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Chodorkowski: Einmal Hölle und zurück

Er galt einstmals als einer der reichsten Menschen der Welt. Dann folgten ein tiefer Absturz und zehn Jahre Haft in Russland, bis gestern die überraschende Nachricht von seiner Begnadigung kam. Michail Chodorkowski, Krebs-Sonne auf den Anfangsgraden, ist seit heute frei und gerade in der BRD angekommen (Link). Aber er ist auch ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie kurz der Weg zwischen Himmel und Hölle sein kann, wenn man die entsprechenden, astrologischen Auslösungen hat.

Michail Borissowitsch Chodorkowski wurde am 26. Juni 1963 in Moskau geboren. Der Blick in sein Mittags-Radix offenbart eine Anlage, die man getrost als schwierig bezeichnen darf: Mond in Konjunktion mit Uranus, Pluto und Mars. Mond im Radix deutet ja immer auch auf den inneren Spiegel hin, die Grundstrukturen unserer inneren Landschaften samt ihrer Eigenheiten, wie sie unser Sein als Ganzes reflektieren. Während Luft-Monde die Welt mehr in ihren Gedanken wieder finden, die Verknüpfung zwischen Denken und Empfinden kaum aufzulösen ist, erscheint Erd-Monden die Welt sehr viel konkreter und fassbarer.

Hier spielt auch die Ratio, die Vernunft, eine große Rolle, aber Jungfrau als Mittler zwischen Sonne (Löwe) und Venus (Waage) sucht sich selbst auch immer innerhalb eines sozialen Kontexts. Es geht ums Tun, um die eigene Funktionalität als Mittel der Anpassung an „die Anderen“, an die Welt jenseits der eigenen Grenzen. Mond fungiert im Bereich des Selbsterlebens dabei wie ein Filter, nur die Bereiche berühren und erreichen einen wirklich, die unmittelbar mit diesen Themen verbunden sind.

Jeder Ausdruck davon wird mit der eigenen Selbstwahrnehmung verknüpft, im positiven wie im negativen Sinne. Dies geschieht aber weitestgehend un- bis vorbewusst, ein Automatismus, der nur schwer zu kontrollieren und noch schwerer zu erkennen ist. Denn dieses innere Bild bestimmt letztendlich, zusammen mit dem Sonnenstand und dem Aszendent, wer wir glauben zu sein, stellt in dieser Dreifaltigkeit der Ich-Vorstellung, die „gefühlte“ Komponente dar.

Jede Verbindung, jeder Aspekt der anderen Darsteller auf der kosmischen Bühne mit der eigenen Mond-Stellung hat folglich massiven Einfluss auf dieses Selbstbild. Und je nachdem, worum es sich dabei handelt, suchen wir wie „energetische Trüffelschweine“ genau nach den Ereignissen, Menschen und Situationen in unserem Leben, die mit dem daraus entstehenden Gesamtbild in Übereinstimmung sind. Je nach Archetyp bedeutet aber Übereinstimmung oft auch das Gegenteil, so paradox das im ersten Augenblick erscheinen mag. Mit einer Mond-Mars Konjunktion lebt man von der Energie des Kampfes, man mag einerseits Opfer von Angriffen werden oder sich zumindest so empfinden, andererseits werden die eigenen Empfindungen auch immer zu Taten, sollen einen aktiven Weg in die Welt finden. Das schafft ein großes, energetisches Potential um etwas zu erreichen, Emotion bedeutet hier ganz buchstäblich: E (wie Empfindung) in „Motion“, also in Bewegung.

Eine Mond-Mars Konjunktion ist in schon eine „dickes Pfund“, aber im Falle von Chodorkowski ja nur ein Baustein. Uranus als Sinnbild für alles, was sich über die erdhaften Grenzen des Daseins hinwegsetzt, bringt ein zusätzliches Bewegungselement ins Spiel. Kaum vorhersehbar, immer überraschend, immer offen für den nächsten Kick. Die innere Welt ist also keineswegs ein ruhiger Ort, ein sicheres Zuhause, das einzig Beständige ist der Wandel, die fortwährende Bewegtheit. Aber solange man dem Ausdruck verschaffen und etwas tun kann, wird man die emotionalen Sturmfluten immer auch in die Welt tragen und dort dieselben Bewegungen und Wellen auslösen, mit denen man tagtäglich selbst leben und umgehen muss. Man empfindet sich als Macher, als Erneurer, als Motor für Veränderungen und wird dementsprechend in einem damit kompatiblen Umfeld erfolgreich sein. Sein Aufstieg zum reichsten Mann Russlands fand dementsprechend auch in einer Phase des Umbruchs statt, von der das ganze Land betroffen war.

Der vierte im Bunde dieses Mond - Stelliums, Pluto, macht die Gesamtsituation für den Horoskop-Eigner nun nicht einfacher. Positiv gesehen wird der überbordenden Beweglichkeit von Mars und Uranus die Fähigkeit absoluter Konzentration und Fokussierung an die Seite gestellt. Inmitten des inneren Chaos verliert man keinesfalls den Überblick, solange eine emotionale Anbindung über plutonische Themen vorhanden ist. Man ist durchaus in der Lage, die Spreu vom Weizen zu trennen, einen langen Atem zu entwickeln und auch in schwierigsten Situationen weiter dem zu folgen, was im Einklang mit dem eigenen Selbstbild, samt seiner Projektion in die Welt, steht.

Allerdings beziehen sich Pluto-Themen oft auf das, was nicht in Ordnung ist, dort wo die „Welt“ sich nicht so zeigt, wie es den eigenen venusischen Vorstellungen entspricht. Daraus können dann schnell Feindbilder entstehen, zwanghafte Vorstellungen wie die Dinge zu sein hätten, damit die Welt wieder in Ordnung ist. Aber all das eben auch bezogen auf sich selbst, wenn es um Mond geht. Die Welt in Ordnung zu bringen, heißt dann auch, sich selbst wieder in eine Ordnung zu bringen, sich selbst akzeptieren und annehmen können. Letztendlich geht es die ganze Zeit nur darum, was immer man auch tut, ist der Versuch, sich selbst im Spiegel der eigenen Empfindung positiv zu erleben. Spieglein, Spieglein an der inneren Wand, wer ist der Beste, Schönste, Klügste im ganzen Land?

Im Falle von Chodorkowski kommt erschwerend hinzu, dass davon das ganze Sein bestimmt wird. Denn die Sonne im Krebs unterstellt sich ja den Mondthemen, Sein (Sonne) und Schein (Mond) sind untrennbar verknüpft. Während bei anderen aktuelle Auslösungen also durchaus auch nur einzelne Lebensbereiche betreffen können, sind Chodorkowski´s Anlagen so gestaltet, dass bei Transiten über eines der Lichter, auch immer das andere mittel- oder unmittelbar betroffen ist.

Wenn also etwas gut läuft, dann läuft es meistens richtig gut, umgekehrt aber leider auch.

Die Jahre 1989 bis 1991 und ihre mundanen Planetenstellungen begründeten den Erfolg des angehenden Volks-Wirtes (Link zu WIKIPEDIA). Unter Uranus, Saturn und Neptun im Trigon zu seinem Mond-Komplex (mit vorausgehender Opposition zu Krens-Sonne) übernimmt er die Leitung der ersten Privatbank Russlands und steigt unter Boris Jelzin zu einem wichtigen Berater und Unterstützer des damaligen Präsidenten auf. Und im Zuge der Privatisierungen von Staatsunternehmen sitzt er in der Folgezeit fast immer an den längsten, finanziellen Hebeln in der Republik und wird so zu einem Oligarchen. Es ist genau dieses energetische Umfeld, das er braucht und liebt. In dem die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, Chaos das Land regiert und innerhalb von Monaten Veränderungen geschehen, die man vorher nicht in hunderten von Jahren für möglich gehalten hätte. Natürlich geht dabei nicht alles mit „rechten Dingen zu“, aber mit Mond-Mars-Uranus-Pluto kann gerade jemand wie Chodorkowski, sich auf eine seltsame Weise treu bleiben, auch wenn er zwangsweise Teil von dunklen Komplizenschaften zwischen Unterwelt und offiziellen Stellen wird.

Aber die Jungfrau in ihm kann das nicht einfach so stehen lassen, legt den Finger in staatliche Wunden, beschuldigt andere der Korruption und  Schlimmerem. Das genau ist die eingangs erwähnte Widersprüchlichkeit, einerseits verdankt er genau diesen Verfehlungen seinen kometenhaften Aufstieg, andererseits kann er mit dem damit verbundenen Selbstempfinden auf Dauer nicht gut leben. Und in seiner Spiegelprojektion legt er sich mit dem falschen Mann an. Mit Wladimir Putin.  Am 19. Februar 2003 gerät er vor laufenden Kameras in einen Streit mit Putin über genau diese Themen. Korruption, staatliche Willkür, undemokratische Verhältnisse.

Ein halbes Jahr später, am Tage des Skorpion-Neumonds, wird Chodorkowski zum ersten Mal verhaftet. Pluto steht in Opposition zu seiner Merkur-Venus Konjunktion im Zwilling, Neptun im Quadrat zu Neptun, Uranus in Opposition zu Uranus und Saturn war gerade über seine Sonne gelaufen. Am 31. Mai 2005 wird er unter Uranus Opposition Mars-Pluto und Jupiter Quadrat Sonne zu neun Jahren Haft im Straflager verurteilt, wegen Betrugs und Steuerhinterziehung in Höhe von einer Milliarde Dollar. Chodorkowski, ein Symbol für die Phase Pluto im Schützen, steht vor dem vollständigen Ruin.

Und man hört erst wieder von ihm, als sich Pluto über die Grenzen von Schütze zu Steinbock bewegt und langsam in die Opposition zu seiner Sonne kommt. Chodorkowski tritt in einen Hungerstreik, nicht etwa um für sich Haftbedingungen zu erleichtern, sondern für einen schwerkranken Mithäftling. Unter Sonne-Neptun Konjunktion auf seinem Radix-Saturn und Saturn auf seinem Mondstellium wandelt er sich vom ehrgeizigen Macher und Milliardär, der bisher sein strategisches Geschick und seine Fähigkeiten hauptsächlich fürs eigene Wohlergehen nutzte, zu einem Menschen, der seine Themen anders lebt.

Aber Plutos Prüfungen, der in der Folgezeit permanent in Opposition zur Radix-Sonne steht, sind noch nicht zu Ende. Im Dezember 2010 wird Chodorkowski in einem weiteren Gerichtsverfahren zu  zusätzlichen Haftjahren verurteilt, diesmal unter Sonne-Pluto in Opposition zur Krebs-Sonne. Die Aufzählung solcher Transite mitsamt ihren äußeren Erscheinungsformen könnte jetzt auf den ersten Blick nur Ängste schüren und bestehende Vorurteile gegen Pluto-, Neptun- und Uranus-Transite bestätigen. Die Sternengötter sind eben böse und der Mensch ist nur ein Spielball ihrer Launen.

Aber zur Erinnerung – es geht dabei immer um Wandlung, um das eigene Erleben. Glück und Zufriedenheit entstehen zwar selten unmittelbar am Anfang solcher Phasen, aber sie initiieren meistens Prozesse, die einen selbst auf lange Sicht unabhängiger, ausgeglichener und weiser werden lassen. Wenn man die vorgegebenen Bedingungen unter diesen Transiten vorbehaltlos akzeptiert. Michail Chodorkowski blieb nach seiner Verurteilung kaum etwas anderes übrig, in den Jahren bis heute wird er sich zwangsweise mit seinen inneren Bildern und Empfindungen auf völlig andere Art auseinandergesetzt haben, als in den Jahren seines überbordenden Erfolgs. Und jetzt stand und steht Pluto im Dauertrigon zu den eingangs genannten Kandidaten. Hinzu kommt mit dem Wechsel Neptuns in die Fische auch dessen Opposition dazu. Und nun steht dieser Neptun seinem Radix-Uranus genau gegenüber, endlich befreit durch ein überraschende Begnadigung.

Durch seinen plutonischen Erzfeind, Wladimir Putin. Der vielleicht unter exakt Neptun Quadrat Mond und Saturn Quadrat Jupiter schon die inneren Glocken läuten hört. Denn nun kommt seine große Zeit von Pluto im Quadrat zu seinem Waage-Stellium. Zusammen mit Uranus in Opposition. Da ist man gut beraten, noch schnell Gutes zu tun, selbst wenn es vielleicht nur ein strategisches Zeichen an die Welt sein sollte, damit die Olympiade in Sotschi nicht vor halb leeren Rängen stattfindet (siehe auch Sotschi: Russland gegen Regenbogen). Denn auch für ihn wird dieser Wandlungsprozess jetzt kommen, und wie damals Chodorkowski, sitzt Putin auch hoch genug, um tief zu fallen. Wenn dies dem reichsten Mann Russlands passieren konnte, warum sollte sich der mächtigste Mann des ehemaligen Zarenreichs sicherer fühlen? Für ihn gilt dasselbe wie für uns alle, wir suchen uns die Umstände und Ereignisse, die wir als Antrieb für Entwicklung und Veränderungen brauchen, zu einem großen Teil selbst. Wir wissen meist nichts davon, halten andere für verantwortlich und schuldig. Aber wenn die Zeit reif, wird auch Putin nicht umhin kommen, das Setting für seine ganz persönliche Weiterentwicklung anzunehmen. Weil er die Voraussetzung dafür selbst geschaffen hat.

Ganz ähnlich wie Chodorkowski – denn entgegen mancher westlich-romantischer Darstellung wurde er ja nicht als Kämpfer für die Freiheit des russischen Volkes verurteilt. Sondern als Steuerhinterzieher und Oligarch, der seine Monopol-Stellung missbraucht hatte. Das sah auch der Europäische Gerichtshof so, und wer mit solch einer Jungfrau-Betonung gegen die eigene Ethik verstößt, darf sich nicht beschweren, wenn er sich dann in einem Straflager als Ort der Einkehr und Rückbesinnung wieder findet. In Amerika, dem Land der Freiheit und unbegrenzten Möglichkeiten, gibt es für solche Vergehen Strafen bis zu 150 Jahren, wie im Falle von Bernie Madoff.

Auch hier also alles nicht so einfach wie man es gerne hätte, das Sein ist vom Schein manchmal kaum zu unterscheiden. Und oft bedarf es hierfür auch harter Lektionen. Chodorkowski dürfte das, zumindest, was die plutonische Variante angeht, hinter sich haben. Und vielleicht findet er mit den neptunischen Herausforderungen der nächsten beiden Jahre einen besseren Umgang. Auf jeden Fall wünschen wir ihm dazu alles Gute und viel Erfolg.

Titel-Bild:Portrait - By PressCenter of Mikhail Khodorkovsky and Platon Lebedev / Пресс-центр Михаила Ходорковского и Платона Лебедева (http://khodorkovsky.ru/pages/licenses/ (archived)) [CC-BY-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons; Putin und Chodorkowski -Kremlin.ru [CC-BY-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons; 

Freitag, 29. März 2024

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