Maskenmann ohne Masken
Das Dilemma von Schütze und Skorpion
Einmal hieß er nur Martin. Wie viele Jungs, die 1970 geboren wurden. Er wird in nicht ganz so einfachen Verhältnissen groß. Auch da geht es ihm nicht viel anders als anderen. Martin lebt, Martin liebt, Martin macht Fehler, Martin bereut. Irgendwann kümmert er sich um Jungs, die es schlimmer hatten als er. In Heimen. Auf Freizeiten. Vier Jahre hat er sogar ein Pflegekind. Jetzt ist Martin zu lebenslänglich verurteilt worden. Er ist auch nicht mehr Martin. Er ist der Maskenmann.
Martin N. ist Schütze. Für Schützen kann es besonders schwierig sein, wenn sie große Skorpion-Anteile haben. Im Tierkreis baut einer auf dem anderen auf. Skorpion ist also für den Schützen schon von Natur aus das 12. Haus. Verdrängt. Der eine unendlich groß und rein, der andere zusammengezogen, dunkel. Existenz drückt große Vision. Vision verhindert Existenz. Auch bei Martin N. ist das wohl so.
Nie kommen Katastrophen von der Dominanz eines Zeichens. Oft sind es Rückbezüglichkeiten. Brisante Kombinationen. Diese hier, Schütze und Skorpion, wirkt nicht einfach, weil gegensätzlich. Im Schützen wohnen Vorwärtsstreben, der Glaube an den lieben Gott oder andere weiße Heldengestalten. Am liebsten aber an sich selbst, einen der Weltenretter. Hier lebt nichts als die Zukunft. Das Jetzt ist ein Ort, den man flieht, um in ständiger Erwartung zu sein.
Im Skorpion dagegen sitzt neben unglaublich starken transformativen Kräften manchmal auch die Zerstörung. Das, was Menschen wirklich quält und was Schütze an sich ungern wahrnimmt. Es passt nicht ins Gut-Menschen-Bild. Wohin die Reise geht, bei dieser Verquickung, bestimmt aber Mensch selbst. Hier werden auch Zauberer geboren. Martin N., dessen Sonne über Jupiter in Skorpion transportiert wird, hat jedoch die schlimmste Wahl getroffen. Er hat drei Jungen umgebracht und zahllose missbraucht. Und sich dennoch Jupiters fleckenlosen kleinen Mythos am Selbst-Standort erhalten, der Neptuns großen Mythos der Wahrheit doch nie einholt.
Als Martin N. im April 2011 aus einem zutiefst "unauffälligen", normalen Alltag heraus verhaftet wird, steht Saturn exakt auf seinem Uranus. Die Unvereinbarkeit eines Sozialarbeiters und zeitweise wissenschaftlichen Mitarbeiters an der Uni, Martin N., mit dem Maskenmann bricht auf.
Denn er sieht sich, wie ihn die anderen sehen. Intelligent. Fürsorglich. Mit beträchlichem Talent, den Jungen in Heimen oder Beratungsstellen zu helfen, Stärke in sich zu entdecken. Ebenfalls die Gabe des Schützen: Das Harte, Negative, Bedrohliche fällt im Fokus zugunsten des Guten, Schönen und Wahren auch in anderen leicht einfach weg. Wenn nicht, tritt man es eben aus der Welt. Sidekick zum Guten.
Das Dilemma bei solchen Charts: Dahinter drückt das vergessene Skorpionische. Dieser Mann hat zudem Venus-Saturn. Eine schier panische Angst vor Ablehnungserfahrungen. Sie macht die realistische Sicht auf eigene Fehler noch schwerer, weil diese Furcht sich lebensbedrohlich anfühlen kann.
Am Tag seiner Verhaftung wird auch der Hilfskomplex, mit dem Martin N. seine Taten vor sich verdeckte, in die Schere genommen. Mars kollidiert aus Widder mit dem Steinbock-Merkur. Der seinerseits schon ein Quadrat zu Uranus mitbringt. Zickzacklinien auf Millimeterpapier. Das ist sein Bild. Sein Denken. Als sie ihn holen und behaupten, er habe mindestens drei Kinder getötet und unzählige missbraucht, klirrt etwas auf. Indem sie in seinen Alltag einbrechen, zeigen sie ihm sich selbst. Den anderen, den mit der Sturmmaske auf dem Kopf, den schwarzen, archetypischen Mann, der berührt, aus Betten holt, verschleppt, ermordet. Das, was nicht passt zum Retter der Jugendlichen.
Die düstere, extreme Seite Skorpions, wird von Saturn (im Radix gegenüber) in Uranus und Merkur gehämmert. Die Wirklichkeit der Zeit trifft Martin N.s Brüche. Uranus, der seine Störbarkeit, Nervosität, Umtriebigkeit ausmacht, die er nicht mit den Rechenkästchen des Steinbock-Merkurs zusammenbringt. Etwas störte da immer. Jetzt nagelt Saturn das "Etwas" fest. Er hat gemordet. Die Wahrheit Skorpions taucht hinter der Schütze-Glanzfassade auf. Das ist Martin N. unerträglich. Er ist nur einerseits-andererseits gewöhnt. Nie beides zusammen.
Dazu passt die Maske, die er als Täter trägt. Sie verbirgt nicht nur ihn vor der Welt, sondern auch die Welt vor ihm, wie Martin N. sie "gestaltet". Durch Tod. Das ist nicht der Schütze, er ist der andere. Ein Täterintrojekt, das vom Opferkonzept und Retterdenken in den Hintergrund gedrängt wurde. Als am Tag der Verhaftung die alten Muster eines verregelnden, strukturierenden Steinbock-Merkur völlig aus den Fugen geraten, kommen mit Mars-Quadrat die Polizisten. Alles kaputt. Die ganze Welt des Versteckten, der großen Ordnung.
Mond belagert dazu seinen Mond im Quadrat und öffnet die Spannung zur Sonne gegenüber. Martin N. ist kurz vor Vollmond geboren, etwas geht unter, etwas anderes auf. Nur heisst die Tragik eines Radix vor dem vollen Aufgang: Immer auf der Suche. Kurz vor der endgültigen Helligkeit. Immer fehlt etwas. Mond holt die Sonne, das große Bild, nicht ein. Die Mutter fahndet nach dem Vater. So soll auch Martin N.s ewige Angst gewesen sein: Was soll meine Mutter nur denken? Das, nicht Mordlust, sind sich Gutachter einig, war Movens für die Taten: Vertuschung. Tarnung. Die Erhaltung des Glanzes vor anderen und sich selbst.
Gefühls-Gedanken und Empfindungskonzepte
Als Krankenschwester hat seine Mutter Martin allein erzogen, als der Vater sie verließ. So wird wenig Raum gewesen sein, wahrzunehmen, was 1977 mit ihrem Jungen passierte. Die vom Zwillingmond angezeigte Mutter wirkt manchmal spröde, wenn sie auch flexibel und wendig ist. Aber häufig innerlich auf dem Sprung. Als Martin in jenen Jahren die ersten Schulklassen durchstand, setzte sich Pluto auf seinen Uranus-Merkur und Uranus auf Mars-Venus. Bedrohliche Erfahrungen im Umraum. Spüren, wie es ist, mächtig, aber auch ohnmächtig zu sein. Womöglich gab es eigene Missbrauchs-Erlebnisse. Der Skorpionanteil hat auch mit Manipulation zu tun. Kontrolle und Zwang. Oder Kopplung von Sexualität mit Erlebnissen tiefster Demütigung oder stärksten Wollens.
Mit dem Jupiter, die Schützes Grenzenlosigkeit auf dieses Feld zieht, kommt einiges zusammen. Dazu die Irritation, Nervosität eines Geistes, der so eng und gleichzeitig so frei ist, und plötzlich im Kasten eigener und fremder Vorstellungen sitzt. Auf den Druck einwirkt, der Fixierungen erzeugt. Damals muss Martin N. jemand gewesen sein, der Schritt für Schritt Welt erdachte, geistig in den Griff bekam. Sich auch über Denken zu wehren versuchte, wenn er angegriffen wurde. Heute würde man das Szenario, das einem einfällt, Mobbing nennen. Damals hatte man eher Namen für die Opfer, nicht für Täter: Sündenböcke.
Solche Erfahrungen machen aber viele. Solche Aspekte haben andere auch. Wieso werden sie nicht alle Mörder? In Martin N.s Fall gibt es Hinweise: Der wenig geerdete Mond, der durch die Sonne (Vaters Größe als Bild) angegriffen wird, zu wenig emotionale Rückendeckung, sehr konzepthaftes Eigenempfinden. Eher ein Fühl-Denken oder Denk-Gefühl. Das durch heftige Emotionssysteme aus Skorpion überlagert wird. Jedes echte Gefühl wird dagegen schnell flüchtig, die Instinkte überwiegen schlimmstenfalls. Dann stößt Anlage und Konditionierung auf neue Erfahrung. Oft zeigen harte Transite auch die Härte des Erlebnisses oder Erlebens.
Skorpions chronische Qualen
Was immer dem noch sehr kleinen Martin in der frühen Schulzeit geschehen ist, zehn Jahre später steht Pluto an derselben Stelle wie seinerzeit Uranus. Auf der Venus, gegenüber vom Saturn. Das Empfinden, zurückgestoßen zu werden, wird übermächtig. Ein Opfererleben mutiert da manchmal zum Täter, der ab da auch die Weitergabe von Druck trainiert. Mehrere Familien erpresst der Junge über längere Zeit. Erst 17 ist er. Er sagt, er will nur sehen, "wie die erpressten Familien reagieren".
Mit seiner Anlage, Venus, Mars und Jupiter im Skorpion, hat er starke, spontane Reflexe. Aber genauso gut kann er damit ein gütiger Machthaber, hervorragender Psychologe oder philosophischer Sex-Maniac werden. Vermutlich ist in ihm von allem etwas. Jemand, dem der Schmerz des aktiven Geopfertwerdens (Skorpions) immer zu nah unter der Oberfläche liegt. Aber nie nah genug, um bewusst aufzusteigen. Schütze ist so groß, Skorpion fühlt sich so machtlos und gedrängt zum Tun. Vor allem, wenn erst Uranus die Schützesonne agitiert und sie dann Saturn völlig blockiert. So dass alles Jupiterhafte, das glänzende Selbst, wieder entrückt. Irgendetwas hat ihm die Hoffnung genommen. Es hat mit dem Vaterprinzip zu tun.
Und dann das Drama der Wahrnehmung: Neptun auf Merkur lässt endgültig alle Grenzen des Realistischen verschwimmen. Der Druck muss raus. Da, wo Martin N. andere dominieren kann. Das Vorrecht des Skorpions, der sich chonisch gequält fühlte. 1988, als ein kleiner Junge namens Felix N. vom Rad gezerrt und später umgebracht wird, hat Martin, der Erpresser, der bisher nur das ist, Sonne auf Mars und Pluto auf Venus.
Unruhe in Rechenkästchen
Niemand kann ihm später diesen Mord nachweisen. Die Belege eines Doppellebens fangen erst vier Jahre später an. Martin ist groß, Martin ist stark, Martin ist Mathematiker, studiert auch Physik. Er kann das mit Steinbock-Merkur, der in Rechenkästchen reflektiert und mit Uranus, der Querdenken möchte. Als sich durch Norddeutschland plötzlich eine Spur von Missbrauch zieht, von Kindern, die berührt, aber nicht verletzt werden, weil jemand einfach in Häuser oder Ferienlager geht und dort nach Opfern sucht, steht Martin unter Saturn Quadrat Venus und Pluto-Jupiter.
Sonnenherr wird vom Skorpionherrn infiziert. Das Verdrängte bricht also endgültig über den Herrscher der Anlage herein. Schluß mit lustig, mit Vision und Illusion des Schützen. Jupiter-Pluto bezeichnet die Münchner Rhythmenlehre auch als den Staudamm. Und er bricht. Manchmal steckt bei solchen Konstellationen ein Rinnsal dahinter, manchmal ein Meer. Als die mundane Sonne das Quadrat zwischen Merkur und Uranus öffnet, wird ein Junge namens Stefan ermordet. Saturn läuft ins Quadrat zu Venus und sich selbst. Das Ablehnungsgefühl, wieder. Die Nervosität immer immer im Gepäck, das gedachte Rebellieren.
Drei Jahre später, unter einem Saturn-Quadrat zu Sonne, läuft auch der dirigierte AC des Mittagshoroskops auf Martins Merkur. Ein Junge muss sterben, der Dennis heisst. Nicky aus einem holländischen Zeltlager verschwindet 1998. Am Tag, als Krebsmond Merkur-Uranus von Martin N. anschießt und Uranus Skorpion-Venus und erneut Saturn auslöst. Viel später wird er in einen Gerichtssaal rufen, diesen Jungen hätte er nie gekannt.
Für Steinbock-Merkur und Schütze-Sonne ist es irrwitzig wichtig, wenigstens für jene Teile ihrer Wahrheit zu kämpfen, die ihnen als letzte Anker der Anständigkeit vorkommen. Auch wenn die für andere längst ausgelöscht ist. 2001 stirbt noch ein Dennis. Diesmal unter Mond, der Martin N.s Merkur Quadrat Uranus von Widderseite auslöst. Dazu Saturn, der auf seinem Mond steht und Uranus im Quadrat zum Jupiter.
Der kleine Neptun und das Mehr-Mehr
Jonathan Coulom wird schließlich 2004 bei Mars im exakten Quinkunx zu N.s ambivalenter Konstellation ermordet, während Saturn sich aus dem Krebs einer Opposition dazu nähert. Auch ihn will sich der Maskenmann, der in den Zwischenzeiten wie in einem Rausch weiter Kinder missbraucht, nicht erinnern. Schütze verliert bei so vielem den Überblick, mit Skorpion-Jupiter sogar beim Grauen. Nur drei der Morde hat der Sozialarbeiter gestanden. Eine andere "Qualität" des Jupiterprinzips, dessen Gedächtnis gemeinhin als schlecht gilt. Zuviel des Ganzen lässt zu wenig vom Einzelnen übrig. Nur einen, den Maskenmann im Selbstgefühl.
Einer, der Abspaltung lebt und doch mit Erdemerkur so sehr Klarheit will, dass er die Abspaltung, die er provoziert, nicht ertragen kann. Martin N. wurde vom Richter bescheinigt, dass er eine beachtliche Planungsfähigkeit hat. Was beim Steinbock-Denken niemanden wundert. Das Wort Monster, das in Zusammenhang mit ihm immer wieder fällt, kann er vielleicht hören, aber nicht zuordnen. Die Ungeheuer des Schützen sind nicht er, sondern seine Skorpion-Verstecke.
Jenseits des unbewussten Feuers, wo der "kleine Neptun", Jupiter, mit seinem Drang nach Mehr-Mehr solche Sonnen günstigenfalls in größte Visionsmaschinen verwandelt. Und schlimmstenfalls auf den kleinsten Nenner der Suche nach Besonderheit bringt: Geh über jede Grenze. Zur Not auch die des Lebens. Für den Schützen, als letztes Zeichen vor Steinbock, ist der Tod ohnehin noch virtuell, nicht wirklich existent. Alles geht ja ins Weiter.
Martin Maskenmann fällt es schwer, all das zu sehen. Sich. Auf das, was es getan hat. Nicht er. Was fast schockt ist, dass es bei seinen nächtlichen Übergriffen nie Vergewaltigungen gab. Es passte nicht in seine Sexualvorstellungen. Es passt auch nicht in das öffentliche Bild von ihm. Das nicht - aber dann Mord? Ja, um das Bild zu retten. Wegzumachen, was es beschädigt.
Einmal weint er, in der ganzen Zeit vor der Urteilsverkündung. Oft hält er sich wieder Gegenstände vors Gesicht. Nicht gesehen werden - so. Als alles. Als Martin-Nicht-Gut. Aus Selbstmitleid, sagen die Eltern der Opfer, hat er Tränen vergossen. Nur über sich und sein Leben, wie es einige Schützen können, die als Spiegelzeichen des Krebses manchmal wie die Kinder sind. Ohne Arg. Ohne Wissen um potenzielle Brutalität, die anders ist als die des Skorpions, weil sie aus der "Harmlosigkeit" des Bestehens auf das Optimum besteht. Mit späten, heftigen Einbrüchen von Realität, die sich bald wieder verschiebt in die nach vorn strebende, glanzhungrige Selbstsuche.
Dem Schützeprinzip fehlt, ähnlich wie der Waage, die auch schön denkt und brutal handeln kann, die spontane Kenntnis jener Brutalität, die ihr ewiges "Ich will doch nur..." für andere bedeuten kann. Zu stark ist hier oft der Wunsch, perfekt, gut, groß und wahr zu werden, bis die wahre Person an der hochgezogenen Persona zerschellt.
Eine immens traurige astrologische Fußnote ist die Ähnlichkeit, die Martin N.s Geburtshoroskop, auch ohne Kenntnis des Aszendenten, mit dem des Jungenmörders Jürgen Bartsch (oben) hat. Merkur-Venus und AC im Schützen, Sonne-Jupiter und Mars im Skorpion. Ein Merkur in 12, Komfort-Trigon zu Saturn und Mond. Das als Basis eines wunderschönen großen Drachen mit Mond und Neptun an der Spitze. Eine ähnliche Traumwelt, die am Druck der eigenen Instinkte und Konditionierungen zum Zwang scheitert. Die großen Komplexe der Benachteiligung von Skorpion durch Schütze, die häufig an absolut falschen Stellen Rache sucht.
Schwarze Gestalten der Erinnerung
Kein Wunder, dass beide in ihrem Schütze-Anteil große Zärtlichkeit für Kinder empfanden. Kein Wunder, dass beide sich wünschten befreit zu werden, von diesem Drang, den die Pädophilie in ihnen auslöste und der chronisch das Heldenmuster der Sonne bedrohte. Für Jupiter und Pluto scheint oft viel zu viel Schicksal, was für andere eher eine Herausforderung zur Selbstwirksamkeit ist. Das macht sie leicht wieder zum Opfer, das Befreiung wünscht. Der eine, Bartsch, starb am Versuch, seine Lagerung buchstäblich wegschneiden zu lassen. Der andere, Martin N., wird damit weiterleben, während andere die Welt von ihm abschneiden.
Mag sein, dass es hier eine kleine Chance gibt, das "Talent" des ewig Zukunftssüchtigen aus dem Schützen mit der transformativen Kraft des Existenziellen im Skorpion zu verbinden. Zur Einsicht, dass Damals, Jetzt und Irgendwann einander bedingen. Auch wenn es einem selbst in der Identifikation mit dem Guten selten in Bezug auf das eigene Böse gelingt. Bis zuletzt schien Martin N. unbewegt. Kaum erreichbar. Durch Absicherungen des Urteils besteht wenig Möglichkeit, je wieder in Freiheit zu kommen. Pluto bewegt sich langsam auf Merkur zu, diesmal in Konjunktion. Ähnlich wie damals, als er sieben Jahre alt war und alles mit den wild aufkeimenden Bildern anfing. In der Wiederholung kriechen gemeinhin die schwarzen Gestalten der Erinnerung aus Wänden.
Sobald man im Kosmos Skorpion-Schütze weder Schrecken, noch Zukunft spielen kann, nähert sich manchmal doch noch spät ein Verstehen von Verantwortung. Vor allem für die Eltern der getöteten und missbrauchten Jungen, die wenig Einsicht erlebten, wäre das zu wünschen. Auch wenn Saturns Grenzen unwiderruflich sind und niemand Leben je zurückbringt. Vielleicht kann es systemisch wenigstens einen Ansatz von Erlösung geben. Sofern dieser Martin, der ein verirrtes Kind war und ein vollends verwirrter Erwachsener wurde, das Phänomen Maskenmann endlich schluckt, das er selbst geboren hat. Wenn er begreift, wer er war, wer er ist. Und statt fremdem Dasein den Schatten tötet, wie es Skorpions Aufgabe wäre. Viele Skorpione beweisen das.
Alles ist möglich, sagt Schütze. Auch im Käfig des bislang nicht Verstandenen, Getanen, Gewesenen. Des abgespaltenen Monsters. Was wichtig ist: Erklären heisst nicht begreifen. Und selbst begreifen heisst nicht entschuldigen. Astrologische Konstellationen, die aus dem Ruder laufende Situationen oder Lebensverläufe beschreiben, sind nie eine Rechtfertigung. Dahinter zeigen sich oft verpasste Ausfahrten, die andere Menschen anders genommen hätten. Übergriffe fangen mit jeder Art von Abspaltung an. Auch das Monster Maskenmann ist nur die eine Seite. Oder wie der Richter sagte: "Unser Rechtssystem sieht immer auch Hoffnung vor. Sie sind und bleiben ein Mensch, gleich, was Sie getan haben."
(sri - 28.2.2012 - 21.5 h)