Glückwunsch, Herr Berlusconi...
Ein rechtskräftig-verurteilter, italienischer Politiker – so beginnt selbst bei Wikipedia die Beschreibung eines Phänomens, das heute Geburtstag hat und gerade wieder für Aufruhr sorgt (Link zu SPON). Waage-Sonne mit Fische-Mond, das klingt doch erst mal ganz unspektakulär, würde man eher bei einem stillen Wasser vermuten, als bei einem Laut-Sprecher wie Silvio Berlusconi. Aber auch Syriens Diktator Assad hat einen Fische-Mond, ebenfalls mit weiter Konjunktion zu Saturn. Ganz so simpel ist es dann eben doch nicht mit den astrologischen Kochbuch-Zuordnungen, zumindest was den positiven Ausdruck angeht.
Aber fairerweise muss man bedenken, dass Berlusconi ja auch mal nur ein Silvio war, jenseits der politischen Landschaften und Machtsphären. In jungen Jahren verdingte er sich als Staubsauger-Vertreter, unterhielt als Sänger auf Kreuzfahrten und in diversen Nachtclubs. Das wiederum passt prima zu den Radix-Anlagen. Doch irgendwann besann er sich auf die „wahren Werte“ im Leben, und wurde zum reichsten Mann Italiens. Medusa-Film (das größte italienische Filmunternehmen), Montadori (das größte Verlagshaus), Mediaset (der größte private Fernsehkonzern), dazu noch der AC Mailand (einer der erfolgreichsten italienischen Fußball-Vereine) und diverse Banken und Versicherungen, all das gehört heute ihm und vor allem den Medienbereich nutzt er immer wieder gerne zur Wahrung eigener Interessen.
So einem Mann den öffentlichen Prozess zu machen und ihn gar zu verurteilen, braucht Mut. Und nun auch Stehvermögen. Denn dass Berlusconi unter dem Transit von Uranus Opposition und Pluto Quadrat Merkur einfach seine Strafe akzeptiert, war wohl nicht zu erwarten. Jetzt muss das Land büßen, die Regierung gestürzt werden, es wird solange Druck gemacht, bis Italien sich beugt. Notfalls eben durch das Erzwingen von Neuwahlen, in der Hoffnung wieder stärkster Mann im Staate zu werden.
Ob das aber so einfach wird, wie er sich das vorstellt, bleibt abzuwarten. Sicher, jeder der schon mal unter heftigen Transiten von Langsamläufern gestanden hat, kennt das seltsame Spiegelphänomen der Übertragung und Projektion. Da kommt zB Uranus und bricht mit allen bisherigen Strukturen, das eigene Leben wird scheinbar auf den Kopf gestellt und man kommt kaum noch zur Ruhe. Aber bei näherer Betrachtung sind es oft weniger die Umstände, die einem zu schaffen machen. Denn bis auf ganz besondere Ausnahmefälle, ändern sich Umstände ja oft sehr schnell. Selbst Zahnschmerzen haben nur eine gewisse Halbwertszeit, das ist zwar im akuten Fall immer schlimm, aber vergeht auch wieder. Was aber meist bleibt in solchen Zeiten, ist die Angst davor, es könnte wieder so ein Anfall kommen. Zumindest solange entsprechende Auslösungen wirksam sind.
Wenn man, wie Berlusconi, ein Medienimperium aufgebaut hat, um damit auch sicher zu stellen, dass die öffentliche Meinung sich nie gegen einen richtet, und damit auch lange Jahre erfolgreich arbeitet, dann hat man einen Status Quo geschaffen. Was liegt also näher, bei einer Uranus Opposition zum eigenen Merkur, als das genau dieser Status radikal verändert wird. Die alten Strukturen nicht mehr nahtlos ineinander greifen, sondern zu knirschen beginnen. Das schafft natürlich Unruhe, die Nerven sind angespannt, beginnen zu flattern. Aber meist sieht der Betroffene das ja nicht als eigentliches Problem, sondern glaubt, dass die äußeren Ursachen für dieses innere Empfinden verantwortlich sind, ändert man die, dann würde man sich auch wieder beruhigt des Nachts zur Ruhe begeben können.
Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Denn hier taucht wieder die alte Frage auf - was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Ändern sich erst die Umstände im Leben durch einen Transit und wirkt er sich dadurch nur indirekt aufs eigene Empfinden aus, oder verändert sich die eigene Sicht und das entsprechende Erleben zuerst, fokussiert sich die Wahrnehmung so sehr auf bestimmte Inhalte, dass der übrige Raum vollkommen aus dem eigenen Blickfeld verschwindet.
Nehmen wir Herrn Berlusconi. Im reifen Alter von 77 Jahren wäre es doch irgendwie angebracht, die eigenen Lebensziele neu zu überdenken. Schließlich droht auch ihm, wie allen anderen Menschen, irgendwann der Übergang vom Leben ins unbekannte Danach, soviel ist sicher. Was nützen dann alle Besitztümer und Machtpositionen, wenn man nie gelernt, mit den eigenen Ambivalenzen und Ängsten angemessen umzugehen? Noch kann er ja sein eigenes Dilemma auf das Land übertragen, die Mittel dazu sind vorhanden. Und vielleicht kann er sich ganz plutonisch durchsetzen, wieder einen Sieg erringen über all die äußeren Feinde. Aber weder die innere Unruhe, noch die plutonischen Ohnmachtsängste werden sich dann dauerhaft verabschieden, nicht solange bestimmte Auslösungen akut bleiben. Wenn es ganz dumm läuft, dann zieht sich dieser Kampf genau solange hin, wie die entsprechenden Auslösungen und man glaubt am Ende tatsächlich, dass das innere Erleben immer eins zu eins gekoppelt an die Umstände ist. Die Synchronizität innerer und äußerer Ereignisse machts möglich.
Am Ende wird übrig bleiben – nicht wirklich etwas dazu gelernt. Ein Land ins Chaos gestürzt, Druck ausgeübt, sich eine Sonderposition erkämpft. Aber auch dieser Status Quo wird nicht anhalten, man selbst hat wieder neue Ursachen in die Welt gesetzt, die dann am Ende, unter neuen Auslösungen wieder neue Resultate bringen werden. Vielleicht schafft es Berlusconi ja wirklich Italien in die nächste Krise zu drängen, und so die letzten Ausläufer von Pluto und Uranus in Spannung zu seinem Merkur, als Chaos und Machtkampf in die Welt zu tragen. Nur wird das wenig an der eigenen Befindlichkeit ändern, zumindest nicht langfristig. Denn erst im Februar wird Uranus aus dieser Oppositionsspannung heraus treten, erst dann kann er hoffen, dass dieses verstörende und beunruhigende Empfinden, diese ständigen Ängste vor dem Ungewissen und diese unkontrollierbaren, negativ gepolten Gedankenwelten, langsam wieder zur Ruhe kommen. Bleibt zu hoffen, dass auch Italien diese Phase gut übersteht, denn nimmt man das Inkrafttreten der neuen italienischen Verfassung am 01.01.1948 als Deutungs-Grundlage, dann zeigt sich eine Steinbock-Sonne auf 09°28 im Steinbock, im Quadrat zu Neptun auf 12°56 Waage.
Passt also bestens mit Berlusconi und den aktuellen Auslösungen zusammen, da klappt das dann mit den gegenseitigen Spiegelprojektionen auch perfekt. Wie man ja schon am neuesten Statement des heutigen Geburtstags-Kindes sehen kann:
Seit Wochen habe ich kein Auge zumachen können. Aber heute habe ich zehn Stunden am Stück geschlafen. Ich bin bereit, wieder in den Kampf zu ziehen.
Gratulation dazu, Herr Berlusconi, das hat ja wieder prima funktioniert. Vorerst…