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Vollmond: Punktlandung für's Zeitklima


Achtung, Waage-Mond!

Er sitzt im Auge der Zeit. Die allgemeine Astro-Wetterlage nähert sich einem Höhepunkt: Uranus-Pluto, das spannungs-geladene Klima, wird vom heutigen Vollmond-Radix ausgelöst: Während erste Astrologen schon einen romantischen Osterhasen-Vollmond herbei hoffen (Mars-Venus Konjunktion vor Spitze 11 könnte doch schließlich erfüllte Wünsche leidenschaftlicher Art andeuten), sieht das Chart der Atmosphäre für die nächsten zwei Wochen bis zum Neumond sonst eher nicht wirklich nach strahlendem Glockenblumen-Klingeln aus. In Berlin - als Hauptstadt für die Deutschland-Auswirkungen maßgeblich - steht Pluto am Deszendenten im Steinbock, dazu ein Cluster von Sonne, Venus, Uranus und Mars, der das gesamte Team beherrscht, im saturnischen Haus 10 im Übergang zu 11. Das klingt nach Aufbruch.

Planeten an Häuser-Spitzen haben es ja leider so an sich, dass sie im alten Haus kleben, aber das neue dauernd erreichen wollen und wie die Möhre vor der Nase sehen. Am Ende sitzen sie aber trotzdem immer nur auf der Schwelle und lassen das Geschehen des nächsten Hauses an sich vorüberziehen. Das Ergebnis ist meist großer Hunger auf die entsprechenden Themen, aber keine Sättigung. Von 10 nach 11 bedeutet diese Konstellation speziell: Man arbeitet und arbeitet sich ab, um von einer Stellung der Maßstäblichkeit aus (hier besonders von staatlichen Hierarchien oder Behörden, sowie Amts-Trägern mit kardinalen Bezügen im Orbis) endlich die Kluft zu einer dringend nötigen Neuerung zu überwinden. Die Obertöne sind (analog zu Uranus im Widder) insgesamt aufrüttelnd und nervös, man spürt, dass es Zeit für wirklich erkennbare Wandlung wird. Aber man kommt einfach nicht richtig an sie heran. Das schafft noch mehr Druck im Dampf-Kochtopf, bei dem Pluto diesmal Uranus' Deckel bildet.

Am DC setzt er deutliche seine Zeichen - der Krebs-AC des Vollmondes möchte ja unbedingt emotionale Erfüllung und ist im Grund-Empfinden ohnehin schwankend. Aber Skorpion-Herr am Du-Punkt lässt alle Machtkämpfe - seien sie nun politisch, wirtschaftlich oder hoch privat - immer wieder in fast schon gnadenlosen Projektionen enden und verleiht jeder Begegnung gleich einen existenziellen Touch. Immer fühlt es sich schneller als sonst nach Tod oder Leben an. Das gilt auch für den Grund-Akkord im kleinen Menschen-Dasein. Wer jetzt keinen Sinn für die Anspannung zwischen Ich und Du und deren gordischen Knoten entwickelt (Mond Waage Quadrat Pluto DC), gewinnt ihn auch nicht so schnell. Wer jetzt borniert ist, wird es lange bleiben.

Das besonders ist die Botschaft des "Dachs" des Vollmond-Charts, eines tief "wissenden", aber nicht sehr alltagstauglichen Fische-MC, auf dem der cerebral hochgepeitschte Merkur als IC-Herr wie die Krone der Schöpfung sitzt. Dieser Mond führt unterm Strich in eine nötige Auflösung mit begleitenden Spruchblasen. Wir wollen begreifen, woher all die Konfusion stammt, die wir spüren, überschlagen uns auch mit Bedeutungs-Zuweisungen und fahnden nach Gegnern und Konzepten, die dem Durcheinander Sinn geben. Aber im Ergebnis ist das MC-Zeichen der völlig ungerichteten Energie am Neptun als deren Herr stärker. All die schönen Hoffnungen (siehe Osterhasen-Vollmond) versanden schnell wieder, wenn Vision keine Substanz hat (Neptun in 9). Leere als Sinn. Eine Lösung wäre, einfach mal zu beten, ohne dabei in esoterisches Gejubel zu verfallen. Demut als passendes Stichwort. Aber die ist momentan nicht so modern. Was bewegt sich nun im Einzelnen?

Die Eigenschaften des Mond-Zeichens spielen bei Vollmonden immer die Hauptrolle. Auf der dazugehörigen, Achse gibt es plötzlich ein Gleichgewicht der Kräfte. Wo sonst Sonne den Tag und das Außen regiert und Mond eher verdeckt seelisch daherkommt, liegen nun häufiger Verwechslungen vor, was wohin gehört. Gefühl schwirrt frei flottierend in der Luft (diesmal, bei Waage, ganz buchstäblich) und alte Kreidekreise und Schwäche-Empfindungen brechen auf. Waage-Mond ist stets ambivalent, er braucht ein gespaltenes Grund-Setting, um eine Arena für seine Harmonie-Bemühungen zu haben. Das passt gut zum Sonne-Mond-Prinzip, das sich bei Vollmond umkehrt:

Denn die einen stehn im Dunkeln und die andern stehn im Licht. Und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.

Der Schöpfer dieser Zeilen, BERTOLD BRECHT, hatte eben auch einen Waage-Mond in 9 mit Jupiter-Konjunktion. Die höhere Analogie des Vollmond-Prinzips, das grundsätzlich weicheres Wasser (Mond = Krebs) dominant gegenüber strahlendem Feuer (Sonne = Löwe) ausspielt, oder: Empfinden gegen den Selbstkern mit all seinen weltlichen Identifikationen setzt. Luft-Feuer-Vollmonde sorgen dabei häufig für viel Lärm um nichts. Diesmal "stört" der Pluto im Quadrat die mental-physische Kampf-Achse und Uranus bei der Sonne vergröbert das Feindschafts-Thema. Alles, was man sich so waagehaft ästhetisch vorstellt, wirkt etwas "clumsy", grob und falsch, wenn Freundschaften in Feindschaften und umgekehrt umschlagen. Waage muss hier lernen: Der Feind, den ich geistig ausmache, hockt immer in mir selbst. 

MICHAEL ROSCHER, der oft so geniale Kölner Astrologe, dessen Buch "Der Mond" (Hugendubel, 1986) unerreicht bleibt im Erkennen des Lunaren und seiner Erscheinungen im Alltag, war selbst Krebs-Sonne. Wie Brecht dazu mit einem Mond nah Jupiter ausgestattet, ebenfalls verstärkt, nur nicht in Haus 9, sondern analog im Schützen. Er hat alle Mond-Stellungen inhaltlich "optimiert", indem er sie soweit überzog, dass sie sichtbar werden können. Das schaffen vielleicht nur Krebs-Betonte derartig eindringlich, wenn sie dazu eine jupiterale Färbung in den Geburts-Bildern haben. Dem Waage-Mond, der heute im vollen Leuchten der Sonne steht, schrieb er den Satz zu "Lasst mich nicht allein". Sein Signum ist das der Instabilität, denn er wirkt mehr geistig, indem er seine Gefühle eher denkt oder innerlich kommetiert und so erst empfindet. Ihm zugehörig sind unter anderem Feststellungen wie: "Ich fühle mich frustriert". Frustration ist jedoch an sich gar kein Gefühl, sondern eine subjektive, gedankliche Wertung, mit der eine tiefere Grund-Emotion benannt wird, hier meist die Traurigkeit.

Michael Roscher bescheinigt denn auch dem lunaren Prinzip im Zeichen Waage eine starke Tendenz zum inneren Zerfallen, die in einer chronischen Identifikation mit den eigenen Schwächen gipfelt. Waage-Mond will sich immer wieder vom Notwendigen befreien und bringt oft auch "ein Scheitern an der Begrenztheit des Möglichen" mit. Besonderen Sinn macht eine andere Beobachtung Roschers auch für den aktuellen Waage-Vollmond mit Pluto, der Dogmen-Kiste im Reich des Gegenübers, am DC. Also dessen, was ich stets am anderen mehr wahrnehme als an mir, obwohl ich es deutlich selbst darstelle:

Wird ein Gegenüber zum Nachgeben gezwungen, so bestätigt dies, wenn auch auf eine etwas kümmerliche Weise, die Wichtigkeit der eigenen Person."

Michael Roscher, Der Mond, S. 102, Hugendubel 1986

Oberflächlich scheint das so gar nicht zum klassisch geschönte Bild des Venus-Zeichens mit Luft-Mond darin zu passen. Aber auch Venus' unbewusster Schatten ist dunkel wie der aller anderen Anlagen und bereit, den Stein der Weisen, die Harmonie, mental heftig zu erfighten. Wer starke Bezüge zur ersten Dekade der Kardinal-Zeichen in seinem Geburtsbild hat, wird jetzt durch die Waage-Anlage dieses Vollmonds möglicherweise noch klarer die innere Zerrissenheit spüren (samt geistigem Aikido, der Abwehr aus Angst) als in den letzten Monaten. Denn Mond und Krebs-AC vergrößern das Uranus-Pluto-Quadrat, das vordere Stände betrifft zum überdimensionierten Viereck, das damit alle Kardinal-Zeichen einbezieht. Es zurrt und zerrt von überall. Das kann sich unangenehm anfühlen, weil große Quadrate auf Lösung drängen, enorm viel Antrieb (und unbedachte Aktion) verbrauchen, aber selten wirkliche Entwicklung in den spontan eingeschlagenen Wegen finden (also den durch die Zeichen angezeigten Energien). An sich ist das aber kein Fehler, sondern nur notwendige Anpassung und Entwicklung, die genau das auf die Spitze treibt, was Waage sonst gern zu vermeiden versucht.

Der Kanal, den es dabei am heftigsten durchrüttelt, ist Krebs, der Vollmond-AC, weil er lediglich als Tor des Gesamtinhalts (emotionale Berührung, Suche nach dem Zuhause und der inneren Quelle, Mutter-Themen) dient, der jetzt einströmt. Was genau will gerade in die Welt = AC -> Wolfgang Döbereiner. Aber das Zeichen selbst ist nicht durch Planeten-Besetzung bestärkt, die Haupt-Rollenspieler Mond, Pluto und Uranus stehen dagegen. Wenn die Krebs-Energie des Schamanischen (der fast unheimliche, seelische Reichtum des Krebs-Mondes, ebenfalls eine Beobachtung Roschers) sich in geistige Kühle rettet und in Panik vor Verlust eines sehr schwachen Selbst-Kerns (Waage) verwandelt, wodurch sich das Ursprüngliche der Seele (Krebs) von von sich selbst entfernt, ist Romantik oder Verschmelzung nicht unbedingt das Gebot der Stunde - hartnäckiger, auch bissiger Kampf um Balance und Verbindung ist die Folge. Die Paradoxie des Waage-Mondes an sich.

Das geschieht besonders gern, wenn Venus Mond beherrscht, sie wie in diesen Tagen auch noch mit Mars verbandelt ist und chronisch in die Vereinigung möchte. Die Gegensätze, die Waage-Mond an sich schon immer beschreibt, und aus deren Ur-Spaltung erst sein Wunsch nach Balance entsteht, brauchen hier (Venus-Mars = zwei Herrscher 11 zusammen) dringend Neuerung, Veränderung, Brüche und Erkenntnis des Andersseins, um sich erst danach wieder mit anderem, dem Nicht-Ego, verbinden zu können. Aber all das passiert eben nicht real und in emotionalem Kontext (Erde-Wasser), sondern eher luftig-feurig, virtuell-sehnend. Wenn es auch auf Erde- und Wasser-Art ausgedrückt wird (Haus 10-4).

Die Sonne-Uranus-Konjunktion dieses Vollmondes lässt, außer dem Unterboden, der Angst, verlassen zu werden, zeitgleich Trennungs-Themen hochschwappen. Wenn du nicht, dann... Plötzliche Erweiterungen der bisherigen Möglichkeiten, die vorher einfach nicht gesehen wurden (Uranus Herr 9) sollen jetzt überall festgenagelt (10) werden. Aber Sonne als Herrin 3 macht in den kommenden beiden Wochen daraus vielfach Spruchblasen. Eben noch so aktiv und kämpferisch ausgedrückt, schon wieder vergangen. Widder hat nun mal keine ausdauernde Energie. Und passiert ist durch Reden und endlose Selbst-Beschreibung noch lange nichts.      

Ein bisschen ähneln diese Tage der Mond-Landung, die ebenfalls einen Waage-Mond sehr nah am Grad des jetzigen Vollmonds hatte, mit einem Stellium Mond, Jupiter, Uranus und Pluto im Übergang von Jungfrau zu Waage (RADIX ASTRODIENST). Nur dass jetzt die Planeten "in Feindschaft", nicht in Freundschaft, stehen, und das Große, was man eventuell irgendwo in sich spürt (ob als Mensch, als Landes-Regierung oder gesellschaftlicher Multiplikator) zwar in Reichweite, aber immer noch vom Nebel des Diffusen umfangen ist. Die Krebs-Betonten fühlen zur Zeit deutlich die Botschaft, die durchkommen soll und muss, die Waage-Betonten den geistigen Widerstand und ihre Sehnsucht nach Verbindung, Steinbock-Betonungen den Part des Gegners und die Bedeutsamkeit ihrer Systeme und die Widder-Dominanzen tauchen als chronische Rebellen auf, die zwar plötzliche Entwicklungen lostreten können, aber nicht wirklich in Fluss kommen.

Am Ende kann daraus durchaus eine in der Zeit erstarrte Aufbruchstimmung zwischen Friede und Krieg werden. Die Lösung dieses kardinalen Krisen-Viereckes des Vollmondes ist eigentlich gar keine. Einerseits werden sehr starke Kräfte aufgescheucht, die man wahrnehmen und wie eine Welle reiten kann. Aber auch dieser Schub führt am Schluss in die Wahrheit des Nichts. Die liegt am MC, um das sich Chiron, Merkur und Neptun versammelt haben und das Ergebnis dieser zweiwöchigen Mond-Phase zeigt, die eine weitere Stufe zur Öffnung der mundanen Zeitfenster baut. Fische-MC mit Merkur bietet ein Bild für das an, was bei allen Kämpfen bestenfalls entstehen kann: Ein Bewusstsein dafür, dass der, die, das andere gegenüber immer dieselben Empfindungen hat wie man selbst. Das Gespür dafür nennt man auch Mitgefühl, die Wahrnehmung (Merkur) des Schmerzes und der Verwundungen (Chiron), die ein Teil des Lebens sind und die andere Menschen als genau so anstrengend und berechtigt wie wir selbst empfinden. Mit Neptun kann das erst zu großem Chaos (Wo bleibt denn das Ich dabei?) und dann zur Auflösung alter Ritualen der Schmerzkultur und Selbst-Feldzüge führen.

Aber auch ein so vielversprechendes, entwicklungs-trächtiges MC ist in diesen harten Uranus-Pluto-Tagen immer nur der Daumen, der in eine konstruktive Richtung als Wahl-Option weist. Nie ein Versprechen, dass es nicht wehtun wird, seine Reflexe zum Einmarsch in den so verführerischen Kampf erst kommen, dann einfach dasein, stärker werden und am Ende wieder gehen zu lassen. Sich in den Fluss zu begeben und zu treiben. Still. Ohne dem kardinalen Fights nachzugeben. Sag's mit Neil Armstrong (natürlich auch ein Schütze-Mond -> RADIX ASTRODIENST): Eine große Hoffnung für den Menschen, eine noch größere für die Menschheit. 

 

Bilder (bearbeitet): Erik Charlton from Menlo Park, USA (Moon Rise) + [[File:1969 Multicolored Moon Landing C76.jpg|thumb|1969 Multicolored Moon Landing C76]] via Wikimedia Commons  + http://wiki.astro.com/astrowiki/de/Datei:Roscher_Michael.jpg#filelinks

 

Freitag, 19. April 2024

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