Sonne-Jupiter: Obamas grosse Rede
Manchmal muss man als Astrologe ja nichts weiter tun als zu beobachten. Zum Beispiel wie sich groß angekündigte Ereignisse vor dem Hintergrund mundaner Konstellationen entwickeln. Das Ergebnis ist dann quasi offiziell, wird in den Medien auch meist so behandelt und heraus kommt wieder mal ein Lehrstück darüber, wie treffend das astrologische System reale Geschichten, die das Leben schreibt, auch abbildet.
Barack Obamas gestrige „Große Rede“ vor dem Brandenburger Tor ist das jüngste Beispiel. Der Besuch des amerikanischen Präsidenten in Berlin war zwar kurz, aber zeitdynamisch äußerst klug geplant. Der Tagestrip stand unter dem Signum einer Sonne-Jupiter Konjunktion. Da können die Erwartungen schon mal ins Unermessliche steigen, das allgemeine Zeitklima wartet förmlich darauf, dass irgendetwas Außergewöhnliches passiert. Im Vorfeld hatten sich dann auch Medien und Vertreter schnell darauf geeinigt, dass es die Rede des Löwe-Präsidenten sein sollte, die zum Ausdruck von Sonne-Jupiter wird.
Dumm nur, dass niemand den wackeren Herolden vorher erklärt hatte, dass es so meistens nicht funktioniert. Denn in dem sie stundenlang öffentlich den Jupiter-Archetyp feierten, indem sie in Hoffnungen schwelgten und Erwartungen schürten, hatten sie sich selbst zum Ausdruck von Jupiter-Sonne gemacht. Die Anforderung der Zeitqualität war also schon in großen Teilen erfüllt worden.
Wie ja nun hinlänglich bekannt sein sollte, ist Jupiter als Archetyp nicht zuständig für reale Ergebnisse. Er schafft lediglich ein Klima von Visionen und Hoffnungen, frei nach dem Motto: Alles ist möglich. Aber eben nur in der Zukunft, in der Vorstellung davon, was kommen kann. Er erzählt von Parallel-Universen und neuen Welten, nicht als Selbstzweck, sondern als Gegenreaktion auf den vorherigen Abschnitt in der energetischen Entwicklung. Denn Skorpion-Pluto bezeichnet häufig eine Phase, in der man die inneren und äußeren Höllenwelten durchwandert hat. "Hades Rulez" sozusagen, mit allen damit verbundenen Erscheinungsformen. Für einen sinnvollen Ausdruck von Jupiter, braucht es im Vorfeld mehr oder weniger harte Krisen, die aufzeigen, dass alte Vorstellungen und Wege nicht mehr weiter führen. Die daraus entstehende, teils tiefe und schmerzhafte Verzweiflung, erzeugt erst den Willen, um nach wirklich neuen Alternativen zu suchen.
Dann erst zeigt sich der Jupiter-Archetyp als Unterstützung auf breitester Ebene, dann wird er zu einer Kraft, die die Voraussetzungen schafft um im nächsten Abschnitt der Entwicklung (Saturn-Steinbock) Wirklichkeiten zu erschaffen, die zumindest mehr Substanz in sich tragen, als eine flüchtige Idee oder Vision. Man könnte das auf die einfache Formel bringen – ohne Krise keine Erneuerung.
Und da nützt es auch wenig, wenn man mangels aktueller Probleme, alte geschichtliche Pluto-Erfahrungen wieder auffrischt, wie das gestern im Vorfeld der Rede und in den Reden selbst immer wieder versucht wurde. Die glorreichen Rosinenbomber, der unglaubliche Mauerfall – all das sind vergangene, geschichtliche Realitäten. Vor denen ein Kennedy und ein Reagan eben auch jupiterhaft agieren konnten. Es gab diese Krisen, für jedermann sichtbar.
Aber heute? Die ehemals Unterdrückten sind in Spitzenpositionen aufgerückt, unsere Kanzlerin ist ein „Ossi“, unser Bundespräsident ebenso, und verglichen mit dem Rest der Welt geht’s Deutschland bestens. Wir könnten zum Vorreiter in Sachen ökologischer Zukunft werden, wir haben eine halbwegs funktionierende Demokratie, Angela Merkel gilt als die mächtigste Frau auf diesem Planeten und dieses Land ist voll von kreativen Köpfen und Ideen.
Okay, es gab gerade eine Flutkatastrophe und viele Menschen haben dabei Haus und Hof verloren. Dafür gibt’s jetzt aber 8 Milliarden € Unterstützung. Flutkatastrophen in anderen Ländern laufen anders ab. Da sterben tausende schon in den Wassern, und nochmals so viele danach an Krankheiten und anderen Folgen. Bei uns werden dann sofort Mittel gegen eine Mückenplage ausgestreut und Schiffe versenkt, um das Wasser schneller umzuleiten. Soll heißen – selbst Katastrophen gehen in Deutschland glimpflicher aus, als im Rest der Welt. Jupiter also schon wohin man blickt, worauf also hätte Obamas „Große Rede“ aufbauen sollen? Außer, dass er uns genau darauf hinweist. Wie gut es uns Deutschen eigentlich geht und dass es an der Zeit wäre, jetzt mal über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken und all das Gute, dass wir hier auch durch die Unterstützung der Amerikaner aufbauen konnten, weiter zu geben:
Today, people often come together in places like this to remember history - not to make it. After all, we face no concrete walls, no barbed wire. There are no tanks poised across a border. There are no visits to fallout shelters. And so sometimes there can be a sense that the great challenges have somehow passed. And that brings with it a temptation to turn inward - to think of our own pursuits, and not the sweep of history; to believe that we've settled history's accounts, that we can simply enjoy the fruits won by our forebears. But I come here today, Berlin, to say complacency is not the character of great nations.
Allerdings, als er seine Rede hielt, gab es noch einen anderen energetischen Zeit-Hintergrund, der ebenfalls gerne zum Ausdruck kommen wollte. Mond stand exakt in Konjunktion mit Saturn. Im Skorpion. Das mag dazu geführt haben, dass seine Teleprompter ausfielen und er vom Blatt lesen und deshalb ohne große Gesten auskommen musste.
Aber den wirklichen Teil dieser Energie hat Ehefrau Michelle übernommen, die zur selben Zeit das Holocaust-Mahnmal und Reste der Mauer mit ihren Töchtern besuchte. Der Blick zurück also, auf die dunkle Vergangenheit, die geschichtliche Wirklichkeit Deutschlands. Das Land, das maßgeblich für die Entstehung der beiden schlimmsten und größten Kriege verantwortlich war, die diese Welt je erleben musste. Und das seinen schnellen Wiederaufstieg und seine heutige Position nur dem Umstand verdankt, dass seine Bezwinger, die sogenannten Siegermächte, letztendlich gnädig waren. Und ihm eine zweite Chance gaben.
Dieser ganze Bereich war quasi ausgelagert, fand woanders als Geste statt und tauchte deswegen in Obamas Rede nur ansatzweise auf. Nur wer hier das große Ganze sieht, versteht die Botschaft dann auch vollständig.
Nun ist Barack Obama ja nicht nur ein sprachgewandter Medienstar, der sich, ganz Löwe-like, gekonnt in Szene zu setzen weiß. Mit einer Krebs-Venus in Haus fünf darf man ihm durchaus unterstellen, dass Mitgefühl und Verbundenheit mit anderen, auch zu seinem eigenen Selbstverständnis gehören. Eine Löwe-Sonne zwar, aber mit großen Mondanteilen bezogen auf sein individuelles inneres Sonnen-Umfeld (viel Krebs in Haus fünf). Zudem auch ein mystischer König, Jupiter-Saturn in Haus zwölf zeichnen ihn als jemanden aus, dessen Visionen immer auch einen Verwirklichungsanspruch haben. Wenn sie denn aus der tiefen Sehnsucht des Neptunischen kommen, die mehr umfasst, als nur das persönliche Umfeld.
Was aber immer bedingt, die eigene Person in den Hintergrund zu stellen und genau das ist für Mr. Präsident nicht immer einfach. Denn mit Neptun Quadrat zur Löwe-Sonne im Radix findet man nicht so leicht eine fassbare Form dafür, verhindert oft das eine Prinzip den Ausdruck des anderen. Ein beständiger Kampf also auch ums eigene sonnenhafte Überleben, selbst die eigene Identität und Herkunft, wird in seinem Falle ja ganz praktisch immer wieder in Frage gestellt.
Aber genau darin besteht vielleicht die größte Leistung des Menschen Barack, sich diesem inneren Kampf immer wieder zu stellen und ein Gleichgewicht zwischen den Kräften zu suchen. Das momentane Quadrat von Saturn zur Sonne und die baldige Konjunktion mit Neptun arbeitet gerade am letzten Schliff für eine angemessene Form.
Und birgt andererseits auch die Gefahr, dass er als Person Opfer einer Verschwörung, eines heimlichen Komplotts werden könnte. In naher Zukunft, wenn der Transit von Saturn in die zeitliche Nähe der Exaktheit dieser Aspekte kommt.
Was ihm helfen wird, ist das gleichzeitige Trigon von Uranus zur Sonne. Es macht den notwendigen Wandel einfacher, vor allem da Obama höchstwahrscheinlich einen Wassermann-AC als Basis der eigenen Entwicklung hat. Und auch Jupiter durch seine Zeichenstellung immer wieder Treibstoff für uranische Prozesse liefert. Licht und Schatten also, was die unmittelbare Zukunft angeht, Behinderungen einerseits, die auch existentiell bedrohlich werden können, und gleichzeitig die Chance für wirkliche Wandlung und Veränderung, auch bezogen auf die eigene Persönlichkeit und ihre Wirkung in der Welt.
