Seelentür: Stillstand der Sonne
"Strahlend an einem der Hauptpunkte hält der Krebs an der heißen Marke fest einen Abschnitt des Kosmos und lässt den Tag wieder schrumpfen." (Manilius, Astronomica)
Ja genau, 0° Krebs kommt, die verzauberte Tür zum Sommer, die Rückkehr in die Geborgenheit oder Isolation des Seelischen. Hier bekommen wir Aufschluß über den Zustand unseres Mondes (und darum auch über "unser Zuhause" - was manchmal eben ein "gemütliches Elend" ist, wirksam verteidigt). Morgen um 6.24 h früh wird Sonne jedenfalls die Schwelle ins Empfinden endlich erreichen, den nördlichen Wendekreis (astrologisch der bewusste 0° Krebs). Einen speziellen Grad, der viele Fragen aufwirft: Wo sind wir noch unbehaust? Mit wem möchten wir fühlen? Sind wir eigentlich geborgen da, wo wir wohnen? Und: What about the family? Alte Schuldgefühle holen uns vielleicht ab da eine Weile wieder stärker ein, Gefühls-Rituale werden von der Zeit ausgeworfen, um diesmal anders gelöst zu werden. Die Sonnenwende ist immer eine Chance.
Wie alle kardinalen 0° Punkte findet sich auch im Krebs ein Beginn. Ist 0° Widder der Eintritt ins Leben, wird 0° Krebs zum Eintritt ins Empfinden. Die Welt der Energien beseelt sich hier erst im Tierkreis. Wobei dieser Punkt beim aktuell zusätzlichen Krebs-AC hierzulande noch stärker viele Begegnungen mit Gefühl beschreibt, die über Saturn in 6 ausgeglichen werden müssen. Keine Übertreibungen diesmal! Sonst geht's schief und am Ende wird doch nur geweint. Hier und jetzt ist eben der Brunnen jeder Emotion tief - man darf das ruhig so sehen, wie es die astrologischen Symbole schön beschreiben: Wenn Sonne in dieses stille Wasser fällt, kocht manchmal plötzlich zur Sommensonnenwende einiges hoch, was wir bis dahin gepflegt unterdrücken wollten.
Das große Spüren bricht sich darum auch jetzt wieder bei uns allen Bahn. Drum gilt der vordere Krebs ja als "Gate of Men", ein mundanes Tor der Herkunft - oder auch des Abstiegs, in das irdische Leben nämlich, laut den alten Griechen (CONSTELLATION OF WORDS).
Jetzt hören wir das Wesentliche in uns selbst stäker rufen als sonst, hier verbindet sich die Botschaft der Lichter. Hēliostásion oder „Stillstand der Sonne" sollen die Sonnenwenden griechisch geheißen haben. Und wo Sonne stillsteht, in Monds Zeichen, da beherrscht sie eben auch der Mond. Gut, sich seinem Gefühl zu widmen und aufzufangen, was da brodelt. Empfindung wird nicht nur dieses Jahr wesentlich, aber dieses Jahr steht dazu Venus im Lebenszeichen Stier, das auch die Begegnungen erstmals anschiebt. Insofern kümmern wir uns alle am besten freiwillig um die Beziehungen, bevor sie sich, umringt von lunaren Archetypen (zwischen Freude und Wut) bemerkbar machen.
Zur Sonnenwende schwimmen jedenfalls jedes Jahr noch mal alle Seelen metaphorisch ins Dasein ein, wie im persönlichen Horoskop über IC und den Mond, angezeigt von den Themen des jeweiligen Hauses, wohin die 0° Krebs in jedem Radix fallen. 0° Krebs in jedem Chart symbolisiert eine innere Heimat. Speziell, in Aspekten zu wichtigen astrologischen Faktoren. Sonst steht der Anfang alles Gefühls auch für die Mütter, die Familie überhaupt, Wohnung, die Krabbe, die Krippe, das Sorgende, das Aufgehoben-Sein, Schutz im Panzer. Früh in astrologischen Welt-Erklärungen verband man damit die merkwürdigen Tiere zwischen Wasser und Land, Gefühl und Erdung: Nicht ganz hier, nicht ganz dort. Eine Schildkröte, einen Hummer - aber auch den Scarabäus, Wunder-Käfer, Pillendreher, Schöpfer zwischen Mond und Sonne, Vermittler der Ewigkeit des Lichts, der Unsterblichkeit mit sich trägt. Denn der Krebs verweist uns ja immer auch auf den Punkt gegenüber, 0° Steinbock, das ominöse, starre Tor des Aufstiegs, ab welchem das Wesen-tliche, das, was bleibt, anderswo siedelt und die leeren Körper der materiellen Welt zurücklässt. Zu 0° Krebs feiern wir, dass wir noch am Leben sind, weil Mond den Saturn am besten spüren kann und die Ahnung von Tod drum besonders da groß wird, wo alles blüht, atmet und wunderschön leuchtet. Sommersinnenwende.
Hier sind wir auch unsterblich, nur anderswo. Beim Saturn, den Mond mit aufruft. Seele zurück im Kosmos, da, wo die Götter wohnen. Vielleicht ist die Sonnenwende auch so magisch lebendig und frei, weil die Achse des 4. und 10. Prinzips das gesamte zivilisierte Sein auf dem Planeten begrenzt. Erst im Krebs entsteht das fühlende Wesen, im Geboren-Werden und Sterben und dieses Fest aus Bitternis und Süße. Im Sommer, zwischen Blüte und Frucht, liegt eindeutig der Vorgeschmack des Todes. Bevor bei 0° Waage der Eintritt in die erste Hälfte des Vergehens um die Ernte geschieht. Mond gebiert, Saturn beendet, und Krebs und Steinbock auch. Während Pluto dazwischen immer wieder neu im Leben tötet, stirbt und aufersteht. Die Überquerung der Sonne von 0° Krebs bedeutet darum auch: Wir können das Jetzt würdigen. Fair feiern, was immer neu, immer wandelbar wie der Mond, ohne Heute und Morgen und Gestern ist. Wir dürfen uns erinnern, an Gutes, an Schlechtes, müssen aber nicht urteilen. In diesem Teil des Zodiak lebt man in Echtzeit, hier wird geliebt, geweint, getanzt, geschaffen, erfunden, applaudiert und repariert, was droht, gefährlich zu werden. Dies ist der Weg der Lichter, die lunare Seite, des Mondes, der Frauen, der jetzt beginnt.
Kurz danach erst werden die Männer mit ihren solaren Tänzen ums Selbst ihre große Zeit haben. Die Sonne muss stillhalten im Krebs. Vielleicht machen deshalb Tränen Männern oft auch so große Angst, dass sie glauben, darin verlorenzugehen. Oder eben "ihr Wesen" zu verlieren. Ja, es ist Sonnenwende, morgen (links Eintritts-Horoskop für Berlin) und hier fängt die Seele an zu singen (was sich manchmal eben auch wie ein lautes Weinen anhören kann). Im Krebs beginnt ja auch ein Stufen-Weg der Schwierigkeiten, die erst mit all den großen Gefühlen ins Leben kommen. Während der existenzielle Quadrant sich vorwiegend um Lebenserhalt kümmern muss (da sind Emotionen Luxusprobleme), wird nun alles experimenteller.
Wie ein großer Freilandversuch. Im Widder kümmerten wir uns um den reinen Lebens-Impuls, im Stier um die Materialisierung von Stoff, in den Zwillingen und die Idee, was das alles denn wohl bedeuten könnte. Was dann die Gefühle "erzeugt". 0° Krebs als Deklinations-Wende mit dem Mittags-Höchststand der Sonne beleuchtet das Innen, die Energie, die ins Spüren geht. Hier fangen wir alle an (wenn es gut läuft!), Menschen zu sein, im Empfinden und Mit-Empfinden. Wobei zwar der eins der "weiblichen, passiveren" Zeichen ist, aber alles andere als "grund-gut".
Wie das fixe Wasser des Skorpion nach ihm, wandert der Krebs (und mit ihm wir alle) nur mit einem Sammelsurium von Werkzeugen durch sein Reich (das meist Merkur in der Phase vorher geliefert hat). Ab der Sonnenwende verfügen wir über zwei Scheren. Oder anders gesagt, über vier Messer, wenn man es merkurisch sieht. Was man zu Krebszeiten auch braucht, diesen gut entwickelten Merkur, da ja alles Mondige, was nun so schnell hochtaucht, uns extrem durchlässig macht. Empfindsam und empfindlich. Deshalb hat der Krebs, das Krebsige, die Welt des 4. Hauses, also wirklich den Schutz eines Panzers oder der berühmten Schale nötig, die dem abgespiegelten Projektionsbild des Skorpion und den Masken des Neptun entspricht.
Alle starken Wasserzeichen oder Häuser brauchen Schutz. Eins der vielen damit verwandten Phänomene bei lunaren Menschen: Wenn es ihnen schlecht geht, sehen sie oft besonders gut aus. Hier ist die Schale. Ein gerade extrem verletzbarer Krebs-Betonter kann in seinem Harnisch von einem Steinbock manchmal nur sehr schwer zu unterscheiden sein.
Die Sonnwenden ereignen sich, wenn die Sonne auf ihrem scheinbaren Weg um die Erde ihre größte - Sommer-Solstitium - bzw. ihre kleinste Deklination - Winter-Solstitium - erreicht (die Deklination ist der Winkelabstand vom Himmelsäquator). Zum Sommer-Solstitium findet auf der Nordhalbkugel der Erde der längste Tag statt, zur Zeit des Winter-Solstitiums der kürzeste. Auf der Südhalbkugel ist es umgekehrt. (ASTROWIKI)
Andererseits benutzt der angeblich so zahme Krebs dann eben auch in seinem praktischen Leben voller Gefühls-Attacken genau diese starken Greif-Scheren gern. Damit folgt er der Tradition des befreundeten Erd-Zeichens-Stier, der auch die Welt buchstäblich be-greift und sich mit Maul und Klauen wehrt (indem er zieht und zerrt), wenn etwas ihm genommen werden soll. Und sei es bloß die Verständlichkeit des Lebens. Krebs ist da nicht ganz so eindeutig im Verhalten, aber dafür einen Tick unheimlicher. Nach der Sonnenwende werden wir alle privater, die Welt der Geheimnisse zieht uns deutlich an. Diese Aura der Zeit trägt dann einen Hang zur kollektiven Dramatik, überlagert von stärksten Gefühlen, wie sie schon die Baumeister der Heiden kannten (siehe Stonehenge). Dank des Krebs-Charismas im Untergrund, das zum Skorpion überleitet, wurden Sonnwend-Feiern früh auch so intensiv kultig, magisch und mächtig belegt oder sogar missbraucht als Einschwörungs-Riten (zum Beispiel bei Nazis = National = Heimat-Thema mit all den Krebs-Stier-Analogien von Blut & Boden Mystik).
Krebs-Betonte (über starken Mond, Zeichen oder Haus) sind sehr vielfältig. Sie haben eine unendliche Emotions-Range, leben nie nur schwach, nur weich, sondern wie Fühler, Radare. Sie sind sogar die wahren Kinder der Unberechenbarkeit, denn nur Mond zeigt sich von voll bis unsichtbar im Monatslauf in fast jeder Form, die man sich vorstellen kann. Krebs wird damit zum Zeitraffer des gesamten Tierkreises und sehr, sehr wechselhaft. Aber immer auch ein bisschen spooky für andere. Wenn es hart auf hart geht, vergessen gerade Wasser-Monde gern Merkur, der Krebs als Herr des Zwillinge-Zeichens sicher im Rücken sitzt, abgedrängt ins 12. Haus des Krebses und drum auch von Frau Luna vergessen, wenn sie lostickt. Wasser-Monde werden gern mal völlig unlogisch, wo Merkur nicht als greifbares Tool in der Nähe ist, und lassen sich noch schneller als sonst vom Fluss der Gefühle forttragen, den sie prägen, der sie prägt.
Auch ein Grund zum Feiern, eigentlich, in dieser Phase des Jahres, nach den ewigen Gleichungen der wiegenden und messenden grauen Herren des Zwillings, die Welt unter der Lupe auseinander nehmen wie in Rechenkästchen. Natürlich bloß, um sie zu verstehen. Wir kommen jetzt quasi aus dem Lastwagen des Intellekts frei, der immer auch im Individual-Horoskop das Meer der Gefühle füttert oder erzeugt. Jedes Vorzeichen stützt ja das Nachfolgende. Auch wenn es dafür leider nicht viel Aufmerksamkeit bekommt - meist sogar gar keine. So sieht man häufiger, dass Mütter viele Stellungen in wichtigen Vorläuferzeichen der Betonungen ihrer Kinder haben. Das ist der "Fütterrungs-Zyklus", wie er auch bei Paaren vorkommt.
Aber zurück zur Sonne im Krebs. Hier hätten wir einen typischen Entgrenzungs-Standort (Jupiter, der Erweiterer steht dort passend erhöht). Das Klima wird augenblicklich gefühliger, wenn das große Licht in den Grenzen der Ekliptik wendet. Dann bauen sich leicht Ladungen auf, weshalb Steinbocks Begrenzungen gegenüber auch so praktisch sind, um sich auszutarieren. Gerade, wenn man verhindern will, dass nun als Kompensation die in unseren Horoskopen angelegten, negativen Themen der Konfliktzeichen in 90° Abstand ausbrechen. Denn das führt nur stärker als sonst bei Krebs-Sonne zu mentalen Feindschaften/Waage und/oder physischen Attacken/Widder. Man gehe früh genug in die Selbstdisziplin = Saturn, um Dinge jetzt nicht ausufern zu lassen. Gefühlsausbruch, schön und gut. Gefühlstheater bringt nur die üblichen Jagden im Drama-Dreieck.
'Carcinum' ist übrigens eine der latinisierten Verwandten von Krebs/Cancer. Was bestätigt, dass es sich bei dem Zeichen eben wegen seiner Ausweitungs-Fähigkeit (Wuchern auf dem Weg zum Vollmond, ein Mini-Jupiter-Effekt) nicht um naive Puschelchen vom Lande handelt. Oder um eine ruhige, stille Madonnen-Vorstellung von Mutter-Kind. Krebs ist manchmal unzähmbar leise, nachdem das wilde Herz ihn fast erschlagen hätte und er sich von seinen Ausbrüchen erholt. Und, natürlich, nach dem ihm wurde auch eine der schlimmsten Krankheiten der Menschheit genannt, was mit den schwierigeren astrologischen Konnotationen des Zeichens glatt zusammengeht. Laut Wolfgang Döbereiner ist der Krebs nicht nur ein Konsument, der gern mit seiner Kerze zuhause sitzt und die Welt drum herum geschehen lässt. Sondern auch ein kadinaler Fighter. Und nicht umsonst Heimat von Mars im Fall. Wo genau der dann seine problematischsten, negativsten Züge impulsiv zeigen kann und wird, wenn Saturn ihn nicht begrenzt. Mars im Mond spukt und spuckt:
Der Krebs wird das Geschehen des Wachstums schützen, wird ein Leben lang kämpfen für alles, was wächst, was aus sich lebt, so als wäre er es selbst. Er wird gegen jedwede Art der Information kämpfen, weil sie, indem sie das Leben zum Vorgang macht, sich als Ungeschehenes in die Erscheinung zwängt." (Wolfgang Döbereiner, Der Wandel des Lebens im Tierkreis, Münchner Rhythmenlehre, S. 51)
Krebs gebiert damit auch Ärger und Wut. So kommt dann der wachsende, gefürchtete Krebs zustande, die ausrastende Zelle, die jupiterhaft ins Kraut schießt und tödlich sein kann, wenn nichts sie stoppt. Krebs' Zeitplan ist ein lunarer, kurzfristig. Besonders im Krebs-Monat wird seine Schnelligkeit sichtbar. Aber langfristig unterliegen wir Saturn. Was wir also jetzt, im Sommer, an emotionalen Spuren, Samen, Wegen legen, kommt im Steinbock, viel später, zum Ergebnis (Saturn). Manchmal kann man sehen, wie nach der Wintersonnenwende ein Thema, Konflikt oder Projekt, was man zur Sommersonnenwende angestoßen hatte, erst reif ist für die Auslösung. Wie immer jetzt beginnt, was beginnt, endet es häufig auch. Wobei auch das wieder an Geburt und Tod auf der Achse 4-10 erinnert. Gefühl an sich kann lebensgefährlich sein. Der potenziell mörderischen Krebs kommt selbst in Schilda vor. Dessen Bürger hielten ihn, als er sich einmal zu ihnen verirrte, erst für einen Schneider. Weil er zwei Scheren bei sich hatte. Da der Schneider aber vorwärts und rückwärts ging, nannte man ihn dann doch lieber "Taube, Storch oder Hirsch".
Die Schildbürger wussten jetzt ebenso viel als vorher – und als einer den Krebs angreifen wollte, erwischte ihn dieser mit der Schere dermaßen, dass der Schildbürger anfing, kläglich um Hilfe zu rufen und zu schreien: »Es ist ein Mörder, ein Mörder!« Als dies die andern sahen, hatten sie schon genug; setzten daher alsbald, gleich ohne Verzug auf dem Platze, da der Schildbürger gebissen worden war, ein Gericht an und ließen ein Urteil über den Krebs ergehen. (Schwank und Scherz für Haus und Herz)
Immer bringt der Krebs ein bisschen Rätsel, verirrte Ebene, Geheimnis mit. Wie Neptun sind ihm Illusionen nicht fremd, wie Spiegelzeichen-Herr Jupiter liebt er Visionen. Und es ist wirklich so: Das Private in uns allen, die lebendige Gefühlswelt, die uns prägt, ist oft wirklich ziemlich anders, als man es draußen annimmt. Die jetzt beginnende Krebs-Zeit des Jahres bringt immer wieder Aufregungen, wo man seinem launischen Empfinden zu sehr nachgibt. Wobei man da kaum anders kann, wenn man viel Wasser im Horoskop und viele Gefühle im Dasein hat. Krebs zieht und treibt und öffnet und schließt, wie der Mond, wie die kleinen Mädchen, wie die großen Frauen, wie die heilige Unvernunft. All das Krebs-Drama, das irgendwann ins tiefe Wollen des Pluto umkippt (der Scarabäus dreht die Pille der Unsterblichkeit im Skorpionischen) und mit dem bittersüßen Sehnen des Neptun endet. Wie gesagt, es gibt da zwei astrologische Kollegen, die helfen, sich nicht nur in die Emotionsfluten fallenzulassen. Merkur und Saturn. Gesegnet seien sie (sprach der vor sich selbst gerettete Krebsmond in 9).
Ahnen und Wissen, am Ende oder am Anfang, jenseits der Zeit, die Welt erträumt, wie sie in Einheit sein könnte. Alles steckt bereits jetzt im Sommer, im Geschmack der Hitze, des Wassers, mit dem man zur Abkühlung seine Stirn benetzt, wie mit Tränen. In Büchern und im Kino sind Krebs-Archetypen besonders beliebt, weil sie die ganze verzwickte Geschichte des unerklärbaren Chaos anstoßen, das in den Fischen endet. Der berüchtigte Film "Sie tanzte nur einen Sommer" mit der damals skandalösen Nackt-Badeszene (1951), wurde bei Lilith-Uranus im Krebs uraufgeführt. Auch Henry Miller kam aus der Triade der Empfindung und lebte astrologisch literarisch dicht unter den Wendekreisen. Weshalb er über die Tropics Of Capricorn (und Cancer) schrieb. Selbst kurz nach der Wintersonnenwende geboren, stand er stark unter Einfluß von Saturn, hatte aber auch Krebs-IC, die instinkthafte, triebverbandelte Heimat der Seele im ureigenen Zeichen des Lunaren. Miller, ein Junge, dessen Vater Schneider (der Krebs) war, nahm alles persönlich. Unter anderem wegen Mond-Mars und der starken IC-Stellung.
Ich überlasse dem Experten drum auch die Zudammenfassung, jetzt, kurz bevor Sonne in den Krebs geht und auf dem Wendekreis wandelt. Henry Miller, der einmal sehr klar (fast wie ein Astrologe) darauf antwortete, wieso das Buch, das eigentlich "Crazy Cock" (Verrückter Schwanz) heissen sollte, nun doch "Wendekreis des Krebses" hieß:
Es war, weil für mich Krebs die Krankheit der Zivilisation symbolisiert, den Endpunkt eines falschen Pfads, die Notwendigkeit, den Kurs radikal zu verändern, komplett von vorn anzufangen." (Henry Miller, The Paris Years, New York, Arcade)
Das kann man durchaus auch astrologisch so sehen. Kurz vorm Sonnenwend-Tag und über die Sonnenwende hinaus. Im Krebs wohnt die Erinnerung, die, wenn alles gut geht, eben nicht ins Jammern führt. Also bitte jetzt keine Klage über verpasste Gelegenheiten der ersten Jahreshälfte. Alle Kardinal-Punkte geben uns die Chance, gerade jetzt eine Weiche initial anders zu stellen. Besonders rund um die Themen des Hauses, wo 0° Krebs in unserem Radix steht. Hier haben wir den Wiederholungs- und Wachstums-Bonus. Nirgendwo ist es ja nötiger, sich emotional wirklich zu bewegen (= zu entwickeln) als da, wo Mond nach uns ruft. Unsere kleine, feine, unsichtbare Seele, die uns lebenslang am Nächsten bleibt. Krebs' Versprechen lautet auch: Es ist nie zu spät! (außer im Steinbock ?). Das Leben trägt dich, so lange du fühlst. Fang also einfach noch mal neu an, mit allem, was versäumt wurde. Jetzt und immer.
Bilder (bearbeitet): Sidney Hall - Urania's Mirror - Cancer, Wikimedia Commons