AfD + FDP: Rechts von der Mitte?
Fast wäre die Überschrift wieder in einen Kalauer abgeglitten – Mut zu(r) Lu(e)cke. In Anspielung auf den „großen Vorsitzenden“ der Alternative für Deutschland, Bernd Lucke, der sich dankenswerter Weise sehr bemüht, den üblichen Astro-Klischees in Bezug auf Löwe-Sonnen gerecht zu werden. Denn statt dreier Vorsitzender soll es jetzt nur noch Einen geben, nämlich ihn. Passend zu dieser Revolution hat er gerade Transit-Saturn im Quadrat zum eigenen Uranus stehen, macht also im Prinzip alles richtig, auch wenn der Ausgang genau deshalb ungewiss ist.
Aber mal ehrlich, was wäre die AfD ohne den umtriebigen Professor für Makroökonomie, der mit seiner fast Bogenminuten genauen Opposition zwischen Pluto und Jupiter in jeder Talkshow seinen Kritikern mindestens einmal heftigst über den Mund fährt. Genau diese Opposition macht ihn für seine Partei so wertvoll, die eigentlich immer noch nicht so richtig weiß, warum sie plötzlich einen Wahlerfolg nach dem anderen einfährt. Wer eine neue Partei unter dem Konjunktions-Signum von Mars, Merkur und Neptun in den Fischen gründet, dazu noch im Quadrat zu Jupiter, der hatte vermutlich alles im Sinn, nur keinen wirklichen Erfolg. Aber der Zeitgeist treibt eben manchmal seltsame Blüten, denn genau diese Zerfahrenheit bildet eben die aktuelle gesellschaftliche Grundbefindlichkeit in unserem Lande bestens ab.
Da ist dieser Unmut, den man nicht wirklich nur an einer einzigen, konkreten Sache festmachen kann, es ist eher so eine Art ungutes Bauchgefühl. Das sich dann auf alles Mögliche setzen kann, wie zum Beispiel den Euro oder den Islam. Würde man beides abschaffen, wäre die Welt wieder in Ordnung – solche einfachen Ideen werden dann zu Stammtisch-Parolen, mit denen neue Bewegungen wie Pegida gefüttert werden. Aber Mars-Merkur-Neptun ist zwar hervorragend geeignet, um zum Beispiel ein kämpferisches Fantasy-Epos zu verfassen, in dem Brüssel zu Mordors Schattenreich mutiert ist, während die wackeren Kämpen um Lucke endlich wieder wahre Werte installieren, Gold statt Geld sozusagen.
Aber für reale Werte und harte politische Alltags-Arbeit ist solch ein Chart wohl eher ungeeignet, weshalb man davon ausgehen könnte, dass diese AfD früher oder später wieder von der Bildfläche verschwinden wird, ohne wirkliche Spuren zu hinterlassen. Aber Lucke mit seiner Jupiter-Pluto Opposition gibt der Partei-Konjunktion dann doch eine Ausrichtung, zudem steht seine Löwe-Sonne auch noch im Trigon zum Schütze-Partei Mond, daran beissen sich dann auch die Medien fest und geben der amorphen Masse AfD zumindest ein fassbares Gesicht, das von Bernd Lucke.
Von solchen Übereinstimmungen kann der Vorsitzende der ehemaligen Regierungspartei FDP, Christian Lindner, nur träumen. Der liberale Gründungs-Mars stand in den letzten beiden Jahren schwer unter dem Einfluss des Pluto-Uranus Quadrats und da man sich heftigst gegen wirkliche Veränderungen wehrte, wurde man dann konsequenterweise auch aus dem politischen Alltag gewählt. Da konnte er also wenig ausrichten und jetzt, wo sich das Blatt wenden könnte, da beide „Übeltäter“ aus dem Aspekt-Orbis raus sind, bekommt Lindners Sonne-Mars Konjunktion im Steinbock den ganzen Segen ab. Was nun nicht wirklich für einen erfolgreichen Neuanfang unter seiner Führung spricht.
Andererseits wird sich aber auch die AfD in nächster Zeit schwer tun. Denn Neptun läuft jetzt mehr und mehr ins Quadrat zum Gründungs-Jupiter, während Saturn gleichzeitig ins Quadrat zum Fische-Cluster der Partei geht. Umwälzungen stehen also an, es werden Konturen verlangt und das Profil dieser seltsamen Alternative wird eindeutiger werden. Noch ist sie ja ganz fische-haft ein Sammelbecken für Unzufriedene aller Art und die Verantwortlichen versuchen deshalb auch ganz geschickt, diese „Offenheit für alle“ aufrecht zu erhalten. Man ist eigentlich nicht „rechts“, möchte aber auch die rechte Wählerschaft gerne mit ins Boot nehmen. Pegida findet man zwar nur begrenzt toll, aber man versteht auch die Ängste der Demonstranten. Den Euro will man nicht und die EU ebenso wenig, aber Herr Lucke sitzt dann doch schon mal in Brüssel und kassiert saftige Gehälter samt Spesen als EU-Abgeordneter.
Man darf also gespannt sein, was mit den beiden Parteien passieren wird, wenn das letzte Quadrat zwischen Uranus und Pluto am 17. März vorbei ist. Denn danach sollte sich die lähmende Starre in weiten Teilen unserer Gesellschaft langsam auflösen, neue Impulse und mehr Bewegung sollten den politischen Alltag wieder mehr bestimmen und einen Großteil der momentanen Unzufriedenheit entschärfen. Das zumindest wäre der hoffnungsvolle Ansatz, der dann beide Parteien für die Zukunft auch überflüssig machen würde.
Aber womöglich wiederholt sich Geschichte ja doch und aus den ehemaligen Konkurrenten um den freien Platz rechts von der Mitte, werden Verbündete, so wie das zwischen der PDS und der WASG im Juni 2007 geschah. Denn die Schütze-Sonne der FDP und der Schütze-Mond der AfD sind für einen Zusammenschluss ja eigentlich wie gemacht, bleibt nur noch die Frage, ob dadurch die Welt zu einem besseren Ort werden würde.
Titelbild: Lindner - Martin Rulsch, Wikimedia Commons (Eigenes Werk) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0) oder CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons; Lucke - By https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Ralf_Roletschek [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons