Lasset die Kindlein nicht zu mir kommen
In Zeiten von Neptun-Chiron Quadrat Jupiter wird zur Not auch die tiefste Wahrheit verwundet und der Glaube an formelhaft religiöse Wahrhaftigkeit siegt: Die aktuellen Kapriolen der katholischen Kirche sind das beste Beispiel. Da wird einerseits kurz vor Weihnachten eine vergewaltigte Frau unter einem Merkur, der die Dauer-Quadrat-Spannung der beiden "himmlischen" Planeten vom Schützen aus noch akut massiver macht, gleich in zwei katholischen Krankenhäusern abgewiesen, weil mit einer Untersuchung auf die "Pille Danach" hätte hingewiesen werden müssen. Das gilt aber dort als Beihilfe zum Schwerverbrechen der Abtreibung. Also nimmt man die Frau nicht auf. Alles ein Irrtum, sagt die Kirche später. Sorry auch! Nicht so gemeint. Da hatte wer was falsch verstanden. Wirklich?
Da zieht sich andererseits dieselbe Kirche aus der hoch gelobten Untersuchung ihrer Missbrauchs-Geschichte an Kindern und Jugendlichen zurück, die sie nicht mehr kontrollieren kann, aber dringend zensieren will. Auch nicht so gemeint. Denn: Aufgeklärt wird natürlich dennoch ganz radikal. Aber sicher - nur nicht unter unabhängiger Beobachtung.
Da stellt sich zum Dritten nach der Telefon-Hotline-Aktion zum Thema priesterlich-sexueller Übergriffe auf dem Boden wiederum derselben Kirche als "erschütterndes Ergebnis" (ARTIKEL FAZ) heraus, dass der Missbrauch in vielen Fällen vorsätzlich war und sich die Täter gegenseitig ihre kindlichen Befriedigungs-Objekte sogar zugeführt haben. "Perfidie!", ruft, enttäuscht von sich selbst, dieselbe Kirche, in der das geschieht. Ein Schulbeispiel der Anspannung zwischen Jupiter und Neptun oder Schütze und Fische. Wo auch immer menschlich fehlbarer Glaube zur letzten Wahrheit erhoben wird, entsteht aus Anmaßung immer auch Augenwischerei. Wenn nicht gar Täuschung über die eigene Mission.
In der klassischen Astrologie beherrschte Jupiter noch die Fische, was zivilisatorisch der absolutistischen Rolle des Christentums in der westlichen Welt im Mittelalter entsprach. Um zu verstehen, wie der übergeordnete, spätere Archetyp des Neptun und seiner "göttlichen Sehnsucht" gegen den alten Mythos der religiös visionierenden Dominanz des Jupiter heute wirkt und wo die Unterschiede liegen, muss man ein bisschen in der Geschichte graben und die Entwicklung der brisanten, katholischen Kernthemen nachvollziehen. Es kann allerdings sein, dass einen dann persönlich das kalte Grausen ergreift, wenn einem aufgeht, wie heute noch intern die üblichen Zeitzünder verhandelt werden. Drei davon sind Abtreibung, Zölibat und priesterliche, sexuelle Übergriffe auf Kids. Ein Vorgang, den die inoffizielle katholische "freie" Enzyklopädie KATHPEDIA unglaublicherweise allen Ernstes "Medienkrise 2010, vulgo 'Missbrauchsskandal'" nennt. Ganz unsarkastisch.
Dort wird man dann auch gleich freimutig darüber aufgeklärt, was denn nun die "wahren Dimensionen" dieser herbeigeredeten Schädigungs-Kampagne "deutschnationaler Medien" (wie Spiegel oder ZDF) gegen den Papst und die Kirche sind (Originalzitat Kathpedia): "Über den zahlenmäßigen Anteil echter Pädophilie unter den Fällen, die seit 2001 in Rom bearbeitet wurden, sagte der vatikanische Strafverfolger Scicluna (Link, dt.), auf Nachfrage ob es 3.000 Fälle von pädophilen Priestern gebe: "So kann man das korrekterweise nicht sagen. Wir können sagen, dass es sich grosso modo in sechzig Prozent dieser Fälle vor allem um Akte von Ephebophilie handelt, das heißt: Akte, die mit dem sexuellen Hingezogensein zu Heranwachsenden desselben Geschlechts zusammenhängen. Weitere dreißig Prozent beziehen sich auf heterosexuelle Beziehungen; und zehn Prozent sind tatsächlich Akte der Pädophilie, also bestimmt durch das sexuelle Hingezogensein zu Kindern im vorpubertären Alter. Die Fälle von Priestern, die der Pädophilie im strengen Sinn des Wortes beschuldigt werden, sind also etwa dreihundert binnen neun Jahren." Tja. "Echte" Pädophilie? Ephebophilie? Das nimmt natürlich den Sprengstoff heraus. Sprich: Dazu fällt einem nicht mehr viel ein. Außer: Was für eine schlaue Rechnung! Jupiter macht stets alles etwas kleiner oder größer. Auch den Schlag ins Gesicht der heranwachsenden Jungen, Mädchen und aller anderen Opfer welchen Alters auch immer, die solcher Beschönigung über Jahrhunderte teilhaftig wurden. Wie setzte sich eigentlich das Zölibat fest, das unter anderem zu solchen Auswüchsen beitrug? Nun, Überraschung! Aus wirtschaftlichen Erwägungen.
Es war im schönen Jahr 1022, als Kaiser Heinrich, genannt der Heilige, ein aufrechter Stier mit ordentlichem Sinn für Finanzen, mit Papst Benedikt VIII. (geborener Theophylakt von Tusculum) eine Synode in der wunderbaren Lombardei veranstaltete. Dort sollten Kirchen-Regeln ordentlich überholt verschärft werden. Unter anderem ging es darum, dass die Kirche befürchtete, all die herumstreunenden Priesterkinder, denen ja weltlich ein Erbe ihrer kirchlichen Väter zustand, würden die Mutterkirche dann etwa völlig verarmt zurücklassen. Falls man immer mehr von ihnen produzierte. Also erließ man rasch eine Regel, die besagte: Wenn Kirchenleute Kinder haben, dann sind sie ab jetzt unfrei, das heißt, unterstehen dem Kirchengesetz und die Güter der Väter bleiben im Schoße der großen Mutter. Und das bezieht auch gleich ihre sündigen Mütter mit ein, die Unzucht mit den Priestern getrieben haben. Kurz: Niemand erbt hier nix mehr. Damit das aber nicht alles zu kompliziert wurde, verboten Heinrich und Benedikt - zwei auf einen Streich - auch die Priesterehe komplett. Bis dahin galt das Zölibat als sinnvolle, aber eher inoffizielle Empfehlung.
Das Radix der Synode (Mittagsstand links) zeigt denn auch sehr schön, worum es hier eigentlich ging. Herr 1 Pluto in 2, die Kontrolle der Besitztümer, bei einem Jupiter, also der Kirche, als Herr 2 in 1 in Häuser- und Zeichen-Rezeption - deutlicher und mächtiger ist ein Hintergrund astrologisch kaum abzubilden.
Der Konkurrenzgedanke zeigt sich hier auch stark in Sonne-Neptun-Opposition von Löwe nach Wassermann - es vermischen sich Subjektivität und Objektivität auf's Allerfeinste, was die Asexualität des berüchtigten Aspekts gleich mit beschreibt, die von 10 nach 4 verbindlich wird und in die Bedeutung kommt. Die dort gleichzeitig inhaltlich dominante Mond-Saturn-Opposition zeigt, was die Sprach-Regelung auf diesem Boden ist: Frauen und Kinder werden mit den Beschlüssen behindert und blockiert und zwar über die Väter (das 5. Mondhaus ist das 2. des Horoskops). Dazu kommt eine Venus, die Void of Course läuft und handlungsunfähig, quasi in der Zeit eingefroren ist, im Quadrat zur Lilith, dem Kampf der weißen gegen die schwarze Eva, der gleich mit abgebogen wird. Wer den Schaden hat, muss künftig für den Spott nicht mehr sorgen. Er kann sich unterordnen oder wird geäachtet. Herr 6 der Anpassung Mars vorn im Löwen in 9.
Eine ganz ähnliche Mond-Saturn-Opposition hat nun ausgerechnet viele Jahrhunderte später die Quaestio De Abortu, die 1974 als offizielle katholische Erklärung über den Schwangerschafts-Abbruch (Folge der Alice-Schwarzer-Zeiten: Wir haben abgetrieben!) in der Glaubenslehre-Kongregation herausgegeben wird. Mond-Saturn, mittags, diesmal nicht von 10 nach 4, sondern vom Steinbock nach Krebs. Saturn blockiert schon in der Anlage weibliche Selbstbestimmung und Mond ist dem Saturn-Zeichen unterstellt. Die Väter übernehmen das Kommando. Diesmal zeigt Fische in Haus 2 mit Neptun in 10 im Schützen die tiefere Wahrheit als im Besitz der Kirche an. Interessanterweise haben beide Radix-Bilder den Chiron als große Verletzung in 2, im Haus der Wirklichkeit der Substanz, die geschädigt wird, im Zölibats-Chart steht er sogar in Konjunktion mit dem GZ und belegt die enorme und universelle Wichtigkeit der Dekrete für die Zukunft und die Thematik des nächsten Jahrtausends.
Bei der Abtreibungs-Deklaration ist mit 5 Skorpion-Planeten die Bedeutung der Kontrolle und Macht-Ausübung sogar noch stärker überzeichnet als beim Zölibats-Thema. Natürlich spiegelt das nicht nur die männlichen Konzepte (Sonne und Mars), sondern auch deren Angst vor weiblicher Macht (Skorpion ist weiblich), die dominiert werden muss, um nicht (Lilith im freien Wassermann in 1) auszuufern und etwa mit den unverregelbaren, spirituellen Talenten der Wasserzeichen die "Religio" ( = Rückbindung zu Gott Schütze) aus den Angeln zu heben und weniger festlegende Wahrheiten zu verkünden. Letztlich zeigt sich hier eben auch das Grundproblem zwischen weltlich-religiöser Gottes-Vorstellung, die kulturell männlich ist, und überweltlich-offenen, eher weiblichen Zugängen zur Spiritualität. Im Pluto in 8, zusammen mit dem skorpionischen Überhang, spiegelt sich auch der Tod als Thema. Im IC und dem 8. Haus - Waage eingeschlossen und dominiert von Jungfrau - findet sich die Herkunft des Konflikts: Sie unterstehen hier als Weiblichkeits-Zeichen der erwachsenen Frau, die nicht notwendig Mutter, sondern sozial und sexuell eigenständig ist, über die verbrannte Venus dem männlichen Sonnenprinzip. Uranus auf Null Grad Skorpion bringt die ideologische Rigidität brüsk in die Kirchen-Philosophie (Spitze 9) ein. Schöner hätte man es sich auch nicht basteln können.
Schaut man sich dagegen den Stern-Titel von 1971 astrologisch an - das berüchtigte: Wir haben abgetrieben! - dreht sich das Bild und die Bedrohungs-Erwartung der Kirche durch solche Manifeste wird verständlicher: Diesmal steht Lilith, die schwarze Eva, mit Pluto in 1 und wird von der mystischen Union zwischen Glaube und Wahrheit (Jupiter-Neptun-Konjunktion) gestützt. Mond im Skorpion im Quadrat zu Mars und Quinkunx zur Sonne belegt den Kampf gegen die männliche Entscheidungs-Übernahme. Die Inhalte von Haus 9 bewegen sich Richtung der alten Mutter-Religionen mit Venus Herrin 9 in 9 im Stier. Es ist eine Überlebensfrage für die soziale Frau, dass sie nur dann Mutter sein und bleiben kann, wenn sie stabil gesichert ist. Und das wird mit Saturn in enger Konjunktion zu Merkur (Herr 1 und 10) ebenfalls im Stier in 9, entscheidend und im Sinne der Durchsetzung und Freiheit des Selbst manifestiert und zur Substanz erhoben. Ein starkes Risiko für eine Kirche (Herkunft des Problems am IC Schütze), da Jupiter von Neptun aufgelöst wird, wenn er sich nicht mit der größeren Wahrheit versöhnt und in ihr aufgeht. Ein hoch spannendes Bild, wenn man es so betrachtet.
Dass sowohl die Zölibats-, als auch die Abtreibungsfrage mit all ihren negativen Folgen kirchlich momentan wieder unter Beschuss geraten, zeigen auch die Transite über die Horoskope von Pavia und der Abtreibungs-Deklaration. Pluto-Uranus kreuzen den Pluto in 8 und Saturn den Merkur im Skorpion der Deklaratio Abortio. Saturn läuft auf den bedingenden Skorpion-Jupiter in 1 von Pavia direkt zu. In der Kathpedia heisst es zum Stichwort ABTREIBUNG übrigens fast esoterisch modern über die Folgen für "nachgeborene Kinder" von Müttern, die abgetrieben haben: "Vermehrt Psychosen, etwa auch das Gefühl der Anwesenheit eines Kindes, als ob ein Kind die ganze Zeit neben ihnen wäre." Nun, Angst zu machen - besonders mit Verweis auf zukünftige Generationen - war immer ein legitimes Mittel rigider, religiöser Organisationen. Ob das nun der psychologischen Schulmeinung entspricht. Oder eben nicht. Was immer man nun selbst von Abtreibung halten mag oder nicht, ist eine andere Frage. Um deren diskutierbare, ethische Komponente und tatsächliche systemische Folgen geht es in diesem Artikel nämlich dezidiert nicht!
Wenn Themen wie Abtreibung oder Zölibat als Faktoren von der Kirche benutzt werden, um Leid zwar theoretisch zu verhindern, sie es dann aber damit praktisch immer wieder als Konsequenz einer Überforderung der eigenen Priester von diesen Themen selbst zu erzeugt, geht das Ganze letztlich am Sinn der Sache vorbei. Jupiter meets Neptun. Zur Zeit wieder. Chiron, die Verletzung ist mit in der Arena. So lange die katholische Kirche Abtreibung selbst zum Politikum macht, während gleichzeitig nicht abgetriebene Kinder (ob nun pubertierend oder nicht, ist völlig unmaßgeblich) von Priestern immer noch sexuell missbraucht werden, leuchtet mir das Prinzip dahinter absolut nicht ein. Menschlichkeit kann es ja in dem Falle nicht wirklich sein. Insofern ist ein Satz aus der Quaestio de Abortu des Papstes Paul VI. wirklich sehr schön, feierlich und passend zum Schütze-Fische-Thema. Übrigens zeitlos gültig, aber nicht nur für Kirchenmitglieder: "Möge Gott auch alle Menschen erleuchten, die mit ganzem Herzen suchen, 'nach der Wahrheit zu handeln' (Joh 3,21)". Ich befürchte nur, dass er streng anders gemeint war, nämlich in Richtung auf die, die kirchliche Wahrheit noch nicht für die wahre Wirklichkeit halten.
PS: Der aktuelle Heilige Vater Benedikt, Widder mit Waage-Mond (man beachte die Namensgleichheit mit dem Benedikt von Pavia und der Zölibats-Synode, hat bereits 2010 die akute "Medienkrise vulgo Missbrauchsskandal" mit folgenden Worten "beendet", die man sich merken sollte:
"Es war zu erwarten, dass dem Feinde solch neuer Glanz des Priestertums nicht gefallen würde; derselbe hätte vorgezogen es verschwinden zu sehen, wodurch letzten Endes Gott ausgeschlossen würde aus der Welt. Daher ergab sich, dass eigens in diesem Jahr der Freude über das Sakrament des Priestertums die Sünden von Priestern ans Licht gekommen sind; vor allem der Abusus gegenüber den Kleinen, wodurch das Priestertum, als Auftrag der Sorge Gottes zugunsten des Menschen, in sein Gegenteil verkehrt wird. Auch Wir erflehen dringend die Vergebung von Gott und von den betroffenen Personen, überdies beabsichtigen Wir zu versprechen, dass Wir alles nur mögliche tun, dass so ein Abusus nie wieder vorkommen kann; zu versprechen, dass Wir im Zugang zum priesterlichen Dienst und in der Bildung auf dem Vorbereitungsweg dahin alles was Wir auch tun können, um die Echthheit der Berufung zu beobachten und dass Wir überdies die Priester auf ihrem Weg noch mehr begleiten, auf dass Der Herr sie schütze und geleite in bedrängenden Situationen und den Gefahren des Lebens."
Wie zum Beispiel der Gefahr des Lebens, dass ihnen "die Kleinen" mal wieder über den Weg laufen und sie dann nicht wissen, wie man sich anständig benimmt, meint der Papst wahrscheinlich. Ja, so könnt "Ihr" (der verwendete Pluralis maiestatis) es sicher auch sehen, mit Jupiter am Fische-Aszendenten und Schütze-MC auf dem Galaktischen Zentrum, lieber Heiliger Vater! Wurde denn das "beabsichtigte", angekündigte Versprechen nun eigentlich bereits gegeben und eingelöst? Und da mir das noch unklar ist, möchte ich fast sagen: Mir geht angesichts dieser ganzen Geschichten der Hut hoch. Nur meine Meinung.
Bild: Lucas Cranach
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