Das Mädchen, die Sonne und Neptun
An solchen schwierigen Verläufen mit so unglaublich starkem neptunischem Takt misst sich immer auch das Vergehen der Zeit. Man lernt, wie groß sie doch ist, wie subjektiv, wie unterschiedlich, je nachdem, ob man etwas ersehnt, ob man wartet, hofft, fürchtet. Als Madeleine McCann sich damals, im Mai vor genau 10 Jahren, in Luft auflöste (Artikel aktualisiert), hatte sie den Neptun im Transit-Quadrat zur Sonne und außerdem auch noch Sonne im Quadrat zu ihrem Neptun - hier eine unendlich tragische Doppel-Betonung. Mit ihrer und der betroffenen Transit-Sonne im Stier, dem Stoff-Zeichen, der Materie, wird etwas unter so einem immens wirkenden Überlauf häufig individuell zerfasern. Etwas kann verschwinden, was Wert hat.
Keine wirklich gute Zeit also für dieses kleine Mädchen, das sowieso ein weites Sonne-Neptun-Quadrat im Radix mitbringt, das nun genau wird. Seit damals ist Maddie nach einer beispiellosen Suche zum Mythos geworden, wie ihn vermutlich auch so nur Neptun macht. Die Idee eines Menschen, der vielleicht noch lebt, eine Geschichte mit vielen möglichen Ausgängen. Maddie, das Phantom, das zwar immer wieder in Hinweisen vermeintlicher Beobachter auftaucht, aber nie entdeckt wurde. Eine von vielen. Allein in Deutschland gehen jährlich 1000 Kinder dauerhaft verloren, meist unbemerkt von der Öffentlichkeit. Ganz anders im Fall Madeleine McCann. Seit ihrem Verschwinden unter dem Zeitsignum einer Neptun/Chiron-Saturn-Opposition, sucht sie die halbe Welt. Erklärungen, Gerüchte und Spekulationen ranken sich um ihre Geschichte. Wobei Neptun-Saturn mundan auch erklärt, wieso so viel Rätsel blieb und bis heute nicht geklärt wurde, ob Maddie wirklich Opfer einer Entführung war.
Auch mit diesem "schrägen" Aspekt jener Zeit im Frühjahr 2007 machte einerseits der Saturn den Neptun mit Chiron, dem großen Schmerz, buchstäblich für die Geschichte greifbar. Während andererseits Neptun im Umfeld bei der Suche alle Strukturen der saturnischen Wirklichkeit immer wieder auflöste oder sie im Nebel verschwinden ließ. So laufen solche Konstellationen eben, immer beidseitig, in Ergänzung. Das darf man bei den Interpretationen nicht vergessen. Auf die Weise jedenfalls wurde aus einer Dreijährigen, die eine Woche nach dem Verschwinden vier Jahre alt geworden wäre, eine Person der Zeitgeschichte. Ein dauerhafter Anker für Neptuns Lektion an die Welt: Nichts muss sich je aufklären. Einiges vielleicht, wenn wieder Konstellationen des Ereignisses und verwickelter Menschen berührt sind. Wie nach 10 Jahren, wo Uranus nun Maddies Widder-Venus transitiert und Saturn wohl ins Quadrat zu ihrem Mond geht. An solchen Punkten besteht die Chance, dass sich Dinge klären. Auch wenn Neptun bezeugt, dass die Schleier des Ungesagten Wahrheit schlucken. Trotzdem überwuchert für Eltern und Geschwister Maddies Existenz ihr Dasein. Wo doch selbst quicklebendige Sonne-Neptun-Menschen häufig etwas Zeitloses, Durchdringendes an sich haben. Aber hier schuf ein begleitendes Saturn-Jupiter-Trigon eben gleichzeitig noch Dauer, die Verluste konterkariert. Ein anderes Leben, als Berufssuchende. Hier also noch einmal die astrologische Geschichte, in ihren vielen Facetten.
Selbst der ungeheure Verdacht, dass ihre Eltern, Gerry und Kate McCann, beide flexible fallende Sonnen (Zwillinge und Fische) etwas mit dem Verschwinden der Tochter zu tun haben, steht seitdem immer noch im Raum. Soviel Ungewissheit und Unklarheit kann astrologisch eben nur bedeuten: Der Neptun muss tatsächlich eine herausragende Rolle spielen in einem Verlauf. Und das tut er hier ja auch. Zumindest mit Blick auf den Zeitpunkt des Verschwindens und den astrologischen Vergleich mit Madeleines Geburtsbild.
Maddie - eine Tochter verschwindet
Madeleine McCann wurde am 12. Mai 2003 in Leicester, Großbrittannien geboren (von einer Uhrzeit von 18.14 h ist zwar immer mal wieder die Rede, aber ungesichert, darum hier lediglich das Mittags-Radix, rechts). Als Stier-Sonne mit Waage-Mond hat sie Lichter, die beide mit Venus als strahlender Herrscherin verbunden sind. Und genau so wirkt es dann auch, wenn man ältere Fotos des kleinen Mädchens sieht. Kaum vorstellbar, dass hier das spätere Opfer eines Verbrechens abgebildet sein soll. Wie Stierkinder nunmal sind, fotografiert man auch Maddie als vital und überaus lebendig. Auffällig andererseits aber auch die Mars-Neptun Konjunktion in ihrem Horokop, in einer Radix-Verbindung, die der englische Astrologe George Llewellyn in seinem Buch „A-Z“ so beschreibt:
„Danger of loss and accident on or by water or liquids; through poisons, drugs, or habits; also through thieves and acts of nature.“ (Gefahr von Verlust oder Unfall auf oder durch Wasser oder Flüssigkeiten, durch Gift, Drogen oder Gewohnheiten, auch durch Diebe oder Akte der Natur).
Eine Mars-Belagerung nun spielt tatsächlich eine große Rolle in allen drei Horoskopen von Maddie und beiden Eltern. Sie alle haben ja enge Aspekte vom kosmischen Initiator und Aktivator mit den Langsamläufern - Neptun, Saturn und Pluto - auf dem Herrn der Impulse und der Grund-Energien.
Verbunden damit findet man bei Madeleine außerdem aber auch noch ein Quadrat zum Merkur (der dazu in weiter Konjunktion mit Sonne steht) und eine Opposition zum Jupiter, was dem fixen Problem-Komplex zusätzlich starke Energie zuführt. Insgesamt ein Bild von Kräften, die es für das Mädchen manchmal schwierig gemacht haben müssen, innerlich und äußerlich zur Ruhe zu kommen. Das sieht man selbst in einem "zeitlosen" Radixbild. Obwohl gerade der Stier dieses Herunterregeln braucht - aber nicht immer erzeugen kann, sobald Wassermann-Strömungen aus ihm selbst den Prozess des Abschaltens stören. Dann wird man zuweilen zum Störer oder findet nicht in die Stille, ganz ohne es zu merken, da man die ambivalenten Energien nur schwer bündeln kann. Immer steht ja etwas im Weg oder "ruft" nach Veränderung der Lage - Stier meets Wassermann. Entweder fällt dann den Eltern etwas Außergewöhnliches ein, um das Problem zu lösen, da alte Erziehungsmethoden hier nicht ohne Gegenwehr umsetzbar sind. Oder es gibt Streß.
Für die meisten Eltern mit Kindern, die schwierige Aspekte in Horoskopen haben, ist das bekanntermaßen gar nicht einfach. Vor allem, solange sie dann dem Nachwuchs konsequent, aber möglichst ohne Strafe beibringen sollen, wie man seine widerstreitenden Impulse sinnvoll entweder nutzt oder ausbalanciert. Unter eigenem Stress am Schwersten, zumal, falls das Kind in seiner Unruhe etwa auch noch den Tagesabschluss mit seinen vorgesehenen Schlafenszeiten in Frage stellt. Den Schlaf, den symbolisiert ja auch noch der Neptun. Alles, wo das Bewusstsein fehlt. Kein Wunder, dass die schlafenden Kinder an jenem Abend in Praia da Luz eine so große Rolle spielten. Was genau jedoch am Abend des 3. Mai passierte, lässt sich immer noch nicht mit Gewissheit sagen. Auch wenn die Akte Maddie Jahr um Jahr anwächst. Der Blick auf ihre Transite an jenem Tag zeigt aber schnell, warum das Verschwinden bis heute Anlass für Mythen-Bildung, Verdächtigungen und Verschwörungs-Theorien bietet.
Zum einen stand die aktuelle Sonne an diesem Tag nun eben auch umgekehrt genau im Quadrat zu Maddies Neptun (siehe links, Zeitpunkt des Anrufs bei der Polizei, kurz nach der Entdeckung, dass Madeleine fehlte). Etwas, was als Aspekt ja an sich nicht ungewöhnlich ist, weil es mindestens zweimal im Jahr jedem von uns so geschieht. Allerdings nur äußerst selten dann, wenn gleichzeitig der aktuelle Neptun auf wenige Bogenminuten genau ins Quadrat zur Radix-Sonne läuft. Das passiert, wenn überhaupt, nur einmal in einem gesamten Leben. Diese Ausnahme also wurde für Maddie hier eine energetische Wirklichkeit. Zur Sonne gesellte sich aber auch noch der Merkur, der damit ebenso im Quadrat zum Neptun stand, mitsamt aller begleitenden Wahrnehmungstäuschungen. Sowie einige andere Aspekte, die insgesamt ein merkwürdig vielschichtiges Mosaik vermitteln.
Natürlich passt zunächst das Ereignis des Verschwindens hervorragend in das gängige Neptun-Bild. Etwas rückt aus dem „normalen“ Blickfeld, bis nur noch eine Ungreifbarkeit aus Möglichkeiten und Vermutungen bleibt. Selbst heute hat man ja nichts Greifbares. Fast jeder erdenklichen Spur wurde nachgegangen, unter anderem auch dem Verdacht (bzw. Gerücht), dass Maddies Eltern sie mit Schlafmitteln „ruhig“ gestellt hätten, damit sie zumindest nachts etwas zur Ruhe kämen. Um zum Beispiel, wie an jenem Abend, gemütlich mit Freunden im nahegelegenen Tapas-Restaurant der Ferienanlage, in netter Runde den Urlaub genießen zu dürften.
Aber auch hier stießen die Ermittler immer wieder auf neue Widersprüche oder schufen selbst die bekannten Pannen, die dann jede weitere Genauigkeit verhinderten. Neptun steht ja im (eingegrenzten) Zeitfenster des Verschwindens als Herr 4 auch für eine Tarnung der Vorgänge in häuslichen Bereichen - oder für die Betäubung des Selbst-Ausdrucks. Seine "materiellen" Effekte wirklich festzumachen, ist schier unmöglich, da er mit Spiegelungen, Töuschungen und Vexierbildern "arbeitet". Darum heißt er ja Neptun und nicht Merkur, dem leichter auf die Spur zu kommen ist.
Kate McCann - die Mutter (Mond-Neptun)
Allein die Frage, wer sich wann darum gekümmert hat, nach den schlafenden Kindern zu sehen, bringt erste Widersprüche ins Spiel.
Eine Freundin der Familie hat zumindest bei ihrem Rundgang einen verdächtigen Mann beobachtet, der ein Kind im Pyjama trug. Vermutlich ein Mädchen. Auf dem Weg vom Restaurant zum Apartment hätte diese Zeugin aber eigentlich auf Gerry McCann treffen müssen, der sich dort mit einem Bekannten unterhielt. Die beiden Männer haben sie aber nicht bemerkt. Wieder Neptun. Sicher ist: Gegen 22 Uhr sieht Fische-Frau Kate McCann selbst nach ihren Kindern und bemerkt Maddies Verschwinden. Sie hat Stiermond vermutlich nah Madeleines Sonne, womit der ebenfalls unter Neptun steht, und Merkur-Venus nah Maddies Mars. Kurz nach Kates Alarm beginnt die Polizei eine erfolglose Suche. Bei Kate McCann liegt damit so oder so ein Mond-Neptun in Opposition (gekreuzt von Löwe-Jupiter) im Radix vor. Was erahnen lässt, dass ihr die Mutterrolle anfangs nicht unbedingt leicht gefallen ist - Mond-Neptun-Frauen lösen sich manchmal erst nach der Geburt ihres ersten Kindes aus einer eigenen, schwierigen Mutterbeziehung. Was manchmal Nähe-Distanz-Konflikte, aber auch große Verschmelzungssehnsüchte gegenüber dem Kond auslösen kann.
Aber es finden sich bei Kate eben auch andere Auslösungen als bei Maddie. Saturn steht gerade in enger Opposition zu ihrer Merkur-Venus Konjunktion im Wassermann, Mond im Quadrat zum Radix-Jupiter, der wiederum in ihrem Radix ein Quadrat zu Neptun macht. Auch ihren Neptun hat der Mond an diesem Tag bereits überlaufen, allerdings einige Stunden vorher, kurz vor 17 Uhr Ortszeit.
Wie auch Gerrys Neptun. Denn, was Kate mit ihrem Mann verbindet, sind fast gleiche Langsamläufer, da beide in nur dreimonatigem Abstand geboren sind. Beide haben somit auch ein Trigon von Pluto (tr) zu Jupiter im Radix (Gerry McCann exakt), während Mars an diesem Tag in Opposition zu beider Pluto steht. Das mag auch einer der Gründe sein, warum sie später selbst verdächtigt werden. Nicht, weil die Ermittler um diesen Transit wussten, obwohl der etwas wie eine energetische Leuchtspur hinterlässt - in Form eines Verhaltens, das von Dritten nur schwer richtig einzuschätzen ist. Denn was beide Eltern schon in den nächsten Stunden tun, ist, hoch aktiv zu werden. Sie nehmen vieles selbst in die Hand, erwirken über Freunde in England eine groß angelegte Presse-Kampagne und innerhalb weniger Stunden weiß die ganze Welt von Maddies Verschwinden. In den Folgemonaten reisen sie dann bekanntermaßen um den gesamten Globus, werden selbst vom Papst empfangen und mit Spenden überschüttet. Dass sie Teile davon dann zur Abzahlung ihrer Haushypotheken nutzen, wird ihnen später vorgeworfen werden.
Gerry McCann - der Vater (Mars-Pluto)
Einen spezifischen Blick wert ist für die psychologischen Hintergründe, die all das vielleicht erklären könnten, vor allem der Mars-Pluto des Vaters. Für Gerry McCann gibt es eine Geburtszeit. Und er hat ausgerechnet jenen Aspekt, der astrologisch schon oft mit Verdachts-Momenten belastet wurde. Zumal Madeleine ihm ihren Geburts-Pluto scharf in Spannung zu seinem engen Quadrat setzt.
Heftige, tiefe Empfindungen sind oft gegenseitig unter so einer Vernetzung programmiert. Das Kind schiebt hier Vaters Mars-Pluto ungewollt an. Dazu kommt ein Mond-Uranus in Jungfrau in Haus 4, wo auch der Pluto steht. Traumatische Erlebnisse aus der eigenen Kindheit werden tendenziell später in einer Familie oft ähnlich unbewusst konstelliert und möglichst gelöst. Maddie grätscht dem Vater mit ihrem Saturn in das Uranische, mit dem er seine Empfindungen gern dämpft oder geistig verlagert. Sie kann ihn auch ungewollt in seinen Einmischungen und Distanzierungsbemühungen (beides trifft sich ja im Mond-Uranus) abgewiesen haben. Zumal sie womöglich selbst den hinteren Jungfrau-Mond hat. Woher kam das alles psychologisch? Und wie zeigte es sich wohl, bevor die kleine Tochter verschwand?
Als Hintergrund muss man wissen, dass Madeleine ein “In-Vitro-Kind” war, also nicht auf üblichem Weg gezeugt. Vermutlich deshalb (das legt zumindest Gerrys Mars-Pluto nah), weil er der Elternteil gewesen sein sollte, der sich in irgendeiner Hinsicht die Zeugungs-Probleme selbst zuwies. Mars-Pluto feiert dann manchmal die eigene Männlichkeit in genau dem Maße, wie er sich ihrer nicht sicher ist. Gar nicht so ungewöhnlich, dass der Aspekt dann beim Mann auch einen “Käfig der Männlichkeit” anzeigt. Etwas fehlt, im Impuls, im Zeugungstrieb, in der Antriebs-Energie. Etwas wird umso dominanter als Konzept ausgelebt. Wolfgang Döbereiner schreibt in den "Erfahrungsbildern" zu den astrologischen Pluto-Verbindungen etwas sehr Wichtiges für das Verständnis der Hintergründe im Fall Maddie:
"Die Wirklichkeit der Welt (die eigene wie die der Umwelt) wird seelisch nicht ertragen und in der Vorstellung als "Stellverteter des lieben Gottes" perfekt nachkomponiert. (...) Die Mars-Pluto-Verbindung stellt die schärfste Form der Vorstellungsbezogenheit dar. Sie übertrifft in Richtung Fanatismus und Vorstellungsbesessenheit die Pluto-Uranus-Verbindung - auch in kompensatorisch schizothymer Richtung." (S. 205)
Wohlgemerkt, in der Kompensation dessen, was der Pluto dem Mars an natürlicher “Behinderung” auferlegt. Begreift man(n) nicht, dass man sich mit einer gewissen “Fehlerhaftigkeit” abfinden soll, muss, dann kann es hart werden. Falls man doch immer wieder versucht, die Sache in Ordnung und Perfektion ins Leben als Mann zu bringen. Aber Achtung: Es ist wichtig, dass man astrologisch hier auf keinen Fall aus einem Einzelaspekt eine Schuldzuweisung konstruiert, die auf tönernen Füßen stehen würde. Denn um jemanden zum Beteiligten zu machen, muss viel mehr passieren.
Am 2. Mai – einen Tag vor dem Verschwinden - lief der Mars aus den Fischen exakt ins Quadrat zum Radix-Mars des Vaters hinein (links sein Horoskop, größer klickbar) und schwemmte vermutlich genau das mit Mars-Pluto konnotierte Ohnmachts-Gefühl radikal und vielleicht auch ärgerlich ins Bewusstsein. Da er ja den einen der beiden Beteiligten des Geburts-Aspekts anstieß. Mars. Danach lief er den Grad weiter ins Quadrat zu Gerrys Pluto. Damit ist die Verspannung der Radix-Figur zwischen Maddy und dem Vater komplett aufgerührt. Dass der seinen Mars-Pluto generell stark an der Tochter orientiert, diesem ersten Kind, das gegen alle Probleme in die Welt “gezwungen” wurde, zeigt auch Madeleines Pluto in Verbindung.
Solche Aspekte haben auch mit Existenzkämpfen zu tun, die dann einer oder beide der Beteiligten (aus)tragen können. Madeleines Radix mit der ungesicherten Zeit von 18.14 h würde dabei tatsächlich einen Vater als Überträger des Mars-Pluto in ihrer Sonne an Spitze 8 und in Venus als Herrin 1 und 8 (Mars-Pluto) spiegeln. Aber auch ohne solche Belege muss ein "in Vitro"-Kind oft - ohne dass es jemand so beabsichtigt - das Defizitäre der Eltern in ihrem Schicksal ausleben.
Mit ihrem Mars, angebunden an seinen extrem anspruchsvollen Mars-Pluto, wird die Tochter aus Sicht des Aspekts ja zum lebendigen, genetischen "Beweis", dass er als Erzeuger fehlerhaft, nicht ganz funktionstüchtig oder nicht vollständig sein könnte. Denn sonst wäre sie "natürlich" entstanden. Aber die Tochter belegt andererseits auch, dass er selbst doch wieder das Leben kontrollieren kann und das blockierte Dasein am Ende überwinden. Eine kindliche Verbindung zu solchen Energiefeldern kann sich praktisch darin zeigen, dass man leichter als andere in die Aufmerksamkeit des Elternteils mit Mars-Pluto gerät. Oder auch sehr schnell im Überzeugungs- und Druck-Kosmos dessen aneckt, der unter dem Aspekt leidet und sich umso stärker wünscht, das Kind möge dem eigenen Anspruch noch mehr als er selbst Genüge tun.
Auch dieser Aspekt ist vielschichtig, wenn auch sein Ausdruck fast immer mit existenziellen Gefühlen von Macht und Ohnmacht zu tun hat, sobald zwei Pluto-Stellungen mit einer der Mars-Positionen verbunden sind. In Maddies Geburtsbild findet dann das Wesentliche des eigenen Lebens (ihre Stier-Sonne, immer in Gefahr der Auflösung durch den ganz langsam anlaufenden Neptun), das im Yang-Bereich ja durch den Vater erst entsteht, logisch auch nur marginal statt. Die Sonne ist weitgehend unaspektiert bis fern-aspektiert, außer durch Retro-Merkur, der auch weiter absteht und noch weiter fortläuft.
Der Vater? Ja. Physisch da (Stier) und kontrolliert unter Umständen auch stark (Haus 8), aber bindet sich als stabiles Setting nicht in das sonstige, spezifische Leben der Tochter als Ganzes ein. Wohin nun mit soviel Druck und Kraft, die sich im Mars-Pluto eines Elternteils zeigt? Wo man sich doch gleichzeitig als Empfängerin, als auch ungewollte Agitatorin dessen erfühlt? Findet sich keine Lösung oder zumindest eine starke, sichere und stabile Auseinandersetzung, kann Alltag problematisch werden. Was dem Vater - gegen die “Verhinderung” seines Mars - geschenkt wird, kann ihm leicht wieder genommen werden. Der Schlüssel im Systemischen liegt unter anderem genau da. Maddie, als Erstgeborene Symbol des Zeugungswillens, die fast nicht “zustande gekommen” wäre, verschwindet wieder. So unheimlich, wie aus dem Familiensystem zumindest nachvollziehbar. All das passiert unter Mars über Vaters Mars-Pluto und bei doppelt Sonne-Neptun in ihrem Chart.
In dieser Ohnmacht muss nun (aus Vaters Sicht) erneut verhindert werden, dass Dinge wirklich aus dem Ruder laufen, wie etwa, dass man unschuldig als “Schuldiger” dastehen würde. All dem dient ja dann die folgende Kolonialisierung, die Mc Canns vorgeworfen wird, in Form der starken Übernahme und Steuerung des Medien-Bildes für die Öffentlichkeit.
Das Unberechenbare kontrollieren
Ob es nun als "Materialisierung" eines chronischen Aspekts durch Trigger der aktuellen Stände ausreicht, sich nach einer Entführung dann zu einem “Stellvertreter des lieben Gottes” zu machen oder zum Herrn eines Medien-Imperiums, weiß niemand. Natürlich passieren unter solchen Bewegungen auch aktivere Dramen. Allemal passt es jedoch zu Mars-Pluto, sich quasi ohne Anlauf in einer persönlich so problematischen und erschütternden Situation ein plakatives System aufzubauen, in dessen Mitte man als Nabe des Rades, steht. Darin ist erst einmal gar keine Kritik. Astrologie will ja nicht ethisch beurteilen, sondern Zusammenhänge aufzeigen.
Fakt ist dabei: Aus vielerlei Gründen (also der Sorge, zur Bewältigung des Unfaßbaren oder eben auch wegen einer gewissen Verdrängung) wurde hier dann ein regelrechter Maddie-Zirkus aufgezogen und auch für kontrollhafte Selbstdarstellung genutzt. Das kann wiederum ein Mittel sein, das Unberechenbare wieder in den Griff zu bekommen. Scheinbar. Niemand würde Eltern, deren Kind spurlos verschwindet und die kurz darauf nicht wissen, was tun, dafür kritisieren. Aber: Unter Pluto-Mars-Mars wirkt selbst extreme Ohnmacht dann auch extrem kontrolliert und absonderlich kontrollierend. Es ist ein Teil der Energie, die eigeschwemmt wird. Denn das Unberechenbare (Uranus/Wassermann) soll vom Mars-Pluto-Träger (als Bote des Skorpions im Quadrat) nun mal immer bezwungen und festgenagelt werden, bevor etwas einbricht. Dazu sehen sich viele Betroffene fast schon psychologisch gezwungen.
Der bedrohliche Fall aus der vermeintlichen Göttlichkeit steht ja bei ihnen ständig vor der Tür. Und das “Ich beuge das Schicksal doch noch!” klopft bei Mars-Pluto deshalb auch immer wieder an. Um Ohnmacht abzuwehren, setzt man dann auch scharfe Kontroll-Mechanismen ein. Die McCanns nahmen insofern sofort starken Einfluß und bewegten sich deutlich aus einer Opfer-Rolle heraus, in der man schwer getroffene Eltern gern sieht. Indem sie - soweit es überhaupt möglich war - die Zügel eilig wieder in die Hand nahmen. Gerry hat dabei die besten Anlagen, war insofern auch ausschlaggebend. Kate lief gebrochen mit. Das spricht dafür, dass der Vater auch in den Tagen davor bereits seinen Transit des angestoßenen Mars-Pluto aktiver, nicht passiv gelebt hat. Bereits in den Wochen um das Verschwinden stand Gerry McCann ja astrologisch unter extremem Druck. Jupiter griff aus dem Schützen seinen Mars-Pluto an, Uranus aus den Fischen. Vor und auch noch nach der Entführung, die wie ein Knalleffekt die Überläufe anbindet.
Im Urlaub wurden diese harten Transite dann auch täglich mehrfach aktiviert. Gegen 4 und 5 Uhr morgens, 9 und 10 Uhr vormittags, 16 Uhr nachmittags und 22 Uhr abends durch das auslösende Achsenkreuz. In diesen Zeitfenstern ist die Spannung immer groß, wie man aus eigener Transit-Beobachtung ja wahrscheinlich selbst gut weiß. Erst in den Tagen nach dem Verschwinden läuft Mars dann langsam aus dem Orbis der Agitation heraus. Natürlich können solche Konstellationen, die so hart angeschoben werden, immer auch Täterschaft symbolisieren, aber genauso gut eben, dass Gerry McCann das erlebt, was er fürchtete: Opfer einer unendlichen Ohnmacht zu sein, deren Anbranden er seit seiner Kindheit nur schwer kontrollieren kann und immer wieder kontrollieren will. Solange die Familie in Portugal bleibt, tritt in all dem Trouble direkt nach dem Abflauen des Mars-Transits eine gewisse Ruhe ein, hinsichtlich Gerrys Mars-Pluto. Bis sich der Überlauf im Herbst wiederholte, nun aus den Zwillingen. Im Sinne einer kompletten Wendung, was die Rolle des Vaters angeht: Mars überläuft erst direkt seinen Radix-Mars, dann den Pluto im Quadrat. Bei immer enger werdendem Aspekt mutiert Gerry plötzlich erneut zum Verdächtigen. Man baut die Zelte schnell an und der "Zirkus" fährt nach Hause. Beim Überlauf, was teilweise als Flucht gedeutet wird. Gerrys Mars-Pluto-Zyklus geht allerdings damit langsam in die Vollständigkeit, wird abgeschlossen. Dieser Akt des Dramas ist nun endlich vorbei.
Druck und Versagen
In einer Diskussion bei Astrologix wurde seinerzeit auf den Zeugungs-Zeitpunkt von Madeleine als weiteren Schlüssel hingewiesen. Ein Jahr vor Maddies Geburt stand Mars schon einmal in genau der Position wie bei ihrer Entführung. Das heisst, er schärfte Mars-Pluto im Vater-Radix deutlich an. Da könnte die Entscheidung zum zweiten Versuch der In-Vitro-Fertilisation gefallen sein, nach einem ersten Fehlschlag - und 5 Jahren des endlosen Wartens auf ein Baby. Im Februar vor Madeleines Geburt macht Mars eine mundane Konjunktion mit Pluto - erneut dasselbe Thema des Versagens. Wiederum exakt in Opposition zum Mars des Bald-Vaters und im Quadrat zu seinem Pluto. Man kann sich den Druck vorstellen, unter dem er bei all den technischen und emotionalen Vorgängen um das nicht “natürlich” gezeugte Baby, das kurz darauf kommen würde, stand. Am Tag von Madeleines Geburt befindet sich Pluto in Opposition zu seinem Mars. Das Trauma des Versagens-Verdachts kommt wieder und wieder hoch.
Plutos genetisches Signum (auch im Sinne fehlerhafter Gene oder Anlagen) spielt vielfach in der Reproduktions-Medizin eine Rolle. Mars-Pluto bezeichnet dabei die schon festgestellte “Verhinderung” oder – ganz vorsichtig - innere Ablehnung eines eigenen, eingeschränkten oder einschränkenden Schicksals. Sprich, die mögliche Vernichtung des spezifischen, konkreten Mars-Triebes – vor allem, wenn er im Radix noch im Zusammenhang mit der Sonne eines Mannes aufkommt. Wenn der nun sein "Schicksal" (im systemischen Sinn) verhindert, das in früheren Zeiten geheißen hätte, ohne Kinder zu leben, indem er "technisch" zeugen lässt, bleibt er dennoch in gewisser Weise “unfruchtbar”.
Manchmal zeigt sich das auch in einer spröden (weil festgelegten, eindimensional fokussierten) Vorstellungswelt, da sie ja die eigentliche, astrologische Erlebens-Aufgabe verdrängt, den angelegten Verzicht auf einen Teil der Männer-Welt. Entstehen bei dieser Härte-Konstellation trotzdem Kinder, können sich mit ihnen später auch stärkere Schwierigkeiten ergeben, als bei anderen. Als Zeichen für die Beschönigung eines elterlichen Defizits erinnert manchmal eine irgendwie “defizitäre” Entwicklung des Kindes den Mars-Pluto-Elternteil an das "Eigentliche". Seinen "Fehler".
Übrigens auch dann, wenn die Unfruchtbarkeit medizinisch vom anderen Elternteil kommen sollte. Denn Mars-Pluto ist ein Aspekt, der sich auf den Impuls des Mannes stärker auswirkt, wonach der aber dann schnell auf jeden Zug des Defizitären aufspringt, der sich ihm anbietet.
Der schwarze Fleck im Auge
Bei Maddie findet man astrologisch - wie oben angemerkt - auch eine Mars-Blockade. Den Mars-Neptun, sogar plus Merkur-Neptun. Das wäre, grob gesagt, nach der Rhythmenlehre die “Revierallergie”, eine Empfindsamkeit gegenüber Umständen. Oder “hormonelle Tarnung”, wo der Körper gegen die eigene Hyper-Sensitivität Adrenalin einsetzt, um das Bewußtsein zu narkotisieren. Da man sich sonst eventuell massiven Ängsten davor, "totgebissen" zu werden, ausliefern würde - um den Vorgang stark vergröbert zu beschreiben.
Das beinhaltet in der Anlage eines Kindes auch Risiken, später im Leben mit chemischen “Betäubungen” konfrontiert zu werden, oder selbst als Erwachsener Tabletten oder Alkohol einzusetzen. Andererseits sind auch Probleme im Familienverband durch Erblinien oder Mutationen bei Pluto-Anlagen häufig. Madeleines Pluto steht relativ isoliert in ihrem Chart. Nach der kolportierten Geburtszeit ist er massiver Herr des Hauses in 2 - er würde damit ihre Begrenzungen prägen. Und im ersten Quadranten als einzig herkömmlicher Faktor (nur Chiron und Nessus stünden noch dort), das, was an ihr sichtbar wird.
Siehe da, hier zeigt sich das Thema tatsächlich auch körperlich - durch den eigenartigen, schwarzen Fleck im Auge, dieses auffällige Verlaufen der Pupille in die Iris, genannt Kolobom. Ein unvollständig geschlossener Entwicklungsspalt aus der frühen Embryonalzeit. Oft kommt er mit anderen genetischen Fehlentwicklungen vor, auch der Sinnes- oder Geschlechtsorgane. Viele der Kinder, die ihn tragen, haben leichte Sehstörungen und eine nervliche Irritierbarkeit (auch Merkur-Neptun). Dazu kommt: "Kolobom", der Begriff aus dem Griechischen heisst: "Verstümmelung". Eine demonstrative, aber bedenkenswerte Analogie der vernetzten Familienkonstellation, in der drei Menschen schwierige Mars-Gefüge haben. Mars-Neptun (Maddie), Mars-Saturn (Kate) und Mars-Sonne-Pluto (Gerry). Blockaden des Lebendigen, unter denen alle Opfer sind. Egal, wer was getan hat und beteiligt war oder nicht.
Und es gibt weitere Verwicklungen: Jane Tanner ist eine Schlüsselfigur in diesem Verwirrspiel. Geboren am 16.4.1971 gilt sie als einzige Zeugin, die in der Nacht von Maddies Verschwinden bei einem ihrer Kontrollgänge wegen der Kinder einem "seltsamen Mann" begegnete. Er tauchte später am anderen Endes des Ortes noch einmal auf, trug ein Kind im Pyjama in den Armen und ist mittlerweile als „the Eggman“ in die Geschichte des Verschwindens eingegangen. Allerdings hat Jane Tanner den McCanns und der Polizei erst 24 Stunden nach dem Verschwinden davon berichtet. Sie dachte bis dahin, es gäbe keinen Zusammenhang, sagte sie später in einem Interview. Vielleicht Ergebnis ihrer Auslösungen an diesem Abend (siehe rechts).
Ihr Radix-Saturn befindet sich auf 22° Stier, der aktuelle Neptun an diesem Abend auf 21°54 Wassermann. Ein exaktes Quadrat zwischen Neptun und Saturn kam also zustande, das man spontan als Unvereinbarkeit zwischen Wirklichkeit (Saturn) und Illusion (Neptun) beschreiben könnte. Dies mag manchmal zu so seltsamen Umschreibungen führen oder die Wahrnehmung des Realen auch trüben, dass die Zeugenschaft vernebelt word.
Das Problem mit den Zeitlinien
Wenn man Ereignisse in der Astrologie metagnostisch betrachtet und analysiert, entsteht zumindest eine Gewissheit: Dass bestimmte Vorgänge im Verlauf von Geschichten aus dem Leben sich fast immer sehr exakt in astrologische Zeitlinien einpassen. Manchmal sogar auf die Minute genau.
Das ist nicht eindimensional. Ein Ereignis kann auch dann stattfinden, wenn ein exakter Transit-Aspekt zwar zeitlich seinen Höhepunkt überschritten hat, aber durch die Co-Auslösungen eines anderen Planeten oder Häuserachsen nochmal „reaktiviert“ oder vorweggenommen wird. Nimmt man die Auslösungen von Maddie McCann für die Nacht des 3. auf den 4. Mai, ist geozentrisch das Quadrat zwischen Sonne und Radix-Neptun noch zulaufend (bis etwa eine Stunde nach Mitternacht). Was ja auch dem berichteten Verlauf entspricht, zu dieser Zeit war das Kind bereits „offiziell“ verschwunden.
Allerdings hatte Maddie schon am Vortag, abends gegen 23 h, ein exaktes Quadrat zwischen Sonne und Mars, das sich offenbar so zeigte: In der Nacht vor der Entführung war sie nachts wach geworden und hatte sehr geweint, als niemand nach ihr sehen kam. Die Eltern saßen in der Tapas Bar.
Von dem Vorkommnis erzählte Maddie am folgenden Mittag ihrer Mutter. Kate McCann ging dann später davon aus, vielleicht hätte schon in jener Nacht jemand versucht, ins Haus zu kommen. Umso schwieriger war es für viele, danach zu verstehen, dass die Eltern die Kinder am nächsten Abend nicht entweder mitnahmen oder zuhause blieben.
Am 2. Mai 2007, als Maddie wach wurde und sich einsam fühlte, war Vollmond gewesen, ausgelöst über die Achsen Stier und Skorpion. Der erste Wiederholungs-Überlauf, der nun den Mars in ihrem Chart danach neu auslöste, kam 24 Stunden später über Sonne herein, die Madeleines Merkur in der darauffolgenden Nacht berührte. Womit der ganze Cluster reaktiviert wurde. Vor allem Gerrys und Kates Jupiter-Neptun-Quadrat ganz hinten im Löwen und Skorpion wurde aber Stunden vor 20 Uhr durch Mond aktiv, als die Kinder nachmittags geholt wurden und später Einschlafen mussten.
Das große Vergessen
Was auch immer man daraus schließt, es bleibt Idee. Das neptunische Element im Fall Maddie hat aber auch noch eine weitere Ausdrucksform. Selbst wenn Menschen sterben, bleiben sie zumindest in der Erinnerung der Hinterbliebenen lebendig, in Worten und Ausdruck, dem, was über sie berichtet wird. Oft spielen auch bei Vermissten häufig eine große Rolle in den Gesprächen über den Schock und die schlimme Zeit des Verlusts. In unzähligen Interviews von Gerry und Kate ist die mutmaßliche Tat Haupt-Topos. Neben Erzählungen darüber, wie sie sich bei all dem fühlen. Kates Rechtfertigungen, dass sie eine gute Mutter war, nehmen Raum ein. Vielleicht ist das ihrem Mars-Saturn im Widder zuzuschreiben, der stets fürchtet, durch Impuls Regeln zu verletzen. Aber auch beim Vater dreht sich vieles um die Identifikation des Paars als Eltern. Wenig handelt von der kleinen Tochter, fast nirgendwo eine wirklich vitale Beschreibung von Maddie, Gedanken darüber, wie es ihr jetzt im Alter von 14 Jahren gehen könnte, wie sie aussieht, was sie liebt, was sie gelernt und erlebt hat.
Wo Neptun herrscht, kann es nur Unsicherheit geben. Gewissheit ist allenfalls emotional, niemals rational. Seine eine Seite ist ja die Sehnsucht, die andere die Leere da, wo Suche nicht erfolgreich war. Vielleicht beginnt es da, das Loch.
Madeleines Nicht-Existenz in den Interviews, in denen sie fast ausschließlich als Umstand einer "Entführung" auftaucht, ist ungewöhnlich neptunisch. Der Umgang hinterlässt den Eindruck, als würde dieses Kind nur in der Zukunft existieren. Als Gewissheit, dass jemand wiederkommt, den die Öffentlichkeit nicht kennt. Denn es gibt wenige Fotos von ihr aus der Vergangenheit, kaum kleine Geschichten, keine Erlebnisse, so gut wie keine Filme. Auch wenn das Drumherum des Verschwindens doch eine Staatsaffäre wurde, die größte Suchaktion in der Geschichte Portugals. Eine Vergangenheit, spröde und "geschichtslos": Vier, fünf immer gleiche Bilder eines Kindes, das heute ein Entführungs-Fall ist. Aber Hunderte von Fotos der Eltern, die sich am Verschwinden einer Tochter abarbeiten müssen.
Maddies Neptun, ihr Nicht-Sein, ist damit bereits so total, als hätte es sie nie als lachendes, sprechendes, witziges, schwieriges, heranwachsendes Kind gegeben. Das 12. Prinzip hat gesprochen, in der Geschichte eines dreifach blockierten, familiären Mars', der verhindert unlebendig scheint. Vielleicht irritiert genau dieses Phänomen so viele Menschen. Die Diskrepanz, der atmosphärische Hintergrund, der nicht übereinzustimmen scheint mit dem, was nach außen hin vermittelt wird. Ein seltsamer Eindruck, als wäre Maddie nicht nur aus einem Apartment in Praia da Luz verschwunden, sondern auch aus der lebendigen Erinnerung der beiden Menschen, die ihr bis zu einem Tag im Mai 2007 Heimat waren und denen sie vertraute. Sonne und Mond. Mittelpunkt jedes Kinderlebens. Wie sie in Madeleines Horoskop keinerlei Verbindung miteinander aufweisen. Nur dass beide in Venus-Zeichen stehen. Ja, was sagt das? Es soll am besten alles schön sein. Aber das wurde es nicht. Wann immer es genau war, als dann alles zersprang, was auch passierte, unter Sonne/Neptun-Neptun/Sonne. Am Tag, als Madeleine McCann verloren ging und alles verloren hat. Vielleicht sogar das Leben.
Soweit die traurige Wahrheit hinter trügerischen Bildern und Geschichten: Wo immer Maddie heute ist, was sie auch tut, selbst einer noch lebenden Jugendlichen von 14 Jahren wäre ja bereits alles genommen worden, was sich nie wiederbringen lässt. Ein ganzes bisheriges Leben. Und eine weitere Wahrheit: Es gibt tausend "Maddies", Tausende verschwundener Kinder und genau soviele trauernde, entsetzte Angehörige. Jahrein, jahraus, überall. Sie alle verdienen tiefstes Mitgefühl und die besten Wünsche für ihr bestohlenes Leben, das nie wieder so sein kann wie zuvor.
Link: Die offiziellen Files der portugiesischen Polizei
Titelbild (bearbeitet): Waerfelu (Own work) [CC-BY-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons; Ocean View - Koshelyev (Koshelyev on the Portuguese Wikipedia [1]) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons