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Deutsche Doppelmoral: Neptun kommt!

Brüderle, komm, tanz mit mir: Der Mann und seine Venus, sie bieten immer Stoff zum Grübeln. Der eine lebt sie über seinen Besitz oder seine Maßstäbe aus. Lieber recht als schlecht. Der andere delegiert sie an die Damen, die ihm so über den Weg laufen und empfindet sich dann eben auch mal als deren Opfer. Dabei ist es oft umgekehrt. Wie beim FDP-Mann, in dessen sonst eher bravem Radix eine Stier-Venus-Mars-Konjunktion im Quadrat zu Pluto ihr Unwesen treibt. Mars dazu aktuell von Saturn in die Zange genommen. Was erotische Wallungen blockiert. Nennen wir ihn Rainer. Denn Rainer spricht offenbar auch Geschlechts-Merkmale ihm fremder, junger Journalistinnen locker in der Öffentlichkeit an.

"Sie," bemerkte er wohl vor längerer Zeit an irgendeiner Bar zu irgendeiner Medien-Frau (leider vom tratschsüchtigen Stern-Magazin), "Sie könnten auch ein Dirndl füllen". Die Art von Alt-Herrenwitz, die mit begehrlichen Blicken im Paket kommt, Handkuss, Tanzkarte usw., ganz nach Mars-Pluto-Art. Natürliche Besitzergreifung und Dominanz, als Witz verkleidet. Mit solchen Aspekten erlebt man die Frauenwelt eben auch zuweilen als so hungrig wie man selbst ist. Wobei Pluto-Komplimente im Element Feuer dann genauso platt ausfallen können, wie die Theorie, die dahinter steht. Mann darf. Egal, was Frau andeutet an "Nein!". Was passiert? Pluto-Uranus Quadrat über Rainers Radix-Merkur-Saturn springt an. Das Ganze fliegt auf und wird zum Fall Brüderle. "Und Sie," mag sich die junge Journalistin gedacht haben, "sind jetzt bald mal fällig, lieber Rainer." Also verfasst sie, als es politisch opportun scheint, einen Artikel in ihrem Heimat-Magazin, das sich so gern taktisch in die Politik einmischt. Die lose Moral des Herrn Ober-Politikers, der mit Sonne-Neptun in der Anlage eh anfällig für Aufdeckung von Heimlichkeiten ist.

Es erhebt sich darob eine flashmob-artige Twitter-Welle von Frauen-Kommentaren (Hashtag #aufschrei!), die outet, was nicht nur Journalistinnen mit Politikern, sondern auch die normale, junge Erika Mustermann mit Otto Normal-Verbraucher in Sachen Chauvinismus so alles erlebt. Famos. Aber ich frage mich langsam doch, wen die Brüderles eigentlich überraschen. Da tut Frau plötzlich, als hätte es sie weltweit vorher nie gegeben. Weil Saturn in Waage eine Ethik der Rezeption mit Pluto folgt? Offenbar treibt sie die Generationen mit Pluto in Waage-Skorpion mit ihren selbstverliebten Konzepten von Begegnung oder Bindung in die Gewissens-Systeme, auch wenn die immer da waren. Niemand weiß hierzulande mehr, was mit den Maßstäben los ist. Da kommt des Rainers Venus-Mars-Pluto, der dem deutschen Mars entspricht, gerade Recht, um ein Exempel zu statuieren. Venus untersteht ja im Steinbock der Rezeption mit ihren moralischen Moden. Und Neptun läuft ins Quadrat zur BRD-Bla-Bla-Sonne. Heißt: Im Bundes-Radix kommen die Herrscher von 2 und 7 zusammen und bringen Konfusion über Werte und Bewertungen öffentlich in die Sozial-Gefüge ein. Deutschland, dein Chaos lebe dreimal hoch! Das wird noch eine Weile so weitergehen.  

Nun ist die Welt also wieder mal gespalten in Gut und Böse. Schon erklärt Fische-Sonne und Skorpion-Mars Wolfgang Kubicki sein Auto und Bars zur Tabu-Zone für Journalistinnen. Aus öffentlicher Sicht sind böse wahlweise auch der fröhliche Nenn-Pfälzer Rainer, der wie viele Männer seines Alters sehr wohl verstanden hat, wo der Hammer hängen sollte, aber nicht verstehen mag, wo er hängt. Mars-Pluto nimmt sich. Der seine losen Bemerkungen macht und sich gerade die Maßstäbe wieder zurechtrücken lässt, die ausgeufert sind. Zumal die Gattin all das nicht goutieren wird. Böse ist andererseits für wieder andere die vorwitzige Journalistin (Nachname Himmelreich, leider fehlen uns Daten), die in Zeiten der Trend-Besessenheit die alten Werte der Emanzipation neu erfindet. Nachdem die Kaum-Dreißigerinnen mit Blick auf den von ihren Müttern festgestellten Sexismus bislang sonst eher im Tal der Ahnungslosen schwebten. Sexismus? Oh, du alte Kamelle, sowas kennen wir gar nicht mehr!. Böse zuletzt auch der "Stern", der wie immer kalkuliert, beißt und manipuliert. Aber gut sind sie alle ja wahllos auch: Der harmlose, witzige, ausfallende Alt-Politiker, die mediale Freigeisterin oder das investigative Aufdecker-Medium. Hier erweist sich, wie beliebig die Ideen in einem vierfach Zwillinge-betonten Land bleiben.  

Ohne die wichtigen Fragen der Gegenwart herunterspielen zu wollen: Aber ja, unbedingt - wir befinden uns in einer weitgehend chauvinistischen Gesellschaft. Und ja, die meisten Frauen kennen diese vermeintlich "lockeren" Blicke, Anspielungen und Betastungen als tatsächliche Übergriffe aus dem Bereich des Mars seit ihrer frühsten Jugend. Vor allem, wenn sie an Männer geraten, die solche Brüderle-Konstellationen mitbringen. Aber eben drum deckt der "Fall" Brüderle mitnichten "endlich" auf, was die "Lustmolche" dieser Welt seit Jahrhunderten geheim hielten und Frauen sich gefallen lassen "mussten". Hier geht's vielmehr um beidseitige Doppelmoral, die unter Neptun-Transiten immer nur so weit ans Licht kommen kann (wenn's gut geht), wie die Betroffenen sie vorher akzeptiert hatten. Wir reden ja nicht von den großen sexuellen Übergriffen (obwohl die mit einem Verdeckungs-Klima wie dem unseren anfangen). Heimlichkeit war aber nie eine Einbahnstraße. Das zeigt sich, wenn das Versteckte unter denselben Transiten, die es erzeugt, wieder explodiert. Beides ist möglich, so oder so damit umgehen, schon im Entstehen. Wie es dann kommt, kommt auf die Beteiligten an. DAS ist die freie Wahl im unfreien Thema, das gerade dran ist und sich Bahn brechen will und wird.

Chauvinismus und Sexismus haben ja meist eine Neptun-Beteiligung (neben den Hauptrollen von Mars und Venus), WEIL sie eben versteckt, verdrängt und unbewusst auch durch Schweigen befördert werden. Mars und Venus an sich sind sonst eher plakativ, da wird nichts verheimlicht, siehe Brüderle, der einfach so Journalistinnen zu beflirten scheint. Weil er es kann. Der Fische-Anteil des Unangepassten ist viel interessanter. Das lange Schweigen der "Opfer". Auch all das Schmierige, Halbseidene, das mit dieser gesellschaftlich akzeptierten Form des Machismo einhergeht, macht das Ganze so brisant. Dass die Twitter-Userinnen nun unter dem Aufschrei-Hashtag schließlich doch ihre Erlebnisse mit den Brüderles dieser Welt posten, um den Hang von Männern zu (gern auch öffentlichen) Alltags-Lügen vom Matsch des Nicht-Geschehenen befreien, ist prima. Aber kommt doch spät. Dieser Mechanismus gehört mit in das Nicht-Begreifen dessen, was zu Verheimlichung führt - einer, der etwas tut und eine andere, die es lange mit unter der Decke hält. Das nennt man dann Angst vor herrschenden Prinzipien. Ja, die gibt es, aber wieso? Weil die "herrschenden Prinzipien" damit durchkommen. Gesellschaftlich "erzwungen" wird gar nichts.

