Sonne-Jupiter: Wünsch dir was
Das ist die Sehnsucht:
wohnen im Gewoge und keine Heimat haben
in der Zeit.
Und das sind Wünsche:
leise Dialoge täglicher Stunden
mit der Ewigkeit.
Rainer Maria Rilke - Motto
Mal ehrlich – wer von uns würde sich nicht wünschen, daß die eigenen Wünsche mal einfach so in Erfüllung gehen. Dass also endlich die gute Fee um die Ecke kommt und einem die obligatorischen drei Wünsche offeriert. Nun – wenn überhaupt, dann wäre heute Nacht der ideale Zeitpunkt dafür. Denn am Montag morgen um 7:33 Uhr unserer Zeit stehen Sonne und Jupiter in Konjunktion miteinander und wenn es denn überhaupt einen günstigen Zeitpunkt gibt, an dem man Wünsche äußern sollte, damit die Chance auf eine Erfüllung auch gegeben ist, dann wäre dies einer der besten.
Völlig unabhängig davon, ob man nun an Astrologie „glaubt“ oder nicht.
Allerdings muss man ehrlicherweise gleich eine Einschränkung vorne weg machen – es kann leider nicht jeder Wunsch in Erfüllung gehen. Was nicht an diesem durchaus magischen Moment liegt, auf den wir uns gerade zu bewegen, sondern an der generellen Natur bestimmter Wünsche. Vor allem wenn diese sich auf sehr konkrete Dinge beziehen, die wiederum bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterliegen, die erst einmal erfüllt werden müssten, bevor dann die eigentliche Erfüllung eintreten könnte. Selbst die gute Fee könnte vermutlich den Sechser im Lotto nur dann möglich machen, wenn der Wünschende auch mal Lotto spielen würde. Also müsste man abwarten bis denn die nächste Ziehung überhaupt stattfindet, vorher zur Annahmestelle gehen, Schein ausfüllen und sogar noch etwas dafür bezahlen. Ein ziemlicher Aufwand und vor allem nicht innerhalb des schmalen Zeitfensters zu schaffen, in dem die heutige Sonne-Jupiter Konjunktion stattfindet.
Wenn man das also heute sinnvoll und erfüllend nutzen möchte, sollte man als erstes die Qualität der eigenen Wünsche dahin gehend überprüfen, ob denn eine sofortige und unmittelbare Wirkung eintreten kann. Und ob das Eintreten dieser Wirkung auch unabhängig von etwaigen äußeren Voraussetzungen ist, die man unter keinen Umständen innerhalb dieses Zeitfensters erfüllen kann.
Zugegeben – das ist nicht unbedingt das, was man sich unter einem wunscherfüllenden Moment vorstellt. Einmal mit dem Finger schnippen und schon ist alles so, daß man endlich zufrieden und glücklich sein kann. Denn das wäre ja die eigentliche Wirkung auf uns – endlich glücklich zu sein. Und in aller Regel gehen wir davon aus – wirklich glücklich kann man nur werden und sein, wenn endlich auch der letzte, große Wunsch erfüllt ist, alle Defizite verschwunden sind und das Leben nur noch so abläuft, wie wir es uns schon immer vorgestellt haben.
Was natürlich außer Acht lässt, dass „glücklich sein“ zu allererst eine Empfindung ist. Die wiederum nicht zwingend davon abhängig ist, ob man zum Beispiel reich und berühmt ist. Denn ansonsten müssten alle reichen und berühmten Menschen ja ununterbrochen glücklich sein und das dem nicht so ist, kann man selbst bei uns regelmäßig nachlesen. Wenn Glück aber im weitesten Sinne ein subjektives Gefühl und relativ unabhängig von eindeutig definierten Umständen ist, dann könnte man theoretisch ja auf die Idee kommen, dass die Abwesenheit dieses Glücksgefühls nicht zwingend durch unsere Lebensumstände vorgegeben ist (wovon wir ansonsten ja meistens sehr überzeugt sind). Dann wäre es doch zumindest theoretisch denkbar, auch jetzt, hier und heute, in diesem Augenblick und unter genau diesen Umständen, glücklich zu sein.
Gut, es gibt sicher Lebensumstände, wie schwere Krankheiten, Schmerzen und wirklich schlimme Ereignisse, unter denen das Empfinden von Glück kaum vorstellbar ist. Nur leben die wenigsten von uns ständig und andauernd unter solchen Umständen.
Andererseits kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, daß selbst dann manchmal Momente entstehen können, in denen genau das passiert. Plötzlich ist da das tiefe Empfinden eines Einverstanden-Seins, alle Ablehnung verschwindet und im größten Kummer scheint plötzlich etwas so ursprüngliches Klares und Leuchtendes auf, daß sich selbst die düstersten Horrorszenarien in strahlende Landschaften verwandeln, mit denen man nur noch die allerbesten Vorstellungen verbindet.
Häufig kann man in solchen Momenten auch beobachten, dass sich vor allem die eigene Perspektive verändert hat, viel häufiger als die Umstände oder die Menschen in diesen Situationen. Die wiederum reagieren aber meist sehr schnell und positiv auf solch eine veränderte Perspektive und so kommt dann eins zum anderen, und wo es eben noch düster und dunkel war, wirkt jetzt alles hell und freundlich. Nein, das sind jetzt keine esologischen Gute-Nacht-Geschichten, um das Leben ein kleines bißchen erträglicher zu machen, das sind Dinge, die wir alle schon erlebt haben.
Und sie stimmen im Prinzip völlig mit dem überein, was man mit einer Sonne-Jupiter Konjunktion in Verbindung bringen würde, wenn man Astrologie aus einem bestimmten Blickwinkel betreibt. Dann gäbe es innerhalb eines solchen Zeitfensters nämlich die Möglichkeit, sich genau darüber bewusster zu werden. Über das, was Glück eigentlich ausmacht, über das, was erfüllte Wünsche in uns bewirken. Und wir könnten vielleicht genau heute versuchen, uns darin zu üben, dieses Glücksgefühl zumindest nicht mehr zu verhindern. Denn unter dem Einfluss von Jupiter sind wir vielleicht heute einmal in der Lage, uns vorzustellen, dass alle unsere Wünsche in Erfüllung gehen werden. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber ganz bestimmt irgendwann eines schönen Tages.
Wir könnten uns heute Nacht einfach mal eine halbe Stunde Zeit nehmen und diese Bilder vor unserem geistigen Auge entstehen lassen. Wie endlich einmal alles so sein wird, dass alle Sorgen, jeder Kummer, jede Traurigkeit verflogen ist. Je klarer und intensiver wir uns das vorstellen werden, desto überraschter werden wir davon sein, wie deutlich und stark wir schon empfinden können, wie sich das dann anfühlen könnte. Zumindest die Erleichterung darüber, wenn sich unsere Ängste und Beschwernisse quasi in Luft aufgelöst haben.
Wir könnten uns einfach einmal vorstellen, daß wir der reichste Mensch der Welt wären und wie Dagobert Duck in unserem Reichtum baden könnten. Und dieses Gefühl ohne Scham und Reue oder schlechtes Gewissen genießen. Nichts könnte uns davon abhalten, außer dem, was uns immer davon abhält – unsere eigenen Gedanken und Vorstellungen. „So ein Quatsch, warum sollte ich mir etwas vorstellen, von dem ich doch genau weiß, daß es nur eine Illusion ist?“
Nun vielleicht einfach deshalb, weil wir uns immer etwas vorstellen und nie wissen können, ob das nicht ebenfalls alles nur eine Illusion ist. Also womöglich nur einen Teil der Wirklichkeit berücksichtigt, in der wir „wirklich“ leben. Vieles deutet daraufhin, daß das was wir als Realität bezeichnen, vor allem eine Vorstellung ist, die aus unserer individuellen Wahrnehmung dessen entsteht, was wir als Wirklichkeit begreifen. Nicht nur die Aussagen fast aller Religionen und spirituellen Bewegungen, sondern auch die der modernen Wissenschaften.
Und vor diesem Hintergrund kann man dann zu Recht behaupten: heute ist ein ganz besonderer Tag. Heute kann man leichter als sonst, all die inneren Ketten und selbst auferlegten Begrenzungen abschütteln und abfallen lassen, die einen daran hindern, einfach einen Augenblick lang glücklich zu sein. Denn mehr als dieser eine Moment Hier und Jetzt hat nie existiert und wird nie existieren, insofern ist die Suche nach einem Glück das ewig währt völlig überflüssig. Es reicht sich auf diesen Moment zu konzentrieren und heraus zu finden, ob es nicht möglich ist, genau jetzt und hier glücklich zu sein. Und wenn dieser Moment vorbei ist, dann macht man dasselbe im nächsten. Und übernächsten. Und überübernächsten…
Heute, unter dieser Sonne-Jupiter Konjunktion im Zeichen des Schützen, könnte man damit anfangen. Und sich einmal darauf einlassen, etwas zu üben, was vielleicht so erscheint als wäre es nur ein kleiner, unbedeutender Schritt. Aber es könnte durchaus sein, dass eine Erfahrung entsteht, die einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.
Und womöglich zeigt sich dann auch noch die gute Fee und bietet einem Erfüllung und Glück an. Nur in anderer Form, als man sich das bisher vorgestellt hat...
Titelbild: von Mathew Ingram (Flickr) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons; Prayer Flags: By Fulvio Spada from Torino, Italy (Prayer flags the Namka La) [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons; Pharao-Maske: José-Manuel Benito Álvarez [CC BY-SA 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons