Tebartz-van Elst: Der Baumeister des Herrn
Eigentlich wollte er Architekt werden, dann aber folgte er einer inneren Berufung und wurde Priester. Aber wie so oft – „den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“ – und mittlerweile ist Franz-Peter Tebartz-van Elst in beiden Bereichen ganz oben angekommen. Kaum wurde die Skorpion-Sonne zum jüngsten Bischof von Deutschland ernannt, verwirklichte er seine Kindheitsträume und ließ seine neue Residenz „modernisieren“. Dass er dabei ein wenig übers Ziel hinaus geschossen ist, muss man ihm nachsehen, denn Tebartz-van Elst ist ja auch nur ein Mensch und hat dementsprechende Anlagen, die sich auch in seinem Geburtsbild zeigen.
Drei Planeten im Skorpion (Sonne, Mars und Neptun) weisen ihn als jemanden aus, der tiefe Überzeugungen hat, die er nicht so leicht aufgibt. Im Dienste einer guten und hilfreichen Sache kann das dann zu einer Gabe werden, mit der man auch schwierigste Situationen meistert. Ja, eigentlich sind es genau diese Schwierigkeiten und Widerstände, die Skorpion-Anlagen erst richtig in Fahrt bringen. Denn da wo das andere Mars-Zeichen, der Widder, kräftig austeilt und mit Hallo in jeden Krieg zieht, kann der Skorpion einstecken ohne Ende. Wo sich andere ob der vehementen Angriffe schon längst kleinlaut vom Schlachtfeld geschlichen hätten, hat jemand wie Bischof Tebartz-van Elst klar erkannt, wer der wahre Feind des Glaubens ist. Es sind die anderen, die Verständnislosen, die seiner großen Vision von Kirche und angemessenem Ausdruck nicht folgen wollen.
Und große Visionen hat er nun mal, bedingt durch die Konjunktion von Merkur und Jupiter im Schützen. Die Frage „Geht´s denn vielleicht auch eine Nummer kleiner?“ stellt sich hier nicht, ähnlich wie bei einem anderen Zeitgenossen, mit dem er diese Anlage teilt. Karl Theodor von Guttenberg, auch bei ihm war der Name schon fast Programm, bis er über kleine Unstimmigkeiten in seiner Doktorarbeit stolperte. Ähnlich wie der Bischof jetzt über ein kleine Abweichung bezüglich der Kosten für Haus und Hof.
Ursprünglich waren 5,5 Millionen € für den Umbau veranschlagt, seit gestern ist klar, dass über 30 Millionen € in der bescheidenen Anlage stecken. Um sich die Dimensionen einmal anders vorzustellen: Tebartz-van Elst betreut auch kirchliche Einrichtungen in Indien, dort kann für 108 € einem Kind ein Jahr lang Unterkunft, Essen, Kleidung und schulische Ausbildung ermöglicht werden. Wäre man im Plan geblieben, könnten jetzt mit dem Überschuss fast 25 000 Kinder jeweils zehn Jahre lang versorgt werden, Ausbildung inklusive.
Auch das wäre ja eine große Vision, aber wenn man gleichzeitig noch Venus in der Waage hat, dann liebt man eben vor allem die schönen Dinge des Lebens. Hat einen Sinn für Kunst und Ästhetik, benötigt eine entsprechende Umgebung als Inspiration. Zum Beispiel einen eigenen Bischofstempel, den man direkt vom bischöflichen Schlafzimmer aus erreicht. Der Limburger Dom wartet in all seiner schon vorhandenen Pracht zwar nur 100m entfernt, aber dort tummeln sich meistens auch einfache Gläubige im stillen Gebet, da würde man als Bischof vermutlich nur stören.
Wenn dann auch noch ein Mars im Quadrat zu Uranus hinzukommt, werden die eigenen Handlungsimpulse manchmal auch für einen selbst unüberschaubar. Da hat man noch schnell mal eine Idee hier (wie wär´s mit einem katholischen Zengarten?), eine kleine Idee dort (und einer Badewanne für 15 000.-€?) und schnell entwickelt das Ganze eine Eigendynamik, der man Ende selbst ziemlich verblüfft gegenüber steht.
Aber – hier sind wir dann wieder bei Jupiter-Merkur -, „Think big“ heißt die Losung, keine kleinliche Erbsenzählerei bitte, wenn es um einen architektonischen Lobgesang auf den Allerhöchsten geht. Und das hätte ja auch alles gut ausgehen können, wäre die Zeit nicht andauernd im Fluss und würde nicht immer wieder Neues und Überraschendes in die Welt spülen. Wie die Wahl von Papst Franziskus, der nicht müde wird zu betonen, dass die Kirche für die Menschen da zu sein hat, und nicht umgekehrt. Uranus-Pluto hats möglich gemacht, eine der angenehmen und positiven Überraschungen, die diese Konstellation mit sich bringt. Allerdings, Tebartz-van Elst Hang zu Schönheit, ist davon auf unangenehmste Weise betroffen. Mit Venus auf 11° Waage lebt man gerade mit einem Pluto-Quadrat (die Kirche von ganz weit unten meldet sich zu Wort…) und einer Uranus-Opposition (…und verlangt Veränderungen bis hin zum Umsturz), da läuft dann manches komplett aus dem Ruder bzw. aus den gedachten Visionen der Kirche von ganz oben und ihrer Vertreter.
Aber wie eingangs schon erwähnt, alles menschlich, denn Menschen machen Fehler und die Anerkennung derselben hat schon so manchen Evolutionsschub ausgelöst. Fehlt aber das Unrechtsbewusstsein, dann wird es auch schwierig mit der Evolution, ob nun im menschlichen oder allgemeinen Sinne.
Ich bitte um Verzeihung, wenn das alles etwas zynisch klingt, aber die Wahrheit ist, es kommt vermutlich noch schlimmer für den Bischof. Denn abgesehen von den höheren uranisch-plutonischen Weihen, wandert ja auch gerade Saturn durch den Skorpion. Und überläuft demnächst seinen Radix-Mars, im Laufe der nächsten zwölf Monate auch noch die Sonne.
Saturnale Lebensphasen können echte Spaßbremsen werden, wenn man die Zeichen und Anforderungen dieser Zeiten nicht anerkennt. Von Überfluss und Völlerei steht nämlich nichts in Saturn´s Jobbeschreibung. Askese und Entsagung sind eher die Angebote der Wahl, die man meist aber gar nicht wirklich hat. Aber zumindest gäbe es Fuß-Stapfen, in die man als Bischof von Limburg treten könnte. In die des eigenen Vorgängers Franz Kamphaus. Jemand der ganz im Sinne von Papst Franziskus sein Amt gelebt hat, als der noch nicht mal Papst war. Einfach, bescheiden, die Bischofsmütze trug er immer ungern, weil „er sich da oft wie ein anderer Mensch fühlte“. Statt flotten BMW-Dienstwagen mit eigenem Chauffeur, besuchte er seine Gemeinden selbstgesteuert in einem alten klapprigen Golf. Aber auch er nur ein Mensch, der seiner Anlage folgt, angefangen bei Sonne-Mars Konjunktion im Wassermann bis zu Saturn-Merkur Konjunktion im Steinbock. Die Nähe zu Franziskus erklärt sich vielleicht auch durch Kamphaus Schütze-Mond in enger Nähe zur päpstlichen Sonne. Heute arbeitet der ehemalige Bischof als Seelsorger in einem Altenheim.
Franz-Peter Tebartz-van Elst würde sich selbst einen großen Gefallen tun, wenn er sich ihn zum Vorbild nähme und jetzt freiwillig auf bestimmte Dinge verzichten würde, um nicht am Ende alles zu verlieren. Aber vielleicht geht es für ihn ja genau um diese Erfahrung, die Wege des Herrn sind oft unergründlich und führen manchmal auf verschlungen Pfaden zum eigentlichen Ziel - dorthin, wo sich Fülle und Schönheit mühelos von alleine zeigen. Und genau dort, im Tempel der inneren Einkehr, stellt man dann erstaunt und geläutert fest , wie wenig es doch braucht, um rundum glücklich und zufrieden zu sein. Meistens reicht schon ein kleiner Perspektivenwechsel…
Titelbild (Loop!-Collage): Tebartz - Moguntiner (Own work) CC-BY-SA-3.0; Domplatz - Cirdan (Own work) CC-BY-SA-3.0 beide via Wikimedia Commons