Nein, schon klar, kein Mann mag weibliche "Verräter" solcher Männer-Rituale. Frau hat mit großem Widerstand zu rechnen. Aber um "Mögen" geht es ja auch gar nicht. Gemein? Ach was. Auch das war immer so und gehört zum weiblichen Erlebnis-Standard. Nicht dazu gehört, den Mund zu halten. Je mehr Frauen das begreifen, umso besser. Erst dann ändern sich nämlich die Verhältnisse, wenn man die eigene Rolle im Spiel erkennt. Ein bisschen Uranus (Sprung ins völlig Unbekannte des neptunischen Bassins) ist für Brüche der Konvention nötig. Gegendruck vom Saturnischem, das an seine Hierarchie gewöhnt ist, garantiert. Änderung ohne das zu facen, geht gar nicht. Sprich: Wer aus Angst vor Repressalien jahrelang so tut, als wäre alles ok, wird nichts bewirken. Aber um zu sagen, muss man erst mal merken. Achse Jungfrau-Fische, auch die ist das Problem. Wahr-Nehmung. Im besten Sinne des Wirklichen, Geschehenden. Wenn es nun plötzlich, anhand von Brüderle und Himmelreich, Aufschrei-Gezwitscher regnet, kann das nur bedeuten, dass sich auch die jungen Frauen wieder zurückgehalten hatten, ihre Erfahrungen mit dem versteckten Chauvinismus öffentlich zu machen. Sicher ist, dass sie damit den angepassten Teil des mondig-venusischen Frauenbild bedient haben. Die weiblichen Zeichen, die zu Venus und Mond gehören, bezeichnen in der Astrologie auch Ängste. Wo man sich im Stier vor dem Weggetreten-Werden aus der Herde fürchtet, in der Waage angenehm sein möchte und im Krebs ein Image von Sorge und Kümmerung plus emotionalen Verständnisses für den Nächsten pflegt, aus Panik, nicht geliebt zu werden.

Mich wundert, dass sich nun Frauen melden, die eine andere, viel moderne Erziehung als die älteren Semester damals genossen haben. Insofern kommt mir die Aktion naiv vor. Dass der Druck zum Verheimlichen von genau solchen Männern wie "dem Rainer" ausgeht, die mit Mars-Identifikationen durchgekommen sind, ist logisch. Solche Double-Binder hatten vermutlich lebenslang nicht genug Gegenwind. Aber all das ist weder new, noch different. Frau könnte sich ja auch direkt und unmittelbar wehren. Heute tausendmal besser als damals, in den Generationen, wo Pluto im Löwen oder Jungfrau stand. Zumal in hiesigen, angeblich zivilisierten Gegenden, die Bewusstsein fördern. Wieso die betreffende junge Journalistin ausgerechnet zu einem Zeitpunkt protestiert, in dem es um Neuordnung der politischen Gemengelage geht, ist merkwürdig. Einerseits genauso gut wie irgendwann anders, und andererseits kommt wieder nur die Frage auf: Warum lässt sich eine der Frauen, die eine untergeordnete Form des Frau-Seins augenscheinlich nicht wollen, erneut von einer überwiegend männlich besetzten Stern-Redaktion zum Faktor im großen Machtspiel und Kalkül machen? Dient also der Überlegung: Wann outet man am besten wen als was, um Einfluss zu nehmen? Und wird so zum langen Arm derer, die sie kritisiert? Das macht die zweifellos edle Botschaft gegen die Mars-Pluto-Übergrifflichkeit (und begänne sie "nur" mit Kolonialherren-Gewitzele) wackelig. Ein Bärendienst, sozusagen, an der Sache.

Der Mann nämlich, Rainer, eigentlich mit Merkur-Saturn eine etwas langsame Denk-Figur, hat mit Sonne-Neptun und deren Schleiern von Wirklichkeit und Wahrheit ja immer schon zu kämpfen. Himmelreich wird nicht die erste der Angegrabenen gewesen sein. Mars-Venus-Pluto leistet sich vermutlich - aus seiner Sicht - mit solchen chauvinistischen Treppen-Scherzen das löwe-typische Klassiker-Spiel, zu dem ihn seine Venus-Rollen-Begegnung da draußen vorgeblich auffordert. Journalistinnen, weiß man doch, sind immer für eine Pointe gut. Echt? Tja, auch das wieder nur die plutonische Macht-Kiste, in der man mit den Geschlechts-Planeten in Bezug zum Skorpion-Herrn hockt und sich dann größere Freiheiten erlaubt, als es der Gleichberechtigungs-Gerichtshof gestattet. Der ja immer noch nicht eingerichtet ist.

Obwohl Alice Schwarzer seinerzeit so hart gekämpft hat. Unter anderem ging sie wieder unter, weil Generationen von Mädels ihr folgten, die "das nicht mehr nötig" hatten. Da angeblich längst befreit von solchem alten Fusili-Nudel-Denken der Blaustrumpf-Schwestern aus der Eltern-Generation. Ein weiterer Beleg dafür, wie wenig bewusst die Menschheit in den bewusstesten Jahren, die sie erlebt hat, eigentlich geworden ist. Gut, die einen witzeln also weiter peinlich über Brüste und definieren mit jedem unbeantworteten Gag ein Geschlechter-Verhältnis, bürgerlich doppelbödig, wie es immer war. Die anderen schreien in Zeitlupe auf. Schlechtes Timing, sagt Saturn und Pluto stellt fest, dass jetzt aber trotzdem mal geahndet werden muss. Der Massen-Schrei spiegelt Brüderles Aspekt-Figur im Stier. Die Herde schlägt zurück, selten die Einzelne, die den Schutz der Herde sucht und braucht. Wo bleibt da der Uranus, der Mut zum ersten Schritt? Schon damals, vor Jahrzehnten, ging uns doch auf, dass es Brüderles gibt, die sich das Recht hernehmen, mit uns tanzen zu wollen, nach ihren Regeln. Wir starteten Revolutionen, erst eine, dann zwei, dann drei. Worauf der Softie als männlicher Prototyp uns erschien (Pluto Jungfrau/Waage, Saturn Krebs/Löwe), aber in Wahrheit änderte sich nichts. Danach hieß es, dass hierzulande Feminismus ausgedient hat, als Neptun in den Steinbock lief und die Schein-Sanftheit neuer Hierarchen gewisse Trugbilder lieferte, die Lösung unnötig machten.

Wo kein Problem, da keine Ankläger. Wo keine Ankläger, da kein Problem. Neptunische Augenwischerei. Und nun sitzt derselbe Neptun in den Fischen und liefert genauso diese Lügen wie alte Wahrheiten aus, alles, was er bei der letzten Runde durch den Tierkreis so angesammelt hat. Für jeden ersichtlich, nach seinem Vermögen, sich mit tiefer gehend Verdrängtem zu konfrontieren. Die einen tun das, dreist wie Rainer, indem sie ihre Mars-Pluto-Scherze an Leute richten, die von Medien-Macht funktionalisiert werden, um doch nur wieder den Ereigniswunsch der Geschichte loszutreten. Das endet in einer Verwicklung in uralten Konflikt ohne neuen Ansatz. Die anderen, indem sie ihre immer schon dagewesene Ungleich-Berechtigung entdecken, was sich vermutlich im Zwitscher-Sturm erledigen wird. Und dritte, indem sie mit fleißigem Diskutieren und Stichen nach hie und da ihren Unwillen verdecken, sich tatsächlich an gesellschaftlicher Änderung zu beteiligen. 

Neptun schießt die Laber-Sonne Deutschlands in den Zwillingen an. Medien als Chronisten, nicht Transformatoren des ungerechten Daseins. Au Backe! Ja, so ist sie, unsere schnöde Welt, aber hat je einer behauptet, dass man dagegen nicht unmittelbar protestieren darf?. Wenn das nicht passiert, ist es nicht wirklich Rainer Brüderles Problem. Der als einer von viel zu vielen tut, was Mann so tut, wenn man ihn lässt. Eine, die sofort darüber redet, ohne politisches Kalkül, "nur" aus menschlichem Widerwillen und zwar laut, die macht den Anfang. Zwei ergeben schon eine Mini-Macht gegen Alltags-Übergrifflichkeit. Und drei wären fast die halbe Miete. Aufdecken, aber nicht nur sonntags bei Twitter, bitte, Mädels! Wo man so schön sicher und anonym ist, im direkten Umgang aber angenehm bleiben kann und keinem Gegenüber wirklich wehtut. Offenheit, Unmittelbarkeit, Direktheit, die feine, weibliche Auswahl von Mars-Qualitäten, könnte eine Alternative sein. Dann ist Hashtag Aufschrei irgendwann auch gar nicht mehr nötig. 

Samstag, 23. November 2024

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