2017 - Auf der Suche nach Wowa
Manchmal, wenn der Frust über die aktuellen politischen Entwicklungen zu groß wird, stelle ich mir die „Mächtigen dieser Welt“ als Figuren der Augsburger Puppenkiste vor. Eine Hommage an eine Zeit, als „Lukas der Lokomotivführer“ oder „Jim Knopf und die Wilde 13“ nicht nur das Bewusstsein von Kindern prägte. Und ich kann mir fast jeden Politiker als Marionette auf der kleinen Puppenkisten-Bühne vorstellen, nur einen nicht - Wladimir Wladimirowitsch Putin. Er bleibt, zumindest in meiner Vorstellung, immer der Mann im Hintergrund, passend zu seiner offiziellen Merkur-Neptun-Saturn Konjunktion im fischigen Haus zwölf.
Wobei – selbst da muss man schon vorsichtig sein, bei einem ehemaligen KGB-Agenten, der Zeit seines Lebens angehalten wurde, alle persönlichen Daten zu verschleiern und gegebenenfalls zu verändern. Zwar hat sich das meist genutzte Datum vom 9. Oktober 1952 in mancherlei Hinsicht bestätigt, meistens bezog sich das aber auf die Auslösungen hinsichtlich seines Sonnenstands. Der vermutlich stimmen dürfte, denn selbst jemand mit angeblicher Merkur-Neptun Konjunktion in Haus 12 hat vermutlich wenig Freude daran, jedes Jahr Glückwünsche an einem x-beliebigen und frei erfundenen Geburtstag entgegen zu nehmen.
Während eine gesunde Grundskepsis, bezogen auf relevante Geburtsdaten, ja bei vielen Prominenten durchaus sinnvoll ist, kommt im Fall Putin aber noch etwas anderes hinzu. Es gibt eine Geschichte, die sich seit März 2000 beständig bis heute hält. Die Geschichte von Vera Putina, einer mittlerweile 90-jährigen Georgierin, die behauptet, die Mutter von „Wowo“ zu sein. Geboren wurde er demnach am 7. Oktober 1950 in Georgien, im Alter von knapp neun Jahren musste sie ihn aus privaten Gründen zu ihren eigenen Eltern geben, die ihn dann wiederum in die Obhut einer russischen Pflegefamilie gaben, die Putin später als seine leiblichen Eltern benannte (die ganze Geschichte mit gut recherchiertem Hintergrund findet man bei Zeit Online - Wladimir Putin: Vera Putinas verlorener Sohn).
Als ich das erste Mal davon hörte, war ich äußerst skeptisch, wenn gleich manches in dem Geburtshoroskop von 1950 durchaus zu dem öffentlichen Bild des russischen Präsidenten passte. Denn, wäre dieses Datum richtig, hätte er einen Löwe-Mond in vermutlich enger Verbindung zu Pluto. Statt, wie im Chart von 1952, einen Zwillingsmond. Und statt der schon genannten Merkur-Neptun-Saturn Konjunktion in der Waage, gäbe es dann eine Sonne-Neptun Konjunktion, während Merkur in gradgenauer Konjunktion mit Saturn auf 26° Jungfrau stünde.
Wenn man diese beiden Horoskope vergleicht, sollte man sich auf keinen Fall von der angegebenen Geburtszeit täuschen lassen, sie ist ebenso fraglich, wie fast alles an diesen Daten (Rodden Rating CC fürs erste Chart, für´s zweite ein dickes X…).
Das ist eben die Krux mit der Astrologie im 21. Jahrhundert, einerseits wird sie am Fortschritt aller anderen Wissenschaften gemessen und soll dementsprechende Ergebnisse liefern, andererseits sind häufig nicht einmal die Basisfaktoren gesichert, auf deren Grundlage konkrete Aussagen überhaupt möglich wären. So gesehen, eine Prognose für die nächsten Monate muss bezogen auf Putin selbst, im wahrsten Sinne zweideutig bleiben.
Denn würde man die Auslösungen auf sein offizielles Geburtsdatum untersuchen, dann kann man Putin nur gratulieren – 2016 war ohne Zweifel ein erfolgreiches Jahr für ihn, 2017 wird das aber noch toppen. Von ein paar energetischen Kratzern abgesehen (Pluto Quadrat Saturn Mitte Januar, Anfang August und Mitte November sowie Saturn Konjunktion Mars Ende Februar, Mitte Mai und Mitte November) wimmelt es nur so von Jupiter-Auslösungen und anderen, klassischen Glücksfaktoren.
Etwas anders wäre das aber, wenn er tatsächlich schon 1950 geboren wäre. Zwar gäbe es auch dann im Mai bzw. Juni den Überlauf von Jupiter über die Waage-Sonne, ansonsten würde aber vor allem auch das Quadrat von Saturn zu Merkur-Saturn in der Jungfrau Putins Jahr dominieren.
Trotzdem bleibt als Grundeindruck, dass Putin, wenn er denn eines Tages auf sein Leben zurück blicken wird, 2017 zu den Jahren zählen dürfte, in denen er mehr erreicht hat, als in manch anderen Jahren zusammen genommen.
Eine Möglichkeit, dies zu verifizieren, bestünde nun im Abgleich der beiden Horoskope mit einem eindeutigen Gründungshoroskop von Russland. Aber (wen wundert´s), auch hier gibt es mehrere Ansätze. Häufig wird die Proklamation der Unabhängigkeit vom 12. Juni 1990 als Basis genommen, was ironischerweise zu einem Sonnenstand führen würde, der fast identisch ist mit dem des zukünftigen, amerikanischen Präsidenten. So könnte man wiederum dessen Liebe zu Russland erklären, denn Narzisten lieben nun mal am meisten das, was ihnen selbst ähnlich ist. Dann gäbe es da noch die offizielle Proklamation von Boris Jelzin in Moskau am 8. Dezember 1991 um 17:45 GMT (russische Astrologen nehmen stattdessen eine Zeit von 14:17 EET) und schliesslich die Unterzeichnung der sogenannten Minsker Erklärung durch das russische Parlament am 12. Dezember um 13:22 Uhr.
Zum Vergleich, die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika kennt nur einen Zeitpunkt und dementsprechend auch nur ein Gründungshoroskop.
Was also bleibt nach dieser kurzen Bestandsaufnahme? Im Grunde nur, dass eine seriöse Aussage über die Entwicklung Russlands und seines Präsidenten in den nächsten Monaten nicht möglich ist. Zumindest solange nicht eindeutig geklärt ist, ob der russische Präsident nicht vielleicht doch in Georgien zwei Jahre früher geboren wurde, als in seiner offiziellen Biografie angegeben.
Allerdings gibt es tatsächlich eine Aussage, die man trotz alledem machen kann. Denn nimmt man die möglichen Gründungshoroskope Russlands sowie die möglichen Geburtshoroskope von Wladimir Putin und sucht nach Gemeinsamkeiten, denn zeigt sich etwas Seltsames. Der Lauf Jupiters durch die Waage bringt Putin auch in diesem Jahr große Vorteile, die ihm ganz persönlich nützen werden, da seine Sonne in jedem Fall betroffen ist. Gleichzeitig werden aber auch in jedem Fall dadurch Quadrate zu den beiden möglichen Gründungscharts Russlands ausgelöst, im ersten Fall (Proklamation 1990) sogar als Quadrat zu Jupiter und Neptun selbst, im zweiten Fall zu Uranus, Neptun und dem Staats-MC.
Man könnte es auch so sagen – der persönliche Erfolg Wladimir Putins in den nächsten Monaten wird für Russland selbst mehr Schaden als Nutzen bringen. Und das ist nun keineswegs ein politisches Statement, sondern lediglich eine energetische Analyse der Gegebenheiten. Seitdem ich das weiß, hat Putin jetzt endlich einen festen Part in meiner vorgestellten Neuauflage von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer – als König Wladimir der Fünf-vor-Zwölfte.
Titelbild: Ferdinand Marohn – Wanderzirkusknabe mit Äffchen [Public domain], via Wikimedia Commons; Putin - Kremlin.ru [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0) or CC BY 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0)], via Wikimedia Commons; Trump - Gage Skidmore [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons;