Astro-Wetter: Wenn Chiron kocht...
Dies ist eine Zeit, in der es nicht immer nur um die Aggressivität des Uranus-Pluto-Quadrats mundan gehen kann. Sie spiegelt nämlich auch die darauf folgenden, ewigen Verletzungen. Das Thema ist die innere Wunde und deren Heilung. Wenn Chiron, der verletzte Heiler, heute von der Sonne aktiviert wird, passiert das auf dem "seelischen" Boden der Fische. Auch das astrologische Element Wasser kocht auf, sobald Sonne es durchläuft.
Das heisst speziell für die innere Atmosphäre und emotionalen Bilder derjenigen, die starke Stellungen in fallenden Zeichen und dem Einflussbereich des Aspekts haben, dass unbewusst Verwundetes eruptiver als sonst zum Vorschein kommen kann. Nicht nur am Tag der Konstellation, sondern mindestens, bis die Sonne danach das erste Quadrat zum Chiron macht. Hier steigert sich die Durchlässigkeit schwebend, denn Fische ist das Ausgangs-Element. Man wird dünnhäutiger und empfindlicher als sonst für alles, was wehtut, innen und außen. Ein Prozess, der Chronisches akut werden lässt und so erst eine Heilung ermöglicht, die ja auch zu Chirons Arbeits-Feldern gehört.
Dazu läuft Merkur kurz erst wieder rückläufig, verbunden mit den üblichen, kommunikativen oder technischen Ausfall-Erscheinungen. Wieso passieren die überhaupt? Wenn Zwillinge- und Jungfrau-Herr retro geht, werden die Gegenzeichen und -themen, also Schütze und Fische auffälliger oder stärker im Ausdruck. Merkurs erstes Zeichen ist das 5. ab Wassermann (Vernetzung, Technik, Objektivität), also Uranus' "Lebens-Ausdruck", das zweite, das 8. Feld, nämlich sein "Tod". Darum ist die Merkur-Position auch für alles Uranische so wichtig. Sonst eher klare Informationen (Zwillinge) werden bei Rückläufigkeit eher visionär, übertrieben. Es kommt vermehrt vor, dass einem das Leben Dinge verspricht, die gar nicht eingehalten werden können. Auch nötige Anpassungs-Prozesse (Jungfrau) vernebeln sich und entwickeln sich nur schwammig (Fische). Statt Denkfunktion lieber Schütze-Bla-Bla, statt Detail-Arbeit Fische-Wischi-Waschi.
Zudem liegen die Herrscher der Pol-Positionen Merkurs, Jupiter und Neptun, zur Zeit noch miteinander im Clinch und bringen anlässlich des in-sich-gekehrten Merkur leicht auch ihre Negativ-Anteile in alle Entwicklungen ein. Wie die Probleme zwischen Kirche und Wahrheit rund um den Papst-Rücktritt und seine "sündigen" Glaubens-Brüder. Dass Benedikt XVI. ausgerechnet bei Retro-Merkur und Sonne-Chiron-Konjunktion sein letztes "Vergelts Gott!" als Oberhirte öffentlich spricht, zeigt deshalb auch sehr schön, wie tief die Wunde dieser katholischen Kirche sitzt. Und wie nötig echte Heilung wäre.
WIM KOK nennt ein wichtiges Chiron-Prinzip dann passenderweise auch den "Ausschlusszwang". Chironische Menschen oder Personen mit Chiron-Transiten fühlen sich nach seiner Beobachtung immer auch leicht ausgegrenzt, nicht dazugehörig oder erleben solche Ausgrenzungen tatsächlich. Dadurch erklärt sich vielleicht auch besser, wieso Chiron bei brisanten gesellschaftlichen Problemen wie Mobbing immer wieder eine so große Rolle zu spielen scheint. Was im Menschen Josef Ratzinger vorgeht, der Neptun-Chiron-Sonne momentan im Quadrat zum Saturn stehen hat (Chiron-Saturn = Untröstlichkeit), kann man sich leichter vorstellen, wenn das eigene Geburtsbild fallende Positionen im Einzugsbereich des heutigen Sonne-Chiron aufweist. Schon seit einigen Tagen sind diese Menschen sehr durchlässig für Verletzungen.
