Die neue Linke: Ein Papst in Hochform
Rasant wie Uranus-Pluto selbst: Erst wird er zum Meinungsforscher (Loop! ARTIKEL), nun überholt der Papst (im Schlagschatten des Mundan-Quadrats über AC und Merkur in 7) die müden Linken der Welt auch noch mit einer Konsum- und Kapitalismus-Kritik, die sich gewaschen hat. Und seien wir mal ehrlich: Das musste genau so endlich gesagt werden.
Sie ist schon unglaublich radikal für die Verhältnisse unter dem großen Kreuz des Vatikans, diese neue frohe Botschaft "Evangelii Gaudium" (Freude des Evangeliums), datiert vom 24. November. Mit ihrem Mittags-MC auf Schütze-Sonne und dem römischen AC exakt am äußerst kompromisslosen Wassermann-Mond des Franziskus steckt in ihr nicht nur die Gesamt-Ansage des päpstlichen Horoskops. Auch der marode Zustand von Mensch, Planet und Kirche wird unüberlesbar festgestellt.
Weshalb der oberste Hirte nun programmatisch den Akteuren drinnen und draußen ordentlich Bescheid sagt. Als hätte man es nicht geahnt, als er im März überraschend gewählt wurde: Es geht ihm - unbescheiden, wie eine Schütze-Sonne am GZ in 6 in all ihrer Bescheidenheit sein kann - um's Ganze. Der ehemalige Kardinal Bergoglio ist und bleibt ein Rebell. Da kann die Kirche verknöchern, wie sie will, etwas spricht und zwar laut. Evangelii Gaudium, die 89seitige Brand-Schrift zur Vorweihnachts-Zeit, hat mit Friede, Freude, Eierkuchen nichts am Hut, sondern redet vom Leben, wie einer es sieht, der Dienst (Haus 6) als seine Realität empfindet: Von den Götzen, Ruhmsucht, wenigen, die alles haben, vielen, die nichts haben, Arroganz, Nichtstun, Vergötterung des Geldes, Wirtschaft der Ausschließung und Korruption. Aber auch von einer gesuchten "Revolution zärtlicher Liebe".
Dieser Papst, Krebs-AC mit dem Herrn Mond in Wassermann, hat Pluto fast bogensekunden-genau am DC, am Tag, als er den Punkt hinter die Dinge setzt, wie sie nun mal sind. Deshalb hört man geradezu das Bohren des Skorpion-Prinzips in den Tiefen (Pluto im Papst-Radix in 1). Besser sich selbst, sein Amt, die Pfründe, von der Kirche lebt, diskreditieren, als Wahrheit verschweigen. Besser man selbst sein als nur Papst.
Wir haben neue Götzen geschaffen. Die Anbetung des antiken goldenen Kalbs (vgl. Ex 32,1-35) hat eine neue und erbarmungslose Form gefunden im Fetischismus des Geldes und in der Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht und ohne ein wirklich menschliches Ziel. Die weltweite Krise, die das Finanzwesen und die Wirtschaft erfasst, macht ihre Unausgeglichenheiten und vor allem den schweren Mangel an einer anthropologischen Orientierung deutlich – ein Mangel, der den Menschen auf nur eines seiner Bedürfnisse reduziert: auf den Konsum. (Franziskus, Evangelii Gaudium)
In welcher klerikalen Tradition er auch stehen mag - mit seinem Programm, das liest man jetzt, geht Franziskus in den Spuren ganz anderer, viel politischerer Rebellen. Man mag sich nicht ausmalen, was die Kollegen der Kurie, die sich in saturnischer Unbeweglichkeit eingerichtet haben, heute zur päpstlichen Nach-Saturn-Aktion sagen. Und wer genau sich dort, in seinen Kreisen, nicht nur in Rom, jetzt schon fragt, ob seine Stimme damals, vor dem weißen Rauch, eine gute Wahl war. Denn Papst fordert Änderung. Mond und Venus stehen nicht mehr unter der Blockade des Steinbock-Herrschers, und so klingt das, was der Papst seinem nahen und fernen Umfeld mitzuteilen hat, auch wie befreit.
Im Radix des Schreibens (die Mittags-Stände zeigen immer auch die weltliche Bedeutung) korrespondiert sein radikaler Ansatz mit dem Wassermann-AC und dem Uranus in 2 aus dem Tages-Horoskop dessen, was sich in Teilen wie ein leidenschaftliches Bekenntnis liest.
Das Chart beschreibt mehr als Reformen, einen Umsturz, der buchstäblich in die Substanz gebracht werden soll - wo zwar (durch Pluto-Quadrat) starke Gegenbewegung bestehender Struktur sich abzeichnet - aber der Skorpion-Herrscher letztlich eben doch in 11 steht. Uranus' Komfort-Haus. Irgendwer muss mit - auch wenn es nicht passt, was der Boss da von ihnen fordert. Praktisches Denken, Bewegung, Mitgefühl, Loslassen. Saturn-Merkur in 9 zeigt auch, wie hier perspektivisch zwingend Nägel mit Köpfen gemacht werden, damit Jupiter (Herr 10 des Ergebnisses in 6, dem Haus der alltäglichen Umsetzung) die Vision leben kann. Er steht in Krebs erhöht, aktuell dazu im 1. Haus des Papstes, und lässt Erscheinendes leuchten. Gerade bei solchen Sätzen:
Häufig verhalten wir uns wie Kontrolleure der Gnade und nicht wie ihre Förderer. Doch die Kirche ist keine Zollstation, sie ist das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.[...]Mir ist eine „verbeulte“ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist. Ich will keine Kirche, die darum besorgt ist, der Mittelpunkt zu sein, und schließlich in einer Anhäufung von fixen Ideen und Streitigkeiten verstrickt ist.
Mit Neptun in 1 (im Mittags-Horoskop der päpstlichen Radikal-Verordnung eingeschlossen) plus Quadrat zur Sonne (die Franziskus' Radix-Quadrat spiegelt) liegt es nah, dass so ein selbstkritisches Papst-Programm den alten Zwiespalt zwischen Glaube und Wahrheit neu weckt. Auf was von allem kann man setzen? Was an der Sonne-Jupiter-Ambition ist Illusion? Viele Worte. Als Opium des Volks, um's mal mit Marx zu sagen? Um das astrologisch zu bewerten, ist auch ein Blick auf Franziskus' Vorgänger sinnvoll. Wie zuletzt bei Pius IX, dem Papst mit dem längsten Pontifikat überhaupt, steht bei der Wahl des jetzigen Papsts Uranus im Widder und Jupiter in den Zwillingen. Während der Amtszeit findet bei beiden ein Uranus-Pluto-Aspekt statt, Konjunktion und Quadrat. Neptun läuft beide Male durch die Fische, was seine Bedeutung, aber auch Verführung zur Täuschung, unterstreicht. Neptun so stark trügt ja entweder oder spricht wahrer als andere - je nach Möglichkeit der Selbstlosigkeit des Einzelnen, dem er seinen Zeitstempel aufsetzt.
Während nun der fromme Pius damals als letzter Papst-König oder Papa Rè zunächst den Änderungs-Hunger des Uranus von außen erlebte und während der Revolutions-Jahre 1848/49 kurzfristig vor all den Rebellen rundherum fliehen musste, setzte er danach zu eisenharten Veränderungen an - im Negativen. Nicht nur das ziemlich haltbare Dogma der unbefleckten Empfängnis fällt in seine Kirchen-Phase, sondern auch das Einhämmern der Unfehlbarkeit des Papstes. Jeder schützt sein Amt so gut er kann, wenn er - wie Pius - im Radix ein weitgehend selbstzufriedenes Quadrat von Stier-Sonne in 9 zu Uranus und Pluto mitbringt (RADIX), das stets ums Überleben fürchtete und ständig im Selbst-Rettungs-Programm agierte. Alles, was unter Neptun im eigenen Zeichen geboren wird, ist ja zeitlos und überdauert unter Umständen Äonen, denn Fische sind das 3. Zeichen, der Selbst-Ausdruck, die Ewigkeit des Steinbocks.
Franziskus kommt analog zu dieser Verbindung gleich mit einer relativierenden Neptun-Saturn-Opposition daher, die seine umsetzungs-willige 6. Haus-Sonne mit ihren jupiteralen Aussichten immer wieder unter starke Spannung stellt und auch die eigene Rolle angreifbar macht und zurecht rückt, täglich mehr. Außerdem fordert Saturn von ihm ohnehin in den Fischen in 8, den Auftrag der Transformation des Namenlosen, der höheren Wahrheit Neptuns, ernster zu nehmen als andere. Es steckt einfach in seinem Wesen - Verbindlichkeit als Konzept. Denn Neptun transportiert auch den Grad seiner praktischen Reife im Geburtsbild direkt nach 2, in die Verwirklichung. Aus Worten müssen Taten werden. Sonst löst sich für ihn alles auf, was einem Verrat an sich selbst nahkommt.
Mit diesen Konstellationen darf man sich beim ständig drohenden Konkurs keine halbseidenen Versprechungen erlauben - und das weiß der Papst wohl auch. Zumal bei Chiron im 12. Haus seine Familie womöglich eine Tradition der Verletzungen, von Leid und Schmerz durch lose Worte (Zwillinge), erlebt hat, die ständig auf seine Sonne rückstrahlen und ihn darin bestärken, die berüchtigten, oft gebrochenen Versprechen eines starken Jupiters zu heilen. Sein Merkur im Steinbock (als Herr 12 und 3) meint, was er sagt und denkt - und er muss das öffentlich tun, um das Verdrängte, die Schmuddel-Ecken, nach draußen zu bringen.
...jede Arbeit geschieht „im Schweiß unseres Angesichts“. Stattdessen unterhalten wir uns eitel und sprechen über „das, was man tun müsste“ – die Sünde des „man müsste tun“ – wie spirituelle Lehrer und Experten der Seelsorge, die einen Weg weisen, ihn selber aber nicht gehen. Wir pflegen unsere grenzenlose Fantasie und verlieren den Kontakt zu der durchlittenen Wirklichkeit unseres gläubigen Volkes."
In der Evangelii Gaudium fordert der Papst, als Gegenstück zu Pius seinerzeit, selbst eine "heilsame Dezentralisierung" seines Jobs, der alleinigen Kopf-Rolle, des großen Schädels eines Stellvertreter Gottes auf Erden. Was allein das bedeutet, ist heftig für eine Kirche, die sich durch eine überdimensionierte Bugfigur nicht nur schützen, sondern auch aus der Verantwortung ziehen kann, wenn es beliebt. Als würde ein Zyklus, der mit Pius unter dem letzten Neptun in den Fischen begann, nun beendet und ein neuer finge an. Immer wieder bezieht sich der Papst auch auf die Rolle der Frauen in der Kirche (Mond-Venus in 7 in Verbindung zum AC), und vor allem auf die Maria und ihre übergeordnete Stellung, die Funktionsträger buchstäblich ins 2. Glied verweist: "Tatsächlich ist eine Frau, Maria, bedeutender als die Bischöfe."
Er wird es trotzdem nicht sein, der den Frauen in dieser katholischen Kirche zum Priesteramt verhilft. Das stehe nicht zur Diskussion. Aber er ist der, der auf keinen Fall will, dass amtlich-männliche Vollmachten immer wieder mit Macht verwechselt werden. Alles in allem harter Tobak für die anderen Eminenzen in ihrem Konventions-Kleid aus grauer Vorzeit. Die Antworten auf Franziskus' rebellische Ideen werden - wegen des Pluto-Uranus-Quadrats - nicht ohne Strippenziehen, Stuhlbein-Sägen und Unterspülung aus den unteren Rängen auskommen.
Was immer daraus wird: Wichtig war, dass jemand in Kompromisslosigkeit Stellung bezieht. Wenn nicht einer mit Mars in 3, der Kraft für das Umfeld, im Trigon zu Chiron (der die Power der Initiative durch Leid nur noch steigert), wer dann? Wenn nicht jetzt, unter Neptun zuhause, wann sonst? Wenn nicht der, dann vielleicht gar keiner mehr, in den nächsten Jahrzehnten oder Jahrhunderten.
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Evangelii Gaudium im WORTLAUT