Flucht ins gelobte Land
Bilder von überfüllten Zügen und von Grenzzäunen, die niedergerissen werden - eine deutliche Jupiter-Saturn Analogie mit einem Schuss Uranus. Dazu die Rund-um-die Uhr Berichterstattung, die vor allem die Ankunft immer neuer Flüchtlinge auf Bahnhöfen zeigt. Bei wem diese aktuellen Nachrichten der letzten Tage keine Erinnerungen hervorrufen, der ist entweder noch keine 18 Jahre alt oder leidet an politischer Demenz. Was wiederum eine neptunische „Krankheit“ ist, die meistens auch mit relativ großer Verwirrung einhergeht.
Und die heutzutage vor allem im Osten der Republik und überall dort, wo Flüchtlingsheime und –lager den Zustrom der neuen, potentiellen Mitbürger kaum noch auffangen können, grassiert.
Das ist umso erstaunlicher, da diese Bilder eigentlich jeden Deutschen an die Ereignisse 1989 erinnern müssten. Damals, als in Ungarn am 19. August 1989 zum ersten Mal der „Eiserne Vorhang“ geöffnet wurde und ein paar hundert DDR-Bürger ins Gelobte Land flüchten konnten.
Damals als heliozentrisch die Konjunktion zwischen Saturn und Neptun im Steinbock gerade mal um ein paar Bogenminuten überschritten war. Was für ein Jubel, welche Unterstützung für die Flüchtlinge aus der Deutschen Demokratischen Republik. Die man heute allenfalls als Wirtschaftsflüchtlinge abtun und umgehend wieder zurück schicken würde mit der Begründung, es drohe ihnen schließlich keine unmittelbare Gefahr für das eigene Leben.
Aber stattdessen wurden es immer mehr, die über die plötzlich wieder grünen Grenzen Ungarns oder die Botschaften der Tschechoslowakei und anderer Staaten in das Land ihrer Träume im freien Westen ausreisen wollten. Aus einigen Hundert wurden Tausende und schließlich Hunderttausende. Überfüllte „Auffanglager“, besorgte Bürger, die sich um ihre eigene Sicherheit Gedanken machten. Helfen wolle man ja gerne, und ja, man freue sich natürlich über die Brüder und Schwestern aus dem Osten. Aber müssen es denn gleich so viele sein?
Trotzdem – die Unterkünfte wurden nicht abgefackelt, niemand organisierte Protestkundgebungen gegen die Neuankömmlinge, obwohl man das Verhalten, die Kleidung und zum Teil auch die Sprache (nicht jeder versteht sächsisch auf Anhieb) der Flüchtlinge als gewöhnungsbedürftig empfand. Und jedes Mal, wenn ich heute Bilder von „Asylkritikern“ aus Heidenau, Freital und anderen Orten sehe, frage ich mich, ob darunter nicht auch welche sind, die damals vor 25 Jahren froh über das "Willkommen im Westen" waren?
Und damit sind nicht die dumpf-backigen, rechts-extremen Nationalisten gemeint, die gab und gibt es tatsächlich überall in Deutschland, das ist eine eigene Gattung, mit der man sich gesondert auseinander setzen muss. Nein, die frustrierten Bürger sind gemeint, die damals der großen Lüge vom freien Westen aufgesessen sind und dafür alles aufgegeben haben. Damals als Saturn und Neptun zusammen ein Zeitgeist-Muster erzeugten, in dem die Grenzen der Realität fließend und die Möglichkeiten zur Erfüllung der eigenen Sehnsüchte fast greifbar erschienen.
Als dann am 9. November tatsächlich die Mauer fiel, standen beide wiederum in Konjunktion miteinander, diesmal aber aus geozentrischer Perspektive.
Und heute? Heute steuert Saturn zielstrebig auf das heliozentrische Quadrat mit Jupiter zu und in ca. 3 Wochen werden wir die letzten Früchte davon ernten. Und dann werden sich Saturn und Neptun in den Folgemonaten wieder verbinden, nur diesmal eben in einer Spannungsfigur, die mehr verlangen wird als nur Lippenbekenntnisse seitens der Verantwortlichen. Ein Umbruch steht an, Veränderungen müssen eingeleitet und umgesetzt werden, in vielerlei Hinsicht. Auch und gerade in diesem Gelobten Land hier bei uns.
Aber immer noch gilt, was ein großer Politiker vor 25 Jahren zu notwendigen Veränderungen gesagt hat: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben...
Titelbild: By Wik1966total (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons