Skywatch: Astronomie für Astrologen
Fast täglich erreichen uns neue Nachrichten aus den entferntesten Teilen unseres Universums. Aber ob HUBBLE, KEPLER oder moderne Observatorien wie ALMA, alles was virtuelle Augen hat blickt weit zurück – in die Vergangenheit. Informationen über „neue“ Galaxien, die die Fachwelt heute begeistern, sind bisweilen fast so alt wie das Universum selbst.
So auch die Nachrichten dieser Woche über HFLS3, eine Galaxie die 12,8 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt ist (LINK). Zum Vergleich – das Zentrum unserer Milchstraße, Sagittarius A, ist gerade mal 26 000 Lichtjahre weit weg. Was wir also heute davon zu sehen bekommen, entstand ca. 880 Millionen Jahre nach dem gedachten Urknall. Ein Blick in die Kinderstube unseres Universums also und er zeigt, wie produktiv und kreativ Galaxien „damals“ waren. Dort sind täglich bis zu acht neue Sonnen entstanden, knapp 3000 also aufs Erdenjahr verteilt, während heute in unserer unmittelbaren Nachbarschaft gerade mal 1-2 neue Sterne entstehen. Pro Jahr.
Allerdings ist sie nicht die älteste, jemals bis heute entdeckte Galaxie. Dieser Titel gebührt UDFj-39546284, ein besonders lyrischer Name für eine Sternenansammlung (LINK). Was wir von ihr heute noch als eine Art Echo wahrnehmen können, ist knappe 380 Millionen Jahre nach dem Big Bang entstanden. Wer sich solche kosmischen Superlative gerne ins eigene Chart einzeichnen möchte: UDFj-39546284 findet sich bei ca. 23 ° Stier.
Vergleichsweise nah, nämlich ca. 1200 Lichtjahre sind zwei andere Objekte, die diese Woche für Aufregung sorgten. Im Sonnensystem Kepler 62 vermuten Astronomen zwei planetare Begleiter, die vollständig von Wasser bedeckt sein könnten (LINK). Sie befinden sich innerhalb der habitablen Zone, die als lebensfreundlich (nach unseren Maßstäben) angenommen wird.
Aber auch hier gilt – nichts Genaues weiß man nicht. Könnte sein, dass der eine von ihnen (Kepler 62f) nur ein erdgroßer Schneeball ist und sein Nachbar nicht genügend Wolkenbildungen aufweist, um das teure Nass auch innerhalb der Atmosphäre zu halten. Trotzdem bleiben die beiden zumindest aussichtsreiche Kandidaten für Leben in unserer Nachbarschaft. Wer schon mal winken möchte, tut dies am besten in Richtung 13° Steinbock, dort wo gerade auch Pluto kreuzt.
Auch von einem Klassiker gibt es Neues, zumindest ein neues Bild. Astro-Rockstar Hubble zeigt uns den Pferdekopfnebel noch einmal anders (LINK).
Eigentlich wäre er wohl der Schrecken aller jungfräulichen Neurotiker mit Putzfimmel, Gas und Staub in einer Ausdehnung von knapp 3 Lichtjahren, da hilft auch kein überdimensionierter kosmischer Staubsauger mehr. Würde man Barnard 33, so der offizielle Name, mit bloßem Auge sehen können, hätte er fast die Größe eines Viertel-Mondes.
So aber bleiben nur die hübschen Bilder der NASA, wer trotzdem mal einen Blick in den Himmel riskieren möchte, der Pferdekopfnebel liegt dem GZ gleich gegenüber, bei ca. 25° Zwillinge.
Wer es lieber weniger beschaulich mag und zudem noch ein Geschwindigkeitsfreak ist, der durfte sich über Nachrichten von Komet ISON freuen. Der rast gerade mit ca. 76 000 km/h auf die Sonne zu und wird am 28. November fast mit ihr verschmelzen (LINK).
Hoffentlich nur fast, denn dann bestünde die Chance auf ein grandioses Himmelsspektakel. So hell wie der Vollmond könnte er strahlen, meinen Experten und das zeitweise sogar tagsüber. Ein neuer Weihnachtsstern also fürs Jahresende, bleibt zu hoffen, dass die einschlägig bekannten Propheten des Weltuntergangs ihn nicht schon wieder als böses Omen nehmen.
Zur vorbeugenden Beruhigung – er wird sich unserem blauen Planeten nur auf 60 Millionen Kilometer nähern, am zweiten Weihnachtsfeiertag.
Die meisten dieser Bilder haben wir wie so oft dem Weltraumteleskop HUBBLE zu verdanken. HUBBLE feierte gestern Geburtstag, am 24. April 1990 startete es mit einem Space Shuttle in den Weltraum, wo es einen Tag später ausgesetzt wurde.
HUBBLE´s Chart (Start von der Erde) zeigt eine Sonne-Mond Konjunktion im Stier, was seine hohe Zuverlässigkeit und lange Lebensdauer erklären mag. Allerdings gab es anfangs auch erhebliche Probleme, denn jedes Bild, das HUBBLE ab dem 20. Mai 1990 zur Erde sandte, war unscharf (Merkur Opposition Pluto lässt grüßen…). Erst im Dezember 1993 konnte der fehlerhafte Spiegel ersetzt werden, dank T-Jupiter Trigon Jupiter ging alles gut und seitdem hat HUBBLE unser Bild des Universums immer wieder erneuert (Jupiter im Trigon zum Fische-Mars und Opposition zum Schütze-Uranus).
Selbst Captain Kirk und Mr. Spock haben manchen Hintergrund in STAR TREK dem kleinen Roboter zu verdanken, viele kosmische Nebel durch die die ENTERPRISE ihren Weg in unendliche Weiten gefunden hat, stammen aus seinen Kameras.
Und zumindest bis zum Start seines Nachfolger, dem James Webb Weltraumteleskop 2018 wird HUBBLE weiter Bilder liefern, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.