Sein Pech gestern waren letztendlich die hohen und falschen Erwartungen seiner Gastgeber. Gib uns einen historischen Satz, Barack. Etwas für die Geschichtsbücher. Die gelangweilte deutsche Medienlandschaft braucht Futter für große Überschriften, denn den eigenen Politikern fehlt dieses Gen, Menschen emotional zu begeistern. Aber was hätte er sagen sollen? „Ick bin ein Ossi…“, oder „Tear down the Kreml, Mr. Putin…“? Einfach noch eins drauf setzen im Sinne von „Bigger, Better, Faster, More“?
Er hat das ja getan, nur anders und subtiler (die gesamte Rede findet man hier: LINK). Putin musste die Gleichstellung und Erwähnung der Rechte von Schwulen und Lesben schlucken mitsamt einem Abrüstungsangebot, dass in dieser Form wohl noch kein amerikanischer Präsident mal so nebenbei in einer Rede gemacht hat. Und Angela Merkel, deren Sonne in Opposition zu Obamas Saturn steht, wird die Botschaft an sie sehr wohl verstanden haben. Auch wenn er es wieder mal sehr charmant und zurück haltend ausgedrückt hat:
I say all this here, in the heart of Europe, because our shared past shows that none of these challenges can be met unless we see ourselves as part of something bigger than our own experience.
We have to have economies that are working for all people, not just those at the very top.
Peace with justice means refusing to condemn our children to a harsher, less hospitable planet. The effort to slow climate change requires bold action. And on this, Germany and Europe have led.
Wohl wahr, dass man das alles auch als heiße Luft abtun könnte. Als nette Plauderei über eine Zukunft, die sich natürlich alle Menschen wünschen. Außer denjenigen, die im Moment ganz gut davon leben, dass es anders läuft. Und trotzdem war die Botschaft ziemlich unmissverständlich.
Hört endlich auf eure Geschichte zu heiligen, hört endlich auf euch hinter neuen Mauern zu verstecken, die wirtschaftlich Schwachen auszugrenzen, die Andersdenkenden und –gläubigen immer noch als Fremde zu empfinden. Deutschland im Jahre 2013 ist eine Macht, wirtschaftlich und politisch. Fangt endlich an, sie auch im Sinne derjenigen zu nutzen, die jetzt eure Hilfe brauchen. So wie ihr damals, als die perversen Ideen geistesgestörter Nationalisten euer Land in Schutt und Asche gelegt haben. Hört auf, die Welt bei euch zu Gast haben zu wollen, versteht endlich, dass ihr auch nur Gäste in dieser neuen, globalisierten Welt seid. Und werdet ihr jetzt ein Freund, ein Vorbild und ein Unterstützer, so wie wir es damals für euch waren.
Das hätte man auch verstehen können und vielleicht wird die Geschichte eines Tages anders über die gestrige Rede denken, als viele Kommentatoren es gestern taten. Dann wenn es wieder andere amerikanische Präsidenten gibt, die den alten Pfaden und Wegen folgen, Krieg als legitimes Mittel sehen, um eigene Interessen durch zu setzen und Andersdenkende mehr als Bedrohung, statt als Inspiration empfinden.
Für Obama bleibt die Hoffnung, dass er die Herausforderungen der nächsten Wochen und Monate sowohl als Person wie auch als Präsident gut übersteht. Dann ist der Weg frei, um manche Themen seiner gestrigen Rede auch umzusetzen. Oder zumindest auf einen Weg zu bringen, der nicht mehr so einfach von seinen Nachfolgern verlassen werden kann. Aber dazu braucht er wirkliche Freunde, bei denen er nicht nur zu Gast ist, sondern die eigene Anstrengungen unternehmen, um die Welt von morgen lebenswert zu gestalten:
The wall belongs to history. But we have history to make as well. And the heroes that came before us now call to us to live up to those highest ideals - to care for the young people who can't find a job in our own countries, and the girls who aren't allowed to go to school overseas; to be vigilant in safeguarding our own freedoms, but also to extend a hand to those who are reaching for freedom abroad.
This is the lesson of the ages. This is the spirit of Berlin. And the greatest tribute that we can pay to those who came before us is by carrying on their work to pursue peace and justice not only in our countries but for all mankind.
Das war Sonne-Jupiters Botschaft gestern, nicht an die Welt als Ganzes, sondern sehr speziell an dieses Land gerichtet. Was wiederum bedeutet, dass es hier für uns tatsächlich auch etwas zu tun gibt. Nichts geschieht umsonst, und wer den Ausdruck des Zeitgeists, wie immer er sich auch zeigt, nur als leere Worte abtut, verpasst heute womöglich den Anschluss an die Welt von morgen. Und wird an einer anderen, neuen Mauer eines Tages lesen können:
Wer zu spät bekommt, den bestraft das Leben...
Titelbild (Loop-Collage): By Richard Campbell [Public domain], via Wikimedia Commons; Blessed by Ghandi - Aejazsaiyed (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons; Obama als Redner -By TSgt Bradley C. Church [Public domain], via Wikimedia Commons;Telephone - By Pete Souza (White House (P120612PS-0547)) [Public domain], via Wikimedia Commons