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100 Jahre Brain: Voll auf Turing

Lehrstunde in Pluto: PC-Urvater und der Zauber von Schneewittchens böser Stiefmutter 

In gewisser Weise war er einer, der sich um nichts scherte, was logisch war. Er fuhr mit Gasmaske auf dem Fahrrad durch England, wenn die Pollen zu tief flogen und ihn verschnupften. Seine Lieblings-Tasse kettete er auch mal an der Heizung an, damit man sie ihm nicht klaute. Trotzdem hat ALAN TURING sein Superhirn der Logik gewidmet, weshalb er zum Ziehvater der ersten Computer-Technik wurde und Google ihm jetzt, zum 100. Geburtstag, sogar ein interaktives Doodle gewidmet hat. Das hört sich alles ziemlich lustig an, wird aber weniger amüsant, wenn man weiß, dass der Krebs mit Zwillinge-AC sich mit 42 Jahren wegen extremer Zwangsmaßnahmen gegen seine Homosexualität umbrachte. 

Skorpionischer könnte ein Tod kaum sein: Turing stand damals unter einem Pluto-Quadrat zu Saturn in 12 und Mars lief durch sein 8. Haus in Opposition zum empfindsamen Radix-Krebs-Merkur, als der geniale, irrwitzige Codeknacker in einen mit Zyankali getränkten Apfel biss. Einer seiner Lieblings-Verse war immer schon Disneys Zauberspruch von Schneewittchens böser Stiefmutter gewesen: "Dip the apple in the brew - let the sleeping death seep through" (Tunk den Apfel ins Gebräu, bring den stillen Tod herbei). Die Groteske dieses Todes korrespondiert eigenartig mit einem Leben, das mit Uranus dicht am Wassermann-MC größte Abscheu vor Konventionen hatte. Um am Ende in all seiner genialisch-schmerzhaften Anlage von Freigeist Alan Mathison Turing zu fordern, sich entweder mit Östrogen vollpumpen zu lassen und "normal" zu lieben oder ins Gefängnis zu gehen. Fast erschreckend deutlich sind dabei die astrologischen Analogien. 

Im Geburts-Horoskop stand Pluto bereits in Konjunktion zu Sonne im Krebs und Venus im Zwilling. Bei einem sehr störbaren Waagemond eine starke Belastung. Das Weibliche, Mütterliche, fehlte, er wurde bei Pflegeeltern groß. Ein ewiger Schmerz und Antrieb, alles Gefühlte in Haus 2 extrem ins Stoffliche zu transformieren. Daraus entstand ein System-Denken, das so großartig wie besessen war. Pluto beinflußt situativ immer Eingang und Ausgang, wenn er mit einem der Lichter zusammen steht. Turing, den sie Prof nannten, der spätere Held jener englischen Krypto-Analytiker, die der deutschen Wehrmachts-Verschlüsselungs-Maschine Enigma auf die Spur kamen, machte früh aus der Not eine Tugend.

Er hatte schon als Junge ein ebenso gutes Händchen für Konzepte wie für emotionale Dramatik und war in der dramatischen Emotionalität des Kriegs später auch der, der logistischen Geheimsystemen am besten auf die Spur kam. Ein Übriges tat neben der Sonnen-Konstellation sein Saturn in 12, der einerseits schwere unbewusste Familien-Belastungen aufzeigt. Anderseits aber auch dafür sorgt, dass sich alles Versteckte hervorragend und langfristig in Gesetzmäßigkeiten strukturieren lässt. Ein ungemein wichtiges Talent in Zeiten, in denen die halbe Welt versuchte, Deutschland aus dem missbräuchlichen Macht-Status zu holen.

Da kamen den Alliierten geniale Geister wie Turing gerade recht, der sich schon als kleiner Junge in drei Wochen selbst das Lesen beigebracht hatte, als Pubertist Einstein studierte und alles in allem mit seinem prominenten Uranus in der Lebensausrichtung zwar nicht wirklich sozial-kompatibel, aber immens nützlich war. Es waren dieselben Engländer (seine Heimat = Krebs-Sonne Herrin IC), die ihn später wegen seiner Liebe zu Männern demütigten. Das ist Pluto (bei Turing aus Feld 6, den zwingenden Kräften des Alltäglichen und der Notwendigkeit zur Anpassung kommend). Der Herr von Macht und Ohnmacht at it's best.

 


Sonne-Pluto wird letztlich immer leicht zur bösen Stellung, wenn man in Zeiten lebt, in der die Psychologie noch nicht so zum Alltag gehört wie heute. Als Transformation (samt des ganzen semi-esoterischen Spektrums der plutonischen Ausbeute der Seele) noch ein Fremdwort war, zeigten sich meist seine Wirkungen handfester, gewaltsamer, veräußerlichter als heute. Was im Bewusstseinsfeld (noch) nicht vorhanden ist, kann auch nicht bewusst gelebt und gewählt werden. So war der Heile-Segen-Faktor, den Skorpion-Herr mit all seinen tiefschürfenden Verwirrungen im modernen Leben als "letzte, tiefste Lösung" auch noch symbolisieren kann, letztlich primär eher eine Last, statt einer Tür zur Umwandlungsfähigkeit. In solchen Phasen des inneren (oder zivilisatorischen) Dunkels bebildert Pluto nämlich eher den Kisten-Charakter des Skorpionischen: Man geriet damals noch viel eher in die seelische Enge der Tragödie und kam viel  langsamer heraus. Es gab einfach zu wenig bewusste, bekannte, alltagstaugliche Wege dorthin, zum Umgang mit der Krise als Prinzip.

Astrologie hat ja keinen Geheimfaktor - alles wunderbar nachvollziehbar: Wo jemand wie Turing mit Sonne-Pluto Krebs mit seinen Impulsen und der Heimatwelt haderte, hätte er heute - nicht wegen seiner Homosexualität, sondern wegen komplexer, innerer Probleme - eine angemessene, vorsichtige Therapie gemacht, wäre ansonsten auf fantasievolle Heilreisen gegangen oder hätte sich mit der inneren Phasenhaftigkeit seines (lunaren) Sonnenzeichens womöglich anders, quasi am Wegesrande, auseinandergesetzt. Vielleicht wäre aus ihm dabei sogar einer geworden, der andere "Exoten" bei ihren Auseinandersetzungen mit Clan (Stier-Saturn) und leidenschaftlich weiblich geprägter Lagerung begleitet. So aber, damals, brach Pluto häufig heftiger, formaler, von der Sonne noch passiver erlebt (als ohnehin bei dieser Stellung) durch. Er kam von außen, wenn er innen kein Be(s)tätigungsfeld mehr in der Systematik verstofflichter Bereiche fand. Das war bei Alan Turing genau so lange der Fall, wie er eine Besessenheit, einen Fokus hatte. Sein Ventil für Sonne-Pluto. Wie die große Aufgabe, die Enigma-Codes zu entschlüsseln.

Noch schwieriger, komplizierter, bedrückender und außen-wirksamer wird der enge Aspekt von Pluto-Sonne vielleicht für Menschen, die dazu keinerlei dominante Eigen-Anlage im Skorpion-Zeichen selbst haben und sich deshalb auch nie wirklich an die unendlich tiefen, bohrenden Effekte eines plutonischen Negativ-Pols und seiner Dramen gewöhnen. Es bleibt unverstehbar. Immer scheint das Plutonische sie dann innerlich zu überholen, überrollen. Obwohl sie  "eigentlich" doch ganz anders, ganz verschieden davon sind. Das ist der große Unterschied zwischen einem skorpionischen Menschen und einem Plutoniker, bei dem das Skorpionische, die große Tragödie, die in den Knochen sitzt, vielfach als fremd erlebt wird, weil der Herr des Zeichens es ihnen nur implantiert. Nicht aber die Gabe der Anlage selbst sich auch entfalten kann.

So ähnlich muss es Turing, dem Sonderling, gegangen sein. Während des Zweiten Weltkriegs bastelte er an Decodierungen und wurde als Genius berüchtigt. Pluto hatte sein IC im Löwen erreicht und er spielte mit Systemen und Vorstellungen, die er (Pluto Mitherr 6) nutzbar machte. Bis kurz nach dem Übergang von Pluto auf Mars im Löwen arbeitete er besessen an den ersten Computern. Der Hochbegabte war zuhause. Mit dem Herrscher von Skorpion im Sonnen-Zeichen passte sein eigenes Sonnen-Signum perfekt zur Zeitqualität.

Von da an ging's bergab. Seit er sich ab 1952 biologischen Forschungen (Turing-Mechanismus) und nicht mehr den praktischeren (Haus 2 und 6) Anwendungen widmete, kam die gesamte Welt des Wissenschaftlers ins Rutschen. Plötzlich stand auch seine sexuelle Orientierung im vollen Licht der Öffentlichkeit. Beim Saturn-Quadrat zu Venus-Sonne-Pluto und Neptun Quadrat Neptun wurde er geoutet, wegen der geltenden, engen und sexual-feindlichen Gesetze zur Wahl zwischen Gefängnis oder Hormon- (und psychiatrischer) Therapie gezwungen. Alan Turing wählte den Weg gegen sein Selbst. Die Pillen und Gespräche als einen Ausweg aus seiner natürlichen sexuellen Orientierung, aus dem Speziellen des Ich. Damit zerbrach er letztlich selbst seine Lebensausrichtung mit Uranus am Wassermann-IC. Einer, der seinem Anderssein immer treu gewesen war, ging in die Selbst-Demütigung.

An der Oberfläche führte die Depression des Wissenschaftlers Alan Turing unter Saturn auf Waage-Mond, die folgte, zu seinem Selbstmord, dem tödlichen Biß in Plutos vergifteten Apfel. In der Tiefe - und um genau die geht es bei Plutos düsteren Seiten ja - mag es die Illoyalität gegenüber einem ganz eigenen, hermetisch geliebten Lebensprinzip gewesen sein, die ihn letztlich auf ebenso absurde Weise, sonderlich, wie er das Leben gern gelebt hatte, tötete. Dass England sich erst 2009 nach seinem Tod bei ihm als einem der genialsten Engländer offiziell entschuldigte (SPIEGEL-ARTIKEL), ändert an Turings Tragödie, der Tragik einer verlorenen Krebs-Sonne in Plutos Ketten - in 2 gezwungen zur Materialisierung seiner Anlage - leider nicht die Spur. Das mundane Pluto-Quadrat, heute eng am Merkur eines der größten Codeknackers aller Zeiten, bringt jetzt immerhin seine zerrissene Geschichte (samt all seiner Ideen und Wunder) wieder in die Köpfe. Die seither aber - genau genommen - auch nicht wirklich aus ganz anderem, geläutertem Stoff bestehen...

Bilder (bearbeitet): GFDL, http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html, via Wikimedia Commons

Donnerstag, 28. März 2024

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