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Astro-Labor

Schatten-Radix: Ewig und unbewusst

Radix des unbewussten Selbst:

Eine meiner frühesten Erinnerungen ist, wie ich mein buntes Kinderköfferchen packe und ausziehen will. Mutig, absolut unabhängig, drei Jahre alt. Aber ich bin Stier, was bedeutet: etwas wie ein menschlicher Sekundenkleber, hängt an allem, was Stoff heisst. Gut, da wäre natürlich noch Uranus als IC-Herr im exakten Quadrat zum Aszendenten. Eine Dominanz, die ich dauernd übersehe. Eben dieses "Vergessen" war der erste Hinweis auf meine Schatten. Ein Schuh wurde für mich erst viel später daraus, als ich ein besonderes Horoskop für mich entdeckte. Das Schatten-Radix. Lange, nachdem ich CG Jungs Theorien über die seelische Arbeit mit den verdrängten Anteilen gelesen hatte. Jenes Modell, das tief in die Qualen der Projektion hineinführt, der wir alle immer wieder unfreiwillig auf den Leim gehen. Du sollst das sein, was ich eigentlich bin? Deine schlechten (aber auch guten) Eigenschaften eigentlich meine? Bitte nicht.

Als ich mit den Projektions-Faktoren in Geburts-Horoskopen zu experimentieren begann, kam dieser kleine Stör-Ton auf. Spiegeln? Kann man machen. Aber ist es nicht verführerisch beliebig, Projektion dann bald jedem vorzuwerfen, der irgendetwas im Begegnungs-Quadranten oder deren Zeichen hat? Wo hört das auf? Am Ende weiß keiner mehr, was wirklich ist und was nur Spiegel im Spiegel. Wo bleibt hier der Kompaß?

Für mich fand ich das Schatten-Radix dann nach einem Schock. Anlässlich eines "großen Bruchs", den irgendwann jemand aus meiner Familie radikal vollzog. Wie gesagt, ich bin Stier-Sonne, wenn auch in 7 beheimatet und mit allen Wassern luftiger Theorem-Bildung gewaschen: Uranus' Ablösungen sind und bleiben dennoch unsäglich für mich. Wie viele Stiere fürchte ich Trennungen wie der Teufel das Weihwasser und erlebe sie doch,Tag um Tag. Sicherheit da, Sicherheit weg, Grenze gezogen, Grenze eingerannt, Geld verdient, Geld verloren, Wert geschaffen, Wert aufgelöst. Als mir damals auffiel, wie viele Stiere in ihrem Leben diese harten Brüche erlebten, vielfach endgültiger als andere, und immer hungriger nach Autonomie und Abstand wurden, klickte etwas ein.

Ich schaute mir zum Vergleich die Wassermänner an. Das Spiegel-Zeichen, über den Frühlings-Punkt. Jene Uranier mit ihrer unendlichen Abstraktions-Fähigkeit, die mich faszinierten, weil sie Distanzen und Trennungen offenbar schon per Muttermilch aufsogen. Und deren größtes Talent die Luft-Perspektive ist. Jene entfernte Kühle, die mir jedes Mal regelrecht die Haare zu Berge stehen ließ, während meine langatmige Tendenz, an Zu- und Umständen zu haften und zu scheitern, die pfeilschnellen (immer entfernten) Wassermann-Beonten in meiner Nähe (Nähe?) in die Flucht schlug. Was mir auffiel: Sie redeten genauso häufig über ihre Familien, Geld oder Selbstwert wie ich, nur aus einem anderen Blickwinkel. Während ich - umgekehrt - ständig Nähe-Distanz-Konflikte, Mutationen und das Abstrakte im Munde führte. Nur in beinharter Ablehnung. Gemeinsamer Boden? Warum?

Nach einer kurzen Liebe zu einem Fünffach-Wassermann wurde mir klar: Wir spiegeln. Er brauchte den Erd-Standort, ich den Vogelflug - und das war keine individuelle Besonderheit, sondern lag an der Vervollständigung durch das Spiegel-Zeichen. So fing meine Entdeckungs-Reise im Schattenreich an, nach dessen Polen jeder von uns lebenslang genauso hungert, wie er unbewusste Gegenwehr pflegt. Aber wir benötigen sie nun mal, diese Spiegel, um die besonderen Gaben der eigenen Anlage auszuleben: Im Wassermann liegt die Ferne, die Stier dann festnagelt. Im Stier die Stabilität, von der Wassermann sich erst so befreit. Eins ohne das andere geht nicht. Als mir dieses Muster aufging, eröffnete sich auch der ganze Kosmos des Schatten-Horoskops. Es hat meine Sicht verändert, weil es zeigt, wie und wo die Integration dessen, was wir gemeinhin nur an anderen wahrnehmen, uns unsere eignen, starken, unbewussten Anteile zurückschenkt. 

Unser übliches Radix ist ja genau genommen ein Widder-Chart. Denn bei dem beginnt der Zodiak. Es zeigt das aktive Erleben, das im "Rücken" die unsichtbare Grenze zu den Fischen hat, die uns vom Unbewussten, Abgedrängten oder Ungelebten, unserem Schatten, trennt. Das Spiegelpunkt-Radix dagegen weist auf eben diese "blinden" Gaben hin, die wir auf die Welt mitbrachten, die uns aber meist abstoßen. Oft sind sie allerings in frühen Jahren deutlich sichtbar. Deshalb drücken sich Kinder auch in gespiegelten Charts manchmal mehr aus als im Grund-Horoskop. Es gibt so früh noch keine Aufspaltung in Bewusst und Unbewusst. Später dann bleiben Anlage und Ausübung des Schatten-Horoskops für die Außenwelt weiter erkennbar. Nur wir selbst bemerken die "Doppel-Köpfigkeit" selten. Die Aussage des Gegen-Charts ist häufig allerdings genauso deutlich und wahr, wie die des üblichen Horoskops. Menschen müssen im Laufe ihres Lebens ihre ins Unbewusste verschobenen Eigenschaften bewusst "kauen und schlucken" = integrieren, um erst danach die bislang unausgeglichenen Seiten des Radix' mit nunmehr balancierten Optionen in Fluß zu bringen. Oder, wie CG Jung sagt: Der Schatten ist das, was du auch noch bist, aber auf keinen Fall sein willst. Wir sehen das gut im anderen. 

Wie bei Stier und Wassermann. Früher mein absolutes Anti-Beute-Schema. Aber seine Qualitäten wurden mir mit der Zeit immer sympathischer. Weil ich sie selbst hatte, ohne es zu wissen. Wo Stier sich langsam mit der Notwendigkeit des Abstandes zu Menschen und Dingen anfreundet, weil ihm die verbissen stoffliche Tour ohne Ende Ärger bringt und immer mehr Entfernungen und Dematerialisierungen sich auftun, erlebt Wassermann Ostern, wenn er einen Hauch von gefährdender Materie-Denkens mitsamt der bindenden Stabilität plötzlich als positiv entdeckt und ihn als zu sich selbst gehörig empfindet. Das geschieht spät, aber es muss passieren. Und so  begannen wir uns zu ähneln. Wassermann, der grundsätzlich erst in der Mitte seiner Begabung zur Freiheit ankommt, wenn er häufig genug die weiße Fahne Richtung Stofflichkeit des Stiers geschwenkt hat. Stier, der seine Stabilität umgekehrt lediglich erreicht, falls er bereits ist, das ständige Sich-Entfernen der Dinge als Bedürfnis, das ihm eigentlich angeboren ist, zu sich zurückzunehmen. Es ist wie ein geheimer Austausch.

Überall, wo das Leben mit Ecken und Kanten übersteht, findet es ja seine Kompensation. In etwa wie ein Naturgesetz. Aus Ruhe wird Bewegung und umgekehrt, ob wir das nun wollen oder nicht. Normalerweise haben wir schon im Radix einen Ausgleich mitbekommen. All das sieht man - andeutungsweise und halb verborgen wie meine scharfe, stets von mir als ungeliebt weggetretene Uranus-Dominanz - auch im Geburts-Horoskop. Ein hyperstarker 1. Quadrant wird beispielsweise irgendwo wiederum schwächende Kompensations-Aspekte (zum Beispiel durch viel 3. Quadranten) bzw. Mars-, Venus- oder Merkur-Blockaden erleiden. Deren Ausdruck übernimmt als Rollenspieler schon die Welt, damit Mensch zurück ins Gleichgewicht findet. Wenn also Leute oder Lebens-Lagen sich schlafwandlerisch sicher immer wieder durch unsere inneren Vorgärten bewegen und uneingeladen Themen anschleppen, an denen wir "unschuldig" sind, können wir sicher sein, dass wir sie unbewusst hereingebeten haben. Sie spiegeln unsere Konstellationen, mit denen wir nur mühsam in Identifikation treten wollen. Die wir verlieren, vergessen, wegdenken. Diese Einbrecher und metaphorischen Diebe, die im Außen dann Problemfelder auf den Tisch bringen, zeigen uns, wie wir sein könnten. Was wir in Wahrheit halten und haben. Sie tragen damit alles, was zwar in uns dominant angelegt ist, aber mit dem wir uns nicht identifizieren mögen. Oft gab es nämlich in den Familien früh schon einen anderen Part, der diesen Teil so ausdrückte, ihn als seinen präsentierte, dass für uns kein Ausdruck mehr blieb. Wir verlernten uns. 

Bei mir sah das so aus: Über die Jahre entstand ein fast schon grotesker Auflauf von Männern mit Luft-Charakter in meinem Leben, die das weite Themenfeld des "Raums" gepachtet hatten. Mein Vater 11. Haus-Sonne mit Wassermann-Mond, beide Großväter Wassermänner. Als der zukünftige Vater meines Sohnes mein Leben betrat, präsentierte er mir wieder die schon bekannte, umfassend-lässige Distanz einer 11. Haus-Sonne, die anderen gehörte. Bei der meine Klebe-Anlagen auch keinerlei Durchsetzung von Freiräumen brauchte. Ich bekam sie geschenkt. Unser Sohn übernahm den Stab mit engem Sonne-Uranus-Quadrat, weshalb er sich auch nicht beengen ließ, was mir jahrelange Grübeleien und frei flottierende Erziehung schenkte, die vor die Wand knallte. Der Letzte in der Reihe: Mein langjähriger Lebensgefährte mit seiner 3. Haus-Sonne inklusive Luft-AC und -Mond, sowie Jupiter-Uranus-Konjunktion. Ich selbst habe Null Luft im Chart. Eine magere Ausbeute, intellektuell und was das Talent zur Rebellion angeht. Wieso revoltierte ich dann ständig gegen diese Luft-Personen? Meine  geistigen Fixierungen kompensierte ich, sicher, mit reichlich Luft-Feuer-Betonung auf Häuser-Ebene. Aber keine Luft als Element bleibt keine Luft. Nur für Menschen, die mich nicht wirklich kennen, wirke ich ziemlich rege, fühle mich aber selbst nur frei, wenn ich komplett abgelöst und allein bin und sich kein Rollenspieler im Außen anbietet, der mir ein Bedürfnis nach Luftraum abnimmt. Das ich nie spüren muss, weil ich ihn sowieso habe.

Mit den Jahren begannen sich aber die Beschwerden zu häufen - ich sei unruhig, nervös, abrupt, sprunghaft, fände kein Ende, bräche an unpassenden Stellen Austausch ab, um an Wänden längs zu reden. 3.Prinzip-Qualitäten, mit Uranus im Gepäck - und das bei Saturn Herr 3 in 2 im eigenen Zeichen. Es war merkwürdig. Man warf mir das vor, was ich bei mir, in stillen Stunden, ununterbrochen meinem Umfeld vorwarf. Entfernung, Distanz, Nicht-Zuhören. Astrologisch machte ich es an jener kleinen, vernachlässigten Uranus-Zuständigkeit fest, die ich wohl immer unterschätzte. Ich fühlte mich eben einfach nicht so, egal, ob Reden und Denken mein Lieblingshobby ist, ich seit der Pubertät hoch autark bin, früh auszog und immer äußersten Wert darauf lege, absolut unabhängig für mich aufzukommen und unbedingt meine Entscheidungsfreiheit zu wahren. Mit anderen meiner Züge war ich stärker auf Du und Du. War ich etwa sprunghaft? Nun ja. Nein. Wenn es nach mir ging. Seltsam nur, dass sich mein Setting dennoch überaus uranisch gestaltete. Fliegende Wechsel in Beziehungen, Freundschaften, nach denen ich, der Familienmensch, mich immer wieder allein auf weiter Flur wiederfand. Man nabelte mich ab. Irgendeiner musste den Job ja übernehmen, wenn Wasser-Erde wieder mal pappte und erst auf den allerletzten Drücker unglaublich radikal Trennungen vollzog. Das  verstand selbst ich nicht. Etwas knallte immer wieder durch.

Erst nach Jahren bemerkte ich, dass ich regelmäßig dann immens flüchtig wurde, sobald mir jemand nah kam. Stattdessen ständig Situationen herstellte, in denen mir Menschen mein geliebtes Alleinsein "schenkten", was ich dann ausufernd durchleiden konnte. Mit einem Stier in meiner Nähe hätte ich es nie ausgehalten. Der Schatten spukte stark. Aber ich begriff einfach nicht, dass ICH die Distanz brauchte. Mein Spiegel-Radix spiegelte all diese ungeliebten, eigenen Talente zum Uranischen auf den ersten Blick. Hier war ich plötzlich die Person, die ich absolut nicht leiden konnte. Eine 3.-Haus-Sonne im Wassermann, Wassermann-Merkur exakt am Wassermann-IC, Herrscherin 11 Venus mitten auf dem GZ, das starke, uranische Qualitäten aufweist.

Ich brauche im Radix keine Luft, weil ich sie längst habe und nur nicht an mir wahrnehmen will. Sucht man sich flüchtige Luft-Kandidaten, ist einerseits prima leiden. Und andererseits sich entspannt zurücklehnen im absolut selbstbestimmten Autonomie-Raum. Den man nicht mal erkämpfen muss. Jammern auf höchstem Niveau. Als ich Schatten-Chart und Radix übereinander legte, folgte ein Aha-Erlebnis nach dem anderen: Das war mein Leben. Distanz, die passiv erduldet wird, obwohl ich sie so sehr brauchte. Nähe, nach der ich ständig angeln konnte, ohne dass sie mich bedrohte. Stier-Wassermann. Und das war nur ein kleiner Teil der Schatten-Themen. Inzwischen habe ich das Gegen-Chart vielfach zu anderen Geburts-Horoskopen ausprobiert und benutze es dauerhaft bei der astrologischen Arbeit. Natürlich ist in jedem Radix bereits das Schatten-Thema sichtbar. Aber das Spiegel-Horoskop bindet die Vermutungen darüber zu, da ausgerechnet dieser Schatten oft selbst beratenden Astrologen entwischt. Denn das ist seine Natur.

Das Experiment, die eigene Schatten-Person mit all ihren Hauptrollen, in einem Chart zu finden, hat ja viele Facetten. Also tasten wir blind, quer durch die Zeichen, in deren Spiegeln quasi unsere Themen auf der Straße liegen: Wassermänner mögen das Klebrige des Stierischen nicht, das sie auch noch sind. Sie müssen aber das Stierische ständig innen und außen erleben, um sich davon befreien zu können. Skorpione lehnen das Demonstrative der launigen Löwen ab, die umgekehrt das Skorpion-Gift und seinen Negativismus niemals als Anteil sehen können, der ihre eigene, große Begabung zur Manipulation spiegelt. Schützen lehnen als forschende Exoten im Krebs das weinerlich Heimatliche ab, weil sie unbegrenzt positiv identifiziert sind. Wobei Krebs die energetischen Hummeln im Schütze-Popo zur Weißglut treiben kann, die nur sein emotionales Ausufern spiegeln. Für Jungfrau ist Waage sich wohl zu fein, um auch mal Mädchen für's Grobe zu spielen, wo die ästhetische Waage Jungfrau noch für eine kriechende Sklavin hält und ihren eigenen, heimlichen und sehr ausgeprägten Opportunismus niemals konfliktfrei konfrontieren mag. Während Jungfrau überaus häufig insgeheim ihre waagehafte Schönheit und Problem-Angst herunterspielt, um bescheiden Dienst an der Menschheit zu tun. Sehr junge Widder ähneln erwachsenen Fischen, die immer und überall den Anfang, die marsische Initiation benötigen, um nicht in ewigen Transzendierungen zu ertrinken. Widder nimmt die Auflösung des Fischehaften als Unterboden-Schutz, damit er aus dem All-Eins in die Zielgerichtetheit überlaufen kann.

Das eine im anderen existent. Abgelehnt, obwohl die Spiegelzeichen so viel mit dem anderen gemein haben. Ich behaupte, dass Stier ebenso unabhängig ist wie Wassermann, der umgekehrt eben so viel Sicherheit benötigt, um eine Suchmaske für sein Rebellentum zu haben. So definiert auch das Schatten-Radix äußerst fein die verborgenen, dominanten, aber unbedingt in den Lebensverlauf zu integrierenden Eigenschaften des Einzelnen. Es reagiert sogar sehr deutlich auf Transite und oft zeigen sich in der Synastrie dazu fast schon lächerlich deutliche Bezüge zum Radix des Gegenübers, der ja des Menschen Lieblings-Rollenspieler für seinen Kampf mit den eigenen Projektionen bleibt: Und von daher - wenn es funktioniert - theoretisch starke Bindungen zum Schatten-Horoskop aufweisen muss.

Viele Astrologen haben sich über die Jahrhunderte mit Spiegelpunkten beschäftigt. Besonders erwähnt seien hier die klassische HERLEITUNG von Deborah Houlding sowie die hervorragenden Arbeiten von Firmicus Maternus, FRANK GLAHN und - moderner - KLAUS WESSEL, (AUSZUG beim Astrodienst) der auch stark auf die Schatten-Phänomene abhebt und dessen Einsichten mir von daher weitestgehend nah liegen. Allerdings spiegelt er - anders als ich - über die Achse Null Krebs, die Antiszie. Was übrigens "Gegen-Schatten" heisst, weshalb ich mich zunächst dem Schatten selbst, der Gegen-Antiszie, gewidmet habe. Damit komme ich zu eindrucksvollen Ergebnissen. Hier führt nämlich der Widderpunkt vom ersten, vitalen, physischen Quadranten direkt in den unbewussten, überpersonalen, letzten Quadranten über die Fische. Der Waage-Punkt der Spiegel-Achse steht dazu im Projektions-Zeichen per se. Aber jede Herangehensweise hat hier ihre eigene Logistik und Stimmigkeit. Für alle, die den Umgang mit den Schatten-Themen vertiefen wollen, ist übrigens auch Wolfgang Döbereiners Rückseiten-Deutung aus der Münchner Rhythmenlehre sehr nützlich (ARTIKEL BLOG STERNENLICHTER), die immense Anregungen und sehr logische Anhaltspunkte bietet. In der Klassik geht der Schatten-Gedanke auf die Pythagoräer zurück, die annahmen, dass es für jede Kraft eine Gegenkraft gebe, die Bewegungen ausgleicht. Auf diese Idee stützt sich auch das Schatten-Radix, das zur Ganzheit leitet. 

Um den Unterschied beider Spiegel-Achsen einmal in Bildern auszudrücken: Kippt man den Kreis über Widder/Waage hat das für mich einen Aussage-Effekt wie der Schatten, den die Sonne wirft, wenn sie schräg-frontal auf uns scheint. Dann sitzt unsere dunkle Kontur komplett hinter uns und ist für das Selbst gar nicht mehr sichtbar. Der Schatten verfolgt uns quasi. Krebs-Steinbock dagegen, der tatsächliche Gegen-Schatten, wird vom Licht dann produziert, wenn sie hinter unserem Rücken steht und läuft uns voran. Man kann ihn also selbst genau gegenüber gut sehen und bringt ihn auch irgendwie mit sich in Zusammenhang, allerdings als vergrößertes oder verkleinertes Zerrbild. Ich-dyston also versus ich-synton, wie man das in der Psychologie auch nennt. Entweder scheinbar abgekoppelt vom Indiviuum (Widder-Waage) oder eben noch mit ihm verbunden (Krebs-Steinbock). Jedes für sich effektiv.

Gebrauchs-Anweisung:

Das Schatten-Chart, wie ich es mit viel Freude und Erkenntnis benutze, funktioniert so: Spiegele alle Faktoren, die du sonst auch benutzt, über Null Grad Widder. Nachdem man sie in sein leeres, übliches Radix-Achsen-Kreuz eingetragen hat, ergibt das ein sehr aussagekräftiges Bild der eigenen Anti-Persönlichkeit. Den Schatten, das, was wir sehr stark sind, und was wir darum unbedingt integrieren sollten. Wobei das keinerlei Arbeit kosten muss, da das Leben es ansonsten auch umsonst und draußen für uns erledigt. Als Stier-Skorpion mit Wassermann-Löwe-Schatten finde ich es allerdings weitaus einfacher, mich lieber gleich bewusst den bislang verborgenen Charakteristika zu widmen und sie ab sofort per Entscheidung zu entfalten. Die Ergebnisse bemerkt man häufig schon sehr bald an einer spürbaren Erleichterung, auch wenn die Gewohnheit einen immer wieder zum Radix-Verhalten treibt. Diese neue Gewohnheits-Bildung per Beschluss entlastet erfahrungsgemäß ebenfalls die lieben Liebenden rundherum, die sonst den entsorgten Part, mit dem wir uns nicht identifizieren wollen, ungefragt zu schultern beginnen.

Die gespiegelten Achsen aus dem Radix benutze ich niemals als neues Kreuz, da die Radix-Achsen sozusagen den irdischen Container unseres individuellen Einstiegs in den Zodiak festlegen. Sehr wohl aber nehme ich diese neuen Achsen dann jedoch mit Schatten-Sonne und -Mond als Haupt-Anzeiger für die inhaltliche Rückseite der Geburts-Anlagen. Wichtig ist auch, in welchem Haus AC und MC jeweils im Geburts-Horoskop zu liegen kommen. Dieses Feld ist häufig stark betont, hier tauchen die äußeren Spiegel-Rollenspieler mit Vorliebe auf und diese Häuser und Zeichen sind deshalb auch oft mit am anfälligsten für Projektionen. Konflikte erleichtern sich manchmal merklich, sobald Menschen hier ihre Spiegel-Anlagen zu integrieren und bewusst auszudrücken beginnen. Mein Skorpion-Aszendent beispielsweise, gespiegelt nach Löwe und ins 9. Haus des Radix, kann einfach nicht spüren, wie sonnen-demonstrativ, egomanisch und jovial aufdringlich in allen Erweiterungs-Bereichen (9) nach außen oft seine Macht-Demonstrationen wirken. Dort freiwillig eine positive Wahl zu treffen, sich den angezeigten Bereichen zu widmen und schlicht einfach etwas bescheidener, aber sichtbar, zu leuchten, nimmt dann viel Zündstoff aus der Radix-Lagerung des betreffenden Hauses. 

Das Löwe-MC dagegen, das sich in den Skorpion nach 12 auf meinen Neptun spiegelt, lässt mir - solange ich unbewusst damit umgehe - meine Ziele stets zu "Missionen" mit verwirrender Dringlichkeit, Machtproblemen, Chaos und Schuldzuweisungen mutieren. Ein Effekt, den ich über Jahrzehnte kannte, für dessen Ursache (selbstgemacht) ich aber völlig blind war. Wenn ich meinem ohnehin starken 12. Haus nun aber (als Schatten-Verursacher) mehr positive Achtsamkeit schenke und beginne, die MC-Angelegenheiten zu transzendieren, ist jedes Mal eine wirkliche Erleichterung spürbar. Spät begriffen, aber immerhin.

Interpretiert wird das Schatten-Horoskop auf übliche Weise wie ein Radix. Dann müssen die beiden Bilder zusammengebracht werden. Hilfreich ist hier das Assoziieren - nicht vergessen, es ist ein neptunisches Chart. Und technisch die Synastrie mit dem Radix, die noch einmal deutliche Fingerzeige auf die wunden Punkte gibt. Als Landkarte aller eigenen, sehr wichtigen Anlagen, die wir vom ersten Tag an haben und wegschieben, möchte ich nicht mehr auf dieses Radix verzichten. Zumal es - nach Befragungen und eigener Erfahrung mit fremden Schatten-Charts - ohnehin für die "Gegenseite", also alle anderen, immer spürbar und Teil des Außenbildes ist. In ihm finden sich jedenfalls wie in einem Kristall die bislang blinden Facetten, die das Selbst ganz machen. Wie das Yin, das im Sinne des Ausgleichs Yang wird und dessen Existenz dadurch keineswegs schmälert, sondern nur bereichert.

Um den Kreis zu schließen: Sonne in 3 im Wassermann mit Wassermann-Merkur am IC im Schatten-Radix (und übrigens exakt an derselben Stelle im heliozentrischen Chart) weiß heute sehr gut, wieso sie als Dreijährige schon das Köfferchen packte und eigensinnig wie Hänschen-Klein in die weite Welt hinein wandern wollte. Oder weshalb andere Astrologen mir oft mindestens einen hyperaktiven Merkur in den Zwillingen andichteten. Etwas, was dem Stier in mir lange ein Buch mit mehr als sieben Siegeln war.

PS - Teil 2 des Themas Schatten-Chart mit praktischen, mundanen Beispielen aus dem Bereich der Prominenz und Events demnächst in diesem Theater.

Bilder (bearbeitet): Fascinating Universe, ÁWá, CopyrightFreePhotos HQ101.com, 4028mdk09 via Wikimedia Commons

 

Freitag, 29. März 2024

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