Es waren einmal zwei Skorpione...
Manchmal macht die Astrologie Verständnis so viel einfacher. Wenn sich die Welt bei merkwürdigen Geschichten wie der vom asketischen Ex-General Petraeus und der stahlharten Überfliegerin Paula Broadwell fragt: Wie konnte diese staatsgefährdende Affäre nur passieren, schauen wir ins Chart. Und sehen: Zwei Skorpion-Sonnen sind sich begegnet. Zwei Schütze-Merkure haben sich erkannt. Eine Beziehung, die weit mehr ist als nur ein Seitensprung, hat sich über Composit und Combin mit der klassischen Liebes-Konstellation Sonne-Venus-Neptun entwickelt. Natürlich auch im Skorpion. Solche Begegnungen sind fraglos wie unausweichlich. Auch wenn sie am Ende nichts als Wahnwitz schaffen, vor allem für die weiteren Beteiligten. Familien. Diese Paarung war eine solche Besessenheit. Bis Pluto-Uranus den Beziehungs-Mond ansteuert. Die Sache, die Liebe, die Leidenschaft knallt hoch. Es kommt heraus und hat menschlich schlimmere Folgen als nur einen Rücktritt (SPIEGEL).
Man muss sich das vorstellen: Da ist ein CIA-Chef, den sie in der "Company" nicht umsonst "König David" nennen. Skorpion vor dem Herrn, kommt ohne Schlaf aus, trainiert bis zur Selbstzerfleischung, lebt von rostigen Nägeln, fordert sich und alles, was ihn umgibt. Er trifft eine Elite-Soldatin, Hochleisterin, Intellektuelle, Skorpionin vor dem Herrn, beinhart im Anspruch, ehrgeizig im Ausleben. Beide hoch intelligent, stets auf der Suche nach Konzept-Erfüllung. Sie haben beide Mars-Uranus, er die Opposition Steinbock-Krebs, sie die Konjunktion in der Waage. Also stoßen sie aufeinander und entdecken sich selbst im anderen, als Jupiter 2006 in Konjunktion und Neptun im Quadrat zu ihren Sonnen steht. Wo Skorpion oder Pluto im Spiel sind, fühlt sich im Leben ja immer etwas unfertig an. Beide haben sie Ehepartner und Kinder. Aber irgendetwas fehlt Skorpion und Skorpionin immer. Der General und die Überfliegerin finden plötzlich vermeintlich das, was es war. Den anderen.
40 Jahre ist der Hardliner mit seiner Frau Holly zusammen. Vorzeige-Militär, Vorzeige-Ehemann. Eisern in der Selbstdisziplin mit dem Umsetzer-Mars dazu. Broadwell ist mit einem Radiologen verheiratet, hat zwei kleine Söhne. Alles wäre gut gewesen. Wenn nicht der Hunger, der Durst gewesen wäre, der Skorpion-Betonten immer eigen ist. Sie suchen ja nicht nach Vorübergehendem, sondern nach Verbindlichkeit, auf ewig, wenn sie überhaupt suchen und sich das Finden nicht stattdessen verbieten. Strike - wieder eine Mauer gesetzt, wieder sich selbst überwunden. Mach dich stark. Aber dann kommt irgendein Transit, eine Ahnung, eine Entdeckung und die Mauer bricht ein. So heftig, wie sich das Nicht-Skorpion niemals wird vorstellen können. Genauso bedingungslos, wie sie vorher gezogen wurde.
Petraeus, der damals gerade von der Armee zum CIA wechselt, und Broadwell, die ihren Master macht und den General bei einem Vortrag hört, finden auf den ersten Blick einen Spiegel, als sie sich sehen. Manchmal kann man das Gefühl nicht erklären, nur wissen, dass es ein inneres Ja ist: Ja, da ist sie, diese Latte, die mir das Leben gerade noch höher legt, ja, hier kann ich mich endlich messen. Eine Herausforderung für alles Plutonische. Der General hat Sonne-Pluto-Quadrat zusätzlich im Radix - ein schierer Hype in Macht. Die junge Frau, die alles kann und später seine Biographin werden soll, Venus-Pluto und Jupiter-Pluto, die Macht des Glaubens und der Vision. Dazu all diese Planeten in Waage, die das ganze nicht zum Männer-Fight verelenden lassen, sondern Erotik, Sex und Passion eindeutig mit ins Boot holen. Sie fährt ihm einfach nach nach Afghanistan.
Dort beginnen sie zusammen zu joggen und reden dabei. Sie haben "sich gegenseitig getestet". "Wir sind sehr, sehr schnell gerannt," schreibt Broadwell in der Biographie, die sie über ihn schreibt. Die Faszination voneinander muss mit Händen greifbar gewesen sein - dennoch soll die Beziehung (von Affäre kann man eher nicht reden, bei einer solch existenziellen Rutschpartie) erst 2011 begonnen haben. Sonne-Neptun-Konjunktion mit Venus macht solche Paare einerseits vollständig für alles, außer einander, blind, andererseits setzt der Fische-Faktor auf die physische Verbindung häufig lange ein Tabu. Wenn es dann doch passiert, bleiben solche Partnerschaften kaum lebbar oder eben heimlich. Zu stark ist die Verschmelzungs-Sehnsucht dahinter, zu "göttlich" die Sehnsucht, als dass sie wahr werden dürfte, mit all den humanen Wunden.
Im Combin und der Synastrie sind solche neptun- oder fische-bezüglichen Sonnen-Wechselwirkungen die rätselhaftesten, ungreifbarsten, süchtigsten und spirtuellsten Faktoren der Liebe. Manchmal enden sie unglücklich, weil die Realität, das Leben vor dem Gespür für das ungemein verwobene Dahinter, das einen eint, einfach nicht kompatibel ist mit der Magnitude der gegenseitigen Verbundenheit. Sie fühlt sich immer größer als alles andere an, was man je erlebt hat, wird leicht zum Mythos oder zum Kreuz, das wir nie mehr ablegen.
Immer entstehen darum herum Heimlichkeiten, Verrätselungen, Konkurrenzen, manchmal auch Betrügerei, die schwierige Seite des Neptunischen. So wundert es niemanden, dass dieser David Petraeus, der harte Mann, und diese Paula Broadwell, die taffe Frau, sich eine Weile einander und ihrer Sucht nach gegenseitiger Größe ergeben haben. Dass niemand etwas merkte, weil keiner es ihnen zutraute. Wenn sie, die Waage-Betonte, aber nun bereits als der klassisch unwiderstehliche, strategische Stolperstein einer männlichen Karriere gehandelt wird, trägt das dem, was astrologisch wirklich passierte, mitnichten Rechnung. Beide wollten sie das, beide sind sie wie Magneten auf einander zugeflogen. Und es war mehr dahinter als Kalkül.
Die Geschichte vom General und der Frau flog auf, als Broadwell, skorpionisch bis ins Mark, eifersüchtig wurde. Skorpione sind am bedrohtesten dann, wenn sie das Dogma der Verbindlichkeit und Einzigartigkeit gefährdet sehen, das ihre Stärke seelisch scheinbar absichert. Als Paula B. auf die Idee verfiel, ihr skorpionischer Geliebter und CIA-Chef habe eine andere Affäre begonnen, begann sie zu suchen. Mutmaßlich zum Beispiel in Petraeus Email-Account, ein No-Go für den Boss des CIA, der politisch und geheimdienstlich zum Risiko wird, wenn er gläsern sein sollte. Das FBI soll außerdem Hunderte von Liebes-Emails des Ex-Generals entdeckt haben, als Broadwell sich anschickte, die verdächtige zweit-Geliebte zu stalken. Die sich wiederum beschwerte. Aber all das ist letztlich ungesichert.
Dass die Grobversion der skorpionischen Liebe ansonsten absolute Wahrheit hat, belegt Petraeu's schneller Rücktritt. Ein Dämpfer für den eben erst frisch gewählten Präsidenten, was sich in dem Quadrat der Sonnen beider heimlich Liebenden spiegelt, die Obamas Sonne-DC-Uranus im Löwen unter äußerste Spannung setzen. Die Staatsaffäre Petraeus-Broadwell wird für ihn zum unglücklichen Einstieg in die Amts-Verlängerung. Schlimmer aber zahlt der Rest der nicht-skorpionischen Welt drauf: Die Ehepartner und Kinder der lieben Liebenden, die vermutlich von dem regierungs-relevanten Seitensprung schockiert und überfordert sind. Häufig eine Begleiterscheinung plutonisch-existenzieller Dramen. Sie lassen ein Schlachtfeld hinter sich.
Paula Broadwell, die Überfliegerin, hat zur Zeit Pluto Konjunktion und Uranus Quadrat Jupiter. Durch all das wird ihr Glaube an Richtig und Falsch der Beziehung vermutlich nur noch fixierter. Pluto-Jupiter entwickelt gern schier unmenschliche Power im Sich-Verbohren. Petraeus Radix steht unter denselben Langsamläufern auf Chiron im Steinbock, der wiederum auf dem Jupiter seiner Geliebten sitzt. Sie vergrößert ungewollt seine Wunden. Am Ende wird beiden der Boden unter den Füßen weggesackt sein - Neptuns Treibsand, der beider Schütze-Merkur im kommenden Jahr langsam, aber sicher per Quadrat auflösen wird. Wo Visionen und Abenteuer bewusst hochgepusht werden, treibt immer der Skorpion im Verborgenen (12. Feld des Schützen) die eigentümlichsten Blüten. Am Ende schmeckt das auch für zwei Plutonier bestenfalls bittersüß.
Bilder (bearbeitet): Michael Spocko via Flickr
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