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Der Grexit und die Schwarze Null

Manche Jahrestage möchte man am liebsten vergessen. Aber immer dann, wenn Pluto als Transit-Auslösung ins Spiel kommt, wird aus dem Verdrängen meistens nichts. Vor allem, wenn diese Jahrestage an Schuld erinnern, an Verbrechen und Greueltaten,  die durch nichts wieder gut zu machen sind. Selbst nicht durch sogenannte Reparationszahlungen, denn Geld, egal in welcher Höhe, ist allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein der Verzweiflung, die Menschen viel zu oft erleiden müssen. So auch am 6. April 1944, als die deutsche Wehrmacht in den kleinen, griechischen Ort Klissoura einmarschierte und 215 Männer, Frauen und Kinder ermordete, um den Tod zweier „Kameraden“ zu rächen.

Das war die Art und Weise wie Hitlers Deutschland den Begriff Wiedergutmachung verstand, wenn es um die eigenen Interessen ging. Ähnliches geschah auch am 10. Juni 1944 unter Mitwirkung des selben SS-Verbands in dem griechischen Ort Distomo. Heute, 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, sind wir davon überzeugt, dass nur fanatische Pseudo-Islamisten zu solchen Greueltaten fähig sind. Aber wir Deutsche? Unsere Väter und Großväter?? Verantwortlich für schlimmste Massaker???

Kaum mehr vorstellbar und doch wahr und so wirklich wie die schwarze Null des jetzigen Finanzministers der Bundesrepublik Deutschland. Diese schwarze Null soll ein Zeichen setzen, zeigen dass Deutschland wieder eine Vorbildfunktion in der Welt hat. Wir sind die Weltmeister im Schuldentilgen, eines der wenigen Länder dieser Erde ohne Neuverschuldung. Zumindest nicht in letzten Jahr.

Dass dies unter anderem auch durch diverse Kreditzinsen möglich wurde, die andere Länder an „uns“ zurück zahlen, wird nur hinter vorgehaltener Hand gemunkelt.Ja, der deutsche Staat gewährte großzügige Darlehen, damit vor allem die Banken in Europa wieder auf die Füße kommen konnten und nicht in den Abgrund stürzten, den sie selbst erschaffen hatten.

Auch in Griechenland.

Spätestens jetzt müssten ein paar Seiten mit nüchternen Fakten folgen, um den Zynismus in der momentanen Diskussion um Griechenlands Schulden aufzuzeigen. Aber Gottseidank gibt es ja „Das Netz“ und jeder der guten Willens ist kann sich selbst darüber informieren, woher denn das Geld eigentlich stammt, mit dem „wir“ jetzt großzügig Kredite an andere Länder wie Griechenland vergeben können.

Genau genommen leiht man den Griechen eigentlich nur das Geld, das man sich laut eines Kreditvertrags vom 14. März 1942 selbst von ihnen lieh. Damals unter einer Sonne-Neptun Opposition auf der Achse Jungfrau-Fische hatte man eine typische deutsche Idee: als Besatzungsmacht beutete man Länder wie Griechenland ja permanent aus, schleppte alles was irgendwie für einen selbst Bedeutung und Wert hatte außer Landes, ohne im Gegenzug dafür irgendeinen Ausgleich zu schaffen. So entstand quasi ein "virtuelles Guthaben" auf den imaginären Konten der geknechteten Griechen, da aber auch damals „alles seine deutsche Ordnung“ haben sollte, kam man auf die geniale Idee, diesen Überschuss in einen Kredit umzuwandeln, heute auch Zwangsanleihe genannt.

Diese 476 Millionen Reichsmark sollten dann nach Kriegsende zurück gezahlt werden, was allerdings nie geschehen ist. Genauso wenig hat es bis heute einen Friedensvertrag zwischen Deutschland und den Ländern gegeben, mit denen das „Deutsche Reich“ sich auch formal im Krieg befand. Denn, hätte es solch einen offiziellen Abschluss des Zweiten Weltkriegs jemals gegeben, dann hätten nach internationalem Recht alle Staaten, die Opfer der Nazi-Willkür wurden, Deutschland auf Schadensersatz verklagen können.

Doch zum Glück für Schäubles „Schwarze Null“ haben es findige Diplomaten in den letzten 70 Jahren immer wieder verstanden, diese eisigen Klippen der Wiedergutmachung zu umschiffen, zuletzt durch ausweichende Formulierungen im 2+4 Vertrag, der die deutsche Wiedervereinigung geregelt hat.  Aber wie schon eingangs erwähnt, manches kann man einfach nicht „totschweigen“, solange die Schuld nicht wirklich beglichen wurde.

Denn in Kraft tritt dieser 2+4 Vertrag dann am 15. März 1991, hat also den gleich Sonnenstand wie die Zwangsanleihe von 1942. Aber nicht genug damit, wo 1942 Pluto stand, steht beim Inkrafttreten des 2+4 Vertrags eine genaue Jupiter (Konjunktion mit Pluto) – Saturn – Opposition. Und all das wird gerade jetzt durch den aktuellen Saturn auf 3° Schütze wieder hochgeholt.

Manche Kommentare dazu, die jetzt durch die Medienlandschaft geistern, lassen mich relativ sprachlos zurück. Die Massaker der SS waren demnach eigentlich nur „ganz normale Kriegshandlungen, die nun mal in Kriegen bedauerlicherweise geschehen“. Und Reparationszahlungen an Griechenland kann und wird es nie geben, denn diese Forderungen wären allesamt schon verjährt, schließlich hätten die Griechen ja lange genug Zeit gehabt, solche Ansprüche geltend zu machen. Das alles wäre nur ein Zeichen für die „schlechten Manieren“ der neuen, griechischen Regierung, weil sie jetzt eben Teil der „Hilfskredite“ wieder zurück zahlen müsste, damit sie neues Geld bekommt.

Im Prinzip geht’s also darum, dass die Griechen auf keinen Fall das machen dürfen, was Deutschland so elegant vorgelebt hat: Schulden nicht zurück zahlen…

Da bleibt einem so manches im Halse stecken und man darf an dieser Stelle auch mal die Frage stellen, warum sich jetzt alle über Tröglitz aufregen? Fast pünktlich zum Jahrestag des Massakers in Klissoura wird da ein leerstehendes Flüchtlingsheim in Brand gesteckt, von den Tätern fehlt aber jede Spur. Und der Chef des LKA in Sachsen-Anhalt äußert nun schon vorsichtig den Verdacht, dass dieser Anschlag gar nicht von den rechtsextremen Kräften im Land verübt wurde, sondern dass dadurch nur  „eine politische Richtung diskreditiert werden soll“.

Da dürfte die „neue Rechte“ (vormals Pegida) endlich wieder jubeln und auch NPD und Co müssten langsam das gute Gefühl bekommen, dass dieses Land wieder zur Vernunft kommt. Nazis sind nur eine politische Richtung und in Griechenland gab es weder Massaker, noch Ausbeutung und Zwangsanleihen. Reparationszahlungen oder Wiedergutmachungen wird es daher auch nicht geben, eher schon den „Grexit“.

Hauptsache, die „Schwarze Null“ steht, in jeder Hinsicht.

Link zum Thema:

Donnerstag, 21. November 2024

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