Alles Mars: Der Trainer als Mann
Nein, ich will nicht über Spielzüge reden. Und schon gar nicht über die zu heiss gewaschenen, hautengen Trikots der Uruguayer, deren Style PROMIFLASH anfangs der WM bereits mit "Nippel-Alarm" betitelte. Es geht vielmehr um Mars. Um die Forschung. Um Trainer als Mann und Mensch. Wem noch nicht aufgefallen ist, dass über die Hälfte der glücklich hinterbliebenen Coaches zum Start des Achtel-Finales entweder Wassermann- oder Steinbock-Mars hatte, der ist entweder Fussball-Hasser oder kein forschender Astrologe. Das "wahre Viertel", also der letzte Zodiak-Quadrant, als Kandidat des Jahres für einen Tor-Träger-Titel. Jedenfalls von der ungewöhnlichen Verteilung her. Die ist mega-signigikant, um empirischen Dialekt zu bemühen. Kurz, ich stehe vor einem astrologischen Rätsel. Der Platz, plötzlich bevölkert von uranischen und saturnischen Mars-Kommandeuren. Von Algerien bis Schweiz - alle getrieben von bedeutsamen, unterkühlt-plötzlichen Impulsen des 10. und 11. Zeichens.
Im Klartext: Von 16 Finalisten-Coaches hatten auffällige 9 Steinbock- und Wassermann-Mars - ursprünglich kamen die bei 11 von 32 Trainern vor, einem Drittel also. Nun fallen per KO-Runden naturgemäß immer mehr aus diesen Zeichen-Spitzen-Gruppen weg. Erst Chile und Uruguay mit Wassermann-Märsen und gestern der unglückliche Grieche mit seinem verquälten Steinbock-Mars. Das bedarf einer Analyse. Fangen wir mit dem bekanntesten Bundes-Spirituellen diesseits an. Jenem Yogi-Wassermann (sic!) namens Joachim Löw, der durch schlichte, aber eindeutige Business-Eleganz in reinem Jil-Sander-Schwarz, Schwarz-Weiß oder Schwarz-Schwarz besticht. Und auch einem Hang zu mentalen Schattierungen in Mittelgrau auffällt - von Schlamm, Asche bis Morast. Ein Normalo-Talent, für durchwachsene Zeiten. Sein erhöhter Steinbock-Mars schafft den modisch-spielerischen Puristen, aber wegen seiner Venus-Saturn-Konjunktion am Mars ist Löw - anders als die Rest Armada der Steinbock-Mars-Kollegen von Algerien bis Nigeria - auch spielerischer Ästhetik hold. Als einer der 5 ursprünglich startenden Mars-Klassiker im Saturnischen (3 sind übrig), steht ihm schicke Zurückhaltung auch im Spiel. Da steckt doch mehr dahinter, möchte man meinen, nur wissen tut Frau es nicht. In Sachen Mars-Überhang jedenfalls wird Löws fast griechisch durchgestyltes Steinbock-Modell bloß vom Wassermann überholt. Von 7 uranischen Mars-Stellungen der Coaches zu WM-Anfang haben ganze 5 wettbewerbs-technisch bis zu den Final-Spielen überlebt. Star-Qualitäten: low, aber alles gute Strategen.
Unter ihnen selbstredend auch ein Fossil der gepflegten Routine - Ottmar Hitzfeld, für die ohnehin gemäßigte Schweiz. Hier finden wir sozusagen die Blaupause Löws mit dem aktuell offenbar so gefragten Mars-Branding. Statt Wassermann-Sonne mit Steinbock-Mars kommt er allerdings umgekehrt mit Steinbock-Sonne und versteckt exzentrischem Wassermann-Mars daher. Während man in Löw ja mit viel gutem Willen noch etwas männliches Charisma hineingeheimnissen kann, nannten Frauen Hitzfeld schon 'überaus langweilig'. Ja, aber Schein ist eben nicht Sein und das Trockene schlägt in ihm nur derartig durch, weil Sonne im Steinbock so konzentriert (manche sagen auch verstockt) und Mars-Wassermann so unkörperlich und eher geistig spannend daherkommen kann. Bis zu dem Punkt muss man sich als Außenstehende erst mal durchbeißen, ohne frustriert aufzugeben. Ein Hitzfeld ist kein Richard Gere. Ihm geht es um die Sache. Titel, Thesen, keine Temperamente. Das leicht tiefgefrorene Charisma teilt er sich mit Löw, und trotzdem handelt es sich bei beiden eindeutig um Männer. Dass Fußball als Yang-Sport bekannt wurde, wird natürlich seinen Sinn haben. Ob es wirklich bloß Zufall ist, dass 2014 kein einziger Mars im Venus-Zeichen als WM-Trainer an den Start kam? Waage und Stier? Absolut Fehlanzeige!
Mein persönlicher Favorit, das gestehe ich ohne Scham, war aber gar kein Wassermann-Mars (links die Charts der letzten noch spielenden Fighter - exklusive Uruguay, die gerade ausfielen). Mir gefiel Freund Paulo Bento gut, aus dem ebenso schönen Portugal. Ein wackerer Zwilling mit Schütze-Mars in 11 (siehe Wassermann, hier über's Haus), der leider viel zu früh die Arena verlassen musste. Überhaupt ist nur noch einer von drei einst angetretenen Schütze-Märsen und ihren großen Visionen im Match vorhanden. Und auch Löwe-Mars (zwei tauchten da zu Beginn auf) fiel inzwischen komplett heraus.
Mit jetzt nur noch einem letzten Feuer-Mohikaner lodert nicht mehr wirklich viel offene Flamme in der Mars-Trainer-Riege. Ja, es ist Brasiliens Scolari (optisch zwar auch nicht gerade die Herausforderung, aber vermutlich immerhin ein Wassermann-Mond). Der verteidigte bis gestern mit einem ein einzigen, armseligen, verbliebenen Widder-Mars von seinerzeit dreien die Ehre des kickenden Mars-Feuers. Mexikaner Herrera = Wassermann-Sonne nämlich, der dann allerdings einem - natürlich! - agitierten kardinalen Mars unterlag. Dem holländischen Nachbarn van Gaal, immer im Dienst, als passionierter Sonne-Pluto-Löwe. Meine These zu all diesem verlöschenden Feuer in den Finals lautet momentan noch, dass ein energetisch so flexibler Mann mit einem solchen Mars, der eine Beziehung hat, seine Initiative auch anderswo ganz gut ausleben kann. Dazu braucht man gar kein Fussball-Feld. Sprich: Wer schnell und heftig liebt, dem ist manchmal auch diese langatmige Ball-Geschichte viel zu anstrengend. Feuer hat keine Ausdauer. Wenn du nicht sofort gewinnst, gehst du lieber. Kann auch sein, dass Löwe-Mars generell eben plaktisch unter dem quadrierenden Saturn, Widder- unter Pluto-Konflikt und Schütze- unter Neptuns Crashs leidet. Aber vielleicht ändere ich meine Meinung dazu auch noch. Mal lieber die End-Statistik abwarten.
Die restlichen Zeichen, außer diese beiden Spitzen aus dem 10. und 11. Prinzip (wie der überaus chronisch haltbare und plutonisch rezipierte Steinbock-Mars, Trainer siehe rechts), sind in den Finals mager gesät. Wie gesagt, nur 7 der 16 Final-Coaches kamen nicht aus dem Uranischen und Saturnischen. Besonders ausdauernd: Zwei von ursprünglich zwei Krebs-Märsen (100 Prozent also) kämpften sich weiter durch. Es handelt sich bei ihnen um eben diesen, unseren niederländischen Nachbarn, den heissblütigen Louis van Gaal. Der ja gestern den mexikanischen Feuer-Mars in letzter Minute ablöschte. Sowie Kolumbianer Jose Pekermann mit immerhin Mond-Jupiter aus dem "wahren Viertel" im Steinbock (auch wenn man es ihm nicht direkt ansieht).
Der Holländer bringt sogar - passend zum Signum - einen sehr weiten Mars-Uranus als Konjunktion in die lange Reihe der Uraniker ein. Beide Krebs-Impuls-Geber sind mit ihrem Zündfaktor des Zodiak im Fall außerdem Kämpfer par excellence. Denn wie man weiß, hat Krebs-Mars, anders, als man es oft von ihm erwartet, nicht etwa nur die bekannte sensible Schwäche in Gefühlsdingen zu bieten. Sondern - wie jeder Faktor, der seinem Glanz-Zeichen so fremd gestellt ist - tischt er gern vor allem die stark negativen Eigenschaften des jeweiligen Faktors dominant auf. Gerade Fall-Mars gilt drum als tendenziell passioniert, betriebsblind, wenn's um Ärger geht, aufbrausend, stark launisch. Um nicht zu sagen, alles in allem wird er durchaus auch schwer aggressiv. Wenn zu kriegerischer Mars-Leidenschaft nämlich noch die Schwankungs-Breite und Reflex-Bereitschaft des Mondes kommt, ist leicht vorstellbar, was da phasenhaft allerheftigst zündet. Van Gaals Gesichts-Farbe, in schwierigen Spiel-Situationen dem Holland-Oranje ähnlich, spricht absolut für diese überlieferte, astrologische Ahnung.
Der wahre Trainer spielt zur Not auch nackt
Aber zurück zum letzten Viertel des Tierkreises: Mit so viel Wassermann und Steinbock um das Prinzip Trainer-Mars steht jetzt schon der Impuls-Gewinner-Club der WM 2014 fest. Nein, es waren nicht die knall-engen Hemdchen der Uruguayer, die wir in dieser Challenge sowieso nicht mehr sehen werden. Da flog jetzt mal gegen Krebs-Mars Kolumbien und seinen Biss (siehe oben) ein Wassermann-Mars raus. Es sind auch nicht die optisch doch hoch erfreulichen Brasilianer, die man (soviel Machismo sollte umgekehrt erlaubt sein) ganz gern auch ohne Herren-Ober-Bekleidung mal beim Sieges-Herzen und Küssen betrachtet. Und zuallerletzt war es diese alberne, neue Schuhmode, die sich neuerdings oberhalb der Spikes so ausbreitet: Neon-Farben, soweit das Auge reicht. Typisch Uranus im Widder. Bis man im Fernseher das Knatsch-Orange der Stiefel dem Rasen-Grün hinterherlaufen sieht. Mitnichten geht es beim Mars nur um Äußerliches, wenn auch zuweilen um die Erscheinung. Sondern mehr um den starken Antrieb für die inneren Werte. Der wahre Trainer, Mann und Mensch, spielt clean und zur Not auch nackt, Hauptsache, er bleibt bei seinen Werten oder schafft ganz neue.
Deshalb scheint dieses Jahr transpersonal wie irdisch besonders stark auf Klassik-Legierung der Moderne zu setzen. Ja, der erfolgreiche Coach als Mann, den die Zeit lieben soll, hat ausgeglichene Wassermann- und Steinbock-Faktoren, macht sich rar, ist ein unvermittelter Denker (unvermittelt, weil man sonst annimmt, er kann nicht viel mehr als die Abseits-Falle erklären) und mixt elegant innere Distanz mit äußerer Begrenzung. Ein Motto, das übrigens auch in der Liebe heutzutage erfolgreich sein kann. Wenn Trainer für die auch nicht viel Zeit hat. Dazu weiß er sein Wort zu machen (Strafpredigten sind 1a-saturnisch!), um seine Jungs in der uranischen Truppe dann wieder durch kleine Überraschungen (Trainer hat uns doch lieb!) aufzubauen. Alles schwankt, alles setzt sich. Wassermann-Steinbock und zurück...
Über die Ursachen dieses neuen Vielfach-Trainer-Phänomens mag ich mich noch nicht ernsthaft auslassen. Vielleicht ist es, weil Uranus zum Steinbock-Pluto und seiner Saturn-Rezeption so lange im Quadrat stand, dann eine Weile befreit in die Welt zog und jetzt wieder in die alten Knalleffekte hineinsteuert. Denn noch ist die WM ja nicht zuende. Mal abwarten, was sich nun mit dem Saturn-Uranus-Typ Trainer im weiteren Verlauf so tut. Verbinde das Unverbundene, bedeutet ja dessen Grund-Ausstattung. Trage die Neuerung in die Tradition. Kann alles sein. Aber genauso möglich, dass es sich dabei nur um fantastisches Wunschdenken handelt. Wie bei der Idee, hinter all dem Wassermann- und Steinbock-Getue der angesagten Coaches wie Löw mit ihren uranisch-saturnisch und mäßig virilen, steinig-verwehten Erscheinungen könne sich tatsächlich ein erotischer Hintersinn verbergen. Wenn man sie sich alle so ansieht (auch diesen letzten Machismo gönne ich mir), glaubt Frau das eher nicht. Gar nicht. Beziehung werden sie vermutlich erst trainieren müssen.
Bild (bearbeitet): von Mstyslav Chernov (Selbst fotografiert, http://mstyslav-chernov.com/) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons