Fussballzauber und Zeithorizonte
„Ein Spiel dauert 90 Minuten…“
Sepp Herberger
„...und jede Minute hat eine andere Farbe.“
Meta
Prognosen und andere Verdächtige
Wenn man als Astrologe Prognosen macht, erwartet der Rest der Welt meistens kleine Wunder. Nämlich klare Aussagen, was genau wo passieren wird. Wenn das möglich wäre, würde das aber zweierlei bedeuten. Zum einen müsste Zukunft in ihrer Erscheinungsform zu 100% festgelegt sein. Verschiedene Wahrscheinlichkeiten oder, im quantenphysikalischem Sinne, gar Parallel-Ereignisse bzw. –Universen dürfte es dann nicht geben. Auch müsste es keine Rolle spielen, ob zB heute Abend eine Mannschaft hervorragend spielt und die andere schlecht, auf jeden Fall gewinnt die, denen die „Sterne gut gesonnen sind“. Steht quasi schon vor Anpfiff fest.
Zum anderen müsste der Astrologe auch tatsächlich eine „Wundertüte“ sein, die „in die Zukunft blicken kann“.
Um es kurz machen, beides halte ich für ausgemachten Unsinn. Ersteres entspricht in keinster Weise meinen Erfahrungen, das zweite habe ich noch nie erlebt und gäbe es so jemand, wüssten wir es alle. Er oder sie hätte mindestens eine Million Follower bei Facebook, wäre permanent in den Medien präsent und vermutlich eines der reichsten Wesen auf diesem Planeten.
Womit wir hier arbeiten, hat also damit nichts zu tun. Wenn man so möchte, ist es im weitesten Sinne eine Landkarte von astrologisch-relevanten Wahrscheinlichkeiten. Zeit und Zeitpunkte spielen dabei eine große Rolle, Leben und eben auch Fußballspiele werden als dynamisches Ganzes betrachtet, inklusive aller Beteiligten. Deshalb bewerten wir nicht nur das Anfangschart eines Spiels, sondern gehen den gesamten Verlauf quasi in Echtzeit durch.
Tore, Tore, Tore...
In der jahrelangen Forschung und Beschäftigung damit haben sich ein paar erstaunliche Phänomene gezeigt. Bei 430 Toren, die bei der WM 2006, der EM 2008, der WM 2010 und in den bisherigen Vorrunden-Spielen bei dieser Europameisterschaft erzielt wurden, fielen knapp 400 zu Zeitpunkten, an denen astronomisch-mathematische Auffälligkeiten entstanden. Fast immer waren die vier Hauptachsen eines Charts, AC (Schnittpunkt Osthorizont), DC (Schnittpunkt Westhorizont), MC (höchstmöglicher Stand-Süden), IC (tiefst möglicher Stand) beteiligt. Entweder wechselten sie bildlich gesprochen gerade von einem Zodiakabschnitt in den nächsten, oder einer der Planeten (Sonne bis Pluto) stand in einem Abstand von höchstens 2,5° von diesen Achsen entfernt.
Aber auch wenn keine direkten Treffer fielen, hatte eine Mannschaft zumindest das, was man eine 100%ige Chance nennt (Stürmer steht zwei Meter alleine vor dem leeren Tor, schießt aber trotzdem daneben…), Spieler wurden ausgewechselt, gelbe oder rote Karten verteilt etc. Letztendlich vieles, was den Ablauf eines Fußballspiels relevant beeinflusst, fällt in diese Zeitfenster.
Das zweite, höchsterstaunliche Phänomen ergab sich, wenn man die Radixplaneten der Verantwortlichen und Beteiligten bildlich über das Ereignischart legte und quasi in Echtzeit mitlaufen ließ. Vor allem bei den Trainern zeigte sich dasselbe Phänomen. Bei wichtigen Spielereignissen stehen fast immer entsprechende Radix-Planeten an den gleichen Zodiakgraden wie die aktuellen Zeitachsen (AC, MC etc.). Aber auch Spieler, die auf die eine oder andere Weise in diese „Ereigniscluster“ und Zeitfenster eingebunden sind, spielen plötzlich eine große Rolle.
Man kann also vorab, das ganze Spiel wie einen Film ablaufen lassen, um zu sehen, wer wann in die aktuelle Zeitqualität eingebunden ist. Wie sich das dann konkret gestaltet, ist nochmal eine ganz andere Sache. Denn hier musste ich leider feststellen, dass viele Bewertungsgrundlagen der klassischen Astrologie so nicht anwendbar waren. Zum Beispiel zeigte sich, dass gewisse Quadrat- und Oppositionsspannungen eher förderlich als hinderlich für die Betroffenen waren. Während bei Spielen, in denen eine Mannschaft nur harmonische sprich trigonale Aspekte hatte, die andere, scheinbar schlechter gestellte Mannschaft, einen Kantersieg einfuhr.
Heute ist klar, dass konkrete Aussagen über die Form der Ereignisse einen riesigen Aufwand an Vorarbeit benötigen, um auch nur halbwegs zu verlässlichen Aussagen zu kommen. Vergleicht man das aber mit der Analysearbeit anderer Institute, die zB Jogi Löw vor einem Spiel mit 500-seitigen Dossiers beliefern, muss das nicht weiter wundern. Weder haben einzelne Astrologen dazu die Mittel, noch die Zeit.
Was aber bleibt ist das Phänomen der Zeitsynchronisation bzw. Phasenresonanz. Wie kann es sein, dass sich diese Muster immer wiederholen? Wenn es nicht doch einen faktischen Zusammenhang zwischen den aktuellen kosmischen Signifikatoren (Planeten, Zeichen, Achsen und Häuser) und dem tatsächlichen Geschehen gibt. Alles nur Zufall - und das seit nunmehr acht Jahren der intensiven Beobachtung?
Vom richtigen Zeitpunkt
Lässt man nun einmal alle esoterischen und skeptischen Konzepte außen vor, dann erscheint einem ein solcher Zusammenhang durchaus sinnvoll. Denn für alle Aktivtäten, die sich innerhalb des Raums und durch die Form gestalten lassen, braucht es natürlich einen entsprechenden „günstigen oder richtigen“ Zeitpunkt.
Gemüse im Winter anzupflanzen macht (zumindest in der natürlichen Umgebung) keinen Sinn, sprich bringt keine Ergebnisse. Genauso wenig wie wir tagsüber schlafen und nachts arbeiten gehen (im Normalfall). Verfeinert man dieses Prinzip des „richtigen Zeitpunkts“ landet man früher oder später auch bei einfachsten Ereignissen, die demselben Schema untergeordnet sind.
Natürlich kann man trotzdem Kartoffeln im Winter anbauen, wenn man denn schlau genug ist, dies in einem Gewächshaus zu tun. Darin liegt die persönliche Freiheit, insofern stellt dieses Zeitkonzept kein zwingendes Schicksal dar. Sondern zeigt lediglich die größten Wahrscheinlichkeiten innerhalb normaler Parameter auf.
Auf ein Fußballspiel bezogen heißt das: zu bestimmten Zeitpunkten verdichten sich die ereignisrelevanten Signifikatoren zu einem Netz an Wechselwirkungen, die dann ein entsprechendes Ereignis möglicher machen, als zu anderen Zeitpunkten. Wenn man so will, ist das bis zu diesem Punkt erst mal eine Rechenaufgabe, die statt x und y Faktoren, eben Symbole wie Stier, Krebs, Sonne und Venus benutzt. Also im Prinzip genauso leicht erlernbar wie Rechnen und Schreiben.
Die wahre Kunst beginnt dort, wo man aus den einzelnen Faktoren dieser Zeitpunkte ein Gesamtbild ableitet. Wer wird dann heute Abend gegen 21:16h den Nutzen davon haben? Findet sich ein Spieler, der „astroenergetisch“ in dieses Zeitkonzept passt, ist er überhaupt aufgestellt und wenn ja, unter welchen persönlichen Einflüssen (Transite etc.) steht er im Moment. Wie geht es zum selben Zeitpunkt dem gegnerischen Torwart? Ist er abgelenkt (zB Mond-Neptun Überlauf), übermotiviert (Mars-Transite) oder harmonisch gelassen eingestimmt (Saturn-Venus Verbindungen)?
Das zusammen mit den anderen Faktoren ergibt am Ende ein Bild von Wahrscheinlichkeiten, unter denen man dann die Naheliegendste auswählt. Was nun nicht mehr vom „kosmischen Hintergrund“ abhängt, sondern von den analytischen Fähigkeiten des Prognostikers. Und hier liegt dann auch in diesem Modell die größte Fehlerquelle. Es ist eben eine Kunst, die ein gewisses Talent verlangt und dazu noch jahrzehntelange Praxis. Dann mögen am Ende auch Aussagen stehen, die selbst gestandene Skeptiker verblüffen müssten, wenn sie denn verstanden haben, vor welchem Hintergrund diese Aussagen entstanden sind. Hier zeigt sich dann der Unterschied zwischen astrologischem Denken und metaphysischem Orakeln. Ersteres kann von jedem denkfähigem Wesen erlernt werden, letzteres ist ein Phänomen, das nur bestimmten wenigen Menschen zu Eigen ist (auch wenn es sehr viel mehr für sich in Anspruch nehmen).
Wieso erst jetzt?
Nun könnte man fragen, wenn es doch scheinbar möglich ist, Zeitphänomene minutengenau über astrologische Methodik zu beschreiben, warum dies in der alten klassischen Astrologie so nie angewandt wurde?
Sehr einfach – es fehlten schlichtweg die Mittel dazu. Um noch vor ein paar hundert Jahren ein einfaches Geburtsbild zu erstellen, musste man neben dem astrologischen Wissen für die Auswertung desselben, zu allererst ein hervorragender Astronom und Mathematiker sein. Keine Computer, kein Internet, keine Programme. Alles aufwendige Handarbeit mit wenigen Möglichkeiten, eventuelle Fehlerquellen ausfindig zu machen.
Kluge Astrologen haben sich dementsprechend auf das konzentriert, was ihnen als Möglichkeit zur Verfügung stand. Das ist auch einer der Gründe, warum die Methodik des Transitvergleichs in der klassischen Astrologie kaum angewandt wurde. Einfach viel zu aufwendig in der Erstellung und zudem noch fehlerbehaftet in der Berechnung.
Zum anderen – um dann noch die Zeitdynamik auch nur eines einzigen Fußballspieles astrologisch einzufangen, hätte man erst mal an diesen Ort reisen müssen, vorab all die komplizierten Berechnungen erstellt, um dann gerade mal ein einziges Spiel samt Beobachtungen zu haben. Dann wieder am nächsten Wochenende zum nächsten Spiel reisen, dasselbe von vorne. In einem Jahr wären dann gerade mal 40 Erfahrungswerte entstanden. Mal abgesehen davon, dass Fußball wie wir es heute kennen, noch nicht gespielt wurde. Ich habe seit 2003 ca. 8000 Spiele ausgewertet, (natürlich nur lückenhaft mangels Soft- und Hardware), aber allein dazu hätte ein Astrologe im 16. Jahrhundert ca. 200 Jahre alt werden müssen. Von dem damit verbundenen Aufwand mal ganz abgesehen.
Wir betreten hier also Neuland, einzig und allein deshalb weil es erst heute möglich ist, diese Beobachtungen in dieser Form zu machen. Deswegen sind alte Vorbehalte gegenüber dem Modell Astrologie ziemlich fehl am Platz, vor allem wenn sie von Menschen vorgetragen werden, die sich offensichtlich nie mit der Tiefe des astrologischen Modells beschäftigt haben. Sondern stur alte Vorurteile wiederholen, die im Mittelalter vielleicht noch irgendwie angemessen waren, heute aber nur noch aufzeigen, dass man sich nie wirklich damit befasst hat.
Wer sich unvoreingenommen ein Fußballspiel unter diesen Voraussetzungen anschaut, wird mit Sicherheit ähnliche Aha-Erlebnisse haben, wie diejenigen, die das bereits tun. Was dem Spaß und der Freude daran nichts nimmt, um auch das einmal klar zu sagen. Denn wie schon mehrfach erwähnt, auch für den Prognostiker bleibt es immer überraschend. In jedem System gibt es sogenannte Bifurkationen, chaotische Umbrüche, die bisherige Muster durchbrechen und neue entstehen lassen.
Dann geht das Ringen um Verständnis wieder von vorne los, bis sich schliesslich wieder neue Muster zeigen, die trotz allem innerhalb des alten Systems wirksam sind. Und wie so oft, manchmal sind es auch einzelne Akteure, die gerade einen energetischen „Höhenflug“ erleben (Radixplaneten am AC würde das der Analytiker nennen), und so ganze Spiele im Alleingang entscheiden und auf den Kopf stellen. All das ist möglich, auch mit dem Wissen um dynamische Zeit- und Ereigniscluster.
Alltagstaugliche Astrologie
Wer keine Lust hat, dies anhand von Fußball oder anderen Sportarten zu überprüfen, darf das gerne mit sich selbst ausprobieren. Man nehme das lokale Chart, lasse es dynamisch mit der aktuellen Zeit mitlaufen und beobachte, wann Stimmungen, Emotionen, Gedanken und konkrete Ereignisse im eigenen Erleben präsent werden. Die Beobachtungen am besten als eine Art Tagebuch festhalten und nach relativ kurzer Zeit verfügt man über ein sehr konkretes und beeindruckendes Wissen darüber, wie man innerhalb von Zeit und Raum „tickt“.
Und wenn dann das nächste Mal der eigene Radix-Mars am aktuellen Ereignishorizont (AC) steht, wird man vielleicht entsprechend vorsichtiger agieren, oder dem ersten Zornesimpuls nicht sofort folgen. Sondern stattdessen neue Projekte starten, im Kleinen wie im Großen.
Astrologie als lebendiges und dynamisches Lebensrad, das uns nur wie eine Landkarte aufzeigt, wann für uns persönlich der „richtige“ Moment für entsprechendes Handeln ist. Kein Schicksalszwang, sondern aktive Lebenshilfe. Und vielleicht werden wir in naher Zukunft wieder Uhren haben, die nicht nur eindimensionale Messgeräte für die Quantität von Zeit sind, sondern uns einfach und verständlich auch die lebendige Qualität von Raum- und Eigen-Zeit aufzeigen.