Richard III, Philippa und die Liebe
Manchmal funktioniert Astrologie wie ein unglaubliches Märchen. Dies ist die Geschichte von Richard und Philippa, dem König und der Hobby-Historikerin. Verbunden durch einen doppelten Venus-Mars-Aspekt, also Leidenschaft, Merkur-Pluto-Konjunktion exakt im Composit (Besessenheit) und einen Altersunterschied von über 500 Jahren. Der eine tot, die andere quicklebendig. Eine Richardianerin, wie die Leute heißen, die den guten Ruf jenes Königs wiederherstellen wollen, der als Tyrann durch die Bücher geistert. Zu Unrecht, findet Philippa Langley, die den von der Geschichte Gemobbten zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hat.
Im Hochsommer 2009, als Jupiter, Neptun und Chiron von Wassermann aus nicht nur ins Quadrat zu Radix-Mars, sondern auch auf die Composit-Sonne mit Richard III. zulaufen (27 Löwe, der alte Königspunkt), passiert plötzlich das: Die Drehbuch-Autorin, die einen Film über jenen Herrscher plant, mit dem die Rosenkriege endeten, läuft über einen Parkplatz in Leicester. Es überkommt sie ein merkwürdige Gefühl. Gänsehaut, eisige Kälte, als würde etwas nach ihr greifen. Was ist das? Wie man heute weiß, Richard des Dritten Überreste, die tatsächlich da unten, unter dem Pflaster liegen.
Philippa "weiß" es sofort. Angesichts des Zwillinge-Merkurs glaubt man Langley auch, dass sie sonst eher die rationale Denkerin ist. Aber ihre Fixierung auf den letzten König aus dem Geschlecht der Plantagenet, bevor die wilden Tudros kamen, hat einen Grund: Astrologisch setzt der verschwundene König ihr Pluto exakt auf den Drachenkopf, der in Konjunktion zur Venus steht. So können lebenslängliche Passionen entstehen, sogar eine Liebes-Bindung über Jahrhunderte. Zunächst schiebt die 50jährige die Idee weg. Man sucht woanders nach dem Grab, unweit der Stelle, wo sie jetzt steht. Aber dort ist es "tot", sie werden nichts finden, weiß Langley. Ein Jahr später, Neptun steht nun genau auf der Composit-Sonne, kommt sie zurück und findet da, wo sie den König "spürt", ein weißes "R". Natürlich heißt das nicht Richard, sondern Reserviert. Trotzdem ist es ihr Startschuss, Ausgrabungen genau da zu beantragen. Pluto nähert sich Philippas Sonne. Der Druck steigt, sie muss das wissen. Als die Opposition genau ist, wird schließlich 2012 an "ihrem Parkplatz" ein Skelett gefunden. All das, sagt die Krebs-Frau, findet sie selbst völlig verrückt.
Vor wenigen Tagen veröffentlicht die Richard III Society in England die Ergebnisse der DNA-Analyse, die am Fund gemacht wurde. Es ist tatsächlich der König. Mars mundan steht zum ersten Mal nach endloser Zeit in Konjunktion mit Fische-Neptun, nah am IC Richards und am Jupiter des Composits mit der Drehbuch-Autorin. Alles wie am Schnürchen. Die Aufdeckung der Wahrheit findet nach astrologischer Uhrzeit statt. .
Richard III. hätte, würde er noch leben, im Jahr, als Philippa ihre Intuition überkommt, das Stellium von Jupiter-Neptun-Chiron am eigenen Jupiter gehabt. Entdeckung von neuem Ruhm und alten Verletzungen. Er galt lange als skrupelloser Herrscher, wozu sicher sein Skorpion-Aszendent, aber auch die heftige Sonne-Saturn Konjunktion Opposition Mars, von Waage nach Widder, beitrug. Aber Richard hatte ja wirklich eine Menge zu auszuhalten. Die Skoliose, die man an der Leiche fand, führte zu einer starken Rückgrat-Verkrümmung, die später gehässig als Buckel überliefert wurde. Auch eine klassische Saturn-Folge, unter anderem als Bild für Druck und das Klein-Werden durch die Väter und Vorfahren.
Richard geriet in schwerste nationale Flügel- und Ablösungs-Kämpfe durch die glanzvolle, wilde Tudor-Dynastie. Seine Ahnenreihe ging genauso verloren wie sein ursprüngliches Grab später, bei den Auflösungen der Klöster. Beim Pluto-Transit über die schwierige Geburts-Konstellation kardinal wurde der König 1485 von den Truppen der neuen Herrscher getötet und posthum gedemütigt, indem man die Leiche nackt in einem Wirtshaus ausstellte. Pluto wirkte für den Plutoniker noch über sein Ende hinaus nach. Als Heinrich VII im Oktober desselben Jahres zum neuen König von England gekrönt wurde, stand Pluto dann fast exakt auf Richards Sonne. Als, noch viel später, William Shakespeares Tragödie erscheint, die Richards Namen trägt und sein überaus schlechtes Image betoniert, läuft Pluto wiederum genau über den Widder-Mars des toten Königs. Vielleicht ist etwas dran an dem Spruch, dass manche sich im Grabe herumdrehen, wenn ihr Leben so weiterwirkt.
Oft spiegelt das Radix eines Toten eben noch nach dem Ableben Auswirkungen auf die Lebenden. Es ist absolut nicht ungewöhnlich, dass wichtige Änderungen in Familien auch an den Horoskopen ihrer Verstorbenen ablesbar sind. Und so reagiert auch das Geburtsbild dieses Richards, dessen Leiche man lange suchte, stark mit den Überläufen der mundanen Planeten, sobald sich hinsichtlich seiner "Gebeine" etwas tut. Als Philippa Langley geboren wurde, stand der Nordknoten exakt auf seinem Pluto und Uranus berührte ebenso genau sein Venus-Jupiter-Quadrat. Durch die Frau mit der Leidenschaft für Geschichte deuteten sich überraschende Entwicklungen an.
Für Philippa wurde der König umgekehrt zum Ausdruck ihrer Lebens-Ausrichtung durch den Drachenkopf im Löwen. Ganz bewusst entschied sie sich, ihre Suche sehr persönlich zu nehmen und nicht locker zu lassen. Neptun-Jupiter-Chiron, die Konstellation, die über die Composit-Sonne transitiert, als sie die überaus starken Intuitionen hat, zeigt nämlich auch ihr Radix. Hier löst die Zeit eine Anlage über passende Protagonisten aus. Und dazu der Neptun im Quadrat ihren Mars im Radix.
Mit Sicherheit hat sich die Suche nach dem "gemobbten" König fast wie eine persönliche Beziehung für die Richardianerin angefühlt. Mit seiner Venus in Opposition zu ihrem Mars und seinem Mars im Trigon zu ihrer Venus kann das passieren. Fast libidinös sind die Energien zwischen Forscherin und Forschungs-Objekt. Zwar nur energetisch, immateriell, aber dieser tote König ließ eben auch eine Saite in ihr schwingen, die sie in ihren lebendigen Beziehungen sucht und mit Venus-Saturn schwer findet.
Das Composit (rechts) von Richard und Philippa weist deshalb auch ähnlich heftige Aspekte wie die Synastrie auf: Venus-Mars im Quinkunx, ein Reibungs-Aspekt, der Faszination und schwierige Verbindung belegt, dazu eine verbohrte Merkur-Pluto-Konjunktion als gedankliche Fixierung, mit Sonne im Verein. All das wiederum im Löwen, auf dem Boden des Royalen, eine Spiegelung für das, was Philippa den letzten englischen König so nahbringt, der auf dem Schlachtfeld starb: Die Tatsache, dass er eben kein No-Name ist, sondern einer der Herrscher der Insel. Neptun am gemeinsamen Nordknoten in der Waage symbolisiert die Rolle der Ahnungen, die Rätsel, das öffentliche Geheimnis, das Langley umtreibt. Dass es mit einem gewissen Fanatismus gelöst werden kann, sagt Merkur-Pluto im Sextil.
2009, im Monat des denkwürdigen Ereignisses, der großen Intuition, feiert die kongeniale "Partnerschaft" von König und Drehbuch-Schreiberin Composit-Geburtstag. Alles ist unvermittelt durchtränkt von der Magie, die Neptun im Transit manchmal hervorbringt. Gegenüber der Composit-Sonne kann er bodenlose Täuschungen schaffen, aber auch besondere Wahrheiten in die Welt holen. Wie die, die Philippa spürt, als sie über einen Parkplatz läuft. Es braucht noch drei Jahre Kampf mit den Behörden, bevor das, was vom König übrigblieb, aus dem Versteck hochgespült wird. Bei Saturn Opposition Composit-Mars ist es soweit. Als sicher ist, dass sie Recht gehabt hat, in diesen Tagen, wandert Saturn über Philippa Langleys Neptun im Skorpion. Die Ahnung der Unterwelt, die zu Materie wird. Aber genau das wird vermutlich auch zum Problem der Richardianerin. Gut, Langley ist bekannt geworden, mit dem Mythos, den ihr Traum, Richard III. zu finden, nun schafft. Aber das Rätsel ist gelöst, der Zauberbann gebrochen, die Magie geerdet, die sie lange, lange Zeit getragen hat.
Manchmal wird es nach Neptun ganz leer um einen herum. Jeder Traum, der Wirklichkeit wird, ist ein Konkurs der Sehnsucht. Bankrott, so heisst Saturn-Neptun ja passenderweise auch. Man knallt in der Realität auf. Schon wird ihr Übertreibung vorgeworfen, die Tatsache, dass sie ominösen Ahnungen gefolgt ist oder sogar, dass sie einen Film über die Richard-Geschichte dreht, den sie weit vor der Entdeckung des Grabes unter dem Asphalt geplant hat. Den toten König wird all das nicht stören. Das, was an Substanz von ihm bleibt, die "Gebeine", sollen im nächsten Jahr in der Kathedrale von Leicester endlich feierlich bestattet werden. Richard starb bei Pluto im Zulauf auf Sonne, bei Uranus auf Mars wird er gebührend begraben. Als alles "wahr" wird, steht Uranus in Opposition zur Combin-Venus mit Langley und zeigt die endgültige Trennung einer langen Liebe an. Wie gesagt, manchmal kann man sich astrologisch nur noch wundern.