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Der Rabinator verlässt die Bühne

Auf die Frage nach seinem Horoskop hat Stefan Raab einmal geantwortet: Sternzeichen Eichhörnchen mit Aszendent Salamander. Intuitiv gar nicht so weit weg von der Wahrheit, die putzigen kleinen Nager haben ja durchaus etwas Waage-haftes an sich und den Salamander könnte man sowohl dem Skorpion-Archetyp wie auch dem Schütze-Universum zuordnen, je nach Blickwinkel. Eins von beiden sollte es laut unbestätigten Aussagen des Universaltalents sein, jedenfalls wenn er tatsächlich vormittags „gegen 10 Uhr“ geboren wäre.

Die Ankündigung seines Rückzugs aus dem aktiven Fernseh-Showbusiness hat auf jeden Fall gewaltigen Wirbel ausgelöst. Die PRO7 Aktie verlor quasi über Nacht 4% ihres Wertes, während die Huldigungen an „ein Urgestein“ des deutschen Fernsehens in die Höhe schossen. Ganz anders als in den letzten Monaten, in denen man zeitweilig lesen durfte, dass Raabs Sendungs-Flaggschiff TV TOTAL „nur noch ein lieblos produziertes Stück Fernsehschrott“ wäre.

Naja – wer austeilt muss eben auch einstecken können, und das Austeilen war ja von Anfang an ein Markenzeichen des Herrn Raab. Unvergessen seine verbalen und anderen Attacken gegen Dieter Bohlen (und umgekehrt), aber eben auch das kreative Potential, das Raab immer wieder dazu trieb, Neuland zu erobern. So machte er aus Bohlens DSDS (Deutschland sucht den Superstar) sein eigenes SSDSGPS (Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star), aus dem Max Mutzke als Sieger hervor ging (und beim Eurovision Song Contest immerhin den 8. Platz erreichte).

Und als die Auseinandersetzungen mit Bohlen weiter gingen, wurde daraus dann SSDSDSSWEMUGABRTLAD (Stefan sucht den Superstar, der singen soll, was er möchte, und gerne auch bei RTL auftreten darf). Alles irgendwie als Gag gedacht und trotzdem entstanden aus solchen Formaten auch Karrieren wie die von Stefanie Heinzmann und Gregor Meyle.

Daran zeigt sich vielleicht auch ein wenig, dass Raabs Image als Proll-Rabauke tatsächlich mehr oder weniger ein strategisches Element war, das er selbst entworfen hat. Denn die scheinbare Unbeherrschtheit, die sich in wilden und bisweilen wirklich niveaulosen Sprüchen über die Welt und Andere Bahn brach, findet man in seinem Chart eigentlich nirgendwo. Eher deutet vieles auf einen kühlen Taktiker hin (Waage-Sonne und - Venus), der zwar tatsächlich über einen sprichwörtlich „Schwarzen Humor“ verfügt (Merkur-Neptun Konjunktion im Skorpion), aber ansonsten äußerst pragmatisch agiert (Steinbock-Mond, Uranus-Pluto in Opposition zu Saturn). Und wer mit einem Jungfrau-Mars gesegnet ist, gehört in aller Regel eher nicht zu den Zeitgenossen, denen mal spontan und triebgesteuert „etwas herausrutscht“.

Nein, das Image des Rabinators passt nicht wirklich zu diesem Chart. Natürlich hat Raab ein fettes Ego, wie fast alle Medienstars und –sternchen. Aber im richtigen Moment zu den richtigen Leuten immer das Falsche zusagen, war eher eine geschickte Strategie, um Aufmerksamkeit sprich Quote zu bekommen, als ein Ausdruck innerseelischer Bedürfnisse.

Die andere Seite dieser starken Erdbetonung zeigt sich dort, wo der Rabinator zum Arbeitstier wurde. Letztendlich war er sich selbst auch für nichts wirklich zu schade, wo andere ab einem gewissen Erfolg lieber die „Action“ aus sicheren Sesseln heraus kommentieren, war er bis zuletzt lieber „mittendrin als nur dabei“. Und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann war eben erst Ruhe, wenn das Optimum erreicht war. Siehe Grand Prix.

Die Jagd nach der Trophäe begann Raab als Alf Igel, dann wurde 1998 mit Guildo Horn Platz 7 belegt. Zwei Jahre später steht er mit Haddewaddedudeda selbst auf der großen Bühne und belegt Platz 5, 2004 holt seine Entdeckung Max Mutzke Platz 8 und schliesslich kommt mit Lena 2010 die Krönung. Zwölf Jahre also, in denen Raab sich dem großen Ziel entgegen arbeitete, mit allen Tricks und Kniffen.

Das verdient Respekt, auch wenn man mit seiner respektlosen Seite anderen gegenüber nicht viel anfangen konnte. Lediglich einmal, als er Co-Moderator beim großen Kandidatenduell zwischen Angela Merkel und Herausforderer Peer Steinbrück war, war zu ahnen, dass dieses „alles-in-Frage-stellen“ auch vor einer Bundeskanzlerin nicht halt machen würde, wäre Raab jetzt ein Enthüllungsjournalist mit politischen Ambitionen geworden.

Aber was noch nicht war, kann ja noch werden. Vielleicht nicht sofort und gleich, denn der Zeitpunkt seiner Rückzugsankündigung entspricht durchaus seinen aktuellen Auslösungen, ist also klug gewählt. Pluto überläuft gerade seinen Steinbock-Mond (bei einer Geburtszeit gegen 10 Uhr vormittags), Uranus stand schon des Längeren im Quadrat dazu. Und natürlich wäre auch ein Überlauf von Saturn über Raabs AC denkbar, der dann aber nicht im Salamander stünde, sondern auf den letzten Skorpion-Graden liegen würde.

Ganz einfach und platt gedeutet könnten die Gründe für den Rückzug tatsächlich also im familiären Bereich liegen, mehr Zeit für Frau und Kinder als ein Ausdruck grundlegender Lebensqualität, statt der all-täglichen Hetze nach immer neuen Kicks mit denen man einen Teil der Nation unterhalten kann. Ganz zur Ruhe wird er sich aber sicher nicht setzen, und vielleicht erleben wir ja einen völlig neuen Raab in naher Zukunft. Denn wie sri schon in Raab: Skorpion-AC für alle Fälle schrieb:

Raab hat ein Herz für Außenseiter und Exzentriker, das eine dem Pluto, das andere dem Uranus geschuldet - die beide in der Himmelsmitte in die Eisen gehen, wenn es richtig ungerecht wird. Das Schlichte, einfach nur eindimensional Schöne soll nicht siegen - sondern das Besondere.

Mit so einer Anlage könnte man doch auch (bei einem geschätzten jährlichen Einkommen von ca. 5 Millionen €) viel Gutes tun in der Welt. Diese Art der plutonischen Wandlung würde dann dem aktuellen Transit über Mond bestens entsprechen und eine hilfreiche Ausrichtung geben. 

Titelbild: By masamedia_de (Stefan Raab) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Donnerstag, 21. November 2024

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