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Im Banne des Burkini

Sommerlöcher muss man ja irgendwie auffüllen. Dass dies häufig dann geschieht, wenn die Sonne gerade ins Zeichen Jungfrau gewechselt ist, macht es nur noch umso schlimmer. Denn was sich dann meist als Thema zeigt, wird den intellektuellen Ansprüchen eines Merkur-Zeichens niemals gerecht. Jüngstes Beispiel – die Diskussion um den Burkini.

Alleine die Zusammensetzung des Begriffes aus Burkha und Bikini darf man schon mal als Hinweis werten, dass es sich hierbei ganz und gar nicht um einen islamistischen Angriff auf unser modernes Wertesystem handelt. Auch wenn die Islamophobiker dieser Zeit das gerne so hinstellen möchten. Nein, die Idee stammt aus Australien. Denn dort hatte die heute 48-jährige Aheda Zanetti, eine libanesisch-australische Modedesignerin, 2004 die Idee, endlich einen Schwimmanzug zu entwerfen, mit dem sich auch streng gläubige Muslima an die öffentlichen Badestrände wagen können und der gleichzeitig eine gewisse Annäherung an die westlichen Modevorstellungen beinhaltet.

Es sollte, wie sie heute selbst sagt, eigentlich eine Verbindung schaffen, zwischen einem islamischen und dem westlichen Lebensstil. Denn zuvor war es den meisten gläubigen Frauen nur möglich, ein Bad im Meer vollständig bekleidet zu genießen. Wobei der Genuss dann wohl selten sehr groß gewesen sein dürfte. Leider gibt es weder von der Erfinderin, noch von der Erfindung selbst gesicherte und genaue Daten. Aheda Zanetti ist aber wohl 1967 geboren, in einer Zeitphase also, kurz nachdem die letzte Konjunktion zwischen Pluto und Uranus in der Jungfrau stattfand.

Auf 16° Jungfrau wohlgemerkt, was wiederum zeigt, wie tatsächlich alles mit allem zusammen hängt. Dann ungefähr als Jupiter jetzt zum ersten Mal nach langer Zeit die 16° Jungfrau wieder erreichte, begann die bizarre Diskussion über das Tragen von Burkinis in der Öffentlichkeit.

Ungefähr dort stand Jupiter aber auch vor 12 Jahren, als Aheda Zanetti nach eigenen Aussagen die Idee hatte, endlich mehr Bewegungs-Freiheiten für ihre Glaubens-Schwestern zu schaffen. Damit sie zum Beispiel auch als Rettungsschwimmerinnen an den australischen Stränden mithelfen konnten, Leben zu retten.

Nach den Anschlägen der vergangenen Monate machte sich dann pünktlich zum erneuten Übergang von Jupiter über die mittleren Jungfrau-Grade vor allem in Frankreich eine Anti-Burkini Stimmung breit, die in zahlreichen Verboten gipfelte. Frei nach dem Motto: entweder zeigen Frauen an öffentlichen Stränden Haut und das nicht zu knapp, oder aber sie werden dazu gezwungen. Als Maßnahme im Kampf gegen den Terrorismus macht das in etwa genauso viel Sinn, wie ein Gesetz, dass alle Moslems zwingen würde, mindestens einmal in der Woche Schweinefleisch zu essen. Damit es nicht zu einer religiös motivierten Benachteiligung von Schweinezucht-Betrieben im freien Westen kommt.

Glücklicherweise für die europäische Wertegemeinschaft hat heute das Oberste Verwaltungsgericht in Frankreich dem Treiben um die politische Reizwäsche einen Riegel vorgeschoben und das Verbot von Burkinis im südfranzösischen Badeort Villeneuve-Loubet aufgehoben. Was natürlich wieder einmal Sturzbäche auf die Mühlen der nationalistischen Verschwörungstheoretiker gießen wird, die das  als klaren Beweis für die schleichende Islamisierung des Abendlandes deuten werden.

Zumindest solange, bis das letzte Quadrat zwischen Saturn und Neptun am 10. September hoffentlich das Ende aller dumpfbeutligen Hasspredigen, egal von welcher Seite, einläuten wird. Solange muss man das wohl noch alles mit Gleichmut ertragen, und hoffen, dass irgendwann wieder merkurische Intelligenz und jupiterhafte Weisheit das Urteilsvermögen der neptunisch-verunsicherten Abendländer durchdringen wird.

Titelbild: By Giorgio Montersino from Milan, Italy (cool burkini) [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Donnerstag, 21. November 2024

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