USA: High Noon zur besten Sendezeit
Als Astrologe kann man sich bei den öffentlichen Amtsträgern (und auch solchen die es werden wollen) meistens nur bedanken. Vor allem wenn sie live und vor einem Millionenpublikum genau so agieren, wie es dem Zusammenspiel von aktueller Zeitqualität und eigenen Anlagen entsprechen würde. Jüngstes Beispiel – die Fernsehdebatte und ihre Folgen von Barak Obama und Mitt Romney.
Noch kurz vor Beginn der Debatte waren sich alle Beobachter einig: das ist Romneys letzte Chance um den Vorsprung des Präsidenten zu verkleinern. Nun diese Chance hat er bestens genutzt. Und wenn man sich die Auslösungen der beiden Kontrahenten ansieht, erklärt sich auch schnell, warum.
Fernsehdebatten sind ja an sich schon eine aufgeblasene Sache. High Noon im Medienzeitalter. Da geht es fast nie um Sachverstand und Argumente, sondern im Prinzip nur darum, sich selbst bestmöglich zu verkaufen. Und das klappt immer dann besonders gut, wenn man einen Sack heiße Luft dabei hat, denn man genüsslich und überzeugend vor dem Publikum ausbreiten kann. Das Jupiter Prinzip eben. Wenn man es dann noch schafft, den Gegner zu verwirren und bloß zu stellen, sich selbst aber im besten Licht erscheinen lässt, dann hat man auch noch Neptun-Nebelkerzen ins öffentliche Bewusstsein geworfen (das Neptun-Prinzip) und wird den Platz als Sieger verlassen.Beides ist passiert an diesem Abend und in beiden Disziplinen lag Romney klar vor Obama. Im Ereignischart der Debatte findet sich dann auch ein Zwillings-AC mit Jupiter in Haus 1. Während Neptun in Haus 10 sich langsam auf dem MC zu bewegte.
Schon von der Anlage her, unterscheiden sich die Kontrahenten, bezogen auf diese beiden Planeten sehr. Obama hat eine Jupiter-Saturn Konjunktion in Haus 12, seine Sonne steht im Quadrat zu Neptun. Was sich im Umkehrschluss auch auf das zwölfte Haus auswirkt. Verkürzt ausgedrückt – trotz aller Löwebetonung gibt es immer einen gewissen Grundzweifel am eigenen Sein. Was ein durchaus sympathischer Wesenszug gerade bei einem Löwen sein kann. Man ist sich also nicht wirklich sicher und mit Sonne in Haus sechs sucht man dann nach effektiven Entwicklungen und Lösungen.
Was Obama dabei bisher immer gerettet hat, war die Opposition zwischen Merkur und Jupiter. Hier baut sich die Spannung auf, die man braucht um Zuhörer zu überzeugen. Mit Jupiter in zwölf hat man auch eine gewisse Gabe, die Stimmung seiner Zuhörer zu erspüren, ihre heimlichen Wünsche und Bedürfnisse, um diese dann, auch recht spontan überzeugend und souverän als praktische Wirklichkeit zu beschreiben (Merkur in sechs).
Bei einer Fernsehdebatte spielen die Zuschauer im Saal aber keine Rolle, somit ist Obamas größtes Pfund schon mal nur eingeschränkt verfügbar. Vor allem aber, wenn aktuell auch noch Saturn ins Quadrat zu Jupiter und Merkur läuft. Man also innerlich noch jedes Wort auf die „Bleiwaage“ legt, getrieben von der Angst, dass man sich nicht den kleinsten Fehler erlauben darf. Wenn dann noch der Mond ins Quadrat zum eigenen Uranus läuft, wird jede spontane Äußerung zum Rohrkrepierer.
Alles in allem also keine guten Karten für Obama. Er wirkt zu Recht amtsmüde, hat keine Jupiter-Visionen, sondern bezieht sich immer nur auf Machbares. Mit anderen Worten – er langweilt, unterhält nicht und verkennt anscheinend komplett, was von ihm als Präsident in einer Fernsehdebatte gefordert ist. Souveränität, Zuversicht und neue Visionen. Sein „yes we can“ klingt wie: „wir…äh…ich hätten eigentlich schon gekonnt, wenn nicht usw usw“. In Krisenzeiten will das niemand hören, schon gar nicht die Amerikaner. Selbst wenn es richtig ist.
Und Mitt Romney. Ein Kandidat, der sich bisher eigentlich schon selbst aus dem Rennen geworfen hatte. Inhaltslos, blass und alles andere als souverän. Aber in der Eins-zu-Eins Situation einer Debatte plötzlich ganz anders.
Zum einen hat auch er einen Zwillings-AC, das Ereignis entsprach somit seiner Grundanlage. Mit Fische-Sonne samt Mars und Merkur in Haus 11 ist er auch wie gemacht, für die etwas sterile Atmosphäre einer Studio-Diskussion mit ausgewählten Zuschauern. Hier kann er sein emotionales Charisma entfalten, mitfühlend lächeln, Empathie (die er womöglich tatsächlich hat) ausdrücken. Der einzige der seine Kreise wirklich stören könnte, wäre sein Kontrahent. Mit Venus im Wassermann am MC wird das Ganze noch verstärkt, ein netter freundlicher Mann also, der nicht einmal böse Dinge sagen muss.
Aber im richtigen Moment durchaus kann. Denn Romneys dickstes Pfund ist seine Mond-Jupiter Konjunktion Ende Skorpion. Da gehören Selbstzweifel nicht zum energetischen Repertoire, im Gegenteil. Und wenn man ihn nur lange genug im eigenen Saft schmoren lässt (also ihn nicht unterbricht und attackiert), dann strahlt der Mann auch noch genügend Zuversicht aus. Der ideale Fernsehprediger, von Gott gesandt auf seiner Mission die Welt und insbesondere Amerika zu retten.
Was aber manchmal bei all der Wasserbetonung (5 Planeten) etwas beschaulich wirken kann, bekam pünktlich zur Debatte die richtige Würze. Transit-Mars in exakter Konjunktion mit Mond-Jupiter (die neben bei auch noch im weiten Trigon zur Sonne stehen). Und plötzlich wirkt der Mann angriffslustig und souverän gleichzeitig, scheint mehr Visionen als Obama zu haben. Und wenn er dann einfach behauptet, alle Vorwürfe gegen ihn wären frei erfunden, dann bleibt einem erst mal die Sprache weg. Wenn man Obama heißt und gerade Saturn Quadrat Jupiter hat. Soviel Unverfrorenheit hat man wohl nicht erwartet.
Und am Ende kommt es wie es kommen musste, Romney ist plötzlich wieder da und Obama schüttelt sich und wundert sich. Hoffentlich nicht zulange, denn die nächsten Duelle stehen bevor.
Der 16.Oktober muss eigentlich eine Wende bringen, aber leider darf sich Obama keine falschen Hoffnungen machen. Astro-Energetisch gesehen wird’s nicht wirklich besser werden. Saturn hat dann zwar schon das Quadrat zu seinem Jupiter überschritten und läuft ins Trigon zu seiner Venus, aber just an diesem Tag steht Sonne auch im Quadrat zu seinem Saturn. Als I-Tüpfelchen dann noch das exakte Quadrat zwischen Mars und Obamas Pluto. Bildhaft gesprochen: schlimmstenfalls platzt ihm in aller Öffentlichkeit der Kragen. Weil der innere Druck und das Gefühl der Lähmung zu groß werden. Wenn es gut geht, punktet er damit, wenn es schlecht läuft, wirkt er halt- und hilflos.
Mehr Hoffnung liegt darin, dass die kosmischen Hintergründe diesmal Romney nicht so günstig gestimmt sind. Auch er hat plötzlich mehr Schatten- als Lichtaspekte. Vor allem Mars Quadrat Mars dürfte ihm zu schaffen machen und wäre ein weiteres Indiz dafür, dass Obama plötzlich schärfer schießt als erwartet. Aber auch das Quadrat von Saturn zu Saturn, jetzt zulaufend, wird ihm nicht mehr so leicht gestatten, Wirklichkeit in einem neptunischen Nebel- Licht darzustellen. An Obamas Stelle würde ich mir eine kleine Liste mit „Sünden“ zusammen stellen, die ich meinem Kontrahenten vor laufender Kamera zur Kenntnis bringe. Gut recherchiert und inhaltlich abgesichert. Dann könnte es eine Reaktion von Romney geben, die das Blatt wieder wendet.
Aber vor allem braucht Herr Präsident wieder eine Vision. Erst mal für sich selbst. Und dann für Amerika. Missstände nur gut verwalten zu können, reicht in diesen Zeiten nicht. Menschen brauchen Hoffnung, dass die Lage schwierig ist, wissen mittlerweile alle. In diesem Sinne - „Yes you can“, Mr. Präsident, immer noch. Just do it.
Bilder (bearbeitet) :Obama: By Elizabeth Cromwell via Wikimedia Commons; Romney: By Matthew Reichbach via Wikimedia Commons; White House: By Gregory.lussier via Wikimedia Commons