Unerhörte Hundeliebe
Vielleicht ist einigen von euch ja aufgefallen, dass es bei Loop! seit ein paar Tagen keine neuen Artikel mehr gab. Das hatte einen sehr kleinen, aber für uns sehr großen Grund. Den Schützerhund. Am 19. Dezember, bei Sonne am GZ und eng auf seinem MC, unter Chiron auf seinem Jupiter/Uranus in 1, ist mit erst 8 Jahren unser zweiter Hund seit Mai 2017 gestorben. Haba, der Tibeter, war von Geburt an anders, schwer gehandicapt, nicht mal 30 Zentimeter hoch, und ein unsäglich tapferer Kämpfer vor dem Herrn. Ein Segen, ein schwieriger, besonderer Zeitgenosse, eine Inspiration, sagte Harald immer, und auf seine Art ein ganz, ganz weises Wesen, das uns viel beigebracht hat über das Ertragen von Einschränkungen. Und über die Astrologie. Womit er, so merkwürdig das klingt, für uns menschlicher als mancher Mensch war. Denn ein Hund kennt ja keine Geschichten, die ein Kopf sich so macht, um sich das Leben zurechtzudenken. Was zu dem Chaos führt, das wir Menschen "schwieriges Leben" nennen.
Mit Haba kam damals die Idee für Loop! zu uns. Vor ein paar Wochen, unter Saturn auf seinem Pluto, begann er plötzlich abzumagern, wurde sehr plötzlich immer schwächer und ist nun nicht mehr hier. So, wie er war jedenfalls nicht. Wir haben ihn bis zum Schluss sehr liebgehabt, ihn begleitet durch diese ganze heftige Zeit bis zu einem "natürlichen" Ende. An dem er vollständig gelähmt, aber zufrieden, einschlief. Was auch nicht ganz stimmt, denn er ist wach gestorben, mit einem klaren Blick in unseren Blick.
Gerade noch da. Dann verschwunden. Natürlich, man hätte sich das alles auch leichter machen können, weil uns "Erlösung" medizinisch an allen Ecken angeboten wurde. Das ist ja ein so schönes Wort. Aber vom Tod kann man niemanden erlösen. Gemeint ist damit manchmal auch eher Erlösung für die erschrockenen Tierhalter - vom Aushalten des Schmerzes wegen des Leids eines anderen Wesens. Und das war so bei uns gar nicht nötig.
Denn unser Haba hatte keine Schmerzen. Er starb "nur" - wie wir alles das irgendwann müssen - und wir sahen zu, wie man das tut, wenn man Tapferkeit gegenüber dem Leben und seinem Ende lernt, indem man nicht wegläuft. Bei Haba lag alles an einer absolut und absehbar schnell tötenden, unheilbaren Krankheit. Für uns war das viel, für ihn noch mehr. Und weil das so ist, hier noch mal die Erinnerung an unseren tibetischen Kämpfer und daran, wie wahr Tier-Horoskope sind. Mit Neuem von Haba und Finchen, auf der Grundlage eines Artikels von 2012, als unsere beiden Hunde noch lebten, mit denen wir hier, auf dem kleinen blauen Planeten, völlig anders leben lernten als vorher:
Mit Fische-AC und Jupiter in 1 ist er ein sensibler Held. Aber auch etwas penibel. Außerdem leider ein Hund. "Leider" nur aus praktischen Erwägungen. Denn wenn er ein Mensch gewesen wäre, hätte man ihm viel von dem erklären können, was einem an ihm manchmal Angst machte. Sein Skorpion-Mars zum Beispiel. Bevor Haba beißt (immer frontal, denn der Mars steht in 7), bekommt er gelbe Augen und sieht aus wie ein Gewitter. Hundetrainer für viel größere, viel bösere Rassen ziehen ihre Rindslederhandschuhe an. Er tobt und rast, respektiert man seinen Unwillen nicht. Aber wirklich nur, falls man ihn stört. So war er schon als Welpe. Fische-Uranus in 1. Ich bin grenzenlos. Wir ahnten nicht, WIE stark sich das auch bei Tieren auswirkt. Erst als der kleine Habi, mit 12 Wochen, versuchte, die Metallstangen seiner Schlafbox erbittert zu zernagen, weil ich ihm seinen Kauknochen weggenommen hatte, ahnte ich das. Es rasselte die ganze Nacht. Diese Hunde sind eher wie Katzen, sagen die Asiaten. Das stimmt. Autonom sind sie. Und mit 8. und 11. Prinzip unschlagbare Lehrer für menschlichen Widerstand gegen Veränderung.
Haba ist ein Phänomen in der Erhebung seines Willens, der einem aber nie überhöht vorkommt. Das hat ja kein Ego. Tiere haben kein Ego. Es ist nur Kraft. Meist liegt er sonst nur da, souverän, völlig ruhig. Er meditiert, würde nie etwa in einem menschlichen Bett zu seines Menschen Füßen schlafen wollen, wandert nachts dafür von Platz zu Platz und ist überhaupt der friedlichste, ruhigste, freundlichste und anspuchsloseste Hund der Welt. Sofern man ihn nicht bestimmen will. Ein Hobo. Mitglied des fahrenden Volks. Überall dabei. Viel Fische eben, Jupiter vorn. Dann dieser unglaubliche Wassermann-Mond in 11. Unabhängig. Völlig unabhängig.
Sieht er einen an, ahnt man (seit er Welpe ist): Kommandos sind hier vergebens. Das haben die asiatischen Rassen so an sich. Und dieser Hund erst recht. Bringt man ihm "Komm!" bei, kommt er und vergisst es nie wieder (Merkur Jungfrau in 6). Meistens bleibt er auch, wenn man sagt "Bleib!". Er findet Gefallen an dem, was er gut kann. Aber sonst ist alles anders. Dieser kleine Hund nähert sich einem immer nur bis auf einen oder zwei Meter Abstand. Damit seine Menschen nicht zu machtvoll werden, die er - abgesehen davon - auf seine ruhige, wirklich große Weise sehr liebt, wenn man das bei Hunden so sagen kann. Auf Augenhöhe.
Wir dagegen kamen uns oft klein über ihm vor. Wie viele Tierärzte ihre gewichtigen Assistentinnen für ausgewiesene Listenhunde als Impfhilfen riefen und uns gesagt haben: "Seien Sie froh, dass der keine Dogge ist!" können wir nicht zählen. Oder: "Dieses Naturell! Hätten Sie ihn nicht behalten, wäre er jetzt tot. So einen Hund will keiner. Schwer behindert und im Wesen wie ein wildes Tier. Er wird immer unberechenbar sein." Es waren viele, die dieser Meinung waren und auf einmal von einem "Alpha" Sprachen, auch wenn sie sonst die sonderbaren, menschlich-hündischen Alpha-Theorien völlig ablehnten. Man erkennt eben einen Scorpio-Mars, wo er einem begegnet.
Haba sah genug von diesen medizinischen Leuten, weil er mit einer schweren Skelett-Krankheit geboren wurde. Er kam von Anfang nicht auf die Füße. Man vermutete erst einen "Schwimmer" in ihm. Aber es ist so: Die Läufe vorn sitzen nicht in den Gelenken, sind extrem krumm und extrem kurz. Später bekam er auch HD, Arthrose, eine Herzvergrößerung, Allergien. Das ganze Paket. Karma, würden vielleicht die Mönche sagen, die auch meinen, einer wie er, mit einer weißen Schwanzspitze bei der Geburt, sei ein ehemaliger Mönch, der einst Tsampa, Gerstenbrei, geklaut hätte, und nun in einer schwierigen Tier-Reinkarnation etwas Anstand lerne. Ich halte selbst das inzwischen nicht mehr für ganz unmöglich. Denn mönchisch schien Haba mir sofort. Bereits, als er 10 Monate alt war, wollte man ihm dann auch noch fachmännisch die schwachen Vorderbeinchen brechen und Stücke daraus wegsägen. Trotz schlechter Wachstums-Prognose für so eine Begradigung. Er ertrug ja sonst alles stoisch. Das auch noch?
Wir haben Nein gesagt, obwohl wir wussten, was alles andere an neuer Belastung bedeuten konnte. Das Nein war auch gut so. Und es wurde belastend, natürlich, für uns. Aber nie für ihn. Jungfrau, anpassungsbereit, flexibel, wenn Umstände das brauchen. Haba hatte große Freude an seinem Hundeleben, so kurz es letztlich dauerte. Er wäre auch mit einem Bein noch gerannt, gehoppelt, gehinkt, so weit es ging. An guten Tagen schob er sich an mit purer Willenskraft, und wenn die Knochen auch knackten. Er liebte Kinder und andere Hunde (denen er nie etwas tat, unter den Seinen war er ungewöhnlich sozial) und ich habe Dobermänner bei Spaziergängen unterwürfig fiepend gegenüber diesem Winzling erlebt. Jupiter in 1 verleiht manchmal eine Anmutung von Riesen. Ein winziger Gigant, wie durch eine Aura. Das erste Haus ist da bestimmend. Ein Scheinzwerg.
Anfangs konnte er sogar noch 20 Minuten am Stück hoppelnd gehen, später fuhren wir ihn mit dem Buggy herum. Haba (das heißt mongolisch: kleiner Hund), der Tibet-Spaniel, dessen 1. Haus-Konstellation in den Fischen mit Jupiter und Uranus am AC bereits auf den exzentrischen Gang hinweist. Fische stehen ja auch für die Füße, Uranus unterbricht die Eleganz. Wenn er geht, ist es oft trotzdem, als würde er rollen oder schwimmen. Bis er nicht mehr kann. Aber er bleibt dabei würdevoll. Würdevoll legt er sich mitten auf die Straße. Würdevoll zeigt er: Nein, Leute, so nicht. Nichts geht mehr, rien ne va plus. Und wir, als seine Diener, bewegten ihn fort, uns mit ihm fort. Weiter und weiter. Respektvoll. Erst in einem roten, dann in einem himmelblauen, dann in einem dunkel azurfarbenen Buggy. Sie stehen jetzt leer im Keller. Manchmal wollte ich mir schon ein Schild basteln: Dieser Hund ist schwerbehindert. Nicht süß. Kein Anfass-Objekt. und auch kein kleiner fauler Luxuspuschel, den ich überkandidelt durch die Gegend schiebe. Aber er lehrte mich Selbstbewusstsein, auch da. Sollten sie denken, was sie wollten. Mich störte das, ihn nicht. Man kann sich kaum vorstellen, wie manche Menschen einen ansehen, wenn sie glauben, einen als zivilisationsgeschädigt erkannt zu haben. Dabei war Haba das Zivilisationsopfer, vermutlich von unachtsamen "Familienzüchtern".
Aber als wir ihn damals fanden, ahnten wir das alles noch nicht. Wir sahen nur diese wackelige Miniatur, die anders als die drei Wurfgeschwister nicht etwa die Besucher freudig wuselnd mit breitem Hundegrinsen begrüßten. Sondern schwankend im Hintergrund stand und irgendwie überdimensional groß wirkte. Faktisch war er so klein wie eine Hand. Dann sagte er auf einmal etwas: "Hust, hust!" (genau genommen). Wie ein Anfall. Danach kippte er einfach um. Erst später, auf meinem, dann auf Haralds Schoß, stemmte er sich hoch und sah uns unverwandt in die Augen. Minutenlang. Wir kamen uns vor wie bei einer Prüfung. Da war der Drops gelutscht. Die Waagschale gesenkt, der Groschen gefallen. Die anderen drei Welpen waren süßer als er, wuseliger, optisch so reizend. Aber DAS war unser Hund. Unser Haba. Es fühlte sich wie Schicksal an, 2010. Man kann es auch nur schlecht beschreiben. Wir wollten eigentlich keinen Welpen mitnehmen, nur schauen. Gesellschaft für den älteren Hund, das Finchen, Doppel-Skorpionin. Bis es fraglos wurde.
Aber die Synastrien zwischen Haba und uns sprachen später Bände. Mit Harald hat er Sonne-Venus gradgenau im Combin und Mond-Mond-Trigon. Mit mir Sonne-Jupiter gradgenau und Sonne-Sonne-Trigon. Außerdem wie ich Sonne in 7, Jupiter in 1, Merkur in 6 und viele andere enge Kreuz- und Querverbindungen auf jeder Ebene astrologisch. Nur mit dem Jungen, meinem Sohn, klappt es nicht so recht - Mars-Jupiter. Und Merkur-Saturn. Auch alles gradgenau. Sie blieben Konkurrenten. Und lieben sich doch. Zufall? Sicher nicht. Es gibt da keinen Zufall, ich bestreite das. Mit diesem Hund kann man Magie in Progress erleben. Die kleinsten vierbeinigen Tibeter sind ja an sich schon eine eigentümliche Rasse, immer schon "Wärmflaschen" und Dharma-Begleiter der Mönche im Himalaya bei ihrer Praxis, sehr ursprünglich. Klug, zurückhaltend, keine Schoßtiere. Willensstark. Auch Haba begeistert sich für Mantras. Es sieht aus, als praktiziere er mit. Man muss das erlebt haben. Er kannte das schon vor uns. Man kann viel in alles hineingeheimnissen, aber bei Fische am AC ist immer noch mehr möglich.
Zornvoll wird er da, wo man ihn verregelt. Als ich ihm zur zweiten Impfung einen winzigen, roten Maulkorb antrainierte hatte, hat er ihn stolz getragen. Würdevoll erwartete er die Spritze, würdevoll versuchte er zu schnappen, als er begriff, die wollen mich wirklich wieder stechen. Würdevoll machte er uns klar, was er danach von seinem Maulkörbchen hielt. Er rastete so aus, dass ihm die Augen zu bluten begannen. Im Ernst. Skorpion-Mars. Warum lässt du uns untergehen? Weil ich es kann! So etwas hatte die nette Tierärztin noch nie erlebt. Pluto Spiegelpunkt MC. Die gelb leuchtenden Augen, der Hund als Donner. Und Sturm. Sie hat danach auch nie mehr versucht, dem Skorpion-Mars mit langen Vorreden zu impfen. Wir bastelten einen Masterplan, wie das ging. Alles wurde immer gleich minutiös vorbereitet, bis der Pieks im Zeitraffer erfolgte, sobald der Hund auf dem Tisch stand. Danach danke - und ab auf den Boden. Und auch er bedankte sich würdevoll für die Rücksicht, indem er das Belohnungsleckerli ablehnte. So nicht mit Haba. Iss dein Goody allein, Verräterin.
Geht das überhaupt - Tier-Astrologie? Aber ja. Man sieht es an unseren Hunden und zahllosen anderen, wenn man sich die Mühe macht, den Geburtszeitpunkt herauszufinden, den Züchter oft genau notieren. Obwohl das alles anfangs absurd wirkt. Jedes Lebewesen hat sein Radix, das - genau wie bei Menschen - auf Transite und Synastrien anspricht. Dies also ist die Geschichte vom wilden, wählerischen Haba, Jungfrau-Sonne mit Jupiter-Uranus-Konjunktion am aufsteigenden Zeichen, der Zeit ihres Lebens das rätselhafte, kleine Finchen verehrte, einen Pinscher und Doppel-Skorpion, ohne dass es ihn je erhörte. Eine persönliche Geschichte, die bebildert, dass Astrologie ohne Placebo-Effekt (Tiere wissen nichts von ihren Konstellationen) immer funktioniert.
Das Finchen war im Vergleich von Anfang an ein Hungergeist. Doppel-Skorpionin, wie gesagt, Sonne, Venus und Merkur in 12, dazu ein eleganter Waage-Mond und -Mars in 11. Nervös, eigensinnig, aber hyper-loyal ab dem ersten Tag. Wenn es um Essen geht, hat es leider eine Armuts-Mentalität, wie viele Skorpione. Nie gesättigt, Leere droht überall - auch metaphorisch. Zur Zeit [das war 2012] ist des Finchens Beruf Krankenschwester. Es lebt mit der teildementen Oma, ebenfalls Skorpionin, in einer WG, weil ihr gemeinsames Geburts-Zeichen Bindungen zum Dogma macht. Oma ist hilfsbedürftig, was sich für Finchen zur neptunisch erspürten Aufgabe auswuchs. Deshalb lief es auch zu ihr über, als wir herzogen, um uns um die alte Mutter zu kümmern.
Manchmal schaut das Hündchen nun verzweifelt, wenn es mit Oma bei uns oben ist. Ich liebe euch auch, aber hier stehe ich und kann nicht anders. Job ist Job. Herrin 6 Venus in 12 - immer im Dienste der Schwachen und Kranken unterwegs. Armes Finchen. Als wir begriffen, unser erster Hund hat uns wirklich verlassen, um Charity-Tätigkeiten des 12. Hauses nachzugehen, nahmen wir Haba zu uns. Den uranisch-neptunischen Wanderer, Herrn Lass-mich-bloß-in-Ruh, außer ich rufe dich. Das tut er eigentlich nie, nur, wenn es gar nicht mehr geht, weil ihm wieder und wieder hinter all dem Willen, der Power, die Beine versagen. Er bellt auch nicht, nie, außer, es wäre einer von uns in Gefahr. Dann erhebt er seine Großhundestimme, die jeden Eindrecher annehmen ließe, hinter der Tür sitze ein brandgefährlicher Kangal oder Amstaff. Dabei ist es nur Haba mit der Stimme seiner tibetischen Vorfahren.
Sofort liebte er allerdings das ältere Finchen (synastrische Venus-Mars-Konjunktion im Skorpion). Auch wenn die Angebetete ihn höchstens abschnappt, wenn er ihr zu nah rückt. Sein Mond aktiviert Finchens Neptun. Zutiefst verwirrt es sie, dass dieser junge Typ immer nur Nähe will. Ohne dass man ihn auffordert. Haba ist traurig, meditiert wieder lange. Denn Finchens Neptun entgrenzt umgekehrt seine Mond-Bedürfnisse. Nie habe ich so etwas Eindrückliches und Direktes erlebt, wie solche Tier-Konstellationen. Finchens Saturn im Quadrat zu Habas Sonne, beispielsweise, und wie eine Barriere auf seinem IC: Schnapp, der Riegel vorm Gefühlshaushalt. Kein Psycho-Kram. Klare Verhältnisse. Astrologisch lässt sich daran lernen.
Wie er aufsteht, sich hochquält, jedes Jahr mehr, wenn das schnelle, nervöse Finchen den Raum mit Luftmars im Lufthaus betritt, wie er die Ellbogen wie Flügelchen ausgestellt, ohne jede Stabilität (Saturn in 7, an die Welt draußen delegiert, alles Einschränkung). Wie er will. Und will. Und nicht kann. Dann hüpft seine Angebetete mit ihrem Mars Spitze 11 in Waage elegant auf's Sofa. Wohin er nicht gelangt, weil er niemals hüpfen wird, nur hoppeln. Und Haba sitzt wieder da, unbeweglich und betet an. Und betet an. Und fixiert. Und schweigt. Und harrt aus, wie ein Berg im Himalaya.
Nur sie darf das. Bestimmen. Das Finchen. Sonst bricht er ja gewohnheitsmäßig mit der Wassermann-Betonung stets allein die Grenzen, die er weit braucht. Aber anderswo gern überschreitet, im Sinne einer Lektion. Das begreifen Leute nie, weshalb sie ständig nach ihm langen. Dieser kleine Hund sieht so wuschelig und reizend aus. Aber was für ein Charakter. Kein Streicheln, bitte. Keine Gemütlichkeit. Höchstens Abläufe. So gelassen Jungfrau-Sonne sein kann, wenn die Logistik (Fressen, Schlafen) stimmt, Fische-Jungfrau-Hund mit Scorpio-Anteilen ist ein Macht-Faktor. Mit Vorliebe wacht Haba von Treppen aus, um als Mahner und Warner (Jungfrau!) die Gefahr auszumachen und dann durch ein tiefes, einziges Wuff! festzustellen. Wie seine tibetischen Ur-Vorfahren auf den Klostermauern. Während das unruhige Finchen sich von jeher die Seele aus dem Leib kläffte, sobald irgendwo ein Stuhl umkippte. Es kläfft einfach schrill. Und kläfft und kläfft. Neptun und Uranus in 3, mit Funktions-Nebel und schrillen Ausdrucksrevolten. Es blieb auch nie allein irgendwo, während Haba über Stunden schweigend in Isolation meditiert. Nichts ist ihm zu einsam. Und groß die Freude, wenn wir wiederkamen (leises Schwanzwedeln und manchmal ein Hundkuss).
Wenn ihm etwas gefällt, dann grunzt er. Minutenlang kann er ein Lecker umkreisen (während das Finchen das zehnte längst verschlungen hat), begrunzen, anwedeln, neugierig belecken, vorschmecken, wieder bestaunen, wieder begrunzen. Immer gepflegt (Jungfrau). Nie habe ich einen Hund gehört, der in der Lage gewesen wäre, eine so eigene Sprache mit so vielen unterschiedlichen Tönen zu sprechen. Merkur Herr 3 in 6 Jungfrau (stark) mit Trigon zu Pluto. Grollen, Schnarchen bei vollem Bewusstsein, Schnurren. Affe-Katze-Hund heißt seine Rasse auch bei den Tibetern. Und nein, es ist nicht ein problematisch verzüchtetes Gaumensegel. Es ist einfach Haba.
Finchens Mars springt wie ein Gummiball oder ein Känguruh, dauerhaft aktiv = Mars-Mond in 11. Haba wird zum Standbild, das einen einfach anschaut, wenn etwas seine Aufmerksamkeit weckt. Meditiert, was jetzt zu tun ist. Grunzt, wenn er entscheidet, das anrollende Ereignis ist schön. Betrachtet. Wartet. Sehen und Vorübergehen. Die Übungspraxis. Herr 1 in 12, Neptun im eigenen Haus. Droht etwas, geht er nach vorn. Grollt. Wenn das Ereignis nicht zurückweicht, beißt er eben. Nur dann. Ist das Ereignis dagegen klug, wird das Standbild wieder zum Standbild. Wir lernen Geduld an ihm. Und Achtsamkeit. Und Sorge. Schon eigenartig, wie deutlich ihre Anlagen an den Hunden sichtbar sind.
Und so lieben wir sie beide und sie sich und kommen doch nicht zueinander: Haba, wie ein hinkender, philosophischer Womanizer, mit der Venus-Mars-Konjunktion im Skorpion in 7, der ohne Wimpernzucken selbst doppelt so hohe Schäferhund-Ladies überzeugt und deren große Brüder schweigend maßregelt, bis sie abziehen. Unterschätze nie einen Pluto in 10! Denn diese Kombination besitzt neptunischen Feinsinn für das eigene Charisma. Ein jupiterhaftes Ego und mit Stier im 2. Haus absolut hinreichenden Selbstwert. Und dann das Finchen, das Jedermannsliebchen, ein Fräulein, dauergierig, Hunger-Dakini, erlöst erst im Elfenbeinturm des 12. Hauses, wenn Ruhe über allem ist - eingedreht im Tiefschlaf, loyal zu Frauchens Füßen. Mit Pluto vorn so auf Feind-Abwehr gepolt, dass es nie Menschen, aber vorüberfahrende Autos anfällt. Wenn man es lässt. Weil sie doch so bedrohlich wirken. Beim Gassi-Gehen hoppelt Haba - und danach Haba mit seinem Buggy - seiner ersten Liebe treu (und zu Tode erschöpft) hinterher.
Während die Dame, hochbeinig, ihrer Gefolgschaft einfach wegläuft (besser: seinem Saturn, der ihren Mars festnageln will). Doppel-Skorpione wie sie hassen Clubs, die sie als Mitglieder wollen. Aber Erd-Sonnen sind nicht abschüttelbar. Im Combin haben die zwei Sonne-Venus-Mars-Konjunktion. Sie darf alles. Er ist ihr ewiger Diener. Sie bleibt das einzige Wesen, das er alles tun und sein lässt. Wahre Hundeliebe eben. Ihr seid gute Hunde, sage ich. Beide starren mich erwartungsvoll an. Haba in tiefe Meditation versunken, sein Blick geht durch mich hindurch. Das Finchen in tiefe Sehnsucht verstrickt, es möge noch viel, viel mehr zu essen geben. Sie verstehen kein Wort und von Astrologie schon mal gar nicht. Aber ich weiß genau, sie wissen, dass ein großartiges Kompliment gefallen ist.
Finchen springt auf, tanzt, wälzt sich demütig in meinen Arm, bohrt sich über jede Privatdistanz ins Angebot von Liebe hinein. Haba erhebt sich in Zeitlupe, humpelt stolz heran, fällt zu meinen Füßen um. Winkt mir, dem Hofstaat mit seiner flauschigen, dicken, losen, schwachen Fische-Tatze. Ganz Autorität, ganz distanziert, ganz zufrieden. Der König weist eine der selten bis nie erlaubten Streichelungen an. Schnell, bevor er das Ereignis wieder durch Knurren oder Schnappen beendet. Genug. Es zählt ein Zittern der Haare. Fische-Sprache ist sehr fein. Seine Gesten sprechen. Sie bedeuten: Ich bin hier. Du bist da. Wir beiden haben die Sonne im Du-Haus. Wir sind nah, näher kann man nicht sein als in der Begegnung, so entfernt sie auch sein mag. Du hast Krebs-Mars, ich Skorpion-Mars. Also gestalten wir die Sache, wie es dem Stärkeren passt. Mir. Anders. Hier ist die Grenze. Jedes Wesen hat ein Horoskop. Jedes ist stimmig nach seiner Anlage.
Das Finchen starb mit fast 14 Jahren am 31. Mai 2017 an einem zu großen Herzen in der Tierarztpraxis. Es hatte damals Chiron Quadrat Saturn, Pluto Quadrat Mond und Sonne Quadrat Saturn, alles eng und anstrengend, als sein Leben zuende ging. Es hat sich ein Jahr vorher - verbissen wie ein Doppel-Skorpion - herumgequält, nur Wille und Vorstellung. Essen! Gassi! Und sein Tod war wirklich eine Erlösung, weil es sonst innerhalb von 24 Stunden unter großem Leiden erstickt wäre. Das war ihm nicht zuzumuten. Ich habe trotzdem unsägliche Schuldgefühle gehabt danach, dazu Ja gesagt zu haben.
Habas letzte Reise war fließend wie ein Traum, auch wenn sie plötzlich begann. Der Lymphdrüsenkrebs kam so unvermittelt, dass keiner damit gerechnet hatte. Exakt einen Tag davor und zur selben Stunde der Diagnose erschien ein unglaublich klarer, wunderschöner doppelter Regenbogen über unserer Stadt. Was bei den Tibetern in Habas Heimat ein wichtiges Zeichen ist. Der kleine Hund erhob sich noch zwei Wochen über das sofortige Todesurteil, das sie in der Klinik aussprachen. Wir nahmen ihn wieder mit. Das war gar keine Frage. Er wollte ja weiter. Ja, er selbst wollte dann wirklich erst ganz, ganz spät nicht mehr. Wenige Stunden vorm letzten Atemzug. Wie er eben war. So lange blieb er und war einfach er. Würdevoll. Für uns war klar, wir bleiben bei ihm. Skorpion-Mars widerspricht man nicht. Lieber nicht. Der Würde und dem Leben zuliebe.
Unser Haba meditierte sich dann wirklich in den Tod, nach Haus, zu sich, in die Fische. Bei uns, mit uns. Das muss man aushalten. Er war weich, während wir uns das Weinen schon zwei Wochen verbissen hatten. Weshalb uns danach alle Muskeln so schmerzten, bis wir uns fragten, ob wir nicht doch Steine geschleppt hätten. Dabei hatten wir ihn, inzwischen ein Federgewicht, nur herumgetragen, weil er am Schluss nicht mal den Kopf noch selbst heben konnte. Würdevoll gestattete er uns das. Die Blicke sprachen Bände. Ganz nah. Ich bin hier. Ihr seid da.
Das tat weh. Aber danach noch mehr. Tod ist ja nicht zu erweichen. Wie Haba immer noch versuchte zu wedeln, eine Stunde davor. Auch der mit Haba erwachsen gewordene Junge, der zuletzt immer "Chef, komm her, dein Bruder hat ein Lecker!" rief, um dem kleinen Hund noch irgendetwas Gutes zu tun, war furchtbar traurig. Haba konnte gar nicht mehr fressen. Er grunzte leise und erfreut, erstmals, zu so einer Gelegenheit, wenn sein Konkurrent auftauchte, ganz leicht, weil ganz viel aus Schwäche nicht mehr ging. Es war zu sehen, wie er es meinte. Liebe. Was sonst. Er grunzte ja nur, wenn etwas schön war. Alles wurde danach dann sehr, sehr leer. Als wäre mit ihm gleich alle Seele aus der Welt gegangen, unserer Welt. Mit Habas Tod kam ein tagelanger Regen, der bis jetzt nicht richtig aufgehört hat. Auch in uns. Denn Hunde wie er sind eigentlich gar keine Hunde, sondern lebendige, riesige Herzen, die Menschen daran erinnern, was das Gute und Wahre ist, das bleibt. Was Wesen unterscheidet und was sie verbindet. Man kann es wirklich nicht erklären. Und muss das wohl auch nicht. Sie liegen beide im Garten, den sie geliebt haben. Macht's gut, kleines Finchen und großer Haba. Ihr wart gute Hunde, ihr seid und bleibt die besten Hunde der Welt. Das wollte ich noch mal ganz laut und vor allen Leuten sagen. Wenn ihr wiederkommt, erkennen wir uns, das verspreche ich.
Noch etwas über das Leben mit Haba: