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Amok + Verlorenheit: My Twisted World

Elliot Rodger, 22, der Junge, der die Frauen so hasst, dass er Amok läuft, hat zwei Gesichter. Beide spiegeln sich im Ankündigungs-VIDEO (N24) vor dem Shooting. Gefilmt in seinem schwarzen, hoch glänzenden BMW, hinter deren Heckscheibe die schöne, abendliche Santa-Barbara-Sonne scheint. Wieso liebt man ihn nicht endlich, fragt er sich. Als eins von den reichen, armen, verlorenen Kids mit Uranus-Neptun im Steinbock und Pluto im Skorpion sucht Rodgers stets die Grenze. Wie viele aus einer Generation, die statt Eltern tolerante "beste Freunde" haben. Man schenkt ihnen alles, gibt ihnen nichts. Weshalb Netz und doppelter Boden fehlen und bis zum verordneten Superlativ des süßen Lebens immens viel Luft bleibt.

Dann mobben sie vielleicht, stalken, ritzen, um zu spüren, was härter ist, echter als eine Welt, in der viel erreichbar scheint und nur wenig Substanz hat. Diesen Jahrgängen fehlt Saturn, paradoxerweise, da sie den Steinbock belegt, aber entgrenzt haben. Wo Elliot Rodger nicht bekommt, was er braucht, probiert er verzweifelt, die Welt anders zu kontrollieren, die ihm unberechenbar ungerecht begegnet, bei der kleinsten Hürde. Mit seinem auf den ersten Blick komfort-betonten, auf Befriedigung gepolten, stressärmeren Horoskop ist jeder Transit ein neuer Crash mit dem eigenen Defizit. Denn Herausforderung hat er - anders als Menschen mit vielfältigster Spannung im Chart - nie richtig trainiert. In seinem Radix finden sich drei große, wirklich schwierige Figuren. Wenn Überläufe kommen, steht er genau da im Regen, wo er Wirklichkeit nicht chronisch klar erfassen konnte. Zwei Aspekte betreffen die Eltern: Sonne-Chiron-Saturn, die verletzte Panik vor dem kreativen Erleben. Eine vermeintliche Außen-Blockade, für ein Löwe-Kind unfreiwillige Einengung des Selbst. Dann Steinbock-Mond, der Uranus-Neptun anführt. Rodgers Mutter ist chinesisch-stämmig und er so halb "weiß". Darauf projiziert er alles. 

Die Menschheit. All mein Leiden auf dieser Welt lag in der Händen der Menschheit. Besonders von Frauen. Es hat mich gelehrt, wie brutal und verdreht die Menschheit als Spezies ist. Alles, was ich wollte, war dazuzugehören und ein glückliches Leben unter ihnen zu leben."

(Elliot Rodger, "Manifest": My Twisted World)

Dramatisch, plakativ, übertrieben. In der Welt von Steinbock-Mond wird Ablehnung überspürt. Rodgers wurde offenbar gar nicht hart gemobbt - wie viele andere. Es ist das Branding seiner Zeit, auf das Löwe Sonne 0° aufspringt, die Hofstaat erwartet. Dass nichts perfekt ist, schmerzt. Dass die Mädchen ihn nicht sehen, wie er gesehen werden will. In Wahrheit sieht er mit Mond-Uranus-Neptun die Mädchen und seine ungefütterte Emotion nicht. Der dritte Aspekt, der ihn an sich selbst zerschellen lässt, ist Jupiter-Pluto-Quadrat, Zwang zum Optimum. Der Dammbruch, Glaubens-Krise, die im Luxus, der Einsamkeit dieser kalifornischen Show-Welt immer droht. Bei exakten Triggern zu den Sollbruch-Stellen tötet der Junge sieben Menschen, mit sich selbst, und verletzt 13 weitere. Schiessen, aus einem schwarzen, leuchtenden BMW heraus.

Er hinterlässt ein selbstverliebtes Manifest, das er My Twisted World (Meine verdrehte Welt) nennt. Das Unheimlichste an diesen 137 Seiten ist ihre Leere und Ereignislosigkeit, ein Extrem der narzisstischen Anlage bei fehlender Frustrations-Toleranz. Bodensatz ganzer Jahrgänge, die immer wieder in einzelnen Kids durchbrechen. Aus den Jahren, als Uranus und Neptun im Steinbock stehen und Pluto im Skorpion doppelt hungrig macht. Ohne Unterstützung des regulierenden Saturn, weshalb bedingungslose Klarheit richtungsweisender Limits dann nicht gelernt wird, wenn Eltern es besonders gut machen wollen und zuviel zulassen, um Kinder ins Glück zu hieven und sich ins gute Gewissen. Das schlägt manchmal tragisch zurück.

"Am Morgen des 24. Juli 1991 wurde ich in einem Londoner Hospital geboren. [...] Meine Eltern müssen an diesem Tag mit Freude und Stolz erfüllt gewesen sein. Sie hatten gerade die Geburt ihres ersten Kindes erlebt und sie nannten mich Elliot Oliver Robertson Rodger." (My Twisted World)

Das Ich als Radnabe, Nehmen als Angelpunkt, die Erfahrung des Selbst als Geschenk. Und dann kommt gerade deshalb im Löwehaften alles anders. Elliot Rodger hat Mars-Venus-Konjunktion in der Jungfrau (Radix rechts - Vorsicht: Zeit angenommen - Angabe: "am Morgen"). Rodgers Manifest, Nachlass des Amoks, aus dem dieses selbstbezogene Zitat stammt, ist beinah schon manisch korrekt, jungfräulich genau, penibel gestaltet, perfekt übersichtlich.

Die Verdrehung von Mars-Venus im Angstzeichen, Vollkommenheit als Schutz gegen Neptun, Fische gegenüber und ihr Chaos. Beide drängt es ja in einem solchen Team vor allem auch nach Verschmelzung, sexueller Erfüllung. Hier, im 6. Zeichen, jedoch von tausend Befürchtungen besetzt. Jungfrau findet alles, was fehlt überall, gibt dem skorpionischen Loch in der Seele Ausdruck, fixiert Rodgers Wunde Chiron beim Selbst. Wer bin ich? Ein Mangel. Dabei flirrt seine - der Nachwelt stolz präsentierte - Geschichte geradezu vor "Happiness", Begeisterung über seine frühen Jahre, deren Belanglosigkeiten er millimeter-genau präsentiert wie einen Triumph. Völlig unersichtlich, wieso Nichtigkeit Bedeutung hat - nur astrologisch klar: Neptun steht im Steinbock. Unaufregend, weichgespülter Alltag, eine detailbesessene Reklame-Story aus Schöner Leben. Als Rodger viel später ein Video ins Netz stellt, das er "Elliot Rogers Vergeltung" nennt, ist es zu spät, irgendetwas an der Entwicklung zu ändern. Da sitzt er schon in diesem Vorzeige-BMW, auf dem Gesicht gleißendes Abendlicht, ein schöner Junge, der seine geplante Rache am Leben referiert wie eine Studie. Unheimlich kühl und zynisch.

Zu diesem Zeitpunkt hat der jüngste Nachkomme einer Celebrity-Familie den Saturn fast exakt über dem isolierten Konflikt-Quadrat Pluto-Jupiter (und vermutlich IC). Und Uranus ebenso genau im Quadrat zu Neptun, der die Krücken des Materiellen für eine Generation scheinbar auflöst. Wahr ist: Neptun macht dort Dasein, wie es ist, beschneidend, nur unsichtbarer. Verführt, nötige Form als überwindbar und überwunden anzunehmen.

Unrecht des halbseidenen Lebens 

Löwe, vor allem 0° Sonne, neigt ja zum Kreisen um sich selbst - aber dies hier ist mehr, es ist vermutlich wirklich narzisstisch. Immer wieder lacht er leise, spooky im Video, dem Symbol für eine halbseidene, virtuelle Welt des Mond-Uranus-Neptun im Steinbock, während er berichtet, dass er nicht glauben kann, wieso er noch Jungfrau ist. "Ich werde euch alle dafür bestrafen (...) Ich werde jede einzelne verwöhnte, hochnäsige blonde Hure abschlachten, die ich dort vorfinde." (FOCUS). Soft, bedacht angekündigt. Die "Ungerechtigkeit" eines ständig erwartungsvollen Lebens, dessen Versprechen eine Gesellschaft gedankenlos statuiert und planlos aufgebaut hat, um sich selbst im Erreichen zu überholen. Einen Tag danach sind sieben Menschen tot. Der erste Notuf geht ein, als Mars, gerade erst wieder vorläufig, mitten auf Mundan-MC in Isla Vista im Santa Barbara County steht, und langsam in letzte Hochspannung zu Pluto-Uranus-Jupiter geht, hinein in Elliots dauerhafte Sprengung des saturnischen Bodens durch einen diffus entgrenzenden mit einem abrupt agierenden Langsamläufer. 

Es waren diese Eltern, die seiner Ansicht nach den schönsten Tag erlebt haben mussten, als er zur Welt kam, die bereits eine Woche vorher die Polizei benachrichtigt hatten. Besorgt über das eigentümliche Verhalten ihres Sohnes und seine mehr und mehr seltsamen YouToube Videos. Er soll Therapien gehabt haben und zumindest Verdacht auf Asperger, eine schwache Form des Autismus. Aber astrologisch sieht man eher Narzissmus und Schädigung durch ein Zeitklima, das viel wollte und wenig konnte. Elliot hatte wie viele Eltern, die ihn und seine kleine Schwester liebten (die leider "...früher Sex hatte" als er, was ihn manisch besorgte). Scheidung, nachdem sie aus England nach Amerika auswanderten. Hollywood, wo der Vater, ein Film-Mensch, sich bessere Aufträge erhoffte.

Dass er ausgerechnet am Film "The Hunger Games" (Tribute von Panem) mitgearbeitet haben soll, ist eine weitere der Synchronizitäten, die auch den Pluto im Skorpion des Sohnes spiegelt. Eine Ära von Brot und Spielen, den Bedürfnis-Poker, der mit seiner grenzenlosen Frustration die Phänomene dieser zunehmend dekadenten Zeit hervorruft. Ihre Opfer und Täter, Flashmobs, Stalking, Mobbing, oft bis in den Tod. Endlose Suche nach Wirklichkeit, welche man im verletzten Steinbock nur unzureichend erlebt. 

Hinter Rodgers Amoklauf steckt aber dazu auch eine Familiengeschichte, die typische Nicht-Bewältigungen des Persönlichen aufzeigt, in beinah archaischer Deutlichkeit. Elliots Vater ist Widder, mit Mars-Uranus-Pluto in der Jungfrau, am Venus-Mars des Sohnes. Zwang zum Kontrolliert-Sein, zur Konformität, paradoxe Ausbrüche und vor allem auch Überwindung des Väterlichen. Eine Lagerung, die weitergegeben wird, ohne böse Absicht, geprägt von Ohnmachts-Empfindungen. Dessen Vater wiederum, der Großvater des Jungen, war prominent, einer der ersten Fotografen, die bei Kriegs-Ende erste schockierende Bilder im KZ Bergen-Belsen machten.

Geschichte setzt sich ja fort, immer, sie lebt in den Kindern weiter und wird anders delegiert, an neue Themen, als neue Anklage. George Rodger, Elliots Großvater, war eine von Verdrängung, dem Unbewussten verführbare Fische-Sonne (rechts). Mit Saturn-Sonne, die der Enkel später wie einen Wanderpokal in der Projektion und Opposition als äußere Behinderung erlebt und übernommen hat. Man muss maßstäblich werden und das Unnennbare eingrenzen. Nach den Schocks in Hitlers Zwangslagern stieg der Fotograf damals traumatisiert eine Weile völlig aus, bereiste die Welt und gründete dann die bekannte Magnum-Agentur. Auch er hat Venus-Mars-Konjunktion und Neptun-Uranus - hier in Opposition, in Verbindung zum Mond, was wiederum der Enkel in der Konjunktion zusammenbringt.

Das spricht bei beiden von einer ererbten Schockwelle des Erschreckens, die sich tief ins Gefühl einlagert. Die berüchtigte heisse Kartoffel, welche in Familien weitergegeben wird und von irgendeinem gelöst werden muss. Aber vom Großvater als Fisch vermutlich eher in ihrer Intensität aus dem Bewusstsein ausgeschwemmt wurde. Elliots Vater, der wahrscheinlich das tiefe, verdrängte Leid des eigenen Vaters zwar spüren, aber nicht erklären konnte, lebte mit seinem Mars-Pluto-Uranus in Jungfrau dann womöglich dagegen an. In der scharfen Vorstellungs-Bezogenheit über ein eroberungswürdiges Leben verfangen, das er als Widder anzielte. Für sein Kind wurde der Crash des Gespürten mit dem vermeintlich leichtgängig Gelebten jedenfalls zum Bruch im Selbst. Wenn Leid tabu ist, wird Leid zum Antrieb - wild delegiert an alles, was sich anbietet, wo kein Umgang gelernt ist. Elliot bezichtigt die Frauen der Schuld an seinem Unglück, was einer Selbstbezichtigung der eigenen Emotion, des verhärteten Steinbock-Monds mit seinem Bestimmt-Werden und Bestimmungs-Sucht, entspricht. Gefühlen, die im Geschlechts-Rollen-Kokon des Neptun kränkeln. Aber er ermordet dann zuerst nicht Frauen, sondern drei Männer, Mitbewohner, die sexuell "erfolgreicher" waren. Bevor er durch Santa Barbara fährt und Frauen zum Erschießen sucht. Was das sagt, über die Systemik der Familie, bei astrologischer Sicht auf ererbte Traumata, ist mehr als tragisch. Man kann es nur sehen, nicht mehr ändern.

Eine geschichtslose Geschichte

Die Fische, Sonnen-Zeichen des Großvaters mit seinen Schocks und unbewussten Antrieben, haben ja keine Geschichte, sie sind jenseits der Zeit und darum auch verschwimmend eindringlich, über Generationen anhänglich mit ihrem Verdrängten. Wenn niemand das sieht oder gar hebt, wird irgendwann anders als erhofft, eine Rechnung eröffnet. Elliot Rodger, mit seinem falsch verstandenen schwarzen BMW, macht nun neue Opfer eines verschobenen Schmerzes aus, der aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mal seiner war. Einer von denen, die dann zum Tool einer Zeit werden, in der Eltern alles anders machen wollten als ihre Eltern, Indem sie ein Lebens schufen, wo sich mentale Verklebungen jagen, obwohl es vermeintlich doch so offen und frei ist. Weg von den Regeln, hin zur Süße, der Boden für jeden dramatischen Durchbruch von Existenz. Die lässt sich ja nicht verhindern. Die Kids, die mit Neptun-Uranus im Steinbock geboren wurden, bekamen bereits die Vorbedingung der späteren, siebenjährigen Rezeption der beiden in Wassermann und Fische mit.

Rodger, der spätere Amokläufer, kam in die Pubertät, als für seine Generation dort, in den Zeichen des Himmels und des Numinosen, Uranus die Verdrängungen sprengte und Neptun die notwendigen Sprengungen mit neuer Diffusität unterminierte. Nichts ist mehr happy. Damit dreht auch sein Venus-Mars auf - die Verdrängungen aus den Fischen werden durch Uranus gegenüber den Jungfrau-Planeten aufgestört. Schlimm gelaufen, und wie am Schnürchen. Und heute, als er Neptun über derselben Konstellation hat, und Uranus-Pluto-Jupiter all die Anlagen der Generation im Steinbock langsam bewegt, wird das Übertragene, Ersehnte, nie Erfahrene bei den Kids plötzlich frei. Keiner hat Schuld, aber alle Verantwortung. Nur ist es auch schwer, eine Gesellschaft für ihre misslungene Versuche, es besser zu machen als die Eltern, anzuklagen. Man kann bloß hinschauen und darüber reden, damit es nicht wieder und wieder passiert und die geheimen, verborgenen, schleichenden Bomben des Neptun nicht weiter ungesehen blühen. Was es nützt, um die schleichenden Traumata zu wissen? Nichts vielleicht. Und vielleicht alles. Die Chance des Neptun, der gesehen wird und dann manchmal die verlorenen Kids tröstet, bevor sie das Leben erschießen, das sie bisher nicht unverletzt und -verletzend bewältigen. 

Bilder: Facebook + Forum Black Hair Media

Dienstag, 19. März 2024

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