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Standing Rock: Das gestohlene Herz

"Die Zeit ist zu klein, um sich darin ein Paradies vorzustellen."
(Adelheid Duvanel).

Sehnsucht führt aus Abhängigkeit in die Freiheit und manchmal offenbar nur durch Krieg. Das ist immer auch ein transpersonaler, großer Prozess, nicht nur ein privater. Deshalb prägt sein Zyklus die Folge Wassermann/Fische (mit ihrem Spiegel-Schatten Stier/Widder) dermaßen als Thema. Die übergroße Sehnsucht eines gestohlenen, bekriegten Herzens wurde damals auch am Standing Rock wiedergeboren - wie heute, da die Wunden aufgehen.

Rund um diesen sagenumwobenen Stein im Wasser des Porcupine Creek, wo 1871 noch kein Reservat stand und nur die Ahnen flüsterten. Bei Fische-Sonne und uranischem Merkur, als dann in jenem Jahr einer der 4 wichtigen Indian Appropriations Acts die Welt aller amerikanischen Ureinwohner endgültig vernagelte und feststellte, dass sie nun wirklich nicht mehr unabhängig waren. Sprich, mit all ihren Mythen dem weißen Mann (samt seiner Frauen und Kinder) gehörten. So könnte man das, was genau der festschrieb übersetzen - es gab keine faktisch verhandlungsfähigen Indianer mehr, da sie nicht mehr wie bisher als autonome Besitzer des Landes galten, das starrsinnige, flüchtige Europäer (samt ihren Dickschädeln und jupiterhaften Vorstellung von Göttlichkeit) besiedelten, besetzten und letztlich in seiner Eigenheit töteten. Widder-Venus mit Chiron lief auf Neptun zu - Enteignung kam schleichend, durch die Geschichte, ein Signum der "Untröstlichkeit", das auch Saturn mit Südknoten eng im Quadrat dazu bezeichnet.

Fast 400 Jahre vorher hatte Kolumbus mit dem Begriff "Indianer" die Leute belegt, die er auf den Bahamas entdeckte, ein Wort, das später sowohl für eine sehr weise Tradition stehen sollte, wie für edle Filme voller Geschichtsklitterung und Dramen ohne Gleichen. Damals schilderte er als Gesandter der "reiferen" Intelligenz die "Taino", die er dort vorfand, erst wie interessante Tiere, das heißt, durchaus freundlich, aber schon wie das, was später so symbolisch bleiben würde. Ein Teil der Menschlichkeit in den Knochen der "Indianer". Denn "der Wilde", der da ausgemerzt wird, ist das Abgespaltene in uns allen, unser unzivilisierbares Herz, bekämpft, verloren. Immer wird eine Gesellschaft ihre Abgedrängten behandeln wie ihr verstoßenen Seelenanteile. So staunte Kolumbus über "seine Indianer", die waren:

"...unschuldig und von einer solchen Freigiebigkeit mit dem, was sie haben, dass niemand es glauben würde, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Was immer man von ihnen erbittet, sie sagen nie nein, sondern fordern einen ausdrücklich auf, es anzunehmen und zeigen dabei soviel Liebenswürdigkeit, als würden sie einem ihr Herz schenken.“ (Kolumbus, Bordbuch über die Arawak, Taino, via Wiki)

Der Archetyp des Wilden, in seiner Nähe und Durchdringung von allem um ihn herum, ob nun später als Unbeherrschbares in uns weggedrängt = als unannehmbare Emotion, als Frau, als Kind, in abseitigem Verhalten, bleibt Merkur stets ein Risiko. Vielleicht eine Weile reizend, aber irgendwie ziemlich merkwürdig. Kolumbus köpft dann auch eins der ersten Forschungs-Objekte (unter Lupen der Besserer ist Mensch kein Mensch mehr) ein Jahr später, im November 1493, wieder bei Venus-Neptun, der Reviere löscht, und bei Merkur-Pluto = Bezwingung des Environments. Von da an ging es bergab, zwischen "Guten" und "Bösen". Standing Rock, das sechstgrößte der Reservate, die in den Jahrhunderten danach entstanden, befindet sich heute mit dem Protestcamp in einem Zeitklima, das durch Transit von Uranus über Neptun-Pluto des damals die Zukunft entscheidenden Acts schwerer Zerstörung Vorschub leistet. Wieder zeigt sich, wie stark astrologische Rückbezüglichkeit wirkt. Ur-Horoskope geben die Eckpunkte an, deren Überläufe zeigen die Folgen. Eine aktuelle Geradheit, Gegenwehr, ein Sich-Aufrichten gegen die größte und historisch stabilste und menschlich wie umfeldtechnisch zerstörerischste Landbesetzung, die es "legal" je gab und aus der eine Weltmacht entstand. 

Die Frage, wieso so viele Menschen so berührt sind vom Schicksal der Standing Rock Proteste gegen die weitere Zerstörung des Ur-Landes, erübrigt sich damit. Sie hängt auch mit unseren eigenen gestohlenen Herzen zusammen - da, wo uns etwas schmerzt, was wir aus unserem eigenen Leben kennen. Die Trennung des tiefen, kindlichen Selbst (von Wasser in unseren Horoskopen), in seinem Traumschlaf ins Gute hinein. Durch Notwendigkeiten, angebliche Unabwendbarkeit, durch scharfe Merkur-Dinge. Denn das war auch die Geschichte des Symbols der einst freien Indianer, denen man sich heute so verbunden fühlt. Es geht hier und in Standing rock nicht nur um Stämme, um Sioux, Dakota, Lakota, Apachen oder wen auch immer wir aus Filmen kennen. Es geht um den Kern des Menschseins, der auch in Amerika damals gelnackt, zerlegt wurde.

Um die eigene Macht über die Indianer noch mehr auszudehnen, verabschiedete der amerikanische Kongress im Jahre 1871 der "Indian Appropriations Act" (Aneignungsgesetz) und beendete die über 100jährige Periode der Vertragsabschlüsse mit den Indianern. Damit wurde den bis dahin als souveräne Völker anerkannten Indianerstämmen dieser Status einseitig durch die Vereinigten Staaten aberkannt, und man machte die Ureinwohner gleichzeitig zum Spielball der amerikanischen Gesetzgebung. (INDIANER)

Der Act (rechts Mittags-Horoskop) zeigt sowohl die Enteignungen mit dem zunehmenden Venus-Neptun, als auch die entglittene Anschauung der Kolonialisten durch Sonne-Jupiter bereits sehr schön auch ohne Wissen um das 2. Haus oder die anderen Felder angelegt. Er entstand spannenderweise im selben Jahr wie der Ku-Klux-Klan Act. Es geht hier auch zeitlich (erstmal völlig unpolitisch, denn der Kosmos kennt ja keine Politik) mit Pluto im Stier gegen Clans oder Tribes, also die Stämme (destruktiv oder konstruktiv), die im Taurus-Herden-Bild der genetischen Sippe stecken. Auch Uranus im Krebs bestätigt dann die Entheimatung der amerikanischen Ur-Einwohner, denen nur noch ein Teil des Kuchs zugestanden wird. Saturn im Steinbock schafft im Zulauf zum Faktor des Rebellischen in der Opposition eine Vorstellungswelt der "Gerechten".

Da arbeitet der "Weiße Mann" mit dem Merkur-Pluto an der Säuberung (wie viele, die diese Verbindung im Radix haben). Aber das kann man ja so oder so tun, je nachdem, in wessen Dienst sich der Merkur mit seinen Bereinigungen stellt. Hier untersteht er der Trennung vom Prinzip der Beheimatung (dem Uranus) und hat bereits die Idee des ethnischen Großreinemachens geboren (der abgelaufene Konflikt zum Pluto). 

Beim Act steht aber Jupiter im Exil und weist da Fehlentscheidungen (mit allen Intoleranzen) auf. Im Versuch, sich auf den Thron zu setzen (auf den er intrinsisch gehört) sprengt er alle anderen Throne. Aber bebildert da umso deutlichere Wunschbilder der Kolonialisten, die sich nicht als Illegale, sondern als von Gott beauftragt damit sehen, die neuen Universen für die Ihren aufzumachen. Heute würde man das Verbrechen nennen.

Das Bestehen auf den eigenen Raum beduetet aber manchmal auch: andere vertreiben. Der Nachteil des vereinnahmenden Jupiter-Prinzips, das aber, wie Feuer oft, sich in der Verantwortlichkeit noch nicht sieht (ist vor-saturnisch). Sondern nur die "heiligen Missionen". Damit hilft es dem Venus-Neptun, wo es keine Reviere mehr geben darf. Und wenn doch, dann gibt es auch Krieg - der Mars gegenüber in Waage. Der uranus des "Acts" 1871 steht übrigens auf dem Merkur der USA, der jetzt von Uranus angegriffen wird. Wer sich da ursprünglich unabhängig dachte, ist klar.

Insofern war der Indian Appropriations Act von 1871 zwar nur einer von vielen, aber dennoch eine Kreuzung in der Zeit. Auch der Umwelt-Aspekt, der nun am Standing Rock so eine große Rolle spielt (es ging ja ursprünglich um eine Pipeline, die Gräber zerstört), steckt schon in Venus-(Mars-)-Neptun und diesem Merkur-Pluto von 1871, der über die Jahre zwingend und bezwingend immer wieder bei den Tribal-Themen auftauchen wird. Übergriffe im Revier und Vernichtungen von Grenzen. Die USA mit ihrem Schütze-AC und ebenfalls wieder parallelen Merkur-Pluto (Opposition, siehe links) haben wie viele andere Länder mit dem aufsteigenden Zeichen oder anderer Schütze-Betonung die Themen entweder der Kolonialisierung oder der Abwehr fremder Hüllen schon in der nationalen Geschichte eingepackt.

Sie sind letztlich auch die einzigen, die diese Belagerung aufheben können (die oft durch einen verdrängten, machtvollen Pluto-Anteil passiert, für den Jupiter immer anfällig ist). Mit all ihrer Güte und dem Verstehen, die immer auch im Schütze-Prinzip stecken, könnte, würde sich alles lösen. Mit einer anderen Weltanschauung, in der alle (und nicht nur ein Teil, wie Jupiter annimmt, der hier Merkur und seine Montagen adaptiert) göttlich sein dürfen. Auch die Dummen. Auch die, die nicht meiner Meinung sind. Auch die Unkolonialisierbaren.

Aber: Zeit ist vielleicht wirklich zu klein, um sich darin ein Paradies vorzustellen, wie die völlig zu Unrecht vergessene Dichterin Adelheid Duvanel (Sonne-Uranus Stier und Saturn in den Fischen - mehr über sie hier: Zeit)  aus der Schweiz einmal schrieb. Nur: Man kann in zivilisierteren Zeiten dann eben doch bewusst den Stab brechen und nicht einfach weiterreichen, wenn er Elend schafft. Die Kulturen vereinen. Anständiger leben und Menschen und der Natur das geben, was ihnen zusteht. Bevor etwa dann der Pluto, der über wichtige Positionen des IAA läuft, wie absehbar noch mehr eskaliert. Was nicht sein müsste. 

„Die alten Dakota waren weise. Sie wussten, dass das Herz eines Menschen, der sich der Natur entfremdet, hart wird. Sie wussten, dass mangelnde Ehrfurcht vor allem Lebendigen und allem, was da wächst, bald auch die Ehrfurcht vor dem Menschen absterben lässt. Deshalb war der Einfluss der Natur, die den jungen Menschen feinfühlig machte, ein wichtiger Bestandteil ihrer Erziehung.“ (Luther Standing Bear, Welt der Indianer)

Indianische Weisheit ist vielen so nah, weil sie selten hierarchisiert und trotzdem überlebt und den Menschen als Teil der Erde begreift, im Guten und im Schlechten. Weil alles ein Ausdruck von allem bleibt, zyklisch, unbekämpfbar. Weil in jedem Wind eine Botschaft liegt. In Standing Rock und anderswo, der ganzen Welt. Würde, Respekt, Heilung und ein Recht auf die eigene Geschichte mit all ihren Wunden sind machbar. Dazu sollten Menschen aber erst ihre eigene Geschichte der Verwundung verstehen und heilen. Sonst wiederholt sie sich doch nur. Im Großen. Immer wieder, auch später, selbst wenn das verschenkte oder gestohlene Herz so vieler Völker, so vieler Menschen bei der allgemeinen Entseelung der letzten Jahrzehnte kaum noch als Ganzes zu reparieren ist. Man kann esim Kleinen tun. Gegen das Falsche aufstehen, dagegen reden, schreiben, dichten, malen, singen.

Ohne das Richtige zu zerstören und dann selber etwa nur einer der verblendeten Kolonialisten im Bann des Glanzes des Göttlichen zu werden. Das fühlt sich vielleicht sicher an, ist aber trügerisch. Dasein und eine andere Absicht bezeugen, ob weit weg oder ganz nah, sind Aufgabenm und nur wer hinsieht, kann Fehler beheben, verhindern, heilen. Das ist an allen Orten wie Standing Rock und allen anderen, wo Menschen übergangen, verletzt, getötet werden, wo Kriege herrschen, klein oder größer, jetzt so bedeutsam. Neptun als Rückseite des Mars, der ihn mit seinen Verwirrspielen pusht, wird nur mehr Illusionen schaffen, wenn jetzt nicht das Wahrhaftige sich verdichtet (und dazu müssen wir beitragen). Und Neptun ist auch darin, dann in solchen zeitgeschichtlichen Konflitekn Spiegel zu schaffen, die unsere Ignoranz symbolisieren, besonders wirksam, besonders groß - die rätselhafte Chance in dieser Krise. Ohne Worte dafür.

Duvanel-Zitat: Zueger

Bilder (bearbeitet): Jon Ridinger, by my grandfather Barton Derby (Eigenes Werk) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)]+ Logo Entity's website (http://standingrock.org/_elements/img/logo.png) + David Frances Barry (1854-1934), all via Wikimedia Commons

Donnerstag, 21. November 2024

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