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Jupiter-Jungfrau: Juwel und Lotus

Wann immer ein Planet von einem Zodiak-Zeichen in das nächste wechselt, symbolisiert dies auch die Entstehung einer neuen Welt. Zuallererst in uns - als grundlegende Erfahrung. Gleichzeitig aber auch als eine Art atmosphärischer Hintergrund um uns herum, der Wahrnehmungen begünstigt und Aktivitäten unterstützt, die dem inhaltlichen Urgrund des jeweiligen Zeichens entsprechen.

Genau genommen entsteht also nichts neues, sondern eigentlich verändert sich „nur“ der Wahrnehmungsfokus aller Wesen, es entsteht eine „neue“ Perspektive, aus der heraus dann wiederum aber tatsächlich neue Ursachen gesetzt werden, die in der Konsequenz eine neue Welt erschaffen. Bis hierhin mag das noch einfach und überschaubar klingen, solange es sich um einen Planeten und einen Zeichenwechsel handelt. Da das astrologische Modell aber mit mindestens zehn beweglichen Himmelskörpern arbeitet, die gleichzeitig durch zwölf verschiedene Entwicklungsphasen wandern, kann man sich leicht ausmalen, dass der generelle atmosphärische Hintergrund eher einem unendlich großem kosmischen Ozean gleicht, auf dem sich fortlaufend unzählige kleine und große Wellenberge auftürmen und wieder versinken. Und da jedes Wesen, jeder Mensch, auch einen ganz bestimmten und einzigartigen „Standpunkt“ inmitten dieses Ozeans hat, ergeben sich noch weitaus mehr verschiedene Perspektiven, als sich Wellen auf diesem Ozean bewegen.

Nimmt man also das gesamte astrologische Modell als Maßstab, dann lässt sich leicht erkennen, dass es niemals um vereinfachte und eindimensionale Zustands-Beschreibungen gehen kann, wenn man solch einen Zeichenwechsel wie er heute stattfand, astro-logisch zuordnet. Es kann bestenfalls nur eine Orientierungshilfe sein, um sich auf diesem unendlich weiten Ozean des Seins zumindest ein wenig zurecht zu finden. Die neuen Strömungen werden dann weniger als fremdartige Bedrohung empfunden, sondern man ist eher bereit sie auch als Chance für neue Bewegungen und Ausrichtungen zu begreifen.

Die Zeichenwechsel des größten Planeten in unserem Sonnensystem prägen ungefähr den Zeitraum eines ganzen Jahres. Das genügt meistens um bestimmte Dinge in Bewegung zu bringen, bestimmte Inhalte an die Bewußtseins-Oberflächen zu schwemmen, mit denen man sich dann auch als Kollektiv nachhaltig auseinander setzen kann. Da Jupiter ein Feuer-Planet ist, sucht er sich gerne auch bestimmte Menschen als Symbolfiguren der einzelnen Zeichen und Phasen, die deren Inhalten entsprechen. Das müssen dann nicht immer die selben Sonnenzeichen sein, aber, wie man an der zurück liegenden Löwe-Phase sehen konnte, geschieht auch das durchaus häufiger als es statistisch „normal“ wäre.

Zudem neigt Jupiter auch gerne zu Übertreibungen aller Art, um die entsprechenden Themen sichtbarer werden zu lassen. „ Bigger, better, faster, more“ wird dann zum Lebensmotto der jeweiligen Phase.

Jupiter kann nur verstärken, was auch vorhanden ist. Wenn es Weisheit wäre, dann auch das. Andernfalls eben Ignoranz, Dummheit, Hybris, Gier und all die anderen dumpfen Seins-Zustände und Empfindungen, die leider immer noch den größten Teil der menschlichen Natur ausmachen.

aus Von Löwen und Lämmern (zum Eintritt in den Löwen)

Je nachdem also was wirklich vorhanden ist, kann sich die Segnung eines Jupiter Durchlaufs oder Übergangs positiv oder eben anders auswirken. Barack Obama, eine Löwe-Sonne, konnte den Durchgang tatsächlich nutzen, um zumindest in Teilen wieder zu alten Idealen zurück zu kehren und Alexis Tsipras, ebenfalls eine Löwe-Sonne, wurde zur Symbolfigur eines neuen Selbstbewusstseins auf politscher Ebene in Europa, auch wenn er sich doch vorerst unterordnen musste.

Unterordnen unter die Sachzwänge, von denen unser Überleben eben generell abhängt. Und dort, wo sich der Löwe-Archetyp zu lange im eigenen Licht sonnt, sich als unabhängig und völlig autark begreifen und erleben will, zeigt sich schnell, dass dieses Erleben immer abhängig von Umständen und anderen Wesen ist, die man eben nicht vollständig kontrollieren kann. Spätestens jetzt müssen die Individuen auf der Basis ihres frisch gewonnenen Ich-Bewusstsein zu einem Miteinander finden, dass zumindest die unterschiedlichen Ressourcen und Fähigkeiten sinnvoll zusammen bringt, damit das eigene Erleben nicht durch die Angst ums nackte Überleben zu stark eingefärbt wird.

Generell ist die sechste Evolutionsphase des Zodiaks auch ein wichtiger Knotenpunkt, ein innerer und äußerer Ort der Selbstfindung. Alles was zuvor in den Zeichen Widder bis Löwe entstanden ist, wird hier zu einer (be-)greifbaren Wirklichkeit, die sich aber vorrangig auf das Umfeld des Einzelnen bezieht. Erst wenn diese Ausformung beendet ist, können wir im nächsten Schritt tatsächlich den Anderen, dem Du und der Welt als Ganzes begegnen. Insofern bedeutet Jungfrau-Zeit auch immer Selbstprüfung und Analyse dessen, was bisher entstanden ist.

Hans Taeger hat der Jungfrau-Energie  in seinem Buch Astroenergetik ein sehr eindringliches Loblied gewidmet, indem er die Jungfrau-Thematik mit dem Symbol der Lotusblüte vergleicht:

Der Lotus mit seinen Wurzeln in Dunkelheit und Schlamm erblüht über der Wasseroberfläche dem Licht der Erkenntnis entgegen, wobei er ständig dem Fische- und Neptunbereich verbunden bleibt. Er ist ein Resultat der Läuterung und Reinigung von karmisch bedingter Unwissenheit. Im Buddhistischen Kulturraum werden erleuchtete Energien, künstlerisch visualisiert, immer auf einem Lotus thronend dargestellt, auf dem sich wiederum eine Sonnen- und/oder eine Mond-Scheibe befindet (Symbole männlicher und weiblicher Weisheitsenergie).

aus Astroenergetik, Hans H. Taeger, S. 538, Knaur Verlag 1989

Genau dieses Bild des Lotus mit seinen selbstreinigenden Blütenblättern, trifft eines der wichtigsten Jungfrau-Themen ganz wunderbar. Es ist die strukturelle Beschaffenheit der Oberfläche, an der alles „Dunkle und Schmutzige“ abperlt. Was aber wirklich „abgewiesen“ wird bei diesem Lotus-Effekt ist das Wasser, es wird nur als innere Nahrung aufgenommen, äußerlich ist die feingliedrige Struktur der Blütenblätter aber in der Lage alles Wässrige geschickt abzulenken und dieses gelenkte Fließen nimmt nun auch alles andere, was sonst an der Oberfläche kleben würde, mit sich fort.

Die Bedeutung des Lotus ist vollkommen identisch mit der höheren Jungfrau-Qualität. Er weist abstrakt auf die Voraussetzungen, die zu leisten sind, und auf feine Art didaktisch auf die Vorbedingtheit der Erleuchtung hin: karmische Unbeflecktheit, reine und selbstlose Motivation, Blumigkeit, Befreitheit von Täuschungen, Bodhisattva-Denken (Lotus als Symbol des selbstlosen Seins) und höchste Gewißheit (der Lotus als Träger von Licht- und Erleuchtungsenergie). Was sich dann auf diesem vor-bedingten Lotus befindet, ist der Ausdruck visuell dargestellter neptun- und fischehaltiger Energiemanifestationen. Es sind die tragenden und egobefreiten mystischen Bildkräfte in Form verschiedener Gottheiten und Dämonen, die alle Ausdruck ein und derselben Urenergie sind.

aus Astroenergetik, Hans H. Taeger, S. 540, Knaur Verlag 1989

Natürlich könnte man nun an dieser Stelle auch sämtliche, bestens bekannte Zuordnungen zum Thema Jungfrau aufzählen. Und manches davon wird sich sicher auch sehr plakativ in den nächsten Monaten als Nachrichten-Hintergrund zeigen und uns die Gelegenheit geben, näher darauf einzugehen. Dies hier soll lediglich ein kleiner Anstoß sein, den heutigen Tag entsprechend still zu feiern und zu geniessen.

Denn es liegen zwar arbeitsreiche Wochen und Monate vor uns, aber an deren Ende könnten manche positive Entwicklungen auch zu einer neuen Form gefunden haben, die dann den nächsten Schritt ermöglichen.

In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern und Nichtlesern einen angenehmen Übergang in die neue Jupiter-Jungfrau-Zeit.

Titelbild: Om Mani Peme Hung Mantra © Christopher J. Fynn / Wikimedia Commons, via Wikimedia Commons

Donnerstag, 21. November 2024

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