Ein hoch interessantes Bild ergibt die aktuelle Position der köchelnden Verletzungen für Deutschland, wenn man den genauen Aspekt auf Berlin bezieht. Uranus steht genau am DC, Pluto sehr nah aus Haus 4 am IC, was das ohnehin sehr aktive Uranus-Pluto-Quadrat weiter triggert. Vier Faktoren in Haus 5 (inklusive Sonne-Chiron) zeigen als Thema das verletzte Selbst, das zwischen dem starken Wunsch nach Schaffens-Prozessen und dem Rückzug in den Elfenbeinturm schwankt, um seine Wunden zu lecken. Herr 9 und Herr 12 (der auf der Felder- oder praktischen Vehaltens-Ebene Jupiter-Neptun-Probleme spiegelt) ist dazu ausgerechnet der rückläufige Merkur.
Was wiederum auch die Ambivalenz gegenüber der Kirchen-Problematik im Mutterland des Papstes deutlich aufzeigt. Diese Konstellation deutet darauf hin, dass es gerade hierzulande auch einige klerikale Vertreter gibt, die aktuell stark die Aufdeckung ihrer "Geheimnisse" (Fische) oder - weniger zauberhaft - verdeckten, bislang nicht öffentlichen Umtriebe fürchten. Solange Chiron die Fische durchläuft, sollte da noch einiges an den Tag kommen - vor allem bis zur Opposition der Sonne zu Chiron, in Jungfrau in etwa einem halben Jahr. Dass international alle drei kirchlichen Würdenträger (Mahony, Ballestrero und O'Brien), die gerade in Hinsicht auf Schuldfragen ins Visier der Öffentlichkeit gerieten, Sonne-Chiron haben, sagt ein Übriges.
Aber auch für alle anderen ist momentan alles besonders schwierig, was mit Verborgenem zu tun hat. Auf einer einfachen Ebene heisst das, die größten Verletzungen entstehen gerade hier durch Verschweigen, Zudecken, Betrug oder Lüge. In einem tieferen Zusammenhang zeigt die Konstellation, wie fließend die Grenzen zwischen Illusion und gültiger Wahrheit ja tatsächlich sind. Beim rückläufigen Merkur verstärkt sich daher auch meist Angst in jeder Hinsicht, das bedeutet: Furcht vor etwas Greifbarem kann dann allzu leicht in Panik vor Undefiniertem umschlagen. Diese neptunischen Auflösungs-Ängste werden schlicht schlimmer, und paradoxer Weise gerade dadruch endlich heilbar. Die morgige Venus-Neptun-Konjunktion prägt dabei die Signatur des gesamten Sonne-Chiron-Aspektes mit. Immer wieder wird auch die Neigung dominant, sich aus dem Chaos, der Konfusion, das mit unklaren Verhältnissen nun mal einhergeht, wegzuträumen (oder zu -süchterln).
Man kann aber durchaus diesen Sonne-Chiron als Wegweise in die letztendliche Art positiver Heilung nehmen: Jede Art von Wunde, nicht nur die seelische, wird nur dann in Ruhe vernarben, wenn man vorher das Selbst, den Eigenanteil, erkennt und in gute Wege der Lösung einbezieht. Sonne auf Chiron bedeutet nämlich auch, dass jemand ständig Heilung sucht, aber dabei gern mit dem Finger auf andere zeigt und eine starke, passive, persönliche Heils-Erwartung entwickelt. Genau das ist aber unter dem Aspekt problematisch. Nur individuelle (Sonne) Einsicht, wie ich in etwas verwickelt bin und an der Verletzung, die mir vermeintlich das Außen zufügt, mitgestrickt habe, führt am Schluss zu Mitgefühl über ein Verstehen sich endlos aufeinander beziehender Zusammenhänge (Fische) und einem Umgang, in dem das Selbst zum Heiler des Geflechts wird. Nicht das Geflecht zum Heiler des Selbst. Nicht nur immer unter Sonne-Chiron. Aber immer öfter.