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Buntes

Schlag den Raab: Der Meister geht

Leider leben wir ja nicht mehr in der Zeit, wo das Wünschen richtig komplikationslos geholfen hat. Im Märchen. Stattdessen ist noch zweimal Saturn-Neptun nächstes Jahr und der große Desillusionierungs-Quest steht überall richtig an. Trotzdem kann es ja nicht falsch sein, sich mal etwas zu wünschen, was nicht in Erfüllung geht. Also: Schön wär's, wenn einer von den Guten, die auch immer weniger werden, noch etwas länger im Fernsehen verbliebe. Der Rabinator, mit seiner kleinen Sippe. Wo sonst doch die Beliebigkeit blüht, seit Merkur-Uranus-Neptun zur Öffnung des Web 1993, und jeder inzwischen allen alles mitteilt, was dann irgendwann auch alle wichtig finden, so dumm es sein mag. Nun, er, der Kopfstand-Macher war anders.

Raab bleibt die Ausnahme, er drehte alles einfach kopfüber, und wenn ihm etwas nicht passte, sich ohne Getue um. Da, wo heute Meinungs-Angebot (bis gegen unendlich) unglücklicherweise inzwischen die Nachfrage prägt - mehr als Nachfrage die Angebote. Umso trauriger dieser Abschied von der seltenen Intelligenz und vom Mut zur Lücke. Für wie viele Gags Raab sich auch immer mal wieder verkaufte. Er machte das gut. Besser als Dummheit ohne Witze. Er, der vermeintlich Harte, nun unter intensivem Transit von Pluto auf Frau Luna in 2, weint leise beim letzten TV Total.

Denn es ist jetzt beinah vorbei, bei, bei Steinbock-Mond. Noch einmal tritt er also am Samstag gegen einen potenziellen Zuschauer-Millionär an. Dann hat es sich ausgeraabt. Alles fein getuned. Die erste im Vergleich zur letzten "Schlag den Raab"-Sendung (rechts, mit Klick vergrößerbar) bringt synastrisch einen wunderschönen Venus-Jupiter-Jupiter-Venus mit.

Ungewöhnlich, wie ein wunderbares Abschlusszeugnis. Bei der ersten Folge stand Sonne auf 0° Waage, was ein Güte-Siegel war, jetzt erfolgt der Tusch zum Schluss eines der fantasievollen Formate, die Raab zum eigenen Entzücken (das Erfolgs-Geheimnis) und dem des Publikums schuf. Wie eine astrologische Funkuhr hat sich der letzte TV-Guerilla dieses bewusste Ende ausgesucht. Wenn seine Geburts-Zeit von 10 Uhr morgens stimmt (via Manfred Gregor), passt sein Skorpion-AC mit Pluto-Uranus zwingend am MC ohnehin gut zu "Jack in the box" und seiner immer wieder plötzlichen, dann chronifizierten Bedeutung. MC-Pluto wird ja gern (und lang) maßstäblich. Nun aber fordert das Privatleben Tribute. Auch wenn Raab eine Art Mensch gewordener, anderer Ansatz auf den Bildschirmen war, sprach er über Zuhause so gut wie nie.

Nein, er, der sich als Waage-Sonne demokratisierbar machte, nicht immer stilsicher, aber stets rebellisch, fand mit dem aufsteigenden Zeichen im Plutonischen, dessen Herr auf der Himmels- und Lebensmitte sitzt, sofort zum Mr. Kontrolletti zurück, zum Abschließen der Türen. Da wurde kein Kind in die Kamera gehalten, keine Frau vor die Reporter gesetzt. Da war Schweigen. Schon ein Phänomen, der redselige Mann. Vieles ist bei hm neptunisch, alles geht niemanden was an. Zum Beispiel die Tatsache, wie sensibel er unter den ganzen Kampfansagen ist, mit Neptun-Merkur in 12. Radar für Energien, die frei durch die Weiten der Emotion flottieren.

Fixes Wasser über Erdigem - deshalb baute er sich vielleicht auch eine Fernseh-Familie zusammen, die nur mit ihm funktionierte. Im Team schrieb man Show-Geschichte, auch gerade da, wo das Unprofessionelle zur Super-Profession wurde. Raab änderte den Massen-Geschmack, Richtung Individualität - selbst auf dem Weg ins Öffentlich-Rechtliche. Umso härter, dass seine Produzenten - die Firma "Brainpool" - durch seinen Rückzug schier zusammenbricht. 50 Leute muss man entlassen. Es gibt keine Aufträge mehr. So sehr Raab auf Bindungs-Ticket lief, am Ende bleibt er Waage-Sonne. Luft, mit "gefährlichem Halbwissen" und durchaus auch theoretischem Spaß an denk-sportlicher Herausforderung. Dazu diese umsetzende Festigkeit im Wollen. Mehr Reiz als reine Feuer-Luft-Produkte, die heute wie Fata Morganas auftauchen und da wieder verschwunden sind, wo man sie gerade anfassen will.

Bei Raab wurde auch durch den unkaputtbaren Pluto am MC (mit Uranus) Leben zum Blumendraht, mit dem man zwischen Vorstellung und Wille ein Ergebnis biegt. So wird Mann eben auch nach außen ein Crack in vielen Disziplinen, der eigentlich immer wie ein Couch Potato aussieht. Aber Raab ist einer, der immer und ewig gegen sich kämpft und kämpft und kämpft. Womöglich finden sich darunter bei einem Radix wie seinem eimerweise Ängste in der astrologischen Anlage. Weil ja durchaus auch fixes Wasser mit Neptun die Flöhe husten hört - und vor allem dann sofort Gegen-Maßnahmen ergreifen will, muss. Aber öfter auch mal die Furcht falsch zuordnet.

IC Fische mit Saturn-Chiron darauf tun ein Übriges, da liegt einiges im Empfinden bloß, was öffentlich unter der Decke bleiben muss. Dieser versteckte Stefan Raab hat familiär und bei der Ersatz-Familie womöglich viel mitgemacht. Einer mit Ansprüchen, Forderungen, der sich massiv unterschwellig (12) gefordert fühlt und Loyalität wie Pech und Schwefel braucht. Nicht nur der gute Kämpfer von nebenan, als der er sich stylt. Scorpio-AC ist ja der Herr des Selbst-Konzepts, das Rigidität für Schönheit hält und einen damit auch schützt. Raab half diese Anlage vielleicht auch bei seinen dauernden David-Goliath-Spielchen. Herr 1 in 10 will die Hierarchien kennen und sich ganz oben sehen. "Schlag den Raab" wurde so zu einer Art "Schlag den Gott". Denn niemand hatte so viel ungebügelten Ehrgeiz wie er. So einen Pluto/Merkur in Rezeption. Ich kriege, was ich will. 

Der Entdecker neuer TV-Kontinente

Wenn dieser Begabte, der seine Talente (neben dem Reden auch ganz klar die Musik) nur zu gern leuchten und sprühen ließ (Haus 2 Schütze mit Löwe-Jupiter in 8, der den zahlenden Hofstaat nicht mal einladen muss) einen auch oft genug mit seinen Woks, Stock-Cars, Eisfussbällen und Eurovisions-Überschwemmungen oder Turmspringereien nervte - er hat den Riecher, wie so viele mit Jungfrau-Pluto am Jungfrau-MC. Die Nase dafür, was oder wer (außer ihm) noch wichtig werden könnte. Wenn er sie lässt, weil sie ihn anerkennen als Chef. Die Trend-Nähe gibt dann die Waage dazu - wobei die Moden, die sie in ihrer Bild-Verliebtheit erfindet, auch inflationär werden lässt. Irgendwann hätte man deutsches Fernsehen deshalb gut auch in "TV Raab" umbenennen können. Es hätte faktisch kaum Unterschiede gemacht. Dafür nervte er wiederum relativ wenig. Man stelle sich vor, man müsse Löwin Helene Fischer (mit Mars-Mond im Skorpion auch ziemlich zwingend) so oft und so lange wie Raabs Reliquien auf verschiedenen Programmen ertragen.

Keine Chance. Dagegen half seine Luft-Sonne mit ihrem zuweilen opportunistischen Getändel, die manchmal anders böse Knalligkeit des AC' zu kompensieren. Es unterstützten ihn dabei auch all die Raab-Entdeckungen und Helferlein, die jahrelang mit ihm seine Challenges gegen alles und jeden gestalteten. Eine Dekoration für: Raab gegen den Rest der Welt. Sonne Konjunktion mit Herrin 7, der Venus. Da liebt einen das Publikum für das Licht oder ist - schlimmstenfalls - mit einem richtig verfeindet. Was der Popularität keinen Abbruch tut, sondern einen Konkurrenzhansel wie Raab nur aufwertet. Hauptsache  absolut. Freund-Feind. Da darf die Waage balancieren, denn dazu ist sie ja da.

Er machte eine Menge Entdeckungen (Mars in 9): Europas singende Lena, Max Mutzke, die unglaubliche Musikerin Stefanie Heinzmann, Gregor Meyle oder den beliebtesten aller Praktikanten: Besagten schusseligen Widder Elton (rechts innen) im Vergleich mit seinem Spitznamens-Geber Elton John (ebenfalls Widder außen, beide Mittag, weil Elton Johns Geburtszeit auch nur schwach bestätigt ist). 

Der Weltstar soll ja Raabs Elton (in Wahrheit Alexander Duszat) stark ähneln. Oder umgekehrt. Was man allerdings nur mit einem sehr, sehr liebevollen Blick auf beide nachvollziehen kann. Wobei sich die Charts tatsächlich grob gleichen. Elton flog in Raabs Kometenschweif einfach mit nach oben, in einem ebenso großen Hang zum Absurden (Sonne-Uranus unter einer Langweiler-Larve). Und so war es sonst auch oft: Raab, mit dem plutonisch tief bohrenden Blick des Merkur-Neptun sowieso ein Trüffelschwein, fand im Normalen besser als jeder andere das Spezielle. Er drückte ihnen Konzepte auf, sammelte Genies bis getarnte Freaks, die andere nicht mal mit der Lupe erkannten. Denn sein Blick für Talent ist in Zeiten, die es Talentierten schwer machen, zwischen all den belanglosen, aber aufgemotzten, gemischten Kesseln Buntes, die Ausnahme-Erscheinung.

Er selbst wollte es sich leisten, strange zu sein, wenn er Sendungen "SSDSDSSWEMUGABRTLAD" ("Stefan sucht den Superstar, der singen soll, was er möchte, und gerne auch bei RTL auftreten darf") nannte und damit auch noch Gewinner bastelte. Um authentisch zu sein, muss man sich mögen. Daran arbeitet Skorpion-AC, weil er sich sonst hassen würde. Raabs anderes Seite glich all das Bemühen dann so aus, dass es einigermaßen locker wirkte. Selbst wenn er schon mit verkanteten Kiefern die Dummheit der anderen aushielt. Aber das Spiel war es, was ihn hielt - der Löwe-Jupiter. Ihr sollt werden wie die Kinder.

Welt liebt ansonsten auch die Waagen, wenn sie nur genug Biss entfalten, um selbstironisch ihre Defizite aufs Korn zu nehmen. Was selten ist, weil sie es "schön" haben wollen. Das hatte er aber genau dann, wenn es schräg war. Und Raab stellte auch sonst das, was seine strukturierten Anteile im Chart vorsortieren, gern wieder auf den Kopf. Nur selbst musste er es tun, darin ähnelt er den Widdern. Niemand kann sich so famos und intelligent ärgern und wüten wie ein Raab, dessen weitgehend unaspektierter Jungfrau-Mars (wie es die unauspektierten Planeten nun mal tun) durch die Decke bricht und Unsinn anstellt. Deshalb ist er vielleicht auch so enthemmt bewegungssüchtig. Aber die Buchhalterei der Krämerseelen kennt er natürlich auch. Wenn er sich im Wettkampf etwa missbehandelt fühlt. In 9 ist der Motivator trotzdem ein philosophischer Kolonialist.

Immer zu neuen Horizonten unterwegs. Und dafür konnte man diesen Raab eben lieben, selbst wenn man ihn sonst nicht mochte. Er ist so widersprüchlich, dass es kracht. Als Sohn eines Metzgers aus Köln-Sülz hat er es richtig weit gebracht. Gegen alle An- und Übergriffe. Von der "Sendung mit der Maus", für die er Musik schrieb, über Viva, bis in sein kleines Königreich. Wo Löwe-Jupiter als Herr der existenziellen Absicherung in 2 beim Geld der anderen saß und damit spielte und schaltete und waltete. Der Raab total. Wie ein Stier, nur risikofreudiger. Seine "natürlichen Feinde sind nach und nach ausgestorben", schrieb einst die FAZ. Wo er vorsichtig bejahte, ja, er sei tatsächlich von Ehrgeiz zerfressen und auch noch meinte: 

Wahrscheinlich schreibt irgendwann einer über mich: Wird Zeit, dass der Alte endlich mal Platz macht. Ich mach' mir da überhaupt keine Illusionen. Ich fände es ehrlich gesagt ganz gut, in dem Moment, in dem ich mit dem Fernsehen aufhöre, vergessen zu werden. Dann kann ich wieder unerkannt Brötchen kaufen gehen.

Da muss man sich vermutlich keine Sorgen machen. Jetzt, wo er aufhört, passiert das natürlich bei Mars auf seiner Sonne. Mal sehen, was er wieder alles gibt. Aber bei den anstehenden Kardinal-Transiten von Pluto und Uranus ist es für ihn tatsächlich gut, kürzer zu treten. Auch ein Dinosaurier des Andersseins zwischen lauter windschnittigen Leichtgewichten wird sonst irgendwann zum Prototypen. Und müder als früher, während auch andere seiner müde werden können. Wie er ohne Wettkampf zurechtkommt? Wie Raab. Gar nicht. Indem er sich neue Herausforderungen sucht. Andere. Uranus-Pluto-MC. Man wird von ihm hören. Vielleicht ganz was anderes - mit Merkur-Neptun fehlen zum Beispiel noch Gedichte im Lebenslauf. Stefan Maria Rilke - sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, dass er nichts mehr hält. In etwa so. Nur anders. Nur den Tick neuer. Nur Raab. 

Bild-Quelle: Daniel Kruczynski (Stefan Raab) [CC-BY-SA-2.0] via Wikimedia Commons + Pixabay

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Donnerstag, 21. November 2024

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