Notre Dame: Das Leben opfern...
Es ist kurz nach vier Uhr nachmittags in Paris. AC und MC sind gerade nach Waage-Krebs gewechselt. Vor dem Altar erschießt sich ein Mann, als MC sein aufsteigendes Zeichen und Spitze 8 mundan genau seine Widder-Sonne berührt. Dieser Vorgang ist schockierend, aber hinter ihm steckt mehr als nur eine persönliche, menschliche Verirrung. Gleichzeitig wird dieser Selbstmord an einem so öffentlichen Ort auch astrologisch zum Bild für den Konflikt zwischen einem menschlichen Gottes-Konzept im 9. Tierkreis-Prinzip und der tieferen Wahrheit des 12. Zeichens. Die oberflächliche Lesart ist jedoch zunächst eine gesellschaftliche, die eines menschlichen Aussortierers, der sich zwischen Privatem und Publikum auslebt: Mond löst sehr eng den Waage-Mars des Mannes aus, der unter einem schweren Quadrat von Pluto und Opposition von Uranus steht. Die Kathedrale ist voller Touristen und wird evakuiert. Der Mann heißt Dominique Venner und ist ein bekannter, rechter Intellektueller, dessen Radix eine starke Mars-Lagerung und ein verbohrtes Sonne-Pluto-Quadrat am destruktiven Ende üblicher Ausdrucksformen zeigt. Neulich erst hat er ein merkwürdiges Interview gegeben, in dem er sagt: "Man muss Worte durch Taten bekräftigen können, man muss das Leben einsetzen, und dies muss bis zur Bereitschaft reichen, das Leben zu opfern, wenn es erforderlich erscheint." (INTERVIEW). Was für ein Bild für eine zerstörerisch polarisierte Sonne- und Mars-Pluto-Betonung in Anlage und Transit. Mensch als des Menschen Wolf.
Dominique Venners Selbstmord, diese Tat eines agitierten, nach innen gerichteten Marses (rückläufig), der gerade deshalb so stark nach außen wirkt, war gedacht als Manifest einer Haltung, Fixierung, wirkt aber nichts als konfus. Er hat offenbar einen Brief auf dem Altar hinterlassen, der sich gegen den Islam und gegen Homo-Ehen richtet. Seine Ideologien stecken überhaupt in einem Mix aus Mystik, Forderung und losgelöster, aggressiver Idee fest. Dass der Schauplatz der tödlichen Demonstration ausgerechnet die Kirche unserer lieben Frau wird, passt zu seinem AC und der Fülle von archetypischen Symbolen in der Kathedrale. In all dem verquickt sich ein symbolisches Geschehen mit Wirklichkeit, das astrologische "Funktionen" genauso überdeutlich bebildert wie Mythos (obere Zeichen), der durch Logos (untere Zeichen) ins Leben kommt. Wie es geht, wenn es gut geht, wie es geht, wenn es schlecht geht. Bei Dominique Venner, dem Krebs-AC, ging es schlecht, auch wenn er vermutlich im Gedanken gestorben ist, diesen für andere völlig unverständlichen "Protest" gegen was auch immer fair, gerecht und gut geleistet zu haben.
Und dann ist da die andere Ebene: Der Grundstein für Notre Dame wurde 1163 gelegt (kein genaues Datum), unter einer Konstellation des alten Jupiter-Neptun-Konflikts (vor allem auch der Kirchen). In der Welt, aber nicht von der Welt sein, Mission als Wahrheit verkaufen oder mit ihr verwechseln. Denn Neptun stand damals am Galaktischen Zentrum im Schützen. Auch das Radix des rechten Intellektuellen verweist darauf: Herrin 12 in 12 stark, mit weiter Opposition zu Jupiter und plaktischem Quadrat zu Neptun. Aktuell transitierte Jupiter dazu das 12. Haus und Herr 9 Mit-Herrn 12. Mond triggerte Mars und holte Jupiter-Neptun weiter aus dem Schatten (siehe Grafik oben rechts zur Rückseiten-Deutung Wolfgang DÖBEREINERS). So wählte der Mann für sein "Zeichen" der "Wahrheit" jenen Ort, der als "Einfall-Schneise" starker Energien gilt - nicht nur für Neptuniker deutlich spürbar.
Der Gurdjieff-Schüler P.D. Ouspensky, geboren bei Fische-Neumond, schreibt in seinem Buch A New Model of the Universe unter anderem, dass die gotischen Baustile durch die Hintertür die uralten, heidnischen Vorstellungen der vernetzten Bezüge von Mensch, Gott und Universum, die von der Kirche als ketzerisch verdammt wurden, in die großen Kathedralen regelrecht einmauerten und so erhielten:
"Aber Notre Dame ist geblieben und wacht und zeigt uns bis zu diesem Tag die Schulen und Ideen der wahren Freimaurer." (Seiten 345 - 349).
Faszinierend in diesem Zusammenhang, dass die kommende partielle Mondfinsternis am Samstag (Radix rechts) ein Neptun-Sonne-Quadrat hat, für Paris den Neptun genau in 90-Grad-Spannung zur AC-DC-Achse stellt und mit Schütze-Mond das Jupiter-Neptun-Thema aufgreift, das sich auch als die "Illusion des Wissens" übersetzt. Vordergründig hat Dominique Venners plakativer Suizid damit nichts zu tun - hintergründig vernetzen sich Ereignisse, Bilder, Bezüge des kollektiven Unbewussten immer wieder so in der Zeit und zeigen allgemeine Themen auf. Samt ihrer Irrtümer, aber auch tieferer Wahrheiten, wenn Synchronizitäten sich häufen. Bei Jupiter und Neptun geht es immer auch um Täuschungen, die durch menschliche Visionen des Göttlichen aufkommen, das sich selbst mit den Göttern verwechselt. Göttliches versus Heiliges. Jupiter versus Neptun, eine Konstellation, in der - wie oft angemerkt - stets auch Abwehr des Fremden steckt (siehe Loop! ARTIKEL NSU: Frau Mustermanns Lächeln), wie sie sich auch in Venners rechtem Gedanken-"Protest" ausdrückte.
Jupiter-Neptun bleibt weltweit Thema seit dem mundanen Quadrat, in dessen Orbis ein neuer Papst gewählt wurde, der den alten Konflikt mit Sonne-Neptun-Saturn-Quadrat (Schütze-Jungfrau-Fische) dominant im Horoskop hat (RADIX) und ihn auf andere Weise lösen könnte, als es die rigiden Kirchenfürsten mit Alleinherrschafts-Anspruch als Stellvertreter Gottes auf Erden (Schütze-Fische) früher taten. Dazu braucht es allerdings immense Ehrlichkeit, die mit dem eigenen Mensch-Sein und inbegriffener Fehlbarkeit tatsächlich auch umgeht. Der Suizid des rechten Schriftstellers (Mundan-Stände beim Selbstmord rechts) zeigt den Herrn 12, Merkur, wieder in 9. Es wundert deshalb nicht allzu sehr, dass im akausalen Geflecht der Thematik ausgerechnet Vorwürfe, Papst Franziskus habe mindestens einen Exorzismus vorgenommen, zeitgleich mit einem "missions-gesteuerten" Suizid im Flaggschiff der Kirche, Notre Dame, auftauchen.
Dahinter stecken keine Verschwörungstheorien, sondern so zeigt sich einfach manchmal Neptuns Netz, in dem alles mit allem zusammenhängt - gerade, wenn es nicht beweisbar ist und keiner logistischen Ursache-Wirkungs-Kette unterliegt. Hier hat ein Verblendeter sein "Leben gegeben" für etwas, was er für richtig hielt, was aber nur Leid und falsche Bezüge für falsche (das heisst destruktive!) Missionen schafft. Jupiter-Neptun taucht überall häufig auf - in der rechten Gewalt Deutschlands, die als "Döner-Morde" wiederum in eine neue Schublade gesteckt wurde, in Missbrauchs-Fällen durch die Kirche, in den Protagonisten der Zeit, z.B. direkt Jupiter-Neptun Veranlagten wie Ex-Minister Guttenberg, oder den "Austreibern" wie Angelina Jolie, die mit ihrem Mond-Mars ebenfalls den Spiegel-Aspekt der Übertreibung ans Licht ziehen (Loop! ARTIKEL). Und nun eben auch in einem Dominique Venner, der wie ein Uhrwerk mit Transiten "funktioniert" und bereits durch Widder-Sonne und Krebs-AC auf Mond-Mars als logische Folge eines Jupiter-Neptun hinweist. Agitierte Emotion, die bei Überhöhung des Numinosen (auch Jupiter-Neptun) losbricht, als Mond wiederum nah auf seinem Mars steht und dessen Transit-Spannungen von Uranus und Pluto direkt auslöst.
Venner (Radix links) war wie einige Marsianer oder Widder-Typen früh waffen- und militär-begeistert. Seine Widder-Betonung unterliegt aber einem spannungsreichen Luft-Mars, der Denk-Aggression in der Waage - zudem rückläufig. So drehte sich vieles nach innen, was anderswo dann wieder herausbrechen musste. Und: Ärger, Wut, Angriffslust werden in solchen Konstellationen gern auch intellektuell gelebt - dieser Mars kann ein mentaler Brandstifter werden, wenn er nicht früh in entsprechende Bahnen kommt. Hier noch ein Zitat aus dem letzten kruden Venner-Interview, das sich passenderweise mit dem religiösen Touch seiner aktuellen Weltbilder (Jupiter durch 12 und Uranus als Herr 9 auf Merkur, Mit-Herr 12) beschäftigt:
"Ein Gedächtnis, das fähig ist, die Europäer moralisch zu bewaffnen, um ihrem Verschwinden im Nichts der großen universellen Rassenmischung und der Globalisierung zu trotzen. Ebenso wie andere sich als Söhne von Shiva, von Mohammed, von Abraham oder von Buddha wiedererkennen, ist es nicht verkehrt, sich als Söhne und Töchter von Homer, von Odysseus und von Penelope zu wissen."
Klarer könnte ein spukender Merkur Herr 12 und 4 (Heimat-Zeichen) unter solchen Glaubens-Konflikt-Transiten vom Herrn 9 sich auch nicht selbst äußern. Neptun (die Auflösung) von Jupiter (dem Fremden), Jupiter (der Superlativ), der Neptun (Illusion) aufbläst. Wenn solche Zeichen-Themen über die Häuser-Herrscher (9 und 12) hereinkommen, geht es meist sehr konkret um ihre Umsetzung und Verankerung in der Realität. Neptun kurz hinterm MC steht nun aber aktuell auf Venners Fische-Saturn, der Wahrheit generell festnageln will und entzieht ihm den Boden. Größte Verwirrung war die Folge oder: Bankrott als Lebens-Ergebnis.
Dieser zweifellos intellektuell veranlagte und ebenso stark ideell fehlgeleitete Franzose war sehr früh Mitglied der terroristischen, rechten OAS, der Organisation der geheimen Armee, ein regelrechter Klassiker der "Übersetzung" seines Mit-Herrn 12, Merkur im Widder in 11, in die "revolutionäre" Wirklichkeit des Lebens für Ideologien. Manchmal ist es schon unglaublich, wie klar sich solche Anlagen bis hin zu Begrifflichkeiten umsetzen. Als Mitbegründer der extrem rechten Organisation GRECE, in der "Kulturkampf" und weitere Theorien der Neuen Rechten fleißig debattiert wurden, schied er schnell wieder aus (Pluto im 1. Quadranten ist gern Einzel-Kämpfer, auch wenn 11.Haus-Sonne im Quadrat dazu die Gruppe sucht) und zog sich ausgerechnet 1971 bei Jupiter-Neptun-Konjunktion (sic!) in Opposition zu seiner Venus (Herrin 12) und bei Uranus Konjunktion Geburts-Mars "aus der Politik zurück", um fortan agitatorische Bücher (und andere Publikationen) zu veröffentlichen. Einen halben Umlauf des Tierkreises (oder zeitlich mehr als 40 Jahre) später, bei Uranus-Mars-Opposition, erschießt er sich öffentlich, als Mond sein Radix-Debakel von Merkur-Mars-Opposition = Denken gegen Antrieb (sowie die überlaufenden Langsamläufer) in Schwingung versetzt.
Dass er versucht, der Welt seinen Kokon von Pluto-Sonne-Quadrat (die Konzept-Kiste, aus der er selbst lebenslang nicht herauskommt) unter Pluto-Transiten ein letztes Mal überzustreifen, indem er sich zum Fanal macht, ist nicht wirklich ungewöhnlich. Beim Skorpion-Herrn (und auch Neptun) dominant im Radix (hier prägt ein missions-fixierter Jupiter zudem den Alltag auf Spitze 6 in Plutos Zeichen) ist es nicht unüblich, dass existenzielle Ideen von "Opferung" immer wieder aufkommen können. Hier wurde der Film der Selbst-Zerstörung durch Transite so übermächtig, da jeder Pluto-Überlauf auch seine Radix-Konstellationen (Venners Sonne-Pluto) im Gepäck hat. In gewisser Weise erinnert diese völlig konfuse Selbst-Opferung frappant an die seltsamen "Geister", Schützer oder Dämonen, die rund um Notre Dame von jeher wohnen. Noch einmal Ouspensky dazu:
"Die Wasserspeier und anderen Figuren von Notre Dame übermitteln uns die psychologischen Ideen ihrer Erbauer, besonders die Idee der Komplexität der Seele. [...Sie] haben eine sehr merkwürdige Eigenschaft: Neben ihnen können Menschen nicht gezeichnet, gemalt oder fotografiert werden, neben ihnen erscheinen Menschen tot, wie ausdruckslose, steinerne Bilder." (aus: A New Model of the Universe)
Insbesondere diese schaurigen, dämonischen "Gargoyles" (rechts oben) symbolisieren einerseits den teuflischen Zugriffs-Versuch auf die Welt und ihre Kinder und andererseits gelten sie als Schützer, weil sie die Teufel abhalten sollen, die Kirchen zu betreten. Als Wasserspeier gehören sie in die neptunischen Bereiche und als Schützer auch in die marsisch-sonnenhaft-jupiteralen Höhen des Feuers. Wieder Neptun-Jupiter. In einem viel tieferen Sinne sind diese seltsamen "Wesen" in Notre Dame jedoch ein Bild für das Schwarze und Weiße der Seele, die immer eine Wahl hat. Dominique Venner hat diese Weiche allerdings weit vor seinem Suizid anders gestellt, als es konstruktiv möglich gewesen wäre, gerade bei einem so mächtigen, initiativen Geburtsbild. Pluto und Mars oder Sonne zeigen sich reflexhaft (bei starker Mond-Beteiligung) oft zerstörerisch, am Negativ-Pol des Erlebens. Wenn man aber ihre Kraft bewusst verwandelt, sind sie alle drei Transformatoren und unendliche Batterien für ein Begreifen der Welt und ihres Zaubers, wie ihn schon die Alten - weit vor der Erbauung der Kathedralen und mentalen Errichtung der Kirchen - kannten. Ein letztes Mal Ouspensky:
Ich erinnere mich an so eine Nacht, vor dem Krieg. Auf dem Weg nach Indien machte ich kurz Halt in Paris und wanderte ein letztes Mal durch die Stadt. [...] Der Mond bewegte sich schnell unter den Wolken. Ich ging um die ganze Kathedrale. Die großen, massiven Türme standen da, als wären sie auf der Hut. Aber ich verstand ihr Geheimnis. Und ich wusste, dass ich ein tiefes Wissen mitnahm, durch nichts zu erschüttern - dass hier existiert, was ist, dass es da eine andere Geschichte gibt, jenseits der des Verbrechens, und dass es da einen anderen Gedanken gab, der Notre Dame und ihre Gestalten erschaffen hat. [...] Esoterisches Wissen hat die Zeit überwunden, und es kennt Methoden, die seine Ideen intakt übertragen und Kommunikation zwischen Schulen über hunderte und tausende von Jahren möglich machen."
(aus: A New Model of the Universe)
Intuitiv hat der rechte Philosoph Venner mit "unserer lieben Frau" analog zu seinem AC und 4. Haus-Mond einen konstruktiven Ort gewählt, dessen "heidnische", weitaus komplexere Grund-Ideen über Wahrheit und "heilige" Zusammenhänge ihre christliche Bearbeitung als Bilder und steinerne Gestalten überstanden haben. Aber leider hat er diesen Platz für seine destruktiven Ideen und die noch destruktivere Umsetzung eines randalierenden Pluto-Uranus im Transit über Mars-Merkur verbraucht. Die Dämonen mitten in die Kirche zu tragen, ist ein sehr unglücklicher Versuch, das Rätsel von "wahrer Wirklichkeit" zu lösen, das Jupiter-Neptun auf einer höheren Ebene als der jener berüchtigten der "aufgeblasenen Missionen" auch noch sucht. Eine Antwort auf all die rigiden Fragen nach Gut und Böse nämlich, Nah und Fern, Richtig und Falsch, die Skorpionisches immer stellt, ist im Extremfall zerstörerisch für ein Dasein - wenn man die Pole als "wahr" annimmt, was Ideologen wie Venner gern tun. Die merkwürdigen, Jahrhunderte alten Wesen und Energien des "Kraftorts" Notre Dame, deren Doppelnatur Wahrheit UND Lüge spiegelt, sprechen eine andere Sprache:
Nur Neptun kann Pluto letztlich von seinen Fixierungen auf Systeme ent-binden. Das beste an Konzepten ist immer ihre Auflösung. Die Tatsache, dass es kein Richtig oder Falsch gibt, wie es Pluto so gern behauptet, sondern nur das, was Menschen daraus machen, spiegelt sich auch in Schützes Sinn-Zuweisungen, wie sie als Stellvertreter der neptunisch namenlosen Zusammenhänge der Himmel von Jupiter so gern auf Erden installiert werden. Neptunisch betrachtet, war für einen Dominique Venner mit seinen bohrenden Anlagen und Transiten das Falsche paradoxerweise vermutlich sogar richtig und das Richtige paradoxerweise falsch. Auch wenn sein paranoider, ideologischer Querschläger von Kopfschuss weder ihm, noch anderen genützt und dem Leben an sich - mit all den möglichen menschlichen und göttlichen Bildern des "Guten" darin - letztlich mehr als nur geschadet hat. Er hat plutonische Systeme betoniert und der Welt eine weitere Kiste zum Beurteilen angeboten. Niemandem wird es nützen.
Bild: Loop! (Quellen: Florian Siebeck (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5-2.0-1.0) + Jérôme BLUM/Wagner51 + Jaczewski via Wikimedia Commons) + Blog 2012STERNENLICHTER