Der Mann, der zu Fuss um die Welt lief
Er kommt aus einer Generation von Suchern - mit dem Saturn, Uranus und Neptun im Steinbock. Geboren kurz vor Vollmond und mit einer Sonne im Elfenbeinturm des 12. Hauses, dennoch ein Stier, ein Umsetzer, einer, der begegnet. Mit diesen Anlagen hätte Andrew Siess aus Minnesota auch ein Träumer, ein Musiker, ein Wanderer zwischen Welten werden können. Und irgendwie wurde er das auch. Denn der jüngste Mensch, der je zu Fuß den Globus umrundete (24 Länder in 3 Jahren, 38 000 Kilometer) träumt im Laufen.
Eine der wunderbarsten Ausdrucks-Formen, die man für einen Herrn 1, Merkur (den geflügelten Boten) in Feld 12 vielleicht finden kann. Vielleicht war es aber auch andersherum. Astrologisch ist bei all dem ja ein Rhythmus vorgebenen, durchzieht die Suche nach der eigenen Rolle: Und sein Leben, diese weite, weite Welt hat Siess genauso gezogen, gefunden, getrieben, entdeckt - auch wenn man sich als Astrologe erst einmal fragt: Wo ist in seinem Horoskop denn nun die massive Schütze-Betonung, der Jupiter, das extreme 9. Haus (alles übliche Klassiker für's Reisen und für die überschrittenen Grenzen)? Und dann sieht man es - natürlich! Der Junge hat Herrn 9 Saturn in 9 im Steinbock, den großen Bestimmer, der die Sache auch so schicksalsträchtig und wenig abweisbar macht, dazu die Träume des Neptun von den Gegenden, wo die Drachen wohnen, an der Spitze eben jenes selben Hauses der großen Reisenden und Philosophen. Da sind sie also auch astrologisch, die fremden Weltbilder, die erobert werden wollen.
Das, was Siess (rechts Radix, Geburtszeit von ihm selbst übermittelt) vermutlich über die Tellerränder hinaus treibt, im Für-Möglich-Halten, im Projekt, Plan und Perfektion des Weiter- und Weitergehens. einer Schönheit, die mit Neptuns große, große Sehsucht nach Entgrenzung dazu kommt und über Haus 12 von Sonne und Herrscher 1 automatisch eine Übersetzung im Dasein finde. Dazu ist der Zwillinge-AC an sich ein Beweger, ein wendiger Neugieriger. Vermutlich geht Andrew Siess, der junge Wanderer im Alter noch weiter, wenn es dann überhaupt noch eine Herausforderung gibt, die er nicht schon bewältigt hat. Denn das Saturnische wird mit den Jahren nun mal immer stärker. Ein Herr 9 in 9 managed seine Projekte ohnehin dominant selbst, übersteigt die Hürde fremder Regeln, wenn er auch ein Händchen hat, sie zu respektieren.
Und so ist aus dem Jungen Andrew ein Mann geworden, der noch vor seinem 20. Geburtstag von Zuhause (Nordosten Amerikas) bis zum südlichsten Süden Südamerikas mit dem Rad strampelt und zwei Jahre danach den längsten Fluss des Landes herunterpaddelt und wie Jona aus der Bibel mit einem Wal zusammen stößt, als er über den Atlantik segelt. Die Geschichte der 12. Häusler erzählt sich ja oft im Positiven wie Negativen wie ein schönes oder schlimmes Märchen. Sie ist ort- und zeitlos. Man hat die Wahl, wenn man sich den Überblick erlaubt, und das tut Stier-Sonne mit dem rückwärtigen Merkur sowieso, die beide immer etwas zum Überschauen brauchen. Die große Welt bekannter sgemacht, wo man stets einen Platz für sich sucht, weil man ihn nie richtig findet. Und nicht umsonst ist das Jupiter-Prinzip nicht nur das derer, die energetisch über Horizonte springen. Reisen prägt Weltbilder und Philosophie auch bei jenen, die in gewisser Weise von Natur aus schon Philosophen sind. Auf 24 000 Meilen Fussweg lernt man jedenfalls eine Menge über das bunte Volk, das einen am Rande immer wieder begleitet (Backpacker, die zu Freunden wurden, Radler, Couch-Besitzer, die einen Schlafplatz schenken), aber noch mehr vielleicht über die Länder, die man begeht. Und das schärft dann die eigene Haltung zum Leben neu.
Geh zurück nach Frankreich! Du kannst hier nicht laufen... Dieses Land ist für reiche Leute. Du kannst hier nicht so aussehen wie du aussiehst! Wenn du weitergehst, werden wir dich alle 100 Meter stoppen!' Polizeibeamter in Monaco. Monaco wurde das erste Land, aus dem ich je herausgeworfen wurde, weil ich wanderte und arm aussah." (Andrew Siess, 9. Häusler, Wanderer und Philosoph, FACEBOOK)
Stier-Sonne in 12 kann gerade das - Eigentum loslassen, das ihn sonst bindet. In manchen Fällen leben Menschen ihr Horoskop eben wie astrologische Seismographen: Die Jupiter-Uranus-Neptun-Opposition, mit der Andrew auf der Existenz-Achse geboren wurde beschreibt schon die Grund-Melodie seines Lebens. Ein Wanderer, Musiker (seine Geige hatte er immer dabei) und Entdecker. Nach dem Riesen-Projekt, der Weltumrundung, die Siess 2012 startet (pünktlich, als Saturn, Herrscher 9, im Quadrat zu sich selbst in 9 steht und Pluto auf Uranus, dem kosmischen Wanderer in seinem Natal) und die er 2015 beendet, sind zeitlose Seelen wie er vermutlich nicht viel anders als nachher. Geschafft vielleicht, glücklich sicher. Aber dass alles für Siess mit einer Wette um einen Kasten Bier anfing, ist genauso bezeichnend wie die Coolness, mit der er nun dieses Hobo-Leben als Abenteuer erlebt. Fische-Mars in 11 braucht ohnehin diese Bewegungen zwischen Absurdem und Ersehntem und Erträumten, muss wiedererkennen, was er erspürt, lange vorher. Läuft eigentlich lebenslang jenseits der Zeiten, durch Szenarien des Deja Vu. Folgt dem Inneren, je weiter er außen auch laufen mag. Oder absolut stillstehen, mental oder körperlich. Und staunen, aufnehmen (12. Haus), Dasein, Himmel, Welt einatmen und ausatmen. Neben den Zeiten, wo nur das Gehen für Siess seine Art der Meditation ist.
Er, dessen Stier-Ausdauer, der lange Atem, mit Sicherheit ein Teil des Tickets rund um die Welt ausmachte, lief vor vor drei Jahren in Italien los (links). Anfangs im Schneckentempo, weil ungeübt, langsam gemacht schon durch einen Rucksack. Aber Saturn ist immer ein Laststier, er gewöhnt sich, je mehr Zeit vergeht. Über Kroatien, Montenegro, Albanien, Mazedonien, Bulgarien wandert er bis in die Türkei, nach Georgien und übers Kaspische Meer. Durch Kasachstan und die Mongolei lief er zum Chinesischen Meer, wo ihn eine Fähre nach Südkorea und Japan bringt. Wochen wartet er schließlich auf ein Frachtboot nach Amerika, das ihn nichts kostet.
Dann nimmt ihn endlich eine Rucksackreisende, die er schon aus der Mongolei damals kennt, kostenlos nach Alaska mit. Von da aus geht es 2014 nach Kanada und nach Amerika, wo seine Heimat ihn kurz feiert, und ab Hampton schließlich wieder zurück nach Europa, nach Lissabon. Aber auch dort ist noch lange nicht Schluss, da läuft und läuft und läuft der junge Mann weiter. Über Spanien und Frankreich bis zum Start in Italien. Es ist Dienstag, der 8. Mai 2015, sein 25. Geburtstag, als Andrew Siess in Sorrent seine Challenge abschließt. Erlebt hatte er dabei schon im ersten Jahr durchaus auch wirklich böse Zeiten, in denen er glaubte, es geht keinen Schritt mehr weiter und das Projekt erledigt sich selbst. Wie 2012 in Kroatien:
Ich habe mich unendlich schwach gefühlt . (...) Aber ich bin den ganzen Tag weitergelaufen, hatte immer weniger Energie. Dann habe ich endlich eine Stadt erreicht und bin in einen Supermarkt gegangen, um Essen und Trinken zu kaufen. Ich kam an die Kasse und wusste, dass ich gleich umkippen würde. Das habe ich der Kassiererin auf Englisch gesagt, aber sie hat natürlich kein einziges Wort verstanden. Dann habe ich das Bewusstsein verloren.“ (TRAVELBOOK)
Auch wenn der Skorpion-Mond mit Pluto in 6 sonst von rostigen Nägeln und allein der Power eigener Vorstellungen leben kann, sich extrem bescheidet und selbst wenig Nahrung wunderbar auswertet - hier war alles zuviel: Als er beim Neptun im Quadrat zu seinem AC typischerweise früh sehr krank wurde und nicht nur von den ungewohnten Abläufen neptunisch erschöpft war. Später bastelte er sich dann merkurisch-venusisch praktisch einen winzigen Gepäck-Karren für den 30-Pfund-Rucksack. Überhaupt fing all das mit eher problematischen Transiten an, die vielleicht höchstens Erd-Sonnen mit ihrer Verbissenheit im Realen als Herausforderung betrachten: Auch im Dezember des ersten Jahres, im eiskalten Georgien, hat Andrew Uranus Konjunktion Venus und Jupiter Quadrat Mars, ist dementsprechend körperlich und mental ausgezehrt. Muss Monate pausieren, bis es wärmer wird, um sich nicht zugrunde zu richten.
Aber immer wieder trifft er auch Menschen, die ihm helfen (das ist der Stier mit der Begabung für den Herden-Bezug) und das "Glück" des Jupiter im 2. Haus, wo der materielle Unterstützung bringt. Letztlich hat der Amerikaner nicht mehr als 3500 Euro ausgegeben, ist die wenigen Male, die er mit dem Schiff fuhr und bei dem einen Flug gratis weitergekommen. Wieder der Stier. Auch wenn er insgesamt während der Reise mehrere große Transite hatte, die andere zuhause kaum verkraften. Andrew Siess hat das nur weiter und weiter gezogen, über Konzepte hinaus. In die Welt, um den Traum zur Wahrheit zu machen. 12. Haus-Sonne. Und wenn das Abenteuer ihm dann irgendwann ausgeht, kann er mit seiner 9. Haus-Betonung und Begabung immer noch Geschichten darüber schreiben. Das Charisma der Umsetzung von anderswo nur Geahntem wird ihm ja immer bleiben. Oder, wie eine Amerikanerin ihm nach der Reise auf Facebook gerührt schreibt:
Ich bin so stolz zu wissen, dass der kleine Junge, den ich damals babysittete, jetzt etwas vollendet hat, was viele sich nur erträumen." (Andrew's Great Adventures, FACEBOOK)
Bilder (bearbeitet): Andrew Siess (Facebook) und WEBSEITE
Reportage über Andrew Siess' Weltumrundung bei TRAVELBOOK