des Stier-Archetyps erkennen: wenn alles so weiter läuft wie bisher, besteht eine unmittelbare Gefährdung für Leib und Leben. Erst dann sind wir Menschen meistens bereit Risiken einzugehen, den sicheren Boden des Altbewährten zu verlassen, und Neues in Erwägung zu ziehen. Der Konflikt der scheinbaren Gegenpole Stier und Skorpion also, die aber in Wahrheit das Prinzip von Werden und Vergehen nur von verschiedenen Seiten aus beleuchten. Beides hat hier seinen Platz, ist Teil der Wahrheit und Wirklichkeit des Lebens. Wird nun eine Seite besonders betont und hervorgehoben, wird sich die andere zwangsweise früher oder später zu Wort melden und einen Ausgleich fordern.
Der Globus selbst ist ein wunderbares, wenn auch erschreckendes Beispiel dafür. Nimmt man den Äquator als Grenze zwischen den Prinzipien, dann leben die Völker im nördlichen Teil in der Fülle des Stier-Archetyps. Während in den südlichen Ländern der Kampf ums Überleben immer noch allgegenwärtig ist. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen und Unterschiede, die die Regel bestätigen, aber der Grundsatz bleibt. Und ändert nichts an einer einfachen Gleichung: würde man nur einen Teil des Vermögens der „reichen“ Länder in die „armen“ umleiten, wäre in kürzester Zeit ein Ausgleich geschaffen, der letztendlich allen nützt und zugute kommt. Dass das nicht immer einfach wäre und ist, steht auf einem anderen Blatt bzw. betrifft andere Archetypen des Kreislaufs. So aber muss der skorpionische Part auch bei uns irgendwo einen Ausdruck finden, sich Gehör verschaffen, zumindest als Mahnung und Erinnerung, dass auch wir hier nicht in einem Paradies leben, abgeschottet vom Prinzip des Wandels und der Veränderung.
Und in Amerika habe sich jetzt mindestens zwei gefunden, die bereitwillig mithelfen möchten, diesem Prinzip Geltung zu erschaffen. John Boehner, der Speaker des amerikanischen Repräsentantenhauses ist einer davon, Ted Cruz, die Gallionsfigur der „Tea Party“, der andere. Beide sind gerade dabei, Amerika und damit zwangsweise auch den Rest der Welt, in ein selbst-erschaffenes, ökonomisches Schwarzes Loch zu stürzen. Mit der offiziellen Begründung, dass es dabei ja nur um die Bewahrung konservativer Interessen ginge, um Grundsätze, die seit jeher Teil des amerikanischen Selbstverständnisses wären. Die offizielle Lesart ist also in Stier-Lettern geschrieben, das Sein dagegen trägt eindeutig plutonische Merkmale.
John Boehner zum Beispiel ist schon mit Skorpion-Merkur und – Sonne auf die Welt gekommen, das plutonische Prinzip bestimmt also sein Leben, auch und gerade weil Merkur und Sonne im weiten Quadrat zum neuen Zeichenherrscher selbst stehen. Zwar ist der Stier-Archetyp, zumindest was die Zeichenstellung angeht, in seinem Horoskop überhaupt nicht vertreten, aber zumindest seine Venus steht auf einem der aktuell kritischen Grade – auf 12° Steinbock. Wird somit gerade wieder von Pluto angelaufen, die persönliche Anforderung besteht also tatsächlich, die alten Werte (innen wie aussen) einer Prüfung zu unterziehen, anzuzweifeln und in Frage zu stellen. Das wird noch verstärkt durch die heliozentrische Stellung seiner Geburtsvenus, die auf 10° Widder steht, genau dort wo gerade aus Sonnensicht das Quadrat zwischen Pluto und Uranus exakt wird. Doppelt eingebunden also, sowohl was den energetischen Ursprung (heliozentrisch) dieses Themas angeht, wie auch seine Umsetzung (geozentrisch).
Boehner hat also aktuell ein Beziehungsproblem, und das wird jetzt öffentlich zelebriert. Zum Beispiel über seine Verbindung mit Ted Cruz, dem Strippenzieher der ganzen Misere, der gerade schwer damit beschäftigt ist, sich als nächsten Präsidentschaftskandidaten der Republikaner ins Macht-Spiel zu bringen. Angefangen mit seinem missglückten Weltrekord-Versuch im "Filibustern" vor einigen Wochen, bis hin zu seiner absolut unnachgiebigen Haltung im Haushalts-Streit.
Cruz, eine Steinbock-Sonne auf Null Grad, hat nun aber reichlich Skorpion-Anteile (Mars, Venus und Jupiter ) und muss sich mit einem Sonne-Pluto Quadrat im Radix herum schlagen. Auch er ist eingebunden, sein Merkur auf 12° Steinbock (in Konjunktion mit Boehners Venus) hat ebenfalls „Pluto-Uranus“. Gedanklich steckt man also gerade „im Umbruch“, hat vielleicht jede Menge „neue Ideen“, aber eigentlich keinen Plan, was Umsetzung und Machbarkeit angeht (was auch schon durchaus seiner Grundanlage entspricht). Denn Pluto findet über Merkur-Verbindungen auch noch das letzte Haar in der Suppe, selbst wenn es nur ein Staubflusen ist. Das kann man dann nicht einfach hinnehmen, der Anspruch, gerade im Steinbock, verliert sich in Entweder-Oder Optionen, für die sich dann im wirklichen Leben keine Mehrheiten finden lassen.
Und auch bei ihm zeigt der Blick ins heliozentrische Chart wieder eine bemerkenswerte Ergänzung. Hier steht Uranus auf 10° Waage, zusammen mit Mars. Also auch hier die doppelte Einbindung, da drängt und fordert es ohne Unterlass, man scheint gar nicht anders zu können, als dem jetzt Ausdruck zu verleihen.
Nun müsste all das ja nicht zu einer absoluten Blockade mit weitreichenden Folgen führen, da könnte es ja auch munter hin und her gehen, rauf und runter, was ja mindestens im Sinne von Uranus wäre. Überraschende Spielzüge, neue Wendungen usw. Nur haben da alle Beteiligten die Rechnung ohne den Wirt gemacht, der heißt in diesem Fall Saturn (da ja beide angesprochenen Radix-Planeten im Steinbock stehen) und läuft gerade durch den Skorpion. Also auch über die entsprechenden Planeten der beiden. Und eine seiner Botschaften ist immer – alles hat Konsequenzen. Die Leichtigkeit des Seins findet genau hier ein Ende, wer A sagt muss auch B schlucken, und schließlich noch das ganze restliche Alphabet. Was also vielleicht nur als kleine Demonstration der Stärke gedacht war, führt immer mehr zu Stillstand und in eine Krise, wie sie gar nicht angedacht war.
Was ja nun beide nicht wissen konnten, auch ihr Gegenspieler, der Präsident, hat gerade Saturn. Und ist ein Löwe. Empfindet das alles als unzulässige Einmischung, als Piratenakt außerhalb jeglicher Norm, als persönlichen Angriff auf seine Stellung. Und statt nun ängstlich den Kopf zu senken und sich ins Unvermeidliche zu ergeben (was durchaus auch eine Möglichkeit wäre), bleibt er stur. Und wird jeden Tag ein wenig sturer. Denn der exakte Transitübergang steht unmittelbar bevor, die Weichen wurden schon vor längerer Zeit gestellt und auch er kann nicht anders, als verwundert aus dem Fenster zu schauen, während der Zug mit hoher Geschwindigkeit seinem Ziel entgegen rauscht. Vorbei ist das für ihn erst nächsten Mittwoch, am 23. Oktober, und es müsste schon ein Wunder passieren, wenn Obama jetzt aus seiner Starre in Bewegung kommen würde. Das könnte man dann nur als wirkliche innere Transformation begreifen, als menschliche Errungenschaft. Wobei es ja nicht darum geht, klein beizugeben, aber in diesem Fall müsste man als Chief Commander ja mehr das Wohl des ganzen Landes im Auge haben, der Stolz des Löwens darf nicht den Blick für die Konsequenzen verstellen.
Aber wie eingangs erwähnt, dieses Schauspiel ist ja Teil einer Tramödie, deren Sinnhaftigkeit sich erst erschließen wird, wenn das Ganze vorüber ist. Egal wie es endet. Denn wieder zeigt sich, dass auch heute noch einfache Menschen über das Schicksal Anderer bestimmen, ob sie nun Präsident, Kanzler oder CEO von Goldman Sachs sind. Die anscheinend wenig bis kein Bewusstsein darüber haben, wie sehr ihre eigenen persönlichen Eigenheiten zu einem Hindernis für Viele werden. Und es zeigt sich auch, das Macht nicht automatisch zu Weisheit führt.
Franziskus, der neue Papst, lebt im Moment vor, wie es anders gehen könnte, ähnlich wie der Dalai Lama schon seit vielen Jahren. Ihre Vision von Welt könnte auch ein Maßstab für die Politik der Zukunft sein. In der die Institutionen der Macht (Steinbock) und ihre Repräsentanten sich freiwillig einem Wandel unterziehen, sich den neuen Anforderungen stellen, sich selbst und ihre Thesen immer wieder zur Diskussion stellen, nicht nur alle vier Jahre, um gewählt zu werden. Es braucht neue Regulative, flexible Gremien, die auch in einer Situation, wie sie jetzt in Amerika entstanden ist, alle Beteiligten schnell wieder auf den Boden ihrer Machtbefugnisse zurück holen, bevor sie die öffentliche Bühne als Schauplatz für persönliche Mimositäten und bizarre Vorstellungen missbrauchen.
Ansonsten droht ein harter Lernprozess, an dessen Ende trotzdem genau die Veränderungen kommen werden, die unausweichlich sind. Nur eben mit dem bitteren Beigeschmack, dass man all das auch früher und einfacher haben hätte können.
Bilder: Titel - Michele Ahin (ING - Ans Markus - Pierrot) CC-BY-SA-2.0 via Wikimedia Commons