Jenke von Wilmsdorff: Adel verpflichtet
Er ist einer von denen, die gerade vom Zeitgeist in die öffentliche Wahrnehmung gespült werden. Das große Trigon dieses Sommers findet in Jenke von Wilmsdorff mit Mond-Jupiter Anfang Krebs, Merkur Anfang Skorpion und Saturn Anfang Fische äußerst kompatible Anlagen. Man muss nicht alles mögen, was von Wilmsdorff in seiner eigenen Sendung „Das Jenke-Experiment“ vor der Kamera zum Besten gibt, verglichen mit den berüchtigten „Real-Life“ Dokus sind seine Beiträge aber fast so unterhaltsam wie das Dschungelcamp.
Beide Sendungen eignen sich auch hervorragend für Sozialstudien, aber während das Promi-Bootcamp sich mehr mit den zwischenmenschlichen Hürden im Zusammenleben beschäftigt, schlüpft Jenke von Wilmsdorff in bester Nick Knatterton Manier selbst in diverse Rollen. Auch Waage verpflichtet da ein wenig, das Leben der Anderen hat eben seine besonderen Reize, beschäftigt einen manchmal mehr als das eigene. Die Waage-Sonne schafft dann auch eine gewisse Zwiespältigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung. Der rasende Reporter wirkt immer „nett“, egal ob er sich auf einem Flüchtlingsschiff zusammen mit kriminellen Schleppern befindet, sich in einem anderen Beitrag in vier Wochen etliche Kilos anfrisst oder anlässlich seines 47. Geburtstags bewusst auf den Weg ins Alkohol-Koma macht - Jenke bleibt irgendwie immer der nette Herr Jenke.
Dass seine Themen aber keineswegs waagehaft nett und unverbindlich sind, verdankt er zum einen seinem skorpionischen Merkur, zum anderen einer fast exakten Uranus-Pluto Konjunktion. Es ist also auch irgendwie die Suche nach den eigenen, inneren Abgründen, den eigenen Schattenseiten, die ihn durch eine Welt voller Absurditäten und Extreme treiben.
Sonnenherrscherin Venus steht dabei im Schützen, zusammen mit Mars und der (wahrscheinlichen) Mond-Jupiter Konjunktion, macht von Wilmsdorff dabei nicht an den deutschen Landesgrenzen halt. Er setzt sich in Nepal mit kiffenden Sadhus zusammen, arbeitet als Rikscha-Fahrer in Indien, besucht Kannibalendörfer und lebt tagelang mit asiatischen Seenomaden zusammen. Venus-Mars im Schützen war ursprünglich wohl auch die Triebfeder, um nach dem Abitur eine Schauspielausbildung zu absolvieren. Mitte dreißig war dann aber Schluss mit der Karriere auf deutschen Theaterbühnen, und er suchte sich eine neue Rolle, maßgeschneidert für ihn. Jenke, der rasende Reporter, unterwegs im Dienste der Menschheit, immer live mittendrin und in jeder Reportage selbst in der Hauptrolle.
Hier liegt dann wohl auch das größte Entwicklungspotential für seine Reportagen, die Themen und die Menschen über die er eigentlich berichten möchte, mehr in den Fokus zu rücken. Aber er bemüht sich und wo bei anderen der Drahtseilakt zwischen Selbstdarstellung und sozialem Engagement völlig nach hinten los gehen würde, spürt man bei ihm, trotz aller Waage-Nettigkeit mit Jupiter-Boost, die eigene Berührtheit, das Mitgefühl und die Empathie mit den Außenseitern dieser Welt. Das große Wassertrigon eben, mit Mond, Jupiter, Saturn und Merkur bestens geeignet, der aktuellen Zeitqualität mit Neptun in den Fischen und Saturn im Skorpion ein mediales Fenster zu verschaffen.
Mit dem Etikett „ein Günter Wallraff der Spassgesellschaft“ zu sein, wird er wohl leben müssen, wobei ihn sinnigerweise auch astrologisch einiges mit Wallraff verbindet. Beide haben eine Waage-Sonne, Wallraffs Merkur steht in Konjunktion mit Wilmsdorffs Sonne, beider Mond befindet sich zumindest im selben Zodiak-Umfeld, beide haben Jupiter im Krebs, Wallraff hat eine weite Saturn-Uranus Konjunktion, Wilmsdorff eine weite Opposition und nimmt man Wilmsdorffs Sonne-MC Chart (wie werde ich in der Öffentlichkeit als Person wahrgenommen) findet sich der Schütze-AC dieses Horoskops genau auf dem Radix-AC von Wallraff. Was der eine also tatsächlich ist (Wallraff), wird am anderen wahrgenommen (Wilmsdorff).
Aber dort wo Wallraff Missstände als Prinzip offenbaren wollte (Luftbetonung) bringt Wilmsdorff eben die emotionale Komponente mehr mit ein - es menschelt, das kritische Element bleibt dabei meistens eher verhalten. Aber vielleicht ist es genau das, was denn Reiz seiner Reportagen in der heutigen Zeit ausmacht. Alkoholismus live vorzuführen, die Auswirkungen an der eigenen Person sichtbar zu machen, kann auch eine Gegenbewegung zur Virtualisierung von Inhalten sein. Die reine Information kann man überall nachlesen, aber erst wenn man das aufgedunsene Gesicht einer smarten Waage nach vierwöchigem Dauerrausch sieht, mag man noch mal anders verstehen, dass Alkohol tatsächlich eine harte Droge mit heftigen Nebenwirkungen ist.
Der Vergleich zwischen heliozentrischem und dem geozentrischem Radix lenkt den Fokus, wie so oft, nochmals auf eine Konstellation, die ansonsten eher wie Beiwerk wirken könnte. Denn heliozentrisch ist die Opposition zwischen Saturn und Uranus/Pluto exakt, ohne weiten Orbis.
Sie wird also zwingend als sonnenhaftes Lebensthema, es geht um Entgrenzung und die Auswüchse im sozialen Miteinander. Geschickt wenn man das zu einer beruflichen Herausforderung machen kann und nicht gezwungen ist, das gesamte Thema ausschließlich an sich selbst abzuleben. Und die Konjunktion von Uranus und Pluto schafft auch einen Rahmen, eine Brücke für das aktuelle Quadrat zwischen beiden.
Was also auf den ersten Blick vielleicht wie seichte Unterhaltung wirken könnte, zeigt sich auch aus dieser Perspektive als durchaus angemessen und passend innerhalb der mundanen Aktualität. Somit schwimmt Jenke von Wilmsdorff tatsächlich gerade auf einer wichtigen Zeitgeistwelle und die wird ihm vermutlich auch noch in den nächsten Monaten jede Menge Aufmerksamkeit und Anerkennung bringen. Und auch wenn es nicht für einen Emmy gereicht hat – Bewusstsein zu schaffen, ohne dabei zu vordergründig mit dem moralischen Zeigefinger zu wedeln, ist eine seltene Kunst in diesen Tagen. Für die ich als Zuschauer durchaus dankbar bin.
Bilder: Alle Rechte bei RTL / Willi Weber
Links: Das Jenke-Experiment bei RTL (LINK); Homepage von Jenke von Wilmsdorff (LINK)