Der Drops ist nun wirklich gelutscht
Wenn Lilith tobt: Auf sie mit Gebrüll
Es ist endlich soweit: Nun wird Causa Wulff, die Zweite, weibliche, auch noch zum Staatsakt. Lilith, der schwarze Mond ist los. Das ist nicht neu. Einst stand sie - als das astrologische Negativ der "guten Frau" - bereits in Opposition zur Sonne jenes England, das dann für eine Weile zum United Kingkong wurde. Es begab sich übrigens zu der Zeit, als die ehemals so zarte und später so harte, royal abgehalfterte Diana Spencer ihr brisantes, offenherziges BBC-INTERVIEW (Abschrift) gab. Auch ein Grund zum Fremdschämen. Sie kolportierte damals Intimes, was auf einen Schlag den Ruf des Ex-Gatten, der royalen Familie und des ganzen Empires zerstörte. Der Lady Di-Effekt, nur light, nur deutscher, wiederholt sich aktuell eine Nummer prüder im schönen Lande der Dichter und Denker. Während die BRD unter Lilith im Anlauf auf die Landes-Sonne steht, die durch Neptuns Gerüchteküche schon gebeutelt ist.
Bettina Wulffs Rechtfertigungs-Buch schändet - nach Ansicht von Kommentatoren, also jetzt sogar die höchsten Ämter der Republik. Die sich - derart "entmythologisiert" (Politologe Werner Weidenfeld im FOCUS) - nur schwer wieder davon erholen werden. So ist das also. Nun, wenn etwas entmythologisiert wird, war der Mythos meist vorher eine Nummer zu groß. Wenn sie wenigstens das geschafft hat, die Ex-First Lady, dann Hut ab. Ob's nun ein "Teenie-Buch" ist oder nicht. Um's mal in ihren Worten zu sagen: Der Drops ist endgültig gelutscht. Wo leben wir inzwischen eigentlich? Mars stand auch seinerzeit im Skorpion und diese böse Lilith Mitte Jungfrau im Quadrat zum bundesdeutschen Merkur, als Hillu Schwetje (Sonne-Lilith-Quadrat), Ex-Gattin des niedersächsischen Minister-Präsidents und zukünftigen Bundes-Schröders, mit einer "Brachial-Beichte" in der SZ ihren Ehemaligen "zerlederte" (Zitate aus damaligen Artikeln). Der Mob gröhlte. Der gleiche Aufstand.
Sowas findet man hierzulande gar nicht fein, selbst wenn der Mann nicht schon vorher von den Medien selbst mit kaputt geschrieben wurde. Sondern - in Schröders Falle - nur ganz privat mit einer Jüngeren, noch Dünneren durchgeht. Besser, frau hält den Mund und mischt sich nicht ein, am wenigsten in die Politik. Das gebietet schon der Anstand. Falls man die Füße nicht stillhält, mag man als neidische, machthungrige, durchgedrehte Medea in die Annalen eingehen. Wie auch dort: Saturn läuft in Opposition zu Frankreichs Lilith, als Valerie Trieweiler, First Lady, von ihrem Lebensgefährten das freche Twittern gegen seine Ex verboten wird - und andere, nicht nur böse Rede auch. Staatsaffäre. Wenn Frauen ihre Männer auch nur vermutbar diskreditieren, erhebt sich eben noch lieber und noch länger die Stimme des Volkes. Fehler, Selbstvergessenheiten werden zur krisen-veranlagenden Regierungssache. Egal, ob man überall jenen - nun plötzlich pantoffelheldigen - Mann, wie bei Wulffs, schon zuvor allgemein für einen Polit-Betrüger hielt. Wahrscheinlich war SIE, die nun private Defizite anklingen lässt, die Ursache für die Staatskrise.
Der schwarze Peter des Jahres dagegen erntet jetzt nur noch Mitleid. Als hätte man es nicht gewusst, an allem Schuld ist: Die FRAU. Bettina Wulff. Oder: "Klein Erna" (Zitat irgendwo sonst in den Beurteilungen), die so oberschlau gewesen sein will und es wagt, sich mit der hoch respektablen Präsidenten-Würde als Prinzip anzulegen. Lilith im Verein mit Pluto und kein Ende. Obzwar genau diese Amtswürde damals so in Grund und Boden schreibbar war, als ob es nie eine gegeben hätte. Saturn in den letzten Zügen Waage, Bilder werden Beton. Pluto-Uranus auf dem Bundes-AC (Berlin). Neptun Quadrat Sonne. Alles ziemlich wahllos.
Wenn Lilith - ob im öffentlichen oder privaten - Radix vor sich hintobt und nun auch noch ein Neptun-Quadrat macht, scheiden sich gemeinhin sämtliche Geister und Ängste, die sonst diffus im Untergrund des Menschlichen vor sich hinwabern. Es geht nun sogar um das berüchtigte Lilith-Orakel des bösen Blicks. Wullfs kleine Söhne, die sie "angeblich" schützen will, werden als Gegen-Argumente vorgezerrt. Lilith als alte Mörderin der Kinder klingt also metaphorisch auch noch an. Du liebe Güte. Eine Staats-Bedrohung wird gemalt, als hätte sich Vagina Dentata höchstpersönlich aufgeschwungen, um endlich die armen Männer in den Boden zu schrumpfen. All das passt so wunderbar zum Lilith-Mythos. Den man umso lieber in Betroffene und Getroffene mythologisiert. Falls sie ein paar Rest-Zähne haben. Plötzlich ist die Privat-Sphäre der Wulffs, die vorher frei zum Abschuß stand, wieder schützenswert. Hallo? Geht's noch?
Klar, Bettina Wulff, die Skorpionin mit dauer-aufgewühlter Angriffslust (Mars-Opposition Sonne) agiert vielleicht naiv, sie ist hyperfokussiert, sie hat eindeutig ein Ego und vielleicht ist es fadenscheinig, wenn sie sich nun als gepeitscht von der Ehre der Entrechteten eben jenen Stilmitteln hingibt, mit denen vorher die Öffentlichkeit gegen die Causa Wulff schacherte. Übrigens auch oft genug im Bravo-Jugendzeitungs-Duktus. Als das noch erlaubt war, weil man den Verbrecher greifen wollte. Damals noch der Bundespräsident und im Amt keineswegs so tabu wie heute, da seine Frau es/ihn entwürdigt. Je nun. Andere Zeiten, andere Sitten. Neptun und Konsorten, alle Langsamläufer auf Kurs. Unten BRD (Berlin) Vergleich mit aktuellen Ständen. Genauso gut, wie das, was jetzt abläuft, könnte man es kürzer machen und einfach hirnlos: Opfer! Opfer! brüllen. Nach allen Seiten. Denn hier geht auch Neptun-Sonne richtig ab, mit sämtlich beteiligten fiesen Verirrungen und unbewussten Schatten.
Wenn man Frau ist, auch das beklagt Lilith als astrologischer Faktor, scheint es - davon unbenommen - zuweilen doch nicht ganz so locker zu sein, sich den übergeordneten Gatten als Amts-Faktoren immer unterzuordnen. Sie wird nun als dumme Ausnahme gehandelt, sie war dabei wirklich die Jüngste der Gattinnen, die es je gab, die einzige mit einem so kleinen, zweiten Kind. Wie es augenscheinlich Teile der Gesellschaft noch für normal halten, hätte sie keine Ansprüche an eigenes Leben haben dürfen. Hätte sie nicht? Verkauft? Für ein Amt? Nicht ihres? In welchen Paradigmen leben wir hier noch?
Andererseits fragt man sich natürlich angesichts der Hebebühne des Bücher-Vorfalles schon, was denn wohl - umgekehrt - ein Joachim Sauer, Gatte der Kanzlerin, getan hätte, hätte man ihm etwa irgendwann eine Vergangenheit als Escort-Boy, "geiler Viktorius" oder Prostituierter in schwarzen Strapsen (samt angeblicher Beweisfotos) angedichtet. Eventuell sogar von SPD-Seite. Oder ob ein Kai Diekmann, Boss Bild-Zeitung, ihn, den Kanzler-Gemahl, während des gemeinsamen Breakfasts bei Hofe, wirklich auch gefragt hätte: "Hören Sie mal, alter Junge, stimmt das denn wohl, dass Sie mal arglos im Rotlicht-Milieu herumschwirrten?" (Zitat ist keines, ganz frei übersetzt, nach Sinn). Während gerade die Gattin unter Euro-Beschuss steht. Das sagt eigentlich alles über die Verquickungen einer überdrehten Presselandschaft mit der Politik. Augenscheinlich sind solche Tischgespräche unter Uranus-Pluto so üblich, als würde man über das neue Bobbycar der Söhne reden. Und darüber wundert kein Mensch sich.
Ein Tip: Vergleichbares wäre womöglich bei Sauers zuhause gar nicht erst passiert, behauptet Lilith, die "schlimmere Eva". Weil Joachim Sauer-Merkel nun mal ein Mann ist, und dieser als Genre - genauso wie das des Staatsamtes an sich - in gewisser Weise nach wie vor den Geschlechts-Bann-Meilensteinen untersteht. Zu kurz gedacht? Stimmt doch gar nicht? Je nun. Noch einmal. Das Bild des Mondes, der sanfteren Sorte Frau, wurde äußerlich vom blonden "Model" Eva Wulff (und ihrem Mond-Uranus) durchaus angenehm für die Presselandschaft bedient. Was für ein Fressen. Und dann wird sie plötzlich heftig. Au, au, au. Was für ein Faux Pas! Besser wäre gewesen, einfach so zu bleiben, wie es sich diejenigen wünschten, die sie lieber als schweigende, duldende Madonna sähen (oder als gerechte Athene, Kopf-Tochter und Intelligenzbestie) und es schon immer auf den Verstoß, den Regelbruch (Pluto! Steinbock!) des Ehegespons' abgesehen hatten. Den selbsternannten Rächern also, die mit uranischer Widder-Power in den Heiligen Krieg gegen alles ziehen, was nun zerstört werden muss. Karthago zum Beispiel. Oder schlechte Literatur, sprich, Wulffs "Werke". Oder was auch immer. Zu platt? Kann sein. Vielleicht aber auch nicht. Etwas Wahres steckt in allem.
Silvia von Schweden hält doch auch ganz lieb den Mund, wenn der König an Table-Dance-Tischen diniert oder mit Kriminellen per Du ist. Sofia von Spanien schweigt und deckt, falls der Gatte eine Dauer-Geliebte nutzt bzw. Elefanten ermordet. Pflicht der dekorativ-menschlichen Staatsfrau, die im Paket von der Regierung als caritatives Charity-Anhängsel mitgekauft und beschäftigt wird. Das natürlich immer "eine Wahl hatte" - vorher. Finden einschlägige Profi-Kommentare zu Wulff wenigstens, die auch behaupten, das hätte die doch bitte alles kurz nach der plötzlichen Sinnfrage Merkels an den Mann prima entscheiden können. Ach so. Hatte sie die Wahl? Wirklich? Sicher, man kann sich mal eben scheiden lassen, bevor der Ehemann noch Präsident oder König wird. Auch ganz überraschend. Blitz-Ent-Ehung, nennt man das danach vielleicht, mitsamt den Blitz-Schlüssen einer blitzaktiven Öffentlichkeit, falls sie das getan hätte. Soziale Grausamkeit hätte es vermutlich dann geheißen. Und sie hätte auch, obwohl (Klein-) Christian sie so liebevoll überzeugte, doch nie im Leben First Lady als Haupt-Berufswunsch dem seinen demütig unterordnen müssen. Ja, so frei ist das lustige Eheleben - deutsche Wirklichkeit. Plötzlich war alles so leicht und ohne Arg.
Nein, niemand, erst recht keine Lilith, muss heute alles mitmachen, wozu sie der Gratis-"Dienst" am Volke verdonnert. Wir alle wissen doch in unserem kleinen Leben vorher, was nachher ist. Weil wir alle das genau so im Alltag immer schon täglich praktizierten. Sachlage, Entscheidung, rumms. Fehlerlos. Besoders in der Liebe. Auch das ist uranische Virtualität im Zeitalter der Zielvorstöße. Wulff war vermutlich auch Astrologin oder hatte wenigstens einen guten Wahrsage-Berater und besaß daher auch die Gabe der Voraussicht solcher persönlicher Grenzüberschreitungen. Wie sie dann kamen. Nur wir machten die entschuldbaren Fehler, seinerzeit, als wir Wulff per demokratischem Instrumentarium wählten und akzeptierten. Wieso dann der indirekte Rausschmiss, wenn man doch eh als Superbrain zuvor immer alles kommen sieht? Wahrscheinlich ist nun ausgerechnet so ein General-Sidekick als Hinweis auf vermutete Nicht-Fehlerlosigkeit aller Menschen genauso dumm und naiv gedacht, wie Wulffs Buch zeitweilig klingt. Schriften prägen :-). Und: Die Schräge des Mobbens braucht stets eine kleine Ausgleichsbewegung. Es ist doch so: Staatsämter sind zweifelsohne wichtig, werden aber ansonsten leicht überbewertet. Typisch Saturn. Gesetz und seine Diener als Top-Dogs. So entmythologisiert generell die Kompensation des Schicksals jede Übertreibung.
Wie der Rummel um dieses "Buch", die Rache, der Gegenschlag, nennen es manche, das sicher als Oeuvre ein Angriff auf den guten literarischen Geschmack ist. Nichtsdestotrotz aber literarisch oder konventionell auch gar nicht gemeint (Titel: Jenseits des Protokolls). Wieso sollte es nun ausgerechnet zum End-Movement der General-Abschuss-Freigabe werden, all jener zivilisatorischen Errungenschaften, die Kritiker Wulffs für sich in Anspruch nehmen und ausgerechnet von der "Autorin" einfordern. Wenn schon Stil, dann doch bitte auch bei den Kommentatoren. Wenn schon Wissen um das, was sich gehört, dann unbedingt bei allen Beteiligten. Aber dazu ist das Pluto-Uranus-Klima vermutlich nicht fähig (siehe Loop! ARTIKEL "Und ewig mobbt der Mob" in genau dieser Sache). Merke: Mobben ist auch, wenn man Grund dazu hat. Das macht die Sache nicht besser. Wenn jemand will, lass ihn doch einfach lieber "Bettina Wulff diskreditiert Mann" als "Bettina Wulff Prostituierte" auf Google-Selbstvervollständigung über sich lesen wollen. Vielleicht geht es darum?
Nein, besser noch mal anders: Bettina Wulff ist garantiert keine Lady Di (nebenstehend Chart England Vergleich mit ihrem damaligen Outing-Interview als Märtyrerin). Aber was sie tut, wirkt ähnlich offensiv und ähnlich polarisierend. Und komisch ist der ganze Trouble doch. Wo erst ein Christian Wulff (jetzt plötzlich genannt "der Arme", verheiratet mit dieser Hyäne...) mit seiner doch recht schwammigen 12. Haus-Sonne von der Welt übelst auf's Korn genommen wurde, entsteht bei Liliths Aggressivität (die genau die Schwammigkeit von ihrem Gatten en passant und gewiss nicht als Haupt-Topos berichtet) plötzlich dunkler Brei von Zeug. Pro Ego, pro Selbst, pro Wehrbereitschaft, allseits.
Contra "schwarze Eva", Bewegung, Gegenbewegung, sicher, auf Wulffs Mist gewachsen (Sorry, aber es IST ja alles durchaus peinlich!), zusammen allerdings mit dem unvermittelt ganz eigentümlichen Effekt, der ein Land und all seine Ämter angeblich fast aus den Angeln hebt. Wieso darf nun aber Klein-Lilith Bettina nicht, was vorher alle durften? Und zwar viel, viel deutlicher? Haupt-sätzlicher, vorwerfender, böser, gemeiner? Weil sie zufällig seine Frau ist, weil es lächerlich ist, danach darüber zu schreiben, dass man zum Therapeuten musste? Was soll die Häme? Der ganze öffentliche Streit, der sich auf innere Welten auswirkt, ist doch schlimm genug. Und es lag am Staatsakt Wulff. Als Klein-Erna und Carlsson auf dem Dach hätten sie sich zuhause zanken können, Trennung oder nicht, Ende Banane. Wulff musste nun mal aushalten. Was ist nun wieder Opferding daran? Hätte sie sich währenddessen äußern sollen? Wie du es machst, ist es verkehrt. Alter Sinnspruch unserer Omas. Die Lilith nicht sein durften. Weil es gefährlich war.
In unserer, ach so toleranten Gesellschaft ist Bettina Wulffs Verhalten grundfalsch, weil etwas an ihrem Ton, Geschmack, Bild die Runde maßgeblicher Sittenwächter stört, die ihren, denselben Mann davor brüskiert haben. Bis runter auf ihre, nicht seine, Unterhose. Na, dazu hat Lilith auch noch etwas zu sagen. Zum Beispiel in Form von Alice Schwarzer, Mond-Lilith-Quadrat, die - wenig mainstreamig - Folgendes zu Wulffs Wehrungen mitzuteilen hat: "Es geht schlicht um eine für diesen Menschen existenzielle Richtigstellung in eigener Sache. Und was die Marketingstrategie angeht: Das ist doch auch mal schön, dass hier eine, die mit größtmöglicher Wucht gehetzt und verleumdet wurde, mit größtmöglicher Wucht zurückschlägt.“ Auch nur eine Haltung. Eine andere. Wie immer man sie findet. Erlaubt.
Wo kommen denn wohl all die Kritiker auf einmal her, die zuvor „Bettina“ in Weiß-Schwarz-Escada-Sonstwas immer sehr hübsch, willig, anstellig, still, moderat-elegant fanden (bis zum Tattoo hin sogar mutig) als staatliche Bugfigur? Obwohl sie doch diesen vielleicht-kriminellen, peinlichen Gatten hatte? Antwort: Genau von da, wo sie auch vorher schon saßen. Aus den Tümpeln der intelligenzbefreiten Hetze, auf der Spur jedes kleinen Doofen - heute dem, morgen der - der sich als Zielscheibe für eine enthemmte Öffentlichkeit anbietet. In Waage erhöht, festigt Saturn halt schwer die Meinungen. Und bevor er das Zeichen bald verlässt, trumpft er, wie jeder Langsamläufer, am Ende von Zeichen oder Feldern, noch mal richtig auf. Es gab immer schon die, die es später besser wussten. Guter Ton bei Uranus, der Pluto trifft und Massen-Mächtigkeit der Multiplikatoren stärkt (siehe auch Loop! ARTIKEL: Die Menschen-Macher). Aber um nun nicht in denselben Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu knallen (wobei, Loop! ist klein, die sogenannte öffentliche Meinung gegenüber WWW = Wulfs Weiblichem Wehklagen groß):
Es verhält sich nun mal astrologisch so, dass besagte Lilith, die zur Zeit gerade in angenehmer Gesellschaft von Neptun den deutschen Staat, den deutschen Amtskopf und das deutsche Selbstbild angreift, sich konträr zur traditionellen Frauenrolle verhält. Und dann absehbar leicht den Aufschrei des sogenannten "Mobs" erntet. Ob durch intelligente Hetze oder nicht, ob zu Recht oder nicht, Mobben bleibt immer nur eins: Mobben. Wer damit angefangen hat? Egal. Man muss es nicht tun. Wir reden hier nicht von Kritik. Sondern von Feldzügen. Schwarm-Dummheit, die seit dem Netz keine Steuerung mehr nötig hat. Manchmal heisst Mobbing übrigens auch Medien-Kampagne (gern verbunden mit Steinbock-Herr in der publizitäts-hungrigen Waage) oder mit Pluto im Saturn-Zeichen, dem Zwang zur Kritik. Die bekam Wulffs Ehemann Christian hinlänglich ab, gerechtfertigt, weil er wirklich der Amtsinhaber war. Wenn ihn nun aber - zufällig - die Kritik am Gattinnen-Buch aus dieser monatelangen Sündenbock-Rolle indirekt befreit (es sei denn, "Klein-Erna" sei besonders gerissen!), dann ist da irgendwo ein Leck in der Logik. Wenn es denn um die Sache geht.
Dass Wulff (er) nach der literarischen Bravo-Verarbeitung (ihrer) nun allgemein als höriger, "trauriger Tropf" (Zitat Focus) herumgereicht wird, spricht für frühere Wahrnehmungsfehler der plötzlich mitempfindenden Meinungs-Macher. Zum Tropf hat ihn Autorin Bettina Vielleicht-bald-wieder-Körner (übrigens Pluto-Lilith-Saturn-Quadrat) aber nun keineswegs heruntergeschrieben, sondern höchstens so schon geheiratet, wenn er denn wirklich einer ist. Dass sie ihn für ihre Liebe ausersah, könnte ihr die Flash-Mob-Gemeinde vielleicht vorwerfen. Nur als Rat, für die Amazon-Richter, deren Hauptsatz in jeder zweiten Massen-„Rezension“ etwa so lautet: Ich habe das Buch zwar nicht gelesen, finde aber auch völlig unmöglich, dass die… Der Rest bleibt das übliche Zick und Zack unterm Motto: Haltet den Dieb! Auch bei starken neptunischen Einflüssen übrigens sehr beliebt.
Skorpione ziehen ansonsten wegen ihrer Plakativität und von ihnen geliebter Loyalitäts- und hoch komplizierter Ehrenkämpfe gern Rufkampagnen auf sich, Lilith-Stellungen dominant ebenfalls. Zusammen sind sie unschlagbar, weil sie den Ball selten flach genug halten können, um nicht aufzufallen. Oft geht es auch genau um das: Sehet her, uns geschieht großes Unrecht! Wenn sich das irgendwo anbietet – besonders bezogen aufs Ich, ist Polen offen. Sie sind dann freudvoll auch schon mal zwangsfixiert, mit Tunnelblick und erbarmungslos auf prinzipiell übertragbare Fragen von Würde und Konsorten unterwegs. Deren eigene Defizite manchmal mit fast noch gröberen Irrtümern rückgerechtfertigt werden (Ich habe mich doch nur gewehrt!). Nein, trotz der Notwehr!-Notwehr!-Rufe ist in der Liebe und im Krieg (auch gegen billige Escort-Klischees) natürlich nicht alles erlaubt. Aber aus einer Bettina Wulff nun plötzlich den chronischen Angelhaken im unschuldigen deutschen Gemüte zu stricken, ist angesichts der hinleitenden Medien-Sachlage stark übertrieben. Was in Sachen Lady Di-Effekt (deren umarmenden Publikums-Rapport sich die zu Recht verletzte, wütende Bettina Wulff vermutlich gewünscht hätte - tja, Fehleinschätzung!) leider oft vergessen wird: Es gibt immer Lilith oder Pluto die schießen. Aber nie, ohne dass zuvor irgendetwas krumm lief, im Staate Dänemark oder sonstwo.
Feine Sache: Schaut Deutschland auf Wulff, ist der Euro auch schon fast alles andere egal. Nicht, dass wir gröbere Probleme hätten. So gesehen ist sie der neue, mentale Rettungsschirm. Auch ein Gewinn. BW als Opium für's Volk. Ein Finger, der auf andere zeigt, macht übrigens ansonsten grundsätzlich drei Finger, die auf’s Selbst zurückweisen. Alle wirklich übersensibilisierten, allergie- und hysterie-geplagten, hyperaufgeregten Wulff-Bettina-Kritiker mögen mal ihr eigenes Chart daraufhin untersuchen, wo eigentlich ihre Lilith oder ihr Pluto steht. Oder ob sie zufällig harte Transite haben. Da könnte sich nämlich irgendwo ein kleiner Projektions-Herd verstecken. Marke: Meine Frau muss sich schließlich auch zusammenreißen. Oder: Ich geh doch auch nicht her und sage laut: Mein Mann hat Zeitmanagement-Probleme. Wieso eigentlich nicht? Lilith, auf die Knie! Wulff hat heute bereits ihre Talkshow-Auftritte abgesagt. Sie war wohl wirklich naiv. Geläutert? Weil die Wahrheit gewonnen hat? Dann dürfen sich nun die Zyniker beseelt zurücklehnen. Bald wird's vermutlich neu Hämisches zu lesen geben: Dass sie sich ja jetzt einen zweiten Therapeuten suchen könne. Oder ob der "traurige Tropf", der mal Bundespräsident war, nun echte Haue bekommt, zuhause. Oder, dass diese Feigheit, ihr Selbstmitleid, erwartbar gewesen sei. Alles so übersichtlich. Denn die Welt, wir Schreiber und Leser, sind ja selbst nirgendwo naivitäts-frei.
Klar ist eins: Es gibt wieder scharfe Grenzen: Gut. Und Böse. Wie prima man sich fühlen kann, nach einer solchen Sünden-Derivats-Vorlage namens Bettina, die das Zornes-Ventil Christian beerbte. Was immer man ihr und ihm auch vorwerfen mag und was immer daran richtig ist. Paranoid zu sein, heisst andererseits nicht, dass man gar nicht verfolgt wird. Aber das gilt eben für Autorin Wulff und ihre Staats-Gefahr-Vorwurfs-Erfinder gleichermaßen. Und irgendwann muss auch mal gut sein. Augenmaß! Lasst sie doch ihr Geld mit dem dem Bravo-Jugendslang-Büchlein verdienen. Die Schmach werden die Wulffs eh nie wieder los. Manche Dinge sind nicht rückholbar. Vor allem Vorab-Klischees, die ganz andere „Schuldige“ verbreiten. Er ist optisch zwanzig Jahre gealtert. Sie weiß ofensichtlich nicht mehr wirklich genau, was sie tut. Nun, Saturn nähert sich dem Skorpion – Land in Sicht, in Sachen Meinungsmache. Da geht's dann potenziell mit härteren Bandagen ab. Bis dahin lassen wir es bei dem Satz des Jahrhunderts zum wirklich nicht abweisbaren Problem der Selbstdemontage, den mir eben eine gute Freundin schrieb: "Betti Wulff? Die hat sich definitiv aus der Umlaufbahn geschossen!" Das ist wohl wahr. Aber der gute Geschmack hierzulande - nicht erst Wulffs wegen - gleich mit.
Bilder (bearbeitet): Erik Charlton from Menlo Park, USA (Moon Rise) via Wikimedia Commons