Zwischen Neujahr und Nirgendwo
Dieser Neumond ist ein ganz besonderer. Denn für einen großen Teil der Menschen in Asien beginnt mit ihm auch ein neues Jahr. Auf das Jahr des Holz-Pferdes folgt nun das Jahr des Holz-Schafes und vor allem in China gilt dies als wenig verheißungsvoll. Die dortigen Wahrsager orakeln denn auch schon von großen Kriegen und Naturkatastrophen und zahlreiche Geburten wurden noch schnell künstlich eingeläutet oder gar per Kaiserschnitt erzwungen, nur damit der Nachwuchs nicht im ungünstigen Holz-Schaf-Jahr auf die Welt kommt (Link zu SPON).
Über die Aussagekraft und Relevanz solcher Einschätzungen kann ich mir kein Urteil erlauben, dazu reichen meine Kenntnisse über die asiatischen Spielformen der Astrologie nicht aus. Aber auch aus westlich-tropischer Sicht hat dieser Neumond eine energetische Signatur, die außergewöhnlich ist. Genau genommen hat er eigentlich überhaupt keine und befindet sich in völliger Auflösung jenseits der üblichen Dynamik der Zeitphasen.
Denn exakt um 00:47:14 h trafen sich Mond und Sonne auf 29°59´54“ im Wassermann. Dort also, wo die entsprechende Zeichenenergie schon fast alle individuellen Merkmale verloren hat und nur noch das Wesentlichste, die Essenz des Ganzen, übrig bleibt (siehe Harmonische Resonanzen). Die dann von dem nachfolgenden Zeichen „wiederbelebt“ wird. So weit so gut, nur ist das nachfolgende Zeichen in diesem Fall eben „Fisch“ und im Großen genau dafür verantwortlich, was diesem Neumond im Kleinen gerade passiert ist.
Hier einen Neuanfang zu setzen, ist schwierig und genau das zeigt sich auch in vielen aktuellen Bereichen des Weltgeschehens. Da gibt es viele An- und Vorsätze, um Dinge in Bewegung zu bringen oder zu verändern, aber erst mal scheint daraus keinerlei Wirkung zu entstehen, allenfalls Verunsicherung und Verwirrung. Nun, dass muss man dann auch erst einmal aushalten und notfalls aussitzen. Denn die reinigende Kraft der Fische zeigt sich ja nicht unbedingt durch großes Getöse und Gedöns, sondern ist eher subtil und unscheinbar angelegt. Aber letztendlich gibt es nichts, was sich den Umarmungen Neptuns auf Dauer entziehen könnte. Alles was fest und dauerhaft angelegt ist, kommt also auf den Prüfstand. Was keine wirkliche Substanz hat, sondern nur vom Schein lebt, bleibt dann meist auf der Strecke, alles andere wird atmosphärisch so miteinander verwoben, dass beim nächsten Urknall diese Essenz dann auch genügend Potential für völlig neue Welten hat.
Allerdings bezieht sich das nicht nur auf die guten Dinge des Lebens, sondern genauso auf alle negativen Haltungen und Sichtweisen mitsamt ihren Ausdrucksformen. Die dynamische Qualität der Zeit, ausgedrückt über die Wanderung der Planeten durch den Tierkreis und dessen Abfolge, erzeugt nicht automatisch auch moralisch-ethische Instanzen. Ansonsten hätte es bestimmte Entwicklungen in der Menschheitsgeschichte ja nicht geben dürfen.
Nein, „leider Gottes“ ist hier der Mensch immer selbst gefordert, kann sich nicht auf höhere Mächte rausreden, die seine Selbstbestimmung und Eigenverantwortung übertrumpfen könnten. Genau deswegen war Astrologie auch immer ein Dorn im Auge der etablierten Religionen und ist es noch heute. Wer das schöpferische Prinzip der Raum-Zeiten und Zeit-Räume einmal verinnerlicht hat, kommt nicht umhin das Konzept von Schicksalsbestimmung und Willkür durch höhere Mächte in Frage zu stellen. Das macht das eigene Leben anfangs nicht wirklich leichter und einfacher, langfristig gesehen hilft es aber enorm dabei, ein umfassendes Verständnis von Ursachen- und Wirkungs-Zusammenhängen zu entwickeln.
Wobei der Begriff Verständnis bei neptunischen Prozessen irreführend ist. Denn um Kopfgeburten und analytische Erkenntnisse geht es dabei sicher nicht. Genauso wenig um romantisierende, pseudo-esoterische Einsichten. Wenn man sich dieser Dimension von Erleben schon bildhaft annähern möchte, dann wäre vielleicht der Ritt auf dem Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs das angemessene Bild. So ähnlich kann man sich die Endgrade aller Zeichen bzw. die Fische-Dimensionalität selbst vorstellen. Dort an dieser Grenze kann man noch spekulieren darüber, was als nächstes kommen mag. Aber eigentlich weiß man, dass es bestenfalls im weitesten Sinne noch eine Erfahrung sein wird. Die keinesfalls auch nur ansatzweise irgendeiner Erfahrung ähneln wird, die man bis dahin gemacht hat, denn alle bisherigen Maßstäbe werden sich jenseits dieses Ereignishorizonts aufgelöst haben.
Aber keine Angst, es verschwindet nicht alles, denn das Konzept von „Nichts“ ist ja ebenso nur ein Maßstab, eine Vorstellung, eine Assoziation, die auf den Gesetzmäßigkeiten diesseits von Neptun-Fische beruht. Insofern sind auch Begriffe wie „Illusion“ im Gegensatz zu „Wirklichkeit“ nur zaghafte Versuche, dem Kind einen Namen zu geben, damit die eigene Orientierung nicht völlig aus dem Ruder läuft. Andererseits – man könnte die nächsten Stunden auch einfach nur nutzen, um sich dieser Grundschwingung gegenüber zu öffnen, denn lang hält das so nicht an. Schon heute Nacht, am Freitag um 1:11 MEZ wird Mars mit neuem Schwung aus der kosmischen Spalte in den Widder wechseln, spätestens dann wird alles wieder munter in Bewegung kommen.
Es ist also ein guter Tag, um ein wenig in sich zu gehen. Sich zu fragen, was denn wirklich essentiell im eigenen Leben ist, was wirklich Bedeutung hat. Ein paar Stunden, in denen man vielleicht dem nachspüren kann, was sonst unter der Pracht der Erscheinungen und der Wucht der Eindrücke unfassbar bleibt.
Und genau dann, wenn Mars in den Widder wechselt, wäre ein wunderbarer Zeitpunkt für ein paar gute Vorsätze im neuen „Mars-Jahr“, das ja bekanntlich ca. 2 ½ Sonnen-Jahre dauert. Am besten verbunden mit zumindest einem konkreten Ausdruck davon, einer kleinen Handlung, die der neuen Ausrichtung entspricht. Okay, dazu muss man bei uns heute Nacht etwas länger wach bleiben, aber wer weiß, vielleicht lohnt sich dieser Versuch ja mehr, als man das oft glauben möchte.
Denn in Zeiten wie diesen können auch kleine Dinge große Wirkungen erzeugen…
Titelbild: By User:Alain r (Own work) [CC BY-SA